Glosse: Die Zelle als Ursprung
Es ist schon bemerkenswert: Wir alle stammen von einer einzigen Zelle ab, der befruchteten Eizelle, deren Gene von Mutter und Vater stammen. Sie ist die alles könnende Stammzelle. Aus dieser noch völlig undifferenzierten, „omnipotenten“ Zelle werden sich innerhalb der nächsten 9 Monate der Schwangerschaft erst pluripotente Stammzellen entwickeln, die jeweils für die etwa 200 verschiedenen Gewebe-Arten zuständig sind, aus denen der menschliche Körper besteht. Am Ende werden es 10 Billionen Zellen sein, mit unterschiedlicher Lebenserwartung. Schließlich verbleiben unipotente Stammzellen, die nur noch für jeweils ein Gewebe zuständig sind. Und zwar für die Gewebe, die noch Ersatz oder Nachschub brauchen werden, z.B. Darmschleimhaut oder Leukozyten. Nur wachsen die Stammzellen nicht endlos weiter, sondern irgendwann ist Schluss mit der Zellteilung und -vermehrung. Mehr Darmschleimhaut brauchen wir nicht – von jetzt ab bitte nur noch Ersatz für die Zellmauser! Sobald die Differenzierung abgeschlossen ist, ist das Schicksal dieser Zelle besiegelt: Sie wird früher oder später sterben, spätestens in 100 Jahren. Das ist mal sicher.
Und nun geht der Punk ab: Manchmal zerschießen Umwelt- oder Innenweltfaktoren das Genom einer Zelle. Das kann nicht mehr repariert werden oder wird falsch abgelesen. Zu viel hiervon, zu wenig davon, und schon gerät alles durcheinander. Die Zelle fängt zudem an, sich unkontrolliert zu teilen, manchmal überdurchschnittlich schnell. Und ihre Nachfolger können ihr reguläres Arbeitsprogramm auch nicht mehr so richtig. Da es lebendige Zellen sind, wollen sie etwas tun, bevorzugt im Gewebeverband mitarbeiten. Im Extremfall können sie aber nichts anderes mehr als wachsen und dabei Energie verbrauchen.
Dann sprechen wir von bösartigem Krebs, in wilden Fällen von kindskopfgroßen Wucherungen. Die Tumorzellen wissen vielleicht nicht mehr, wie Entgiftung geht, aber Zellen nachbauen, das können sie noch – wenn auch unreife Schrott-Zellen. Und davon immer mehr. Sie haben ihre ursprüngliche Wachstums-Autonomie zurückbekommen, und die wird so lange aufrechterhalten, bis ihr Nährboden, der Mensch, aufgefressen ist.
Haben Sie schon einmal von „HeLa-Zellen“ gehört? Sie stammen von der Amerikanerin Henrietta Lacks ab, die im Oktober 1951 an ihrem hochaktiven Zervix-Karzinom gestorben ist. Seit damals vermehren sich diese Zellen (wenn auch in Nährlösung). Die Forschung geht davon aus, dass die Zelllinie potenziell unsterblich ist. Sie können bloß nichts mehr von dem, was eine gesunde Zervix-Zelle kann. Nebenbei: Es wird geschätzt, dass Wissenschaftler weltweit bisher ca. 50 Millionen Tonnen HeLa-Zellen gezüchtet haben (Stand 2010). Es gab 4 Nobelpreise, 75000 wissenschaftliche Arbeiten, 11000 angemeldete Forschungspatente, Stipendien, Ehrungen … Ach, das Leben dieser vollständig sequenzierten HeLa-Zellen hat kein Ende. Ihr Lebensprinzip lautet: Wir haben zwar keine Ahnung, was wir tun sollen, aber dafür werden wir immer mehr.
Das ist es, was Krebs mit uns macht. Und am anderen Ende dieser unheilvollen Spirale sitzt die Forschung und versucht herauszubekommen, was man gegen dieses monströse Wachstum unternehmen kann, sodass der Mensch, Mutter oder Vater dieses Tumors, noch eine Weile leben kann und dass es ihm dabei gut ergehen möge.
Aber kennen Sie auch die andere Seite dieser Geschichte:
Haben Sie ein Kind? Erinnern Sie sich an die erste Längenmessung im Mutterleib, per Ultraschall? Der Arzt sagte Ihnen die Körperlänge. Vier Wochen später die nächste Längenmessung. Und dann rechnen Sie: Wenn das Kind in diesem Tempo weiterwächst, muss es zum Zeitpunkt seiner Geburt 2,10 m lang sein. Es kamen dann aber doch nur 58 cm heraus. Irgendwann also verlangsamt sich das Wachstum ganz natürlich auf ein menschliches Maß.
Damit stellt sich die Frage: Was also brauchen der menschliche Körper und seine Zellen, um möglichst lange mutationsfrei zu leben? Um sein Tempo und seinen Rhythmus beibehalten zu können? Die Antwort ist zunächst scheinbar einfach: Eine natürliche und menschliche Versorgung mit all den Stoffen, die unsere angeborene Umgebung uns bietet. Aber warum schreibe ich dann „scheinbar einfach“? Weil es erkennbar schwierig wird, diese Versorgung zu gewährleisten. Neulich las ich, dass Brot „Spuren von Getreide“ enthält. Nun bin ich ratlos. Auf manche Frage weiß auch ich keine Antwort mehr.
Thomas
Schnura
Psychologe M.A., Heilpraktiker und Dozent
Foto: © Anusorn I adobe.stock.com
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