Erfolgstherapien von Kopf bis Fuß – Teil 9 – Wenn der Hals kratzt
Halsschmerzen sind ausgesprochen unangenehme Erkältungsbeschwerden und das nicht nur für jene, die auf das
einwandfreie Funktionieren der Stimme angewiesen sind. Meist sind es Erkältungsviren, die im Nasen-Rachenraum
zuschlagen.
Eine Entzündung, die im Pharynx-Bereich beginnt, ist meist der Vorbote eines Schnupfens, der dann
wiederum, akut geworden, in den Bronchialraum absteigt und zu Husten und Heiserkeit führt.
Anatomie der Tonsillen
Die Tonsillen oder Gaumenmandeln sind Teil des Waldeyer-Rachenringes, einer Anhäufung adenoiden Gewebes am Eingang der Luft- und Speisewege, der im wesentlichen aus der Rachenmandel (Tonsillae pharyngea), den Gaumenmandeln (Tonsillae palatinae) und der Zungengrundtonsille besteht. Neben diesen Anhäufungen lymphatischen Gewebes sind diffus in die gesamte Schleimhaut des Mundes und Rachens kleinere lymphatische Gebilde verteilt, die alle eine ähnliche Funktion haben: Anpassung und Schutz des Organismus gegen Keime, die von außen in Luft- und Speisewege gelangen können.
Der besondere Bau der Gaumenmandel
Sie unterscheidet sich von allen übrigen Teilen dieses Organkomplexes in Funktion und pathogener Rolle. Die stark
verzweigten Krypten der Gaumentonsille bedingen eine erhebliche Vergrößerung der inneren Oberfläche und ermöglichen
dadurch eine reichliche Durchwanderung von Stoffen, Bakterien und Zellen, besonders von Lymphozyten. Letztere sind
Träger der Immunstoffe und können von hier aus in großer Menge in den Mund abgegeben werden.
Die Tonsille besitzt
übrigens reichlich efferente Lymphgefäße,die zu den regionären Lymphknoten des Halses ziehen.
Zunächst zur relativ banalen
Pharyngitis
Sie beginnt meist mit Räusperzwang, die Schleimhäute des Rachens schmerzen noch nicht, sind aber bereits schon
gerötet.
Auslösefaktoren:
Kalte Füße, wobei oft der jahreszeitliche Schuhsohlenwechsel zur
falschen Zeit erfolgt: lm Herbst zu spät, im Frühjahr zu früh. Weiters können Viren im Spiel sein.
Therapie:
- Viel trinken, Stimme schonen. Trockene Räume sind für Viren ideal!
- Gurgeln ohne “Rrrrrr”, weil dies die Schleimhäute reizt!) mit Salviathymol N (Fa. Hetterich)
- Lutschpastillen mit Salbei oder Isländisch Moos. Salbei desinfiziert durch sein ätherisches Öl und enthält Gerbstoffe mit adstringierender Wirkung.
- Emser Pastillen.
Natürliche Salze erhöhen den Speichelfluß. Das ist deshalb wichtig, weil nur feuchte Schleimhäute Krankheitserreger abhalten können. Daher immer trockene Raumluft vermeiden! Man kann im Prinzip mit Gurgellösungen, durch deren intensiven Kontakt mit der Schleimhaut die Viren “abspülen”, allerdings reagieren viele Menschen mit einem Würgereflex. - Homöopathika: Aconitum, Atropinum sulfuricum, Mercurius cyanatus.
- Bei akutem Geschehen: Arum triphyllum Dil D3
- Bei chronischer Pharyngitis: Tartarus emeticus Tabl. D4
- Inhalationen
Kamillen- oder Salbeitee durch den Mund inhalieren. - Kräuterrezepte
Petersilien-Milch: Frische Petersilie mit den Blättern zerquetschen und auspressen. 1 Teel. voll Saft in 1 Tasse heiße Milch rühren, 2 mal tägl. schluckweise trinken. - Feigensirup: 4 Feigen in Stücke schneiden, mit 1/4 1 kaltem Wasser übergießen und zu einem dicken Sirup einkochen.
- Thymiantee: Morgens damit gurgeln, ansonsten mehrmals am Tag 1 Tasse langsam trinken.
- Eibischtee: Zwei Teelöffel geschnittene Eibischwurzeln mit 1/4 1 kaltem Wasser übergießen, 1 Stunde ziehen lassen, ab und zu umrühren, ohne Druck ausseihen. S. 5 mal tägl. damit gurgeln.
Bei allen Erkrankungen im Halsbereich, zumal Entzündungen, ist diffferentialdiagnostisch abzuklären, ob nicht z.B.
eine Angina tonsillaris vorliegt.
Dabei ist wiederum an eine Scharlach-Angina, oder gar eine
Diphterie zu denken. Man erkennt sie am Geruch und an den Belägen. (Sofort Arzt!)
Anginen
(Tonsillitis acuta)
Die Krankheit kann in Verbindung mit viralen Infektionen auftreten, meist aber stecken hämolysierende Streptokokken, seltener Staphylo- oder Pneumokokken dahinter, die eine selbständige Krankheit verursachen.
Symptomatik
Bei letzteren Erregern finden wir ein akutes Krankheitsbild mit beiderseitigem
Schluckschmerz, Rötung und des Waldeyer’schen Rachenringes, hohem Fieberanstieg und Schwellung der Kieferwinkeldrüsen.
Therapie
- Bettruhe (Achtung, Gefahr einer Herzschädigung!),Wärme. Pinseln oder Gurgeln hat keinen Sinn! Umschläge mit z.B. Enelbin-Paste (Fa. Casella-med)
- Anaesthesin-Rivanol Pastillen (Fa. Ritsert) zur Linderung der Schluckbeschwerden.
- Neo-angin N-zuckerfrei Lutschtabletten.
- Homöopathische Komplexmittel
Pfx Bryonia 311
Pfx Drosera 321 (bei Kehlkopfbeteiligung) - Heel-Präparate
Rp. Mercurius-Heel Tabl.
Arnica Heel Tropfen
S.4 mal tgl. 1 Tabl. Mit 10 Tropf. Arnica einnehmen. - Einzelmittel
Apis Belladonna, Lachesis (am besten als Injektion) Apis Dil. D4 LW. m. Acidum nitr.Dil.D4 (bei starken Schmerzen). - Injektionen
Tonsilla comp. Ampullen
Traumeel
Echinacea compl. Alle Fa. Heel als Mischspritze.
S.2 mal wöchentl., ev. mit Eigenblut i.m.
Auf keinen Fall sollte auf Nosoden vergessen werden z.B.: Streptococcus haemolyticus, Pyrogenum, Fa. Heel oder Staufen-Pharma
- Nach Abklingen der akuten Phase: Entgiftungstherapie nach PHÖNIX (Fa.Phönix Laboratorium).
- Tees
Holunder-, schwarzer Johannisbeer- oder Zitronensaft. Wenn Zitronensaft reizt, weglassen! - Schwitzen mit Lindenblütentee
- Wickel: Salzwasserwickel
- Neuraltherapie
- Lidocain-Quaddel über der Mitte des Sternocleidomastoideus und dem Kieferwinkel setzen.
Chronische Tonsillitis
Tonsillen, zumal chronisch gereizte, können natürlich eine Eintrittspforte für Bakterien und Toxine aller Art sein, dennoch ist ungeklärt, ob die Tonsillen wirklich schuld am Auftreten gehäufter Erkältungskrankheiten sind. Immerhin kann es zu septischen Komplikationen und damit zu schweren Allgemeinschäden kommen. Durch öfter durchgemachte Erkrankungen der Tonsillen verändern sich diese oft anatomisch und können ihrer eigentlichen Funktion nicht mehr nachkommen. Es kann zu schwelenden Verläufen kommen und damit haben wir – aus neuraltherapeutischer Sicht – ein ausgeprägtes Störfeld als Grund für eine Fokaltoxikose. Im Gegensatz zu septischen Erkrankungen gelangen aber nicht die Bakterien selbst in die Blutbahn, sondern die Toxine, die zu allergisch-hyperergischen Reaktionen führen können.
Vor einer voreiligen Tonsillenektomie ist indessen zu warnen! Der eindeutige Beweis für eine Chronizität der Tonsillitis ist nämlich schwer zu erbringen. Am ehesten deuten rezidivierende subakute Entzündungen darauf hin mit
- Rötung des vorderen Gaumenbogens
- grauem eitrigem Sekret aus den Krypten bei Spateldruck,
- tastbarem, manchmal druckschmerzhaften Kieferwinkellymphknoten.
- Mandelpröpfe, die sich gelbgrau und übelriechend aus den Mandelbuchten ausdrücken lassen. Anschließend ist oft eine spürbare Erleichterung von verschiedenen anderen Beschwerden wie Kopf- oder Halsschmerzen zu spüren.
- Bakteriologische Untersuchungen des Sekrets können manchmal einen Streptokokken-Hinweis geben. Da aber Bakterien in vernarbten Krypten eingeschlossen sein können, ist ein negativer Befund nicht beweisend für das Nichtvorhandensein eines chronischen Prozesses.
Nebenwirkungen einer chronischen Tonsillitis:
Der akute Gelenkrheumatismus
Die
Glomerulonephritis
Herzneurosen
Endocardititis und andere.
Therapieversuche
- Rödern (Propfen absaugen)
- Eigenblutinjektionen mit Tonsilla plus Engystol plus Traumeel Fa. Heel, 2 mal wöchentlich i.m.
- Gewissenhafte Mundpflege
- Tonsillenektomie bei ständig rezidivierenden Erkrankungen der Mandeln, oder bei peri- oder retrotonsillärer Abszeßbildung.
Besondere Anginaformen
Herpangina besonders im Kindesalter und in den Sommermonaten auftretend. Verursacher:
Coxsackie-A-Virus. Symptome: Hoher Fieberanstieg, kleine Bläschen vor allem an den
Gaumenbögen.
Monozytenangina (Pfeiffersches Drüsenfieber) epidemieartig auftretend, viraler
Infekt. (Arzt!)
ansonsten: Lymphmyosot Tr. / Belladonna-Homaccord Tr. / Arnica-Heel Tr.
S.4 mal 25 Tr. Zusammen
einnehmen.
Tonsillenhyperplasie
Die Vergrößerung der Tonsillen ist keine Krankheit an sich, sondern Ausdruck eines Lymphatismus. Soweit keine Beschwerden vorliegen, ist eine Behandlung nicht nötig, eine konstitutionelle Umstimmung mit Lymphmyosot (Fa. Heel) oder Lymphozil (Fa. Cesra) oder Cefalymphat (Fa. Cefak) sollte dennoch in Erwägung gezogen werden.
Bei absteigenden Infektionen im Rachenbereich ist zunächst der Kehlkopf betroffen mit der
Kehlkopfentzündung
oder Laryngitis
Symptomatik Heiserkeit
Ursachen
- dauernde Reizung der Atemwege durch Chemikalien, Staub und Nikotin.
- Überbeanspruchung der Stimmbänder, aber auch durch
- Streß.
Die akute katarrhalische Laryngitis tritt selten isoliert auf, meist sind Virusinfekte oder Grippeerkrankungen im Spiel.
Bild re.: Therapie im Mittelalter: Aderlaß unter der Zunge um Mandel- und Halsentzündungen zu heilen. (Stich aus dem Werk”Discorsi … intorno al sanguinae i corpi humani” von P. P. Magni, Rom 1584)
Therapie
- Salbei- oder Thymiantee zum Gurgeln. Man bereitet einen Heißaufguß zu und fügt Zitronensaft bei.
- Alkoholischer Ansatz von Salbei oder Thymian
Fünf volle Eßlöffel des getrockneten und zerkleinerten Krautes werden in 1/41 Obstbrand 14Tage lang angesetzt. Öfters schütteln, filtrieren und dunkel aufbewahren. S.1:1 verdünnt, z. Pinseln. - Gurgeln mit Schwarztee. Dieser ist reich an Tannin – ein Gerbstoff – und eignet sich aufgrund seiner adstringierenden Wirkung hervorragend zum Gurgeln.
- Warme Wickel mit Salzwasser oder Lehm, auch Enelbin Paste. Umschläge mit warmen Kartoffeln, besonders bei Heiserkeit: Gestampfte Pellkartoffeln in ein Säckchen füllen, um den Hals legen.
- Eupatal Hustensirup (Fa. Madaus) Dosierung nach Prospekt
- Schweizer Kräuterzucker zum Lutschen
- Heiße Milch mit Honig
Bei starkem Kitzelhusten
- Rp.Anaesthesin 5.0 Novacain hydrochloricum pu Iv. 2.0
Saccharum lactis ad 20.0 M.D.S. 3 mal tg1.1 Messerspitze voll im Mund zergehen lassen. - Inhalationen
Kamillentee, Emser Sole oder Salzwasser - Homöopathika
Bei Kitzelhusten Belladonna Dil. D4, Mercurius sol.Tabl. D4 Phosphor Homaccord Tropf., Arnica Heel Tropf. S.4 mal tgl. jeweils 10-15 Tropfen einnehmen.
Wurden die Mandeln entfernt, können Entzündungen im Rachen- und Kehlkopfbereich leicht in die Bronchien absteigen, es
kommt zur Tracheabronchitis oder zu einer ausgeprägten Bronchitis. Zu beachten: Eine
Bronchitis, die länger als 3 Wochen dauert, neigt zur Chronizität, oder kann der Hinweis auf eine ernsthafte
Erkrankung des Bronchial-Lungenraumes sein.
o Bronchitiden niemals verschleppen!
Die akute,
meist viral ausgelöste Bronchitis zeichnet sich durch ihren relativ kurzen Spontanverlauf aus und bedarf keiner
besonderen Behandlung.
Bei der chronischen Bronchitis handelt es sich meist um bakterielle Infektionen,
Luftverschmutzung, allergische Faktoren und vor allem um Folgen des Rauchens.
Über das längst zur Volkskrankheit
avancierte Bronchitisproblem soll in der nächsten Folge berichtet werden.
HP Mario Schischegg
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