Zwischen Hölle und Hexenküche (2)
In der Dezember-Ausgabe berichteten wir von der Rufmordkampagne gegen den Heilpraktiker Klima, die durch BILD und RTL “explosiv” in fast ganz Europa verbreitet wurde. Die ungeprüfte Geschichte der Psychiatriepatientin Frau S. nutzte der Vizepräsident der Bundesärztekammer, Dr. Hoppe, aus, um den Berufsstand der Heilpraktiker in der Sensationspresse zu diffamieren. Danach hatte der Vorsitzende der Bezirksärztekammer in Trier, Dr. Piedmont, ein Strategiekonzept, wie gegen den Heilpraktiker Klima vorzugehen sei. Jetzt erst, nach Monaten, hat sich gezeigt, wie der ermittelnde Staatsanwalt Specht diesem Konzept gefolgt ist. So ist der renommierte Heilpraktiker Klima ins Bermuda-Dreieck von Ärzteschaft, Justiz und Frau S. hineinmanövriert worden. Doch inzwischen bröckelt die Anti-Klima-Front, die meisten Protagonisten wären heilfroh, nie etwas von der Sache gehört zu haben. Der Trierer Anwalt Vormann, in der RTL-Sendung noch der selbsternannte “Verteidiger von Hunderten von Frauen”, die durch die Behandlung des Heilpraktikers Klima angeblich geschädigt wurden, ist ab gestürzt, er verteidigt im Moment Null Frauen gegen Klima. Im Sommer mußte er sein Mandat niederlegen, weil ihm seine Mandantin, Frau S., Unfähigkeit vorwarf.
Ende Oktober ging Dr. Rikl, der Leiter des Gesundheitsamtes, in den Ruhestand. Die mit seinem Amt zwingend verbundene Pflicht zur Objektivität, die Einhaltung des Datenschutzes und die Verpflichtung, sich in der medizinischen Fachliteratur kundig zu machen, haben den Leiter des Gesundheitsamt in der Sache Klima überfordert. Da waren die BILD-Journalisten schon eher willkommene Gäste im Gesundheitsamt.
Der in der Sache ermittelnde Staatsanwalt Specht hat den Spagat zwischen den Machtinteressen der Ärzteschaft (500 Mio. Jahresumsatz im Gesundheitswesen in Trier) und der Wahrheit nicht geschafft. Das hatte sein Kollege schon vor einem halben Jahr prophezeit. Specht hat den Fall Ende Dezember 95 einem anderen Staatsanwalt übergeben.
Frau S. klagt auf Schmerzensgeld gegen den Heilpraktiker Klima, bei dem sie mit der Cantharidensalbe, einer Hautausleitungsmethode, behandelt wurde. Nach der Behandlung trat bei ihr der gewünschte Heilausschlag im Dekollete-Bereich auf. Er heilt grundsätzlich nach wenigen Tagen ab oh ne Narben zu hinterlassen. Auch bei Frau S. ist der Heilausschlag erwartungsgemäß abgeheilt, was von verschiedenen Leuten bestätigt wurde, u.a. von Dr. Rikl, dem damaligen Leiter des Gesundheitsamtes; und außerdem existiert darüber ein Haut gutachten der Unfallklinik Ludwigshafen. Einen Tag nach ihrer Behandlung bei dem Heilpraktiker Klima ging Frau S. ins Brüderkrankenhaus. Die Ärzte reagierten hysterisch (TV vom 23.12.94), weil sie diese Methode nach Hippokrates nicht kannten. Ihre Sorgfaltspflicht hätte es verlangt, Klima nach der Heilbehandlung zu fragen. Obwohl bei Cantharidensalbenbehandlung nur die oberste Hautschicht betroffen ist, diagnostizierten die Ärzte fälschlicherweise eine Verbrennung zweiten Grades.
Verständlicherweise reagierte Frau S. mit einem Schock. Noch immer redet sie von ihrem “Feuermal”. Gegenüber zwei Journalisten gab sie zu, dass sie ihre Haut mit einer Salbe behandelt, damit eine Hautrötung entsteht. In zwei Schreiben (11.1. und 20.2.95) an Dr. Rikl wies der Gerichtsgutachter und Präsident der Heilpraktiker, Schmidt, bereits auf eventuelle Manipulationen und Ungereimtheiten in den Presseveröffentlichungen hin. Der Hautarzt Dr. Biwer, der ein erklärter Feind der Naturheilkunde ist, spricht einige Monate später in seinem Gutachten von einer toxischen Dermatitis. Dr. Schwerdtfeger gibt der selbstgemachten Rötung von Frau S. in seinem Gutachten wieder einen anderen medizinischen Namen. Ein Blick in die medizinische Fachliteratur hätte genügt, um zu bestätigen, dass die Cantharidensalben-Methode mit ihrer 2500 jährigen Anwendungspraxis noch keine bleibenden Hautschäden hinterlassen hat, so Hp Klima. Der Staatsanwalt Specht war von diesen Diagnosen ganz verwirrt und forderte deshalb zwei weitere Gutachten, die wiederum die Behandlung und die Diagnose des Heilpraktiker Klimas in Frage stellen sollen. Auch die Cantharidensalbe, die durch die lange Anwendungstradition empirisch besser untersucht ist als die meisten Medikamente, soll per Gutachten als gesundheitsschädlich erklärt werden, indem eine Einzelstoffbetrachtung vorgenommen wurde. Nach dieser Denkweise dürften die Menschen keine Luft mehr einatmen, da sie zu 78% den gefährlichen Stickstoff enthält. Es wäre vom menschlichen Standpunkt her sinnvoller zu überlegen, wie Frau S. noch zu helfen ist.
Chaos in der Ermittlungsakte
Im Oktober hatten “Die Grünen” einen Antrag auf Berichterstattung im Rechtsausschuß des Landtages zu dem Fall Klima gestartet. Justizminister Caesar mußte über den Stand der Ermittlungen Rechenschaft ablegen. Fast zeitgleich bekam Klimas Anwalt nach 10 Monaten endlich Einblick in die Ermittlungsakte. Was da vorher ermittelt oder vermittelt wurde, bleibt das Geheimnis von Specht. Klima hat inzwischen festgestellt, in welch dilettantischer Weise die Akte manipuliert ist: es fehlen Seiten, die Numerierung der Seiten ist chaotisch oder fehlt ganz. Ein Gutachten weist an zwei Stellen Fälschungen auf. Der BILD-Artikel ist mit aufgenommen in die Ermittlungsakte; aber die beiden kritischen Artikel des Trierer Stadtmagazins fehlen, obwohl sie Herr Specht vorlagen. Specht wollte das “Ausmaß des Schadens” ergründen, das der Heilpraktiker in Trier angerichtet haben sollte; er ließ von den 60 schriftlichen Zeugenaussagen zugunsten Klimas bis auf sechs alle in irgendwelchen Nebenakten verschwinden. Sogar die Zeugen fehlen, die genauso im Dekollete-Bereich wie Frau S. behandelt wurden und seither ohne die Einnahme von Psychopharmaka leben können. In der Ermittlungsakte existiert kein Vermerk über den Verbleib dieser Aussagen; auch der Hinweis auf die mündlichen Aussagen fehlt. Das Lesen der vielen Zeugenaussagen für Klima hätte viel Zeit in Anspruch genommen, so Specht. Sein Spezialgebiet ist mehr die Anordnung und das Organisieren von Hausdurchsuchungen. Da bei der Durchsuchung in der Naturheilpraxis Klima und in der Apotheke, die ihn mit der Cantharidensalbe beliefert, keine gesetzeswidrigen Entdeckungen gemacht werden konnten, ordnete Specht zwei weitere Apothekendurchsuchungen an. Wieder Fehlanzeige! Von den vielen Hausdurchsuchungen wußte der ehemalige Anwalt Vormann von Frau S. schon im März 95 zu berichten. Von seinem gesetzlichen Auftrag ist Staatsanwalt Specht verpflichtet, mit der gleichen Intensität so wohl für als gegen Klima zu ermitteln. Die einseitigen Ermittlungen hatten laut Specht nichts mit dem Hin- und Herschieben von Bestechungsgeldern zu tun.
In der Sache Klima wurden verschiedentlich demokratische Spielregeln außer Kraft gesetzt. Nach Informationen der Verfasserin war die Anklageschrift schon fertig verfaßt, noch bevor der Anwalt von Klima Einblick in die Ermittlungsakte hatte. Staatsanwalt Specht hat diese Aussage dementiert.
Kunstfehler mit oder ohne Todesfolge scheint ein Monopol der Ärzte zu sein. Klima wurde bisher kein Kunstfehler nachgewiesen, trotzdem läuft ein Verfahren gegen ihn wegen schwerer Körperverletzung. In der Ermittlungsakte sind noch vier weitere Zeugenaussagen, eine davon ist eine langjährige Bekannte von Herrn Rikl, die die Klima-Behandlung vor mehr als zehn Jahren als “Zustand zwischen Hölle und Hexenküche” empfand. Eine andere Belastungszeugin, die Bardame Frau T., ist eine Bekannte von Staatsanwalt Specht. Sie erschien mit einer bereits schriftlich fixierten Zeugenaussage zum Kripo verhör. Keine von diesen angeblichen Zeuginnen hat einen körperlichen Schaden davongetragen, sie waren lediglich nicht mit der Behandlung von Klima einverstanden. Noch vor dem Kripoverhör lobte Frau T. den Heilpraktiker, weil er sie während der Schwangerschaft mit einer Hautausleitungsmethode von ihren Rückenbeschwerden befreit hatte. Nach dem Verhör wußte sie nicht mehr so genau, ob sie für oder gegen den Heilpraktiker ausgesagt hatte. “Der Spiegel” berichtet in seiner 44. Ausgabe über die dramatischen Fehlleistungen deutscher Herzchirurgen, durch die Tausende von Patienten ins Jenseits befördert wurden. Nur selten ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Kunstfehler oder fahrlässiger Körperverletzung. Die tatsächlich begangenen Kunstfehler, auch wenn sie noch so schwerwiegend sind, werden vertuscht. So wurde noch nie ein Herzchirurg vor Gericht gestellt. In der gleichen Ausgabe wird auch der Pillenskandal behandelt. Für die Frauen ist es eben Pech, wenn sie an den Nebenwirkungen der Pille erkranken oder sterben. Aber noch nie wurde ein Frauenarzt oder Großkonzern angeklagt, der die Pille verschreibt bzw. herstellt.
“Lynchjustiz”
Mehr als ein Jahr lang versuchte Staatsanwalt Specht bei dem Heilpraktiker Klima etwas Illegales zu finden. Das Verfahren soll auf unbestimmte Zeit fortgesetzt werden. Das schadet zumindestens dem Ruf des Heilpraktikers. Da ein Heilpraktiker von seinem Ruf lebt, kommt das einer Existenzvernichtung gleich. Gegebenenfalls soll eine Trendwende in den Ermittlungen durchgeführt werden, die sich auf die psychische Erkrankung von Frau S. stützt. Fünf stationäre Psychiatrieaufenthalte seit Mai 1991 gehören zu ihrer dramatischen Therapieerfahrung. Der Ermittlungsakte ist noch ein anderes laufendes Verfahren von Frau S. beigefügt, das teilweise eine ähnliche Struktur hat wie ihr Verfahren gegen Klima. Frau S. klagt gegen einen flüchtigen Bekannten, der sie mit “Aids infiziert” haben sollte. Beim Verhör des Mannes machten sich die Beamten lustig über die krankhafte Phantasie von Frau S. In den vergangenen Monaten hat Frau S. mehrmals erzählt, dass sie “Klima notfalls abknallen will, falls sie vor Gericht nicht Recht bekommt”. Ob sie ihre Art der Lynchjustiz auch schon den Ärzten erzählt hat, von denen sie betreut wird?
Die Heilkunst des Heilpraktikers Klimas ist weit über die Grenzen von Trier bekannt. Aus verschiedenen europäischen Ländern kommen Patienten zu ihm. Die seit nun bald 14 Monaten andauernde Kampagne gegen ihn hat zwar seine bisherigen Patienten nicht verschreckt, aber potentielle neue Patienten sind zu-1 mindest verunsichert. Klima bildet weiterhin Heilpraktiker und Ärzte in der Praxis der Naturheilkunde aus, besonders in den Hautausleitungsverfahren im Sinne von Hippokrates.
Juliane Neu
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