Große Persönlichkeiten der Naturheilkunde: Paracelsus
Philippus Theophrastus Aureolus Bombastus von Hohenheim – genannt Paracelsus, geboren am 10. oder 11. November 1493 neben der Teufelsbrücke an der Sihl, Viertel Egg der Gemeinde Einsiedeln, Kanton Schwyz, gestorben am 24. September 1541 in Salzburg. Taufname: Theophrastus Bombastus von Hohenheim.
Sein Vater war der dem schwäbischen Adelsgeschlecht entstammende Arzt, Naturforscher und Alchemist Wilhelm Bombast von Hohenheim. Seine Mutter war als Intendantin des Hospizes in Einsiedeln tätig. Sie starb, noch bevor Paracelsus 10 Jahre alt war. 1502 zog er mit seinem Vater nach Villach (Österreich), der dort als Stadtarzt und als Werksarzt in eigener Praxis arbeitete. So erhielt der junge Paracelsus (wie er sich später nannte) erste Einblicke in die Medizin als auch in weitere Naturwissenschaften, z.B. die Chemie des Mittelalters (Scheidekunst), die weitgehend von der Suche nach dem Stein der Weisen geprägt war.
Mit 16 Jahren begann er an der Universität Basel mit dem Studium der Medizin, und 1510 erwarb er in Wien den (untersten) akademischen Grad eines Bakkalaureus der Medizin. In den darauf folgenden 12 Wanderjahren machte er u.a. die Bekanntschaft von bekannten Alchemisten, wie z.B. Sigmund Füger von Schwaz und Abt Bruno von Spanheim. 1516 erwarb er in Ferrara (Italien), einer Stadt mit einer der ältesten Universitäten Europas, den Grad eines Doktors. Etwa um diese Zeit dürfte auch die Namensgebung „Paracelsus“ erfolgt sein, wobei sich die Wissenschaft nicht über die Bedeutung einig ist. Einige führen den Namen zurück auf eine latinisierte Form von „Hohenheim“, andere auf „über den antiken Medizinschriftsteller Aulus Cornelius Celsus hinausgehend“ oder auch auf „mit Celsus“ bzw. „neben Celsus“.
Um 1524/25 ließ er sich in Salzburg nieder, musste die Stadt später aber fluchtartig verlassen, weil er im Deutschen Bauernkrieg die Aufständischen unterstützte und sich den Unwillen der katholischen Obrigkeit zuzog. Nachdem Paracelsus ab 1525 an streitbaren akademischen Auftritten an den Universitäten Freiburg im Breisgau sowie in Straßburg beteiligt war, wird er zum Konsil von Basel ernannt. Das bedeutet, dass er − wie man heute sagen würde − beratender Facharzt wurde. 1527/28 erhielt er die Berechtigung, als Arzt Vorlesungen an der medizinischen Fakultät zu halten. Aufsehen erregte dabei, dass er nicht – wie üblich – in lateinischer Sprache dozierte, sondern auf Deutsch. Er vertrat die Auffassung, dass „die Wahrheit nur deutsch gelehrt werden müsse“, damit auch das Volk seinen Vorträgen folgen kann.
Seine heftige Kritik an der Ärzte- und Apothekerschaft (rein theoretische Mediziner-Ausbildung) – in Basel verbrannte er sogar öffentlich die Bücher von Galenos und Avicenna – führte zu Schmähschriften gegen ihn bis hin zu offen geäußerten Bedrohungen von Leib und Leben. Da ihm ein (aussichtsloses) Gerichtsverfahren drohte, floh er im Februar 1528 in das Elsass. Es schlossen sich wieder einige Wanderjahre an und er gewann die ersten Schüler für sich. In den Jahren bis 1537 fertigte er verschiedene, meist unveröffentlichte schriftliche Abhandlungen an, deren Krönung das im Jahr 1537 vollendete Schriftwerk „Astronomia Magna“ war.
Vermutlich auf den Ruf des Fürsten Ernst von Bayern zog Paracelsus 1541 wieder nach Salzburg. Er starb dort am 24. September 1541 im Alter von nur 47 Jahren. Beigesetzt wurde er auf dem Sebastiansfriedhof in Salzburg, seine sterblichen Überreste wurden 1752 in die Kirche St. Sebastian umgebettet. Sein früher Tod führte zu einer Reihe von Spekulationen über die Todesursache. Mit modernen gerichtsmedizinischen Untersuchungsverfahren konnte in seinen Knochen eine bis zu hundertfach erhöhte Konzentration an Quecksilber(-Verbindungen) festgestellt werden. Demzufolge dürfte Paracelsus an einer Quecksilbervergiftung gestorben sein.
Paracelsus hat über 200 Schriften hinterlassen, neben medizinischen auch theologische. Sie wurden in deutscher Sprache geschrieben, die es zu seiner Zeit als Schriftsprache noch gar nicht wirklich gab. Paracelsus vertrat den Standpunkt, dass nur durch exakte Beobachtung und die daraus gezogenen Schlussfolgerungen eine Heilung von Krankheiten möglich ist. Er analysierte die Quellen von Heilbädern und suchte regelmäßig in seinem „Labor“ − einer Alchemistenküche − nach neuen und wirksameren Arzneien, was ihn zu einem der Begründer der Naturwissenschaft und zum Vater seriöser Pharmazie macht.
Paracelsus definierte fünf verschiedene Krankheitsursachen, aus denen seiner Meinung nach alle Leiden entstehen:
Ens Astrorum/Ens Astrale (die Gestirnseinflüsse) – allgemeine Umwelteinflüsse wie Klima, Wetter und Biorhythmus. Nur, wer mit der ganzen Schöpfung in Harmonie lebt, kann gesund sein.
Ens Veneni (durch den Körper aufgenommenes Gift) – bei seiner Tätigkeit in Bergwerken hat er schon früh Vergiftungen durch Blei oder Arsenik kennengelernt.
Ens Naturale (Vorherbestimmung, Konstitution) – ererbte Erkrankungen oder Anlagen.
Ens Spirituale (Einfluss der „Geister“) – dazu gehören geistiges Fehlverhalten und falsche Gedanken ebenso wie falsche Lebenseinstellung mit (übertriebener) Angst und Sorge.
Ens Dei (unmittelbarer Einfluss Gottes) – Ungehorsam gegenüber Gott, vor allem aber Entscheidungen gegen das eigene Gewissen.
Nach Paracelsus kann jede Krankheit auf eine oder mehrere dieser Ursachen zurückgeführt werden. So kann die Wirkung eines Giftes (Ens Veneni) dadurch verstärkt werden, dass es auf eine schwache Konstitution (Ens Naturale) trifft. Für eine korrekte Diagnosestellung müssen daher alle fünf Ursachen berücksichtigt werden.
Einer seiner bekanntesten Aussprüche ist:
„Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift; allein die Dosis machts, dass ein Ding
kein Gift sei.“
Paracelsus geht von drei fundamentalen, den Körper ausmachenden Grundsubstanzen aus:
- Schwefel
- Quecksilber
- Salz
Wenn diese im Ungleichgewicht sind, könne es zu Erkrankungen kommen, die dann durch den Ausgleich, also die Gabe eines Mittels mit den entsprechenden Eigenschaften, geheilt werden können. Dazu bediente sich Paracelsus der Signaturenlehre (Lehre von den Zeichen in der Natur, die als Merkmale auf Ähnlichkeiten, Verwandtschaften und innere Zusammenhänge hinweisen, wie Form, Farbe, Charakter, Geruch, Geschmack, Standort, Entstehungszeit) zum Auffinden von Heilmittelträgern und alchemistischer Techniken zur Extraktion der darin enthaltenen Wirkstoffe. Bereits äußere Eigenschaften, wie z.B. Form und Farbe von Pflanzen, würden Rückschlüsse auf deren Wirkung zulassen. So sollen z.B. herzförmige Blüten gegen Herzkrankheiten, höckrige Wurzeln gegen Geschwülste des Aussatzes und stachelige Disteln gegen Stechen in der Brust wirken.
Die Heilmittel sollten den Geschlechtern entsprechend zubereitet werden. Bis auf wenige Ausnahmen seien also Männern und Frauen geschlechtsspezifische Arzneien zu geben.
Bis zum heutigen Tage wird das Wirken dieses Mannes in vielfältiger Weise gewürdigt, sei es durch die Ausgabe von Briefmarken, durch verschiedene Auszeichnungen, wie die Paracelsus-Medaille des Präsidiums des Deutschen Ärztetages, oder die Benennung verschiedener Universitäten – und nicht zuletzt durch die Paracelsus Schulen und das Paracelsus Magazin.
Dr. rer. nat. Frank Herfurth
Heilpraktiker, Lebensmittelchemiker, Dozent an den Paracelsus Schulen
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