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Naturheilkunde
Lesezeit: 10 Minuten

Autoimmunerkrankungen – Liegt die Ursache im Stoffwechsel?

Bei Autoimmunerkrankungen handelt es sich um ein chronisch entzündliches Geschehen. Dabei steht das Immunsystem im Mittelpunkt der Betrachtung. Im intakten Zustand schützt es den Menschen vor Viren, Bakterien, Parasiten oder sonstigen Fremdstoffen. Im Fall einer Autoimmunerkrankung greift das Immunsystem jedoch körpereigenes Gewebe an. Es ist nicht mehr in der Lage, zwischen „fremd“ und „selbst“ zu unterscheiden, die Toleranz gegenüber körpereigenen Gewebestrukturen geht verloren.

Krankheit oder Symptom?

Symptome einer Erkrankung entstehen dann, wenn der Mensch nicht mehr in der Lage ist, seine körperlichen und seelisch-geistigen Entgleisungen zu kompensieren. Für jede Erkrankung, auch für Autoimmunerkrankungen, gibt es ein Zusammenspiel von Ereignissen, die vom Limbischen System nicht mehr ausgeglichen werden können. Unter dem Gesichtspunkt, dass der Geist den Körper steuert, ist die Psyche und somit die Psychoregulation ein wichtiger Aspekt, der bei allen Erkrankungen eine Rolle spielt. Auf körperlicher Ebene ist an folgende Ursachen zu denken:

Ernährung
Es wird zu viel, zu oft, zu schnell, zu hochkalorisch gegessen. Hinzu kommen Nahrungsmittel, die der individuelle Stoffwechsel nicht verarbeiten kann.

Dauerstress
Überforderung der Nebennieren, die bei Dauerbelastung nicht mehr angemessen auf äußere Reize reagieren können, und die Überforderung der Darmbarriere, die zu einem „löchrigen Darm“ (Leaky Gut) führen kann.

Bewegungsmangel
führt zu einem verminderten Abbau überschüssiger Energiereserven, was den Aufbaustoffwechsel schwächt und niedriggradige Entzündungen begünstigt.

Toxische Faktoren,
z.B. psychische Belastungen, unglückliche Beziehungen, Traumen, Verletzungen, Medikamente und Schwermetallbelastungen können die Regulation des Stoffwechsels schadhaft beeinflussen.

Auswirkungen auf den Stoffwechsel

Alle beschriebenen Ursachen haben – je nach Dauer und Intensität – eine Auswirkung auf das Stoffwechselgeschehen. In der Folge kommt es zu Entgleisungen. Diese zeigen sich durch:

  • Anstieg des Insulinspiegels im Blut mit Reduzierung des Wachstumshormons
  • Darmbarriere-Störungen, Leaky Gut
  • chronisch niedriggradige Entzündungen
  • funktionelle Störungen von Organen, Drüsen, Hormonen, Enzymen etc.

Die Störungen im Stoffwechsel sind die Ausgangsbasis für Symptome bzw. Erkrankungen (Abb. 1). Hierzu zählen auch alle Autoimmunerkrankungen.

Ganzheitliche Diagnostik

Für den Einblick in das körperliche und das seelisch-geistige Geschehen nutze ich als Basis neben einer gezielten und strukturierten Anamnese eine umfangreiche Vital- und Stoffwechselanalyse. Diese besteht aus 70 Laborwerten. Bei Bedarf kommt ein Hormonstatus, bestehend aus 9 Hormonparametern des Geschlechtshormonsystems, hinzu. Im Einzelfall benötige ich symptom- oder krankheitsbezogene Spezialparameter, um den aktuellen Zustand des Geschehens zu verdeutlichen oder eine Ausgangsbasis für den Verlauf einer Erkrankung zu haben. Die Laborergebnisse betrachte ich nach klinischen (Schulmedizin), naturheilkundlichen und ganzheitlichen Gesichtspunkten.

Um die Zusammenhänge und Wechselwirkungen im vernetzten System „Mensch“ besser verstehen und als Ganzes erfassen zu können, nutze ich das Denkmodell des vierpoligen Würfels von Max Lüscher als kategoriales Ordnungssystem. Sämtliche Einflüsse innerhalb und außerhalb des Organismus und deren Wechselwirkungen untereinander, v.a. ihr Bezug zur steuernden Psyche, lassen sich in diesen Ordnungssystem leicht nachvollziehen. Ein wichtiger Bestandteil des Würfels ist der Zellstoffwechsel nach Prof. Dr. Jürgen Schole und Dr. Wolfgang Lutz. Sie haben herausgefunden, dass dieser nur dann funktioniert, wenn in der Körperzelle ein ausgewogenes Verhältnis anaboler und kataboler Aktivitäten vorhanden ist. Die beiden anabol wirkenden Hormone Somatropin (HGH, Wachstumshormon) und anabole Peptide (Reservehormone für Reparatur und Entzündungen) müssen in der Körperzelle mit den katabol wirkenden Hormonen Cortisol (Nebenniere) und Thyroxin (Schilddrüse) in einer Kohärenz stehen.

Wichtige Parameter der Laboruntersuchung

Die in Abb. 1 dargestellten Störungen im Stoffwechsel müssen alle abgeklärt werden, egal, um welche Erkrankung oder Symptomatik es sich handelt. Bei allen Autoimmunprozessen können, falls erforderlich, noch Autoantikörper und einige Immunfaktoren untersucht werden. In den meisten Fällen ist dies nicht notwendig, da es nicht um die Erkrankung, sondern um den ablaufenden Prozess geht.

Kohlenhydrat-Stoffwechselstörungen

Die Beeinträchtigung des Zellstoffwechsels durch zu viele Kohlenhydrate beginnt immer mit der Insulinresistenz der Körperzellen (Abb. 2, Stufen des Diabetes mellitus). Diese erkennen wir an erhöhten Triglyceriden und vermindertem HDL-Cholesterin. Wenn Cortisol durch die Glukoneogenese den Glukosehaushalt ausgleicht oder Dauerstress eine Rolle spielt, steigt auch der Harnsäurespiegel. In dieser Phase ist der HbA1c noch im Optimum (im grünen Bereich der Grafik). Steigt er in das obere Drittel der Norm, besteht eine diabetische Stoffwechsellage mit möglicherweise damit verbundenen Symptomen, z.B. Bluthochdruck. Überschreitet der Langzeitzuckerwert den Normbereich, liegt ein manifester Diabetes mellitus vor. Erfahrungsgemäß versucht die Leber, das anabol wirkende Organ, die katabole Stoffwechselentgleisung zu kompensieren. Dies ist zu erkennen am Anstieg der Cholinesterase.

Bei einem manifesten Diabetes mellitus sollten noch das C-Peptid, Chrom und Leptin untersucht werden.

Darmbarriere-Störungen können sowohl im Blut als auch im Stuhl untersucht werden (Abb. 3). Im Blutserum weisen verminderte Leukozyten auf postprandiale Entzündungen hin, die vermehrt Leukozyten verbrauchen. Erhöhtes Zonulin ist ein Zeichen für Leaky Gut. Der alkalische Darm, ebenfalls eine Störung in der Darmbarriere, entpuppt sich über ein reduziertes Vitamin B12 und/oder erhöhten Harnstoff. Der im Darm entstehende Ammoniak ist hochalkalisch und einer der wesentlichen Auslöser für Dickdarmkrebs. Die Leber baut Ammoniak in Harnstoff um. Ausgeschieden wird er über die Nieren.

Laborparameter für funktionelle Störungen

Für die Aktivität der Organe gibt es einige wichtige Laborwerte:

Leber/Galle GGT, GOT, GPT, CHE, GLDH, alkalische Phosphatase

Nieren Kreatinin bzw. Cystatin C

Pankreas Amylase, Lipase

Herz CK-NAC, CK-MB, HBDH, optional BNP

Zellebene Mikronähstoffprofil im Vollblut und Biochemie im Serum; im Vergleich beider Ergebnisse ist zu erkennen, was in Matrix und Zelle geschieht – Vitamin B12, Folsäure, optional Vitamin D, Vitamin B6

Schilddrüse TSH, fT3, fT4, Zink, Selen, optional Antikörper TPO, TRAK, TP, Jodsättigungstest, optional Geschlechtshormone im Serum – LH, FSH, Pregnenolon, Östrogene, Progesteron, freies Testosteron, Prolaktin, SHBG, DHEA-S

Entgiftungskapazität Glutathion, Selen

Einordnung in das kategoriale Ordnungssystem

Die Auswirkungen der Laborwerte betrachte ich im vierpoligen kategorialen Ordnungssystem. Der erste Schritt ist, dass ich die Erkrankung ins System einordne. Dabei steht der Krankheitsname nicht im Vordergrund, sondern die jeweils individuelle Ausprägung, Ursache, Verlauf und Charakter des Geschehens. Aufgrund der Regulation des Zellstoffwechsels handelt es sich nach Prof. Dr. Jürgen Schole bei fast allen Autoimmunprozessen um chronische Entzündungen und somit um eine anabole Entgleisung aufgrund einer katabolen Schwäche. Sie wirkt direktiv, progressiv im Organismus. Im kategorialen Ordnungssystem nach Prof. Dr. Max Lüscher und der medizinischen Adaption von Dr. Bodo Köhler entspricht diese Definition dem grünen Feld im Ordnungssystem (Abb. 4). Eine Ausnahme ist die Schilddrüsenüberfunktion. Sie gehört vom Charakter her ins Rot (katabol/ direktiv).

Sich gegenseitig bedingende Wechselwirkungen

Entsprechend der Chinesischen Medizin verlaufen die normalen Wandlungsphasen im Uhrzeigersinn und die Störung eines Systems im Gegenuhrzeigersinn. In Abb. 4 ist zu erkennen, dass Autoimmunprozesse und chronisch niedriggradige Entzündungen ihre Ursache im blauen Feld haben (z.B. Funktionskreis Niere/Blase, Leaky Gut, STH-Mangel durch kohlenhydratlastige Ernährung) und von Rot unterstützt werden (z.B. Funktionskreis Herz/Dünndarm, Schilddrüse, Eisen, Hormone, Entgiftungssystem). Rot steht für Dynamik, Auflösung, Bewegung, v.a. für Selbstvertrauen.

Behandlungsansätze

Ziel der Therapie ist die Kohärenz des Ordnungssystems. Bei Autoimmunprozessen und chronischen Entzündungen (Grün) liegt der Ansatzpunkt im Ausgleich der Integrationsachse (Rot/Blau bzw. Helfer/Störer). Hier wird deutlich, warum jeder Autoimmunprozess über die Stabilisierung der Psyche, eine insulinreduzierende Ernährungsweise, die Kohärenz der Funktionskreise und Reparatur der Darmbarriere behandelt werden muss. Die für die Therapie verordneten pflanzlichen oder homöopathischen Mittel sind grundsätzlich auf den Patienten und sein individuelles Geschehen abgestimmt. Ich wähle sie fast immer aus den Sortimenten von Wala, Weleda, Ceres, NewLife nutrition oder dem großen Schatz der homöopathischen Einzelmittel.

Für die Stabilisierung der Psyche (Rot/Blau) entscheide ich mich häufig für Imperatoria (Rot) und/oder Muttermilch-Nosoden (Blau – Urvertrauen).

Ceres Imperatoria Urtinktur Eine Pflanze, die hilft, sich im Außen so zu zeigen, wie es im Inneren ist. Körperlich dient sie der Stärkung von Magen und Darm. Imperatoria befreit von aufgenommenen Giftstoffen auf körperlicher und seelischer Ebene. Es ist ein bewährtes Mittel bei Darmbarriere-Störungen (Leaky Gut).

Muttermilch-Nosoden, z.B. Lac maternum, bergen in sich die Aspekte von Nähe, Geborgenheit, Vertrauen, Schutz, Liebe, Wohlbefinden und Sättigung. Besteht daran in der Entwicklung ein Defizit, kann eine Einzelgabe in der C200-Potenz auf seelisch-geistiger Ebene helfen, eine Wiederanbindung herzustellen. Insbesondere seelische Reifungsstörungen zwischen dem 9. und 12. Lebensjahr, die Phase der Entwicklung des Ichs, haben einen besonderen Einfluss auf die Schilddrüsenaktivität. Das kann einer der Gründe dafür sein, dass sich der im Körper entwickelnde Autoimmunprozess am „Ich-Organ“ Schilddrüse zeigt. Muttermilch-Nosoden setze ich sehr häufig bei Hashimoto-Thyreoiditis ein.

Für die Kohärenz der Funktionskreise (Rot/Blau) wähle ich passende Mittel entsprechend den Ergebnissen der Vital- und Stoffwechselanalyse aus. Zur Behandlung des Darms (Leaky Gut) – Darmbereinigung, Aktivierung der Enzyme, Aufbau der Darmbarriere – verordne ich das Präparat „COLO ACTIV“, zur weiteren Unterstützung die Aminosäure L-Glutamin, zur Entgiftung „OXI BALANCE“, für niedriggradige Entzündungen „METABOLIC ACTIV“ (alle Fa. NewLife nutrition). Als pflanzliche Urtinkturen kommen Imperatoria, Angelica archangelica und Cichorium intybus Radix (Fa. Ceres) zum Einsatz. Sollten aus dieser Störung Mangelerscheinungen im Bereich der Vitamine und Spurenelemente auftreten, gehe ich davon aus, dass nach einer optimalen Darmbehandlung die Verwertung und Aufnahme der Nahrungsbestandteile diese beseitigt.

Ernährung als Medizin

Die besten pflanzlichen Mittel allein können das Geschehen nicht verbessern, wenn nicht gleichzeitig die Ernährungsweise verändert wird. Eine gute Unterstützung bietet z.B. das Stoffwechselprogramm von „gesund+aktiv“. Es berücksichtigt ausschließlich Nahrungsmittel, die für die Metabolisierung wenig Insulin benötigen. Die individuelle Auswahl wird anhand der genetischen und epigenetischen Stoffwechselprägung zusammengestellt. So bekommt jeder Patient die Nahrungsmittel, die optimal zu seinem Stoffwechsel passen.

Direkte Behandlung des Autoimmunprozesses

Zur Behandlung der Autoimmunerkrankungen gibt es ein Basiskonzept, das auf H. H. Vogel zurückgeht. Er hat sich mit der Mesenchymtheorie und dem Erhalt des körpereigenen Selbst auseinandergesetzt.

Die Therapie setzt immer zunächst am mesenchymalen Grundsystem an, das über die lebendig zirkulierende Bindegewebsflüssigkeit die Vielfalt der Organe zusammenhält und verbindet. Über dieses System laufen alle bewussten und unterbewussten Informationen und Wahrnehmungsprozesse der Organe, die als Integrationsleistung die Gesundheit erhalten. Die Basistherapie, deren Wirksamkeit an der klinischen Symptomatik und an den Laborparametern verfolgt werden kann, setzt sich zusammen aus:

Reticuloendotheliales System GI D30 Ampullen Wala als Gesamtorganpräparat des Immunsystems, bestehend aus Bindegewebe von Thymus, Nodi lymphatici, Medulla ossium, Lien und Hepar. Wichtig ist, dass Organpräparate bei Autoimmunprozessen immer in Hochpotenz eingesetzt werden, da diese dem gesunden geistigen Vorbild des Organs entspricht. Einzige Ausnahme hinsichtlich der Potenzhöhe ist ein „ausgebrannter Endzustand“, in dem die Aktivität der Autoantikörper zurückgegangen ist. Hier sind Tiefpotenzen zur Stimulation, u.U. im Wechsel mit mittelhohen Potenzen angezeigt.

Quarz D30 Ampullen Wala als Kieselpräparat reguliert die unterbewusste Sinnes- und Wahrnehmungstätigkeit der Organe untereinander, die sich permanent auf humoralinnersekretorisch-nervaler Ebene abspielt und die Organe in ihrer Funktion untereinander abstimmt, koordiniert und integriert.

Thymus/Mercurius Ampullen Wala ist ein Arzneimittel, das bei chronischen Entzündungen und Autoimmunprozessen eingesetzt wird. Hier werden v.a. Thymusdrüse und Nebennieren angesprochen.

Folliculi lymphatici aggregati Gl D30 Ampullen Wala, wenn man das darmassoziierte Immunsystem miteinbeziehen möchte, z.B. bei entzündlichen Darmerkrankungen oder Leaky Gut.

Hinzu kommen immer die potenzierten Organpräparate der betroffenen Organe oder Gewebe, z.B. Cutis Gl D30, Glandula thyreoidea Gl D30, Colon Gl D30, Hepar Gl D30 etc.

Konkreter Einsatz dieser Basistherapie

Bewährt hat sich die Verabreichung dieser Präparate als Mischinjektion 1x wöchentlich s.c. in die Reflexzonen des betroffenen Organs. Alternativ funktioniert eine orale Applikation, indem der Inhalt der Ampullen mit etwas Wasser über den Tag verteilt getrunken wird. Nach 10 Injektionen (oder oraler Einnahme) schließt sich eine Pause von 8 Wochen an. Danach kommt wieder eine Serie von 10 Injektionen und eine darauffolgende Pause.

Fazit

Die Behandlung von Autoimmunprozessen benötigt viel Geduld beim Patienten, aber auch seitens des Behandlers. Die Stoffwechselregulation in Verbindung mit einer entsprechenden Lebensführung bildet dabei die Basis. Die verordneten Mittel dienen lediglich als Unterstützung der Prozesse.

Buch-Tipp
Lothar Ursinus
Der Weg zu einem gesunden
Stoffwechsel leicht erklärt
Schirner Verlag

Lothar Ursinus
Heilpraktiker, Leiter einer Laborgemeinschaft für ganzheitliche Medizin, Entwickler eines speziellen Ernährungsprogramms, Buchautor
lothar@ursinus.de

Foto: © Prostock-studio / adobe.stock.com

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