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Naturheilkunde
Lesezeit: 10 Minuten

Fallstudien

Fallstudie aus der naturheilkundlichen Praxis

Psoriasis

Als ich vor 10 Jahren die „Akupunktur nach Thews“ in meiner Praxis einführte, hatte ich als Heilpraktiker-Anfängerin noch keine Vorstellung davon, wie extrem praxisbezogen die Ausbildung gewesen war. Ich konnte das Gelernte gleich umsetzen und der Bezeichnung „Heil-Praktiker“ gerecht werden. Meinen Patienten gab ich zur eigenen Herstellung auch Pflanzenverschreibungen – also Tees, Dekokte oder Wickel – als „Hausaufgaben“ mit. Ich war und bin der Meinung, dass sich der Patient durch die Zubereitung von Tee o.ä. mit seiner Erkrankung intensiver auseinandersetzt. Also lag es nahe, westliche Pflanzen nach der chinesischen Syndromdiagnostik zu verschreiben.

Patientin und Beschwerden

Im Juli 2016 sucht mich eine junge Frau auf. Die 23-jährige Studentin ist verzweifelt wegen einer ausgeprägten Psoriasis an Ellenbogen, Knie, Kopf (Gesicht), Ohr und Venushügel. Eine schulmedizinische Behandlung (Daivobet-Salbe, eine Kombination aus Vitamin D3 und einem Corticosteroid) hat bisher keinerlei Verbesserung gebracht.

Anamnese und Befund

Die Patientin trägt seit 3 Monaten eine Hormonspirale (Jaydess), bis dahin hat sie die „Pille“ genommen. Bei einer Größe von 1,65 m wiegt sie 52 kg, RR 114/77. Das Lehramtsstudium beschreibt sie als sehr anstrengend. Als Nahrungsergänzungsmittel nimmt sie Zink, Fischölkapseln (Omega-3-Fettsäuren), einen Vitamin-B-Komplex und Löwenzahn-Urtinktur. Leider ohne Erfolg. Sie fühlt sich erschöpft, leidet an zeitweisen Schlafstörungen und diffusen Gelenkschmerzen.

Die Anamnese nach Kriterien der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) und der Befund von Zunge und Puls ergeben Magen-Hitze, Milz-Yang-Mangel, einen Nieren-Yang-Mangel, Herz-Qi-Mangel und Wind-Hitze in der Haut, die durch den erhöhten Verbrauch an Qi und Blut zur Hauttrockenheit mit den o.g. Symptomen führt (die Haut wird nicht ausreichend ernährt).

Therapieziel

Wind zerstreuen, Hitze klären, Blut und Qi nähren

Behandlung

Für die Akupunktur wähle ich folgende Punkte:

  • Di4 – klärt Hitze, wirkt auf Qi und Blut
  • Gb20 – zerstreut Wind
  • MP6 und 9 – stärken Milz und Niere, aktivieren den Qi- und Blutfluss, regulieren die Körperflüssigkeiten
  • Ma 36 – reguliert Qi- und Blutzirkulation
  • Bl17 – Meisterpunkt des Blutes
  • Bl20 – Transportpunkt der Milz, nährt das Blut

Für die Kräuterrezeptur verordne ich folgende Pflanzen nach TCM-Kriterien:

  • Brennnessel (Kaiserkraut): Wirkt auf Milz und Niere
  • Eisenkraut (Ministerkraut): Ist bitter, leitet Hitze und Toxine aus, bewegt das Qi, wirkt auf Niere und Milz
  • Enzian (weiteres Ministerkraut): Leitet Hitze aus, tonisiert Magen und Milz
  • Kornblume (Botschaftskraut): s. Enzian
  • Wiesenklee (Polizeikraut): Tonisiert direkt die Niere

Der Geschmack des Tees ist sehr bitter, er muss nur 10 Tage lang getrunken werden.

Verlauf

Bereits zur 3. Akupunktursitzung sehe ich ein verändertes Hautbild. Die Läsionen sind deutlich kleiner geworden. Auch die Zunge zeigt weniger Hitze im Körper an.

Im Verlauf heilt die Haut immer weiter ab.

Nach der 7. Akupunkturbehandlung muss die junge Frau wieder zurück an ihren Studienort. Sie hat keine Angst mehr vor einem erneuten Ausbruch der Psoriasis und ist insgesamt viel entspannter.

Ich gebe ihr noch ein neues Kräuterrezept mit auf den Weg:

  • Ringelblume: süß (tonisierend), gleichzeitig leicht bitter und salzig, klärt Wind-Hitze
  • Stiefmütterchen: wirkt Blut-Hitze entgegen
  • Gänseblümchen: wirkt Blut-Hitze entgegen, hat einen direkten Bezug zur Haut
  • Eisenkraut und Erdrauch in niedriger Dosierung als Botschaftskräuter für die Haut

Nach 14 Monaten kommt sie erneut in meine Praxis. Aber nicht wegen irgendwelcher Hautprobleme – die Psoriasis ist nicht mehr aufgetreten.

Inzwischen hat sie mit einer Hashimoto-Thyreoiditis zu kämpfen. Medikamentös ist sie gut eingestellt, hat jedoch Schluckbeschwerden. Nach einer körperlichen Untersuchung ertaste ich blockierte Wirbel in der HWS und kann sie mit der Dorn-Methode erfolgreich ausrichten, sodass die Schluckbeschwerden sofort verschwinden, was die Patientin in großes Erstaunen versetzt.

Fazit

Es ist sehr selten in der Praxis, dass sich eine chronische Erkrankung so schnell behandeln lässt. Ich denke, dass die Aufklärung über die Krankheit und die Therapieoptionen, die ich aufgezeigt habe, der Patientin das Gefühl gaben, ernst genommen zu werden. Davor war sie noch nie bei einem Heilpraktiker gewesen und sehr überrascht von der so anderen Herangehensweise an eine Erkrankung.

Ich hoffe, dass sich der Einsatz naturheilkundlicher Methoden allgemein weiterverbreitet. Speziell wünsche ich mir das Voranschreiten der Anwendung westlicher Pflanzen nach TCM-Kriterien. Sie sind unseren Patienten nicht nur bekannt, sondern verursachen auch nur einen Bruchteil der Kosten, die für eine Verschreibung chinesischer Pflanzen anfallen. Alles zusammen wirkt sich auf die Compliance unserer Patienten aus, was maßgeblich zum Therapieerfolg beiträgt.

Heike Kopietz
Heilpraktikerin

info@heilpraxis-kopietz.de


Fallstudie aus der psychotherapeutischen Praxis

Medienabhängigkeit

Der Patient wird für 12 Wochen in unserer stationären Adaptionseinrichtung aufgenommen. Er kommt im Anschluss an eine 17-wöchige Entwöhnung mit der Diagnose „Multiple Drogenabhängigkeit“.

Patient

Olaf, 26 Jahre

Anamnese

Olaf berichtet, er sei seit dem 16. Lebensjahr drogenabhängig (v.a. THC/ Cannabis). Während der Entwöhnung sei jedoch sein wesentliches Problem, die Medienabhängigkeit, nicht bearbeitet worden. Er sei als Kind sehr zappelig gewesen. Seine Eltern hätten ihn deswegen mit einer Konsole spielen lassen, damit er sich beruhige. Seit dem 6. Lebensjahr habe er oft mehrere Stunden täglich gespielt. Hyperaktivität sei nicht untersucht worden (Diagnose in der Entwöhnungseinrichtung ausgeschlossen).

Familiärer Hintergrund

Vater alkoholkrank, durch übermäßiges Arbeiten oft abwesend, für die Familie v.a. materieller Versorger; Mutter als emotional kalt beschrieben. Zwischen den Eltern habe es häufig Streit gegeben, beide seien emotional nicht verfügbar gewesen. Die materielle Versorgung der Kinder (eine 4 Jahre jüngere Schwester, kein Kontakt) habe im Vordergrund gestanden. Einzige familiäre Bezugsperson heute ist der noch abhängig konsumierende Vater.

Suchtentwicklung

Übermäßiger Medienkonsum seit dem 6. Lebensjahr, eskalierend ab 13. Ab dann habe er täglich vor und nach der Schule sowie nachts ein bekanntes Online-Rollenspiel gespielt. Er sei dort „aufgestiegen“ und habe „eine Gruppe geführt“. Schließlich sei er zunehmend in die virtuelle Welt abgetaucht, habe die Schule geschwänzt, Freunde vernachlässigt, der Kontakt zu seiner Familie habe kaum noch stattgefunden. Seine Eltern hätten diese Negativentwicklung nicht wahrgenommen.

Trotz allem schloss Olaf die Schule und eine Ausbildung als Einzelhandelskaufmann ab. In diesem Beruf arbeitete er zunächst, allerdings vorwiegend in Nachtschicht, was seine soziale Desintegration förderte und seinen Tag-Nacht-Rhythmus noch stärker destabilisierte.

Vor Aufnahme in die erste Entwöhnungsbehandlung
Verlust der ersten eigenen Wohnung (Mietschulden), Verwahrlosungstendenzen im äußeren Erscheinungsbild, Verlust der Erwerbstätigkeit, Selbstunsicherheit im Sozialkontakt, Übergewicht, Vereinsamung. Sein Vater drängte ihn, eine stationäre Suchtrehabilitation zu beantragen.

Diagnosestellung

Olaf ordnet sich ab dem 13. Lebensjahr als medienabhängig ein. Das internetbezogene Störungsbild ist die Primärdiagnose, an die sich weitere stoffgebundene Abhängigkeiten anschließen (ab dem 16. Lebensjahr Cannabis sowie Partydrogen am Wochenende). Je nach Verfügbarkeit und finanziellen Mitteln abwechselnder Drogen- und Medienkonsum.

Behandlungsziele

Integration in den vorstrukturierten Tagesablauf, Aufbau einer tragfähigen therapeutischen Beziehung zur Förderung der sozialen Kompetenz der emotionalen Nachreifung, von Selbstwahrnehmung und Entwicklung von Zukunftsplänen.

Therapie

Ganz wesentlich ist eine engmaschige Anbindung an das therapeutische Personal aufgrund des Beziehungs- und Förderungsmangels in der Vorgeschichte. Olaf bekommt 1-2 Einzelgespräche und tägliche therapeutische Gruppenkontakte. Er gibt, ohne zu zögern, sein Smartphone ab und lebt medienabstinent. Den PC der Einrichtung benutzt er nur zum Schreiben von Briefen. Die Integration in die Gemeinschaft der Mitpatienten und die Überwindung des Rückzugsverhaltens stehen im Vordergrund. Er erledigt anfallende Haushaltsarbeiten, übernimmt handwerkliche Aufgaben und lernt, sich zunehmend auf Tätigkeiten einzulassen, die ihm früher Angst machten. Im Fokus stehen die Entwicklung von Selbstvertrauen, Selbstwirksamkeit, Überwindung von Angst und Vermeidungsverhalten.

Initiierung und Förderung von Handlungskompetenzen bilden einen weiteren Schwerpunkt. Die Behandlung von Medienabhängigen erfordert gerade bei jungen, sozial desintegrierten Patienten ein stationäres Setting. Im Gruppenkontext ist ein soziales Kompetenztraining möglich, das im Einzelsetting nicht gegeben wäre.

Selbstfürsorge, im Sinne von gesunder und regelmäßiger Ernährung, wird trainiert und kontrolliert. Durch den Beginn eines externen Betriebspraktikums im erlernten Beruf wird der therapeutisch eingeschlagene Weg intensiviert. Selbstsicherheit durch Kontakte zu Kunden und Kollegen entwickelt sich. Der Weg zum Arbeitgeber wird mit dem Fahrrad bewältigt, sodass sich sowohl körperliche Fitness als auch Selbstwahrnehmung und Körpergefühl verbessern.

Verlauf

Durch die Einzel- und Gruppengespräche ist eine Nachreifung zu beobachten, eine (selbst-)kritische Auseinandersetzung mit der komplexen Suchterkrankung, eine Rückkehr in die Realität, Interesse am Leben und den Menschen. Für eine weitere Suchtfreiheit ist er klar motiviert.

Olaf entscheidet nach der 12-wöchigen stationären Behandlung, nicht an seinen bisherigen Wohnort zurückzukehren, sondern umzuziehen in eine therapeutisch begleitete Wohngemeinschaft. Er weiß, dass jegliche Langeweile und Einsamkeit seine Rückfallgefahr steigern. Durch die Einbindung in die dortige Gemeinschaft erlebt er auch künftig soziale Kontrolle und Tagesstruktur. Da er durch das Praktikum seinen Tag-Nacht-Rhythmus regulieren konnte, will er auch an seinem neuen Wohnort wieder arbeiten.

Ina Reichinger
Heilpraktikerin für Psychotherapie, Diplom-Pädagogin, Familien- und Suchttherapeutin, Supervisorin
info@reichinger-supervision.de


Fallstudie aus der tierheilkundlichen Praxis

Anaplasmose und Symptomkomplex beim Hund

Patient

Bernhardiner Teddy, 4 Jahre, kastriert

Ich erhalte einen telefonischen Notruf wegen eines im Sterben liegenden Bernhardiners. Teddy leide unter Durchfall und sei stark ausgezehrt. Sein Besitzer (der Ehemann der Anruferin) sei gerade im Urlaub und habe ihn wohl schon seit Wochen nicht mehr richtig gefüttert.

Anamnese

Vor Ort begegnet uns ein sehr aufgeschlossener, stark kachektischer Rüde. Er hat 4 Vorbesitzer und eine enorme Leidensgeschichte hinter sich. Als mir ein Taschentuch auf den Boden fällt, wird es von ihm sofort verschlungen. Teddy hat ein ausgebreitetes Erythem am gesamten Körper und ist fast vollständig ohne Fell. Jährlichen Besitzerwechsel, körperliche Misshandlungen sowie Nahrungs- und Wasserentzug musste er ebenfalls ertragen.

Vom Eigentümer bekomme ich das Okay, Teddy dauerhaft auf unserem Hof aufzunehmen und zu therapieren.

Diagnose

Teddy leidet an einer ausgeprägten Kachexie mit Muskelatrophie sowie an chronischer Diarrhoe. Bei der Untersuchung der Augen stelle ich eine beidseitig ausgeprägte Konjunktivitis und auf dem linken Auge eine Uveitis fest – Verdacht auf „Melting Cornea“. Weiterhin leidet Teddy unter Spondylose und Dekubitus an der Hinterhand beidseitig. Außerdem zeigt er eine Polyarthritis und Ataxien an Vor- und Hinterhand. Teddy hat noch sein Milchgebiss, das besonders an den Schneidezähnen mit Karies befallen ist.

Therapieschritt 1

Ziel ist es im 1. Zeitraum (14 Tage), Teddy zu kräftigen und die Uveitis zu beseitigen. Dazu gehören ein spezieller Futterplan und eine Darmsanierung mit dem Ziel, den Durchfall zu heilen. Außerdem erfolgt eine gezielte Schmerztherapie.

Vorgehen

Jeden 2. bis 4. Tag führe ich eine Blutegeltherapie durch (insgesamt 4 Blutegel an Akupunkturpunkten in der Nähe der Augen).

Parallel erhält Teddy durch den Tierarzt 3x Injektionen in Form von Langzeitantibiotika und Schmerzmitteln.

Gefüttert werden Babybrei, Süßwasseralgen, Kräutermischungen, spezielle Probiotika und hochwertige kaltgepresste Öle.

2x Aromatherapie mit Tiefenentspannung zum Lösen der Blockaden und Verdrehungen an der Wirbelsäule sowie an Kiefer-, Schulter- und Beckengelenken. Eine Wirbelsäulenbegradigung wird ebenfalls von mir durchgeführt.

Der Dekubitus wird mit Silberspray behandelt.

Zusätzlich wende ich 2x täglich Euphrasia comp. Augensalbe an.

Ergebnis nach 14 Tagen

  • Uveitis und Konjunktivitis sind fast vollständig ausgeheilt
  • Am linken Auge zeigt sich ein schmerzfreier Katarakt
  • Der Dekubitus ist verheilt
  • Das Fell beginnt zu wachsen
  • Teddy kann ohne Hilfe stehen und Kot absetzen
  • Die Diarrhoe ist nur noch zeitweise vorhanden

Therapieschritt 2

Im 2. Zeitraum (21 Tage) liegt der Fokus auf kontinuierlichem Muskelaufbau und Stabilisierung des Allgemeinzustandes.

Es wird ein großes Blutbild mit Testung auf Anaplasmose angefertigt.

Weiter erfolgt eine Ernährungsumstellung auf gebackenes Trockenfutter mit hohem Fleischanteil, ausgewählten Gemüsesorten, gepopptem Mais und Probiotika.

Teddy erhält täglich Injektions-Akupunktur mit Vitamin B12 und Folsäure sowie orale Gaben von Arnica und Aconitum (Globuli) nach Bedarf.

Da der Anaplasmose-Bluttest positiv ausgefallen ist, wird täglich Doxycyclin (Antibiose) über einen Zeitraum von wenigstens 10 Tagen gegeben.

Parallel werden jeden Tag Johanniskraut 900 mg sowie Injektionen mit Symphytum und Equisetum arvense verabreicht.

Ergebnis nach weiteren 21 Tagen

  • Teddy hat sein Milchgebiss vollständig verloren, die neuen Zähne brechen durch
  • Das Fell ist inzwischen komplett nachgewachsen
  • Diarrhoe und Uveitis/Konjunktivitis sind ausgeheilt

Wir starten nun mit täglich länger werdenden Spaziergängen zum See mit Wassertreten.

Ein Schilddrüsenfunktionstest ergibt eine Hypothyreose, die anfangs konventionell schulmedizinisch therapiert, dann nach und nach mittels homöopathischer Organtherapie und antihomotoxischer Therapie durch mich weiter behandelt wird.

Status Quo

Zurück bleiben ein schmerzfreier Katarakt am linken Auge und ein quicklebendiger Hund, der sich in seiner neuen Familie sehr wohlfühlt.

Mit 9 Jahren stirbt unser Teddy als lebensfroher Bernhardiner an Altersschwäche

Jessika Haefner
Tierheilpraktikerin (VDT), systemische Aufstellungsleiterin, Entspannungstrainerin und Massagetherapeutin; Spezialisiert auf Wirbelsäulen- und Gelenkerkrankungen sowie chronische Krankheiten
info@die-tierfluesterin.eu

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