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Psychotherapie
Lesezeit: 6 Minuten

30 Jahre VFP

Der Präsident Dr. Werner Weishaupt stellt sich und seinen Verband vor.

Lieber Herr Dr. Weishaupt, seit wann sind Sie Präsident des VFP?

Ich wurde im Oktober 2002 als Nachfolger von Prof. Ahlborn berufen und auf der nächsten Mitgliederversammlung im März 2003 gewählt.

Wie kam diese Verbindung zustande?

Schon seit meiner Praxisgründung 1993 war ich Mitglied im VFP und arbeitete aus Interesse im „Wissenschaftlichen Beirat“ des Verbandes mit.

Wie sieht Ihr Tagesablauf als VFP-Präsident aus?

Mittlerweile ist das ein Fulltime-Job geworden: 80% der Anfragen kommen per E-Mail und etwa 20% per Telefon. Bei der Beantwortung unterstützen mich meine Kolleginnen im Verbandsbüro und die Experten des VFP-Serviceteams. Aber auch nach 17 Jahren kommen immer wieder neue Themen auf, die gründliche Recherchen und konzeptionelle Entscheidungen erfordern.

Was sind Ihre konkreten Aufgaben?

Ging es in früheren Jahren in erster Linie um die Unterstützung unserer Mitglieder bei der Praxisgründung und -führung als Psychologische Berater/innen bzw. Heilpraktiker/innen für Psychotherapie, so ist in letzter Zeit die Zusammenarbeit mit anderen Berufsverbänden enorm wichtig geworden. Dazu kommen die Pflege politischer Kontakte, die Redaktion unserer Verbandszeitschrift „Freie Psychotherapie“ und viele andere Aktivitäten, die der Sicherung unseres Berufsstandes dienen.

Was reizt Sie daran, den VFP zu leiten?

Es ist eine sehr befriedigende Aufgabe, wenn ich nach mittlerweile 27 Jahren Tätigkeit in meiner psychotherapeutischen Praxis und 32 Jahren als Paracelsus-Dozent den Berufsnachwuchs fördern und voranbringen kann. Die staatlichen Prüfungen sind anspruchsvoller geworden, so gehört auch die Weiterentwicklung unserer Aus- und Fortbildungskonzepte mit zu meinen Aufgaben, und da schlägt das Pädagogenherz natürlich höher.

Wie beschreiben Sie sich selbst?

Ich bin neugierig, dabei sach- und fachorientiert – und das bezogen v.a. auf die Psychologie und die Psychotherapie, also die Disziplinen, die sich mit den innerseelischen und zwischenmenschlichen Beziehungen und Konflikten befassen. Insofern gehört das Vermitteln zwischen verschiedenen Interessen und Gruppen auch dazu.

An welche Begebenheit in Ihrem Verband erinnern Sie sich besonders gerne?

Höhepunkte sind immer wieder unsere halbjährlich stattfindenden Psychotherapie-Symposien, bei denen sich Mitglieder und Fachleute aus ganz Deutschland treffen und in konstruktiven Austausch kommen. Ansonsten sind es die Gratulationen an Mitglieder, z.B. die als Nr. 5000, 7000, 10000 und 11000 zu uns gefunden haben. Das erfüllt mich mit Stolz und Dankbarkeit.

Was zeichnet den VFP aus?

Schon seit über 10 Jahren sind wir die größte Vereinigung für diese Berufsgruppen in Deutschland, das verstärkt unsere Anziehungskraft. Darüber hinaus sind es unsere umfassenden Serviceleistungen, durch die wir uns einen sehr guten Namen gemacht haben.

Was schätzen Sie selbst am meisten an Ihrem Verband?

Zum einen die gute Kommunikation untereinander mit allen Kolleginnen und Kollegen, die als Dienstleister mit uns an einem Strang ziehen. Zum anderen der offene Austausch mit allen Mitgliedern, der lebhaft und konstruktiv ist. Man merkt den Zusammenhalt untereinander, der unsere Berufsgruppe stärkt.

Wie groß ist Ihr Verband? Wie viele Mitglieder haben Sie?

Aktuell sind es über 11400 Mitglieder. Und trotz der Corona-Erschwernisse wachsen wir beständig weiter.

Welche Leistungen erhalten Ihre Mitglieder?

  • Servicetelefon und Supervisionshotline
  • Netzwerk mit regionalen Arbeitskreisen
  • Website mit aktuellen Informationen zu Berufs-, Fach- und Rechtsfragen
  • Eintrag in die Therapeuten-Datenbank theralupa.de mit hoher Internetpräsenz
  • Fachzeitschriften „Freie Psychotherapie“ und „Paracelsus“ (beide erscheinen 2-monatlich)
  • Check-Up der Praxis-Website und -Flyer
  • Zahlreiche Aus- und Fortbildungsangebote zu reduzierten Gebühren
  • Teilnahme an unseren halbjährlichen Psychotherapie-Symposien
  • Unterstützung bei Existenzgründung und Praxisführung
  • Günstige Tarife für Berufshaftpflicht-, Berufsunfähigkeits-, Kranken- und andere Versicherungen
  • Berufspolitische Vertretung bei Behörden in Bund, Ländern und Kommunen
  • Kooperation mit anderen Berufs- und Fachverbänden
  • Verbandsausweis, -logo, -stempel
  • Heilberuf-Ausweis für Mitglieder mit HP-Zulassung

Gibt es Unterschiede zu anderen Verbänden?

Wir sind spezialisiert auf die besonderen Belange der Coaches, Psychologischen Berater und Heilpraktiker für Psychotherapie. Die gehen in anderen, z.B. naturheilkundlich ausgerichteten Heilpraktikerverbänden, leicht unter.

Welche Ziele verfolgt der VFP?

Im Zentrum unserer Arbeit steht, wie es unsere Satzung auch vorsieht, das Engagement unserer Mitglieder für das seelische Wohlbefinden der Mitmenschen. Die psychische und psychosomatische Belastung in weiten Teilen der Bevölkerung ist so hoch, dass es noch viel mehr qualifizierte Helfer braucht, um Linderung und Änderung zu erreichen. Das schaffen die approbierten Therapeuten nicht. Deshalb setzen wir uns für die beruflichen Möglichkeiten all jener Menschen ein, die ihre Lebensaufgabe in der seelischen Unterstützung anderer sehen.

Wie können die Mitglieder helfen, diese Ziele zu erreichen?

Indem sie uns Feedback geben zu unseren monatlichen Newslettern, den Verbandsmagazinen und unseren politischen Aktivitäten. Nur wenn sie uns ihre Wünsche, Meinungen und Vorstellungen mitteilen, können wir sie aufgreifen und in die Verbandsarbeit integrieren.

Setzen Sie sich für den Erhalt naturkundlicher und homöopathischer Arzneimittel ein?

Was genau tut Ihr Verband dafür? Die rechtlichen und damit praktischen Möglichkeiten, solche Mittel zu verordnen, sind für unsere Mitglieder sehr begrenzt. Psychologische Berater dürfen es gar nicht; Heilpraktiker für Psychotherapie dürfen in 10 der 16 Bundesländer homöopathische Mittel in ihr psychotherapeutisches Gesamtkonzept einbeziehen – wenn sie sich fachlich damit auskennen. Gleichwohl treten wir aus Überzeugung öffentlich für die Therapiefreiheit ein – sowohl in Bezug auf die verschiedenen psychotherapeutischen Methoden wie auch die naturheilkundlichen.

Verfolgen Sie eine Vision, die den heilenden Berufen eine Perspektive gibt?

In der „Gesamtkonferenz der Heilpraktikerverbände und Fachgesellschaften“, zu der sich immerhin 31 Organisationen zusammengeschlossen haben, entwickeln wir Zukunftsbilder für unsere Berufe weiter und setzen uns für eine rechtliche Sicherung der Freien Therapeuten ein. Dafür haben wir eine gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit gestartet und uns als „Lobbyverband“ beim Deutschen Bundestag registrieren lassen. Wir arbeiten an Qualifizierungsmaßnahmen für Kolleginnen und Kollegen, um die Patientensicherheit zu gewährleisten.

Der VFP feiert aktuell sein 30-jähriges Jubiläum. Herzlichen Glückwunsch! Welches Statement würden Sie wählen, wenn Sie auf die Geschichte zurückblicken? Was macht Ihren Berufsverband so stark?

Die Stärke des VFP sind seine Mitglieder: Eine Organisation, die innerhalb der letzten 10 Jahre von 6000 auf über 11400 Psychotherapeuten, Heilpraktiker für Psychotherapie und Psychologische Berater gewachsen ist, hat Gewicht in der öffentlichen Diskussion und im Dialog mit der Politik.

Zugleich ermöglicht die stetig wachsende Mitgliederzahl eine starke Verbandsstruktur, ein umfangreiches Service-Angebot mit berufsspezifischen Informationen zu allen Bereichen, von Rechtsfragen über Steuern bis Marketing. Und schließlich ist der VFP als größter Berufsverband Freier Psychotherapeuten das beste Argument für Sinn und Notwendigkeit der Heilpraktiker für Psychotherapie in Deutschland: Die Patienten geben uns Recht. Sie kommen zu uns, um Rat und Hilfe zu finden, und sie bezahlen unsere Arbeit i.d.R. aus eigener Tasche. Das würden sie nicht tun, wenn wir nicht gute Arbeit leisten würden!

Wir sind überzeugt: Der Mensch ist ein so komplexes Wesen, dass es unmöglich ist, mit einigen wenigen Therapieverfahren alle psychischen Einschränkungen, Störungen oder Krankheiten umfassend und auf lange Sicht erfolgreich zu behandeln. Darum ist es wichtig – und sollte selbstverständlich sein – dass Patienten eine möglichst breite Palette von Therapieansätzen und -methoden zur Verfügung steht.

Kritiker werfen uns immer wieder vor, die Wirksamkeit einiger unserer Verfahren sei wissenschaftlich nicht belegt. Das stimmt. Doch die Psyche des Menschen und ihr Wechselspiel mit Körper, Geist und Seele lassen sich nur bedingt in allgemeingültige Schemata zwingen. Für uns ist es darum erst in zweiter Linie wichtig, dass unsere Methoden wissenschaftlichen Standards genügen. Entscheidend bleibt die Hilfe für die Patienten.

Darauf setzen wir den Fokus, dazu bieten wir Fortbildungen, Supervisionen und Symposien an. Und da haben wir Erfolg.

Dr. paed. Werner Weishaupt
Heilpraktiker für Psychotherapie, Dozent an den Paracelsus Schulen, Präsident des VFP
info@vfp.de

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