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Braucht mein Kind eine Brille?

Optimale Unterstützung der natürlichen Sehkraft

Immer mehr Kinder tragen Brille. Schon die ganz Kleinen sieht man immer häufiger mit Sehhilfen umherlaufen. Doch nicht immer ist das für die Sehentwicklung notwendig. Es sollte immer individuell abgeklärt sein. Dies erscheint vielen schwierig, kann man bei Kinderaugen doch so viel falsch machen. Eltern befürchten, das Augenlicht ihrer Kinder durch das Weglassen der Brille zu verderben, und trauen sich deshalb meist nicht, einen alternativen Weg einzuschlagen. Doch die mutigen Familien, die zu mir kommen, beweisen immer wieder, dass es sich lohnt, individuell nach dem Kind zu schauen, anstatt blind den Meinungen von Augenärzten und Optikern zu vertrauen.

Augentraining wird zwar immer bekannter, doch aufgeklärte Eltern sind nicht bequem und erkundigen sich sehr genau, um selbst zu entscheiden, was der richtige Weg ist. Was leider nicht gewollt zu sein scheint. Vielerorts wird Angst geschürt, und mit Schuldvorwürfen werden die Fragen zu Fördermöglichkeiten auf das Visualtraining und die Orthoptik begrenzt, die meist nur den klassischen Weg mit Brille oder Prismenverordnungen bei Kindern einschlagen.

Dabei bleibt unberücksichtigt, dass es normalerweise die gefühlsmäßig unverarbeiteten Erlebnisse eines Kindes sind, die sich negativ auf dessen altersgemäße Entwicklung auswirken. So haben alle Fehlsichtigkeiten (ausgenommen die physiologisch völlig normale Weitsichtigkeit bei Kindern unter 7 Jahren) emotionale Ursachen, die man auflösen kann.

Was Gefühle mit den Augen zu tun haben

Dass emotionale Blockaden körperliche Krankheiten verursachen können, ist vielen bewusst. Natürlich können auch Fehlsichtigkeiten resultieren, das wissen aber nur sehr wenige. Wie das Ganze auf die Augen wirkt, ist den meisten auch nicht bekannt, deshalb möchte ich es hier erklären.

Wenn ein Kind etwas erlebt, das es in Angst versetzt, wird diese Emotion, wenn sie nicht auf- und verarbeitet wird, in den äußeren Augenmuskeln „gespeichert“. Diese verkrampfen und ziehen das Auge in die Länge. Es handelt sich also nicht um ein zu lang gewachsenes, sondern um ein verzerrtes Auge. Eine Verlängerung (durch Anspannung) um nur 1 mm induziert eine Kurzsichtigkeit von 3 dpt. Das Bild entsteht vor der Netzhaut, und das Kind sieht in der Ferne verschwommen. Es verhält sich zudem zurückhaltender, da es sich aufgrund des beängstigenden Erlebnisses sicherer fühlt, wenn es sich zurückzieht. Oft verbunden ist dies mit einem Einbruch des Selbstwertes, der gestärkt werden sollte, wenn man mit kurzsichtigen Kindern arbeitet. Löst man solche Themen, heißt das noch lange nicht, dass die Augen sich sofort ändern. Setzt das Kind die Brille weiterhin auf, bleiben die Augen bei den gewohnten Werten, da sie sich der Brille anpassen.

Bei einer Hornhautverkrümmung sitzen Blockaden, die durch emotional unverarbeitete Erlebnisse entstanden sind, in den sich gegenüberliegenden äußeren Augenmuskeln. Dadurch wirken diese so auf das Auge, dass es unregelmäßig verformt wird, was ebenfalls durch die Lösung des dahinterliegenden Themas verschwinden kann. Allgemein herrscht die Ansicht, dass eine Hornhautverkrümmung angeboren ist und ein Leben lang gleich bleibt. Nicht nur bei Kindern habe ich das Gegenteil erleben dürfen – auch bei Erwachsenen kann sich die Hornhautverkrümmung ändern!

Ist Schielen das Problem, ist nur ein Muskel stärker angespannt und zieht das Auge aus der Sehachse. Dann sollte nicht einfach nur ein Auge abgeklebt oder okkludiert werden, vielmehr ist nach den seelischen Ursachen zu suchen. Ich habe erfahren, dass Schielkinder mich sofort mit beiden Augen gerade ansehen, wenn wir am Thema sind und eine Lösung gefunden haben. Häufig trifft es zu, dass sich die Eltern nicht gut verstehen. Oftmals sind es Trennungskinder, denen die Trennung der Eltern sehr schwerfällt. Aber auch andere emotionale Ursachen können zum Schielen führen. Sucht ein Kind ein männliches oder weibliches Vorbild außerhalb der Familie, kann ein Auge nach außen abweichen. Tendiert ein Auge hingegen nach innen, kann das darauf hindeuten, dass das Kind der Mutter oder dem Vater emotional helfen möchte. Es bemerkt, dass es dem entsprechenden Elternteil nicht gut geht und übernimmt die Gefühle.

Hieraus wird klar, dass Prismenbrillen das Schielen nur weiter verstärken, da die Ursachen nicht gelöst werden. Der Muskel spannt sich nur immer stärker an. Auch Operationen führen selten zum Erfolg. Das Versetzen oder Kürzen eines Augenmuskels behebt die darinsitzende Verspannung nicht. Im Gegenteil: Immer wieder kommt es nach einer OP erneut zum Schielen. Auch Folgeoperationen kommen dem ursächlichen emotionalen Thema nicht bei.

Mit gezielten Übungen und dem Lösen des ursächlichen Konfliktes kann man den Kindern sehr gut helfen, mit dem emotional Erlebtem besser umzugehen.

Die frühkindliche Sehentwicklung

So wie ein Kind Krabbeln, Laufen und Sprechen erlernen muss, so kann es von Geburt an noch nicht richtig sehen. Das ist völlig normal. Wenn ein Kind auf die Welt kommt, hat es lediglich 10% Sehfähigkeit und kann noch keine Farben wahrnehmen. In den ersten Lebensmonaten müssen die Augen daher mit gesundem Licht (Tageslicht), verschiedenen Farben und Formen „gefüttert“ werden. Für die optimale Sehentwicklung sind die ersten Lebensjahre von enormer Bedeutung, doch die Erfahrung mit Kindern beim Sehtraining zeigt, dass Veränderungen weit über den postulierten Zeitraum möglich sind. Sogar bei erwachsenen Augen können sich Verbesserungen einstellen, wenn man sie trainiert.

Auch die kindlichen Reflexe haben eine große Auswirkung auf das sich entwickelnde Sehvermögen. Über die Augenbewegung lernt es, den Körper zu steuern. Dafür sorgt der symmetrisch atonische Nackenreflex. Die Scharfstellung der Augen auf unterschiedliche Distanzen wird über den Landau-Reflex in Verbindung mit dem Krabbeln erworben. Für die kindliche Sehentwicklung ist die Krabbelphase enorm wichtig, da während dieser Zeit die Steuerung und Kopplung beider Augen miteinander eingeübt wird. Sehr förderlich sind dafür alle Bewegungs- und Ballspiele.

Nicht zuletzt sollte man wissen, dass Kinder normalerweise mit einer physiologischen Weitsichtigkeit von 5-8 dpt auf die Welt kommen. Das liegt daran, dass die Augen bei der Geburt noch kleiner sind. Diese normale Weitsichtigkeit sollte nicht auskorrigiert werden. Wird das jedoch gemacht, bleiben diese Kinder in der Weitsichtigkeit „stecken“, da sich die Augen der Brille anpassen.

Übungen für Kinderaugen

Unsere Augen und v.a. Kinderaugen sind sehr anpassungsfähig und damit gut trainierbar. Auch wenn ein Kind nach dem 6. Monat noch ab und zu schielt (bis dahin ist dies völlig normal), kann man über das Abdecken des besser ausgeprägten Auges und gezielte Übungen, die beide Gehirnhälften verbinden und die Augenkoordination verbessern, viel erreichen.

Wenn ein Auge eine geringere Sehleistung besitzt als das andere, kann man es sehr gut über die Kerzenübung oder, wenn Kinder noch sehr klein sind, über die Massage der Augenpunkte an Händen und Füßen mit Zypressenöl fördern. Wird ein Kind mit Grauem Star geboren, hilft diese Massage ebenfalls. Das Öl sollte bei kleinen Kindern verdünnt und bis zu einem Alter von 4 Jahren vorzugsweise auf die Fußreflexzonen aufgetragen werden, danach können Füße und Hände massiert werden. Auch farbiges Licht kann dazu verhelfen, dass sich die Augenlinse aufklärt.

Was man unbedingt beachten sollte, ist, dass hinter jedem Augenthema eine seelische bzw. emotionale Ursache verborgen ist. Diese sollte gesucht und nach Möglichkeit aufgelöst werden.

Neben dem sparsamen Umgang mit technischen Geräten und dem Fördern der Kinder über natürliches Spielen im Freien sind folgende Übungen sinnvoll:

Hand- und Fußreflexzonenmassage
Massieren Sie täglich einmal auf der Handinnenseite an beiden Zeige- und Mittelfingern jeweils das unterste Glied sowie den Bereich, wo die beiden Finger an der Hand angewachsen sind. Auf der Fußunterseite sind es die Glieder des 2. und 3. Zehs.

• Kerzenübung
Stellen Sie sicher, dass das Kind diese Übung nur mit einem Erwachsenen gemeinsam durchführt. Sie benötigen einen abgedunkelten Raum, eine Kerze und eine Augenklappe. Das schwächere Auge des Kindes wird abgedeckt. Das Kind schaut 30 Sekunden in die Flamme der Kerze, danach darf es seine Augen schließen und mit beiden Händen bedecken. Nach 1 Minute wird das so oft wiederholt, wie das Kind Freude dabei hat. Dann wird das Ganze mit dem anderen Auge durchgeführt.

• Akkomodationsübung mit der Schnur
Sie benötigen eine Schnur mit Kugel oder auffädelbaren Figuren und eine Augenklappe. Die Schnur wird an einem Ende von Ihnen gehalten, das andere Ende soll das Kind an seine Nasenspitze führen. Mit der zweiten Hand greift das Kind die Kugel oder Holzfigur und schiebt diese auf die Nase zu und wieder so weit wie möglich von der Nase weg. Ein kurzsichtiges Kind atmet beim Wegschieben der Kugel aus, ein weitsichtiges atmet beim Heranziehen der Kugel aus. Diese Übung trainiert die Beweglichkeit der Augenlinse.

• Liegende Acht
Ein Auge wird abgedeckt, bleibt aber geöffnet. Das Kind zeichnet mit einem Finger, Pinsel oder einer kleinen Feder eine Liegende Acht vor das Gesicht. Die Zeichnung wird in der Mitte der beiden Schleifen nach oben beginnend gestartet. Das freie Auge verfolgt die Bewegung. Nach 9 Achten wird zum anderen Auge gewechselt, danach wird die Übung mit beiden Augen gleichzeitig wiederholt.

• 10 kleine Zappelmänner
Die Mama bewegt die Hände vor dem Kleinkind auf und ab, waagerecht hin und her und im Kreis. Das sind die Blickrichtungen, die Kinder mit den Augen verfolgen können. Kleine Babys müssen das erst lernen. Mit diesem Spiel können Sie schon mit den Kleinsten die Blickfolgebewegungen und die Augenkoordination üben. Den Text dazu können Sie im Internet finden. Darüber hinaus gibt es noch eine Menge anderer Übungen. Sie alle vorzustellen, würde jedoch den Rahmen dieses Artikels sprengen.

Schlussgedanken

Viele Kinder sind den ganzen Tag über mit den Augen im Nahbereich beschäftigt und haben kaum Ausgleich hierfür. Dadurch verkrampft sich die Augenmuskulatur samt Linse, und nach einiger Zeit ist diese chronisch verspannt. Blickt das Kind dann in die Ferne, z.B. an die Tafel, kann es die Buchstaben nur noch verschwommen erkennen. Und wenn das Kind dann zum Augenarzt gebracht wird, könnte dieser nun eine Kurzsichtigkeit feststellen. Problematisch für die Folgezeit ist, dass das Kind nicht darüber unterrichtet wird, dass es seine Gewohnheiten ändern sollte, damit die Augen nicht noch kurzsichtiger werden; vielmehr kommt die klassische Sichtweise der Schulmedizin und der Optiker zum Tragen. Sie gehen davon aus, dass kurzsichtige Augen zu lang gewachsen sind. Dem Kind wird geraten, die Brille immer zu tragen, damit sich die Augen nicht verschlechtern. Unglücklicherweise werden die inneren Muskeln so nur immer weiter angespannt, und nach 6 bis 9 Monaten wird man wieder stärkere Brillenwerte ausmessen. Ein Teufelskreis, den sich die Eltern oft nicht trauen zu durchbrechen. Die Angst davor, etwas falsch zu machen und dadurch die Augen der Kinder zu schädigen, ist zu groß.

In meiner täglichen Arbeit habe ich festgestellt, dass Kinder, die die Brille nur dann aufsetzen, wenn sie diese wirklich benötigen, ihre Sehkraft verbessern oder zumindest die Brillenwerte halten. Das ist umgekehrt nicht der Fall! Vielleicht sollte darüber einfach mal mehr nachgedacht werden.

Caroline Ebert
Augenoptikermeisterin, zertifizierte Sehtrainerin, Autorin
info@augenschule-eyeland.de

Kartenset-Tipp
Caroline Ebert: Augen auf!
Übungskarten für das Sehtraining.
Schirner Verlag

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