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Naturheilkunde
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Heuschnupfen-Studie

Ungewöhnliches Wirkprinzip zur Heuschnupfen-Prophylaxe zeigt stetige Erfolge

Kontinuierliche Anwendungsbeobachtung über 4 Jahre zur oralen Desensibilisierung abgeschlossen

Heuschnupfen und seine Behandlung stellt eine noch immer nicht befriedigend gelöste Herausforderung dar. Es gibt eine Reihe geprüfter Präparate, deren Wirkung jedoch mit Nebenerscheinungen wie Müdigkeit und verminderter Leistungsfähigkeit oder unangenehmen und langwierigen Prozeduren erkauft werden muß. Die orale Behandlung der Pollenallergie bei Patienten mit leichten bis mäßigen Nasen-, Augen- und Atembeschwerden erfreut sich seit einigen Jahren wegen ihrer einfachen Durchführung und Anwenderfreundlichkeit wachsender Beliebtheit. In begleitenden Studien wurde diese angenehme und nebenwirkungsfreie Alternative in der Pollinoseprophylaxe hinsichtlich Erfolgsquote und Therapiekonzept überprüft. Die Anwendungsbeobachtung an 89 Patienten aus der Praxis Dr. Hergarten, Bonn, wurde nun bereits im vierten aufeinanderfolgenden Jahr weitergeführt, wobei nach einem Randomisierungsplan nur die Hälfte der Teilnehmer Pollenkapseln einnahmen, um zu erfahren, wie sich die Unterbrechung der Therapie auf die Ausprägung der Symptome auswirkt. Die Ergebnisse liegen nun vor und können den Nutzen und die Verträglichkeit einer kontinuierlichen Anwendung erneut bestätigen.

Das Präparat

Für diese Studie kamen Pollinose S Kapseln* (*Hersteller: Alsitan W. E. Ronneburg GmbH, Greifenberg) zur Anwendung. Sie enthalten mindestens 35 verschiedene Pollenarten von unterschiedlichen heimischen Pflanzen. Der Pollen wird über eine Jahressaison gesammelt, so daß das Pollenspektrum einer Vegetationsperiode vom Frühjahr bis Herbst erfaßt wird. Außerdem werden dem Gemisch die Pollen anemophiler Pflanzen wie Roggen, Erlen, Birken hinzugefügt. Über ein patentiertes Verfahren zur enzymatischen (bioaktivfermentativ) Aufspaltung der Pollenhülle wird eine Freisetzung des allergieauslösenden Polleneiweißes vorbereitet.

Das verkapselte Pollengemisch passiert den Magen und erreicht seinen Wirkort im oberen Dünndarm, wo der zugesetzte Harnstoff die Persorption der Polleneiweiße fördert. Hier werden sie von den sogenannten M-Zellen in Empfang genommen, mit der Folge, daß die so registrierten Allergene zukünftig nicht mehr als”körperfremd” erkannt werden. Eine entsprechende Aktivierung der Immunabwehr mit der Freisetzung von Entzündungsmediatoren unterbleibt. Darüber hinaus können die M-Zellen eine Systemtoleranz, d.h. eine Ausweitung der Immuntoleranz, auf alle übrigen Schleimhäute induzieren.

Die Teilnehmer

An dieser offenen Studie nahmen insgesamt 89 Patienten mit leichter bis mäßiger, allerdings langjähriger Pollinosis teil. Im Unterschied zu früheren Studien nahmen an dieser Anwendungsbeobachtung junge, gesunde Erwachsene im Alter von 18 bis 42 Jahren, bei einem Durchschnittsalter von 29 Jahren bei den Männern und 26 Jahren bei den Frauen, teil.
Das erstmalige Auftreten des Heuschnupfens wurde mit etwa 13 Jahren angegeben, wobei sich in 45% der Fälle eine familiäre Vorbelastung ermitteln ließ.

Vor der Aufnahme erfolgte in der Mehrzahl der Fälle die Sicherung der Diagnose durch allergologische Tests bzw. den Nachweis spezifischer IgE und die Dokumentation der jährlich wiederkehrenden Symptome. Die Teilnehmer wurden außerdem einer laborchemischen Untersuchung hinsichtlich rotem und weißem Blutbild, BSG, Urin, GOT, GPT, GammaGt, Bilirubin, Harnstoff und Kreatinin, sowie auch hinsichtlich Cholesterin, Triglyceriden, CPK, Natrium Kalium, Calcium sowie speziellen IgE unterzogen.

Entsprechend der Vorgabe durch den Prüfbogen wurden die Beschwerden des Patienten anhand von Nasen-, Augen- und Atembeschwerden für das zurückliegende Jahr beurteilt. Hierbei wurde zwischen geringen, mäßigen und starken Beeinträchtigungen unterschieden. Grundsätzlich schieden Patienten mit starken Beschwerden, insbesondere solche mit Bronchialbeschwerden, aus.

Fast alle Patienten befanden sich bereits vor der offenen Studie in Behandlung. 83 Patienten hatten in der Vergangenheit Therapieversuche mit lokal oder oral anwendbaren Antihistaminika und 11 sogar eine Kortisontherapie durchgeführt. 70 Patienten hatten sich darüber hinaus einer subkutanen Hyposensibilisierung unterzogen, die allerdings zu Beginn der Pollinose-Therapie mindestens 1 Jahr zurücklag.

Durchführung

Vor Beginn schilderten die Patienten die Beschwerden der letzten Pollensaison in Bezug auf Nase, Augen und Bronchien sowie Einschränkungen des Allgemeinbefindens. Eine Befundkontrolle wurde mindestens alle 4 Wochen durchgeführt. Bei der Abschlußuntersuchung wurden die genannten Befindlichkeitsstörungen durch den Patienten und den Arzt dokumentiert.

Dosierung und Anwendungsdauer

Mit Einnahme von Pollinose S Kapseln Ronneburg wurde im Schnitt vier Wochen vor Beginn des allgemeinen Pollenfluges bzw. des von früher her bekannten persönlichen Heuschnupfentermins begonnen. Grundsätzlich betrug die eingenommene Dosis 4 Kapseln pro Tag bei Allergien gegen Gräser- und Getreidepollen und 2 Kapseln bei Blütenpollenallergie, jeweils nüchtern vor der ersten Mahlzeit. Eine Dosiskorrektur wurde 1995 in 2 Fällen (geringes Körpergewicht, Anpassung an Beschwerdebild) vorgenommen.
Auf eine Zusatzmedikation wurde grundsätzlich verzichtet, wenn das klinische Krankheitsbild dies zuließ. Die subkutane Hyposensibilisierung lag bei Beobachtungsbeginn mindestens 1 Jahr zurück.
In aller Regel waren 3 Beobachtungsperioden von 4 Wochen ausreichend, um den Verlauf der Pollensaison zu erfassen, in einigen Fällen war die Pollensaison mit der 3. Behandlungsperiode noch nicht abgeschlossen, in diesen Fällen wurde eine 4.,5. und vereinzelt eine 6. Behandlungsperiode angeschlossen. Diese Ergebnisse wurden in der abschließenden Gesamtbeurteilung berücksichtigt.

Für das Jahr 1991 wurden die Befunde eingesetzt, die für die vorhergehende Pollensaison angegeben wurden. In der Pollensaison 1995 wurde das Kollektiv geteilt, die Hälfte der weiter behandelt, die andere Hälfte wurde im Leerversuch beobachtet. Die Befunde wurden wie folgt bewertet:
0 keine Beschwerden
1 leichte Beschwerden
2 mittlere Beschwerden
3 starke Beschwerden

Auswertung

Eine erste, noch nicht abschließende Bewertung des statistischen Materials läßt folgende Aussagen zu:
Die Beobachtungen zeigten schon im ersten Jahr der Anwendung eine Stabilisierung bzw. Besserung des allergischen Geschehens.
Ohne Einzelbewertungen zu berücksichtigen, ist der therapeutische Nutzen im zweiten, dritten und vierten Behandlungsjahr nochmals deutlich verstärkt.
Insbesondere die letzte Pollensaison 1995 zeigt, daß die Desensibilisierung mit Pollinose S Kapseln einen länger anhaltenden Effekt bringt. Von den bereits 1994 beschwerdefreien Patienten wurde in 9 von 48 Fällen auch ohne Fortführung der Kapseleinnahme wieder über Symptomfreiheit berichtet.

Doch sollte nach den vorliegenden Beobachtungen die Pollinose S Therapie zur weiteren Stabilisierung im Folgejahr weiter angeraten werden. Denn auch im vierten Anwendungsjahr lassen sich die in den vorausgehenden Jahren bereits erzielten Symptomerleichterungen festigen und sogar noch weiter verbessern, So konnte in zusätzlich 13 Fällen von 45 im 4. Anwendungsjahr erstmals über eine völlige Beschwerdefreiheit berichtet werden.

Bei der oralen Desensibilisierung blieben ansonsten gefürchtete Nebenwirkungen, wie anaphylaktischer Schock, verminderte Leistungsfähigkeit und Müdigkeit aus. Im Gegenteil wird eine eher vitalisierende Wirkung (die möglicherweise auf den Mineralstoff- und Vitamingehalt des Pollens zurückgeht) beobachtet, was sich wiederum positiv auf die Compliance seitens des Patienten auswirkt.

Sehr wichtig ist, daß es in keinem Fall zu einer Verschlechterung der Symptomatik durch das Pollenpräparat kam. Dies ist umso bemerkenswerter, als die Einnahme auch in der laufenden Pollensaison erfolgte und hiermit im Gegensatz zur subkutanen Hyposensibilierung noch während dieser Zeit eine Behandlungsmöglichkeit darstellt.

Diese kollektiv beschreibenden Untersuchungsergebnisse (Mittelwerte) werden nun noch für jeden Einzelfall gesondert ausgewertet, um zu spezifischeren Aussagen zu gelangen und sollen zur Vorbereitung einer aussagefähigen kontrollierten Studie mit spezieller Labordiagnostik dienen. Wobei auch Fälle mit ausgeprägterer Symptomatik, für die therapeutische Alternativen von besonderer Bedeutung sind, mit einbezogen werden sollten.

Dr. med. Karl Heinz Hergarten

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