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Tierheilkunde
Lesezeit: 14 Minuten

Reinigung und Erneuerung bis in die Zellen

Das Dhatuparinama-Prinzip des Ayurveda in der Tierheilkunde

Ayurveda betrachtet nicht nur Körper, Geist und Seele als ganzheitliche Einheit; dieses Verständnis spiegelt sich auch in seiner Theorie der Gewebebildung (Zellebene). Alles, was unser Tier in seinem Alltag wahr- und aufnimmt, wirkt nicht nur an einem bestimmten Ort im Körper, sondern überall, in jeder einzelnen Zelle und darüber hinaus auch in der Psyche. So wie Körper, Geist und Seele untrennbar miteinander verwoben sind, so gilt dies auch für die verschiedenen Gewebe, Organe und die Psyche. Schließlich hat die ayurvedische Therapie eine ganzheitliche Wirkung, d.h. wir sprechen mit den verschiedenen Maßnahmen immer den gesamten Organismus an und nicht nur einzelne, spezifische Bereiche.

Reinigung und Erneuerung

(Tier-)Gesundheit durch Reinigung und Erneuerung von Geweben und Zellen erreichen wir im Ayurveda wie folgt: Zum einen führt eine gesunde Resorption zu einer ausreichenden Nährstoffversorgung im Körper. Zum anderen entlastet eine Entgiftung den Organismus, denn Zellen können sich aus eigener Kraft gesund erhalten, wenn sie nicht durch Toxine oder andere belastende Stoffe überfordert werden. Ein derart rundum gestärkter Stoffwechsel sorgt für eine gesunde und ausreichende Bildung von neuem Gewebe, was im Ayurveda eine wichtige Voraussetzung für Energie, Vitalität und Gesundheit ist. Diesen Prozess der gesunden Gewebebildung nennt der Ayurveda Dhatuparinama.

Die Rolle der Ernährung

Betrachten wir den ersten Aspekt, die optimale Resorption, dann steht die Ernährung des Tieres im Mittelpunkt. Denn auch unser Tier ist, was es frisst. Mit eben dem, was das Tier frisst, nähren wir auch seine Gewebe, beeinflussen seine Selbstregulationsfähigkeit und Selbstheilungskräfte. Damit diese gut funktionieren, muss das Verdauungsfeuer Agni bestmöglich arbeiten. Dessen Funktion ist maßgeblich von Qualität und Zubereitung der Nahrung abhängig.

Die Dhatus

Ayurveda beschreibt sieben Grundbausteine des Körpers und verschiedene Gewebearten (Dhatus), die sich letztendlich allesamt aus den fünf grobstofflichen Elementen Erde, Wasser, Luft, Raum und Feuer zusammensetzen. Dabei bedeutet „Dha“ so viel wie „tragen“ oder „stützen“. Dhatus stellen die grundlegenden Funktionseinheiten des Körpers dar. Sie durchziehen den ganzen Körper und haben dabei einen zell- oder organübergreifenden Charakter. Je nach Aufbau sowie Funktionalität werden alle Gewebe in jeweils sieben Saptadhatu (Körpergewebe) und Upadhatu (Nebengewebe) eingeteilt.

In der ayurvedischen Heilkunde spielen die einzelnen Dhatus eine sehr wichtige Rolle. Gesundheit und Krankheit unseres Organismus resultieren aus ihrem jeweiligen Nährzustand. Dieser kann mithilfe spezieller Therapiemaßnahmen, Ernährung und Pflanzenheilmitteln optimiert werden.

Die Rolle von Agni

Die Dhatus existieren nicht nur nebeneinander im Körper, sondern es wird detailliert beschrieben, wie sich aus der Nahrung unter der wiederholten Einwirkung von Agni (Verdauungsfeuer) nacheinander die einzelnen Dhatus entwickeln. So wird jedes Dhatu durch Agni in drei Teile aufgespalten:

• einen groben Anteil (dieser nährt das essenzielle Gewebe),
• einen subtilen Anteil (Essenz, welche das nächste Gewebe nährt, das wiederum diese drei Produkte hervorbringt) und
• einen Abfallanteil (wird ausgeschieden und dient der Reinigung).

Hier wird deutlich, dass der Nährzustand der Gewebe vom Verdauungsfeuer Agni abhängig ist. Nur eine optimale Verdauung kann eine Nährstoffversorgung von hoher Qualität bis in die letzte Zelle hinein garantieren.

Maßgeblich für eine bestmögliche Gewebsumwandlung sind neben Agni auch die Nahrung selbst (abhängig von der individuellen Konstitution) und schließlich gut funktionierende Transportkanäle. Nährstoffe sollten nicht nur von hervorragender Qualität sein und sehr gut verdaut werden können, sie müssen danach auch schnell und sicher genau am und im Zielgewebe ankommen.

Die sieben Dhatus in der Tierheilkunde

Die Dhatus werden in einer bestimmten Reihenfolge von Agni versorgt und bilden sich auseinander heraus. Hierbei nährt das vorgeschaltete Dhatu das nächste und alle weiteren Gewebe. Daraus lässt sich ableiten, dass die Qualität der ersten Gewebe für diejenige der folgenden essenziell ist.

Rasa Dhatu

Rasa, das Blutplasma, bildet sich aus aller aufgenommenen Nahrung. Es wird in den Oberbauchorganen lokalisiert. Urin und Kot werden ausgeschieden. Hauptprodukt ist der schützende Schleim des Magen-Darm-Traktes und der Vitalorgane.

Alle Verschleimungen oder Schleimhäute sind daher in einem Bezug zu Rasa zu sehen. Leiden Tiere unter einer Schleimhautreizung der Magenregion oder verschleimten Bronchien, tritt schleimiges Sekret aus Augen oder Nase, so behandelt der Ayurveda auf jeden Fall das Rasa Dhatu. Auch die Gebärmutterschleimhaut wird von Rasa gebildet. Aus diesem Grund wird bei Zuchthündinnen oder -stuten oft vor der Bedeckung Rasa gestärkt. Dies mindert die Abortrate und verbessert die Versorgung des Fötus. Während der Trächtigkeit können durch ein gut genährtes Rasa die Gesundheit und die Kraft der Nachkommenschaft enorm verbessert werden.

Rasa ist das erste Dhatu und damit Grundvoraussetzung für die Gesundheit aller weiteren Dhatus. Deshalb nehmen Reinigung

sowie Erneuerung von Rasa Dhatu sowohl in der Therapie als auch in der Prävention einen großen Stellenwert ein. Zu diesem Zweck wird nicht nur auf frische und qualitativ hochwertige Nahrung geachtet, sondern es wird auch eine Vielzahl von Rasayanas (Rasa-aufbauende Mittel) eingesetzt. Wichtige Rasayanas, die wir beim Tier anwenden können, sind Fette und Öle, in der Hunde- und Katzenernährung v.a. Ghee. Ghee enthält sehr kurzkettige Fettsäuren, fördert die Bioverfügbarkeit vieler Nahrungsbestandteile, pflegt die Darmschleimhaut und stärkt v.a. Rasa Dhatu. Ghee hat aus Sicht des Ayurveda eine bis in die Zelle vordringende, sanft reinigende und entgiftende Wirkung. Gleichzeitig pflegt und nährt es aufgrund seiner ölig-sättigenden Konsistenz alle Körperkanäle und Gewebe. Weitere wichtige Rasayanas sind Honig, Amalaki (Pulver der Amla-Frucht) und Mandukaparnie (Wassernabelkraut).

Rakta Dhatu

Die roten Blutzellen werden im Ayurveda als zweites Gewebe, Rakta Dhatu, betrachtet. Sie haben die Hauptfunktion, Oxidationsvorgänge innerhalb der Gewebe zu steuern. Der Abfallanteil von Rakta wird als Säure ausgeschieden. Das Hauptprodukt ist Galle.

Immer dann, wenn Übersäuerung und Reizung Ursache der Erkrankung eines Tieres ist, stärkt und reinigt man Rakta Dhatu. Typische Symptome einer Rakta-Dhatu-Störung zeigen sich über die Haut (Hautreizungen, Rötungen, Juckreiz) oder im Magen (Magenreizungen, Sodbrennen, Magengeschwüre).

Reinigung von Rakta Dhatu erreicht man u.a. durch Bitterstoffe in der Ernährung (z.B. Kräuter, Löwenzahn, Spinat, Mangold). Weitere wichtige Mittel, welche im Ayurveda zur Stärkung eingesetzt werden, sind Guducci, Sariva, Brennnessel und Aloe vera.

Mamsa Dhatu

Mamsa, das Muskelgewebe, bewegt den Körper und gibt ihm Kraft. Nasenschleim, Ohrenschmalz und Schleimablagerungen in den Fortpflanzungsorganen sind die Abfallprodukte von Mamsa. Sie werden über die Körperöffnungen ausgeschieden.

Manchmal kennen wir das Phänomen, dass Wallache am Schlauch schwarzes Sekret absondern, Rüden eitrig oder schleimiges Sekret aus dem Penis austritt, bei Hunden und Katzen Nase und Ohren permanent tropfen und nässen. All dies kann mit einer schlechten Qualität von Mamsa Dhatu zusammenhängen. Nicht immer ist dies auch direkt an der Muskulatur

selbst zu erkennen. Sind die Ausscheidungsprodukte jedoch auffällig, so kann man dies meist als eine Art „Vorwarnung“ und einen Versuch des Körpers, das Gewebe aus eigener Kraft zu reinigen, deuten. Die Gewebe werden ansonsten in immer schlechterer Qualität gebildet. Nur gereinigte und gesunde Gewebe bringen schließlich z.B. gesunde „Gewebekinder“ (Zellen) hervor.

Aufbauende Mittel für Mamsa Dhatu sind Getreide, Mungobohnen, Ziegenfleisch oder Reiskeimöl. Reinigende Effekte haben Ginseng, Ingwer und Weihrauch.

Medas Dhatu

Medas, das Fettgewebe, gehört zum Stabilitätsprinzip im Körper und ist somit den Elementen Wasser und Erde sehr zugewandt. Nebengewebe sind Sehnen und kleine Bänder. Abfallanteil von Medas ist der Schweiß.

Medas bietet dem Körper äußerlich wie auch innerlich Schutz. Neben der Schutzfunktion durch Masse erhält Medas Dhatu die Gleitfähigkeit aller Gelenke. Daher ist es bei arthrotischen Erkrankungen oder Steifheit der Gelenke oft mitbeteiligt. Auch steuert es das Schweißverhalten des Tieres. In schlechter Qualität kann es zu geruchsintensivem oder übermäßigem Schwitzen kommen. Ebenso bilden sich Fettpolster, die für den Gesamtstoffwechsel nur schwer zugänglich sind. Daher ist die Reinigung des Fettgewebes oft langwieriger, aber umso wichtiger.

Zur Fettreduktion setzt der Ayurveda u.a. Ingwer, Löwenzahn und Triphala ein, gerne auch schweißtreibende Bewegung, denn durch das Transpirieren kann Medas Dhatu verstärkt gereinigt werden. Für Reinigung und Aufbau werden Pastinake, Kürbis und Spargel empfohlen, ebenso pflanzliche Futterergänzungen wie Bala und Shatavari.

Asthi Dhatu

Asthi, das Knochengewebe, gibt dem Körper Halt und Struktur. Fell, Krallen und Hufe werden von diesem Gewebe genährt, Nebengewebe sind Zähne und Knorpel. Ihre Qualität ist abhängig von der Nährung des Asthi Dhatu.

Übermäßiges Haaren oder schlechte Hufqualität sind Zeichen für mindere Qualität von Asthi Dhatu bzw. eines hyperaktiven Asthi-Dhatu-Stoffwechsels. Bei jedem Fellwechsel ist dieses Gewebe gefordert. Da es aber nur an fünfter Stelle liegt, ist eine allgemeine Gewebe-Regenerierung während dieser Zeit für das Tier besonders wichtig. Durch Asthi

stärkende Kräuter können der Fellwechsel, Huf- und Mähnenwachstum gefördert werden.

Der Ayurveda setzt für den gesunden Aufbau von Asthi Dhatu häufig Mittel ein, welche sowohl nährend als auch reinigend wirken, z.B. rot fermentierten Reis, Ziegencolostrum, Shatavari oder Weidenrindentee.

Majja Dhatu

Das sechste Gewebe bildet das Knochenmark und das gesamte Nervensystem im Körper. Abfallanteil ist die Öligkeit von Augen und Haut, sie verleiht Glanz, Ausstrahlung und Schutz. Als Ausscheidungsprodukte entstehen fettige Anteile im Ohrenschmalz, im Kot und im Hauttalg.

Viele Tiere mit vermehrtem Ohrenschmalz, schleimigem Kot und besonders talgigem Fell sind auffällig schreckhaft, sensibel oder ängstlich. Dieser Zusammenhang deutet auf einen schwachen Majja-Dhatu-Stoffwechsel hin. Bei allen neurologischen und psychischen Störungen ist Majja Dhatu sehr bedeutsam und zu verbessern.

Bei schwachem Majja Dhatu mit hohem Erdelement kommt es häufiger zu Tumoren, Ödemen und neurologischen Symptomen; in diesem Fall stärken leichte Ernährung, Ingwer, Pippali und Gartenkräuter (z.B. Oregano) den Majja-Dhatu-Stoffwechsel. Eine Störung mit hohem Feuerelement geht oft einher mit Entzündungen und Nervenreizungen – hier werden Rosenpräparate, Passionsblume, Enzian und Kurkuma empfohlen. Die häufigste Paarung ist eine Schwäche von Majja Dhatu mit hohem Luft- und Raum-Anteil. Dies kann zu nervösen Zuständen, aber auch Ataxien und Neuralgien führen – Ashvagandha, Bala, Brahmi und Tulsi sind ayurvedische Futterergänzungen, die zur Stärkung von Majja Dhatu Einsatz finden. Auch die Stimulation von Majja Dhatu über Energiebahnen und -punkte kann hervorragende Erfolge bringen.

Sukra Dhatu

Das männliche Reproduktionsgewebe ist das letzte der sieben Dhatus. Aus ihm geht nur noch Ojas (Immunessenz und Ausstrahlung) als Schlusslicht des Dhatuparinama-Prozesses hervor. Es enthält Bestandteile aller vorher genannten Gewebearten und dient der Fortpflanzung. Ausdrucksstarke Tiere sind nicht ohne Grund besonders beliebt bei ihren tierischen Liebespartnern. Der Deckerfolg hängt von einem starken Sukra Dhatu ab. Dieses Gewebe ist daher v.a. in der Zucht wichtig, aber auch, wenn wir Ausdruck, Glanz und Immunkraft des Tieres verbessern möchten.

Um Sukra Dathu zu stärken, setzt Ayurveda auf Granatapfel, Papaya und Ashvagandha.

Aus Sukra geht wie gesagt die Lebensessenz (Ojas) hervor. Dieses subtile Gewebe ist nicht nur mit dem Körper, sondern auch mit der Seele verbunden und sorgt für ein gesundes und glückliches Tier mit Charisma und glänzendem Fell. Oft können wir Ojas anhand strahlender Augen, eines gesunden Tierverstandes und optimal arbeitender Instinkte feststellen, jedoch auch indirekt über die Akzeptanz unter Artgenossen. Tiere mit einem gesunden Ojas sind oft in einer Alpha-Position, die sie sich nicht erkämpfen, sondern die ihnen von ihrer Herde bzw. ihrem Rudel zugeteilt wird. Sie sind aufgrund ihres guten Ojas als Leittier „gewählt“ worden. Verhaltensstörungen und innerartliche Verhaltensauffälligkeiten sind daher oft einem Mangel an Ojas zuzuordnen.

Der Dathuparinama-Prozess

Jedes dieser sieben Gewebe geht aus seinem Vorgänger hervor. Damit der Dathuparinama-Prozess optimal funktioniert, müssen daher auch alle vorhergegangenen Gewebe unterstützt werden, um das Zielgewebe zu erreichen. Die Gewebereinigung beginnt daher immer ganz vorne. Ziel ist es, dass sich von Beginn an die „Professoren unter den Zellen“ teilen und diese alles zur Verfügung gestellt bekommen, um sich optimal weiterzubilden, bevor sie sich erneut teilen.

Der Ayurveda geht davon aus, dass jedes Gewebe ca. 5 Tage für eine optimierte Neubildung benötigt. Wir müssen daher mindestens 35 Tagen rechnen, bis sich alle Gewebe des Körpers optimiert haben. Nur so kann ganzheitliche Gesundheit erhalten bleiben. Eine 40-tägige „Reinigungskur“ im Jahr, während der alle Gewebe im 5-Tage-Rhythmus gestärkt und gereinigt werden, ist daher eine wertvolle Unterstützung der Tiergesundheit. Besonders zu empfehlen ist eine solche Kur vor der Fellwechselzeit im Frühjahr.

Eine Optimierung des Dhatuparinama-Prozesses kann wie folgt erreicht werden:
• Das Futter sollte möglichst frisch zubereitet werden und hoher Qualität entspringen.
• Basische Futtermittel mit natürlich süßem Geschmack sind besonders empfehlenswert.
• Das Futter sollte möglichst vielseitig sein und alle wichtigen Nährstoffe enthalten. Die Kombination von Kohlenhydraten, Proteinen, Fetten und Vitalstoffen während einer Mahlzeit wirkt besonders aufbauend und nährend auf die Dhatus. Es sollte immer nur ein tierisches Protein in einer Mahlzeit verwendet werden.

• Verdauungsfördernde Gewürze und Kräuter, z.B. Fenchel oder Thymian, unterstützen den Zellstoffwechsel, indem Agni gestärkt wird.
• Das Futter sollte im richtigen Rhythmus eingenommen werden. Speziell zu häufiges Fressen (ständige Leckereien und Zwischenmahlzeiten) und ein zu spätes Abendfutter mit schweren, schleimigen Speisen (z.B. Joghurt, Käse oder rohes Fleisch) belasten den Erneuerungs- und Regenerationsprozess der Gewebe von Hunden und Katzen. Bei Pferden gilt dies für junges und fruktanreiches Gras.
• Der Einsatz regenerativer Futtermittel und Futterergänzungen für Rasa Dhatu und speziell für besonders geschwächte Gewebe ist empfehlenswert.
• Massagen und Mobilisierung (auch gymnastizierendes und schweißtreibendes Training) unterstützen die Zellreinigung.

Fallstudie

Die Pudeldame Maya (4 Jahre alt, nicht kastriert) wird mir kurz nach der operativen Entfernung eines Mastzelltumors vorgestellt. Bereits seit längerem hatte ihre Besitzerin bemerkt, dass ihre Hündin nicht so fit war, kleineren Auffälligkeiten aber keine große Beachtung geschenkt und diese dem „Älterwerden“ zugeschrieben. Nachdem der Tumor entdeckt und Maya operiert worden war, ist ihr nun eine ganzheitliche ayurvedische Unterstützung sehr wichtig.

Anamnese

Maya zeigt seit 1,5 Jahren ein ruhigeres Verhalten, ihr Spieldrang ist deutlich zurückgegangen. Auch frisst sie seitdem schlechter und ist wählerisch geworden. Ihre Verdauung ist meist unauffällig. Manchmal ist der Kot etwas ungeformt und es fallen ab und zu Schleimauflagerungen auf. Zudem tränen die Augen vermehrt und die Hündin schmatzt häufig.

Seit 1 Jahr ist das Fell trockener und leicht schuppig. Zum damaligen Zeitpunkt hatte die Besitzerin selbst mit Jobwechsel und Umzug viel um die Ohren und die Symptome auf den damit einhergehenden Stress des Hundes geschoben. Außerdem hechelt Maya immer mehr in Ruhe und kommt schnell außer Atem (Da die körperliche Aktivität zurückgegangen ist, könnte dies am Konditionsverlust liegen).

Maya macht zwar einen zufriedenen Eindruck, dennoch lässt die Besitzerin ein Großes Blutbild anfertigen. Außer erniedrigten Erythrozyten ist alles unauffällig. Der Tierarzt empfiehlt Floradix, woraufhin die Kurzatmigkeit etwas besser zu werden scheint.

Behandlung

Ich untersuche Maya aufmerksam und stelle nach einer langen und gründlichen Anamnese einen geschwächten Dhatu-Stoffwechsel sowie eine daraus resultierende Belastung auf Zellebene fest. Wir beginnen daraufhin eine Dhatuparinama-Kur.

Vor allem Mamsa Dhatu und Asthi Dhatu sind geschwächt und müssen nun besonders gestärkt werden. Zunächst wird Mayas Ernährung auf Barf-Geflügelfleisch (50%) mit gekochtem Wurzelgemüse (50%) und 1/4 TL Ghee umgestellt. Abgewechselt wird mit Barf-Ziegenfleisch (60%) mit grünem Gemüse, z.B. Mangold, Spinat, Zucchini (40%). Zudem bekommt sie 2x täglich Futterergänzungen (u.a. Amalaki und Fenchelpulver), um Rasa Dhatu und Agni zu stärken.

Nach der Futterumstellung werden über 40 Tage Ziegencolostrum, Ginseng, Weihrauch, Weidenrindentee und Ingwerpulver als Futterergänzungen hinzugefügt.

Als zusätzliche Maßnahme führe ich gleich zu Beginn des Ersttermins eine Energiebahnenmassage (Shiddha Marma) durch und zeige der Besitzerin die große Grundausstreichung, damit sie diese 1x pro Woche selbstständig durchführen kann.

Verlauf

Es ist spannend zu beobachten, wie sich die Allgemeinsymptomatik der Pudeldame alle 5-6 Tage verändert:
• Nach 10 Tagen ist zunächst der Kot wieder geformt, ohne Schleimauflagerungen, fast geruchsneutral. Auch Mayas Appetit ist wieder gesteigert und sie freut sich auf ihre Mahlzeit (Rasa-Reinigung abgeschlossen).
• Nach 15 Tagen ist die Hündin bereits fitter, sie zeigt wieder mehr Lauffreude und Spieltrieb (Rakta-Aufbau erfolgreich).
• Nach 20 Tagen werden die tränenden Augen deutlich besser, das Schmatzen ist nicht mehr zu bemerken. Maya nimmt wieder etwas zu und wird weicher in ihren Strukturen (Mamsaund Medas-Aufbau abgeschlossen).
• Nach 30 Tagen wird die erste Fellverbesserung sichtbar. Die Schuppen gehen zurück und das Fell glänzt wieder schöner. Auch wachsen die sonst immer sehr kurzen Krallen stärker und die Ballenrisse werden weniger (Verbesserung Asthi Dhatu).

• Nach 40 Tagen macht Maya wieder einen vitaleren und deutlich agileren Eindruck (Majja- und Sukra-Dhatu verbessert).
• Nach 55 Tagen beginnt Maya aufzublühen und jugendliche Agilität und Widerstandskraft zu zeigen. Zudem wird ihr Sozialverhalten entspannter (Ojas-Stärkung).

Ausblick

Wir schleichen die Futterergänzungen wieder aus, haben die Ernährung aber beibehalten. Zweimal im Jahr wiederholt Mayas Besitzerin diese Kur, um ihre Hündin folgend zu unterstützen. Bis jetzt hat es kein Tumor-Rezidiv gegeben, und Maya erfreut sich guter Gesundheit. In diesem Fall konnte vonseiten der Schulmedizin glücklicherweise schnell genug und erfolgreich therapiert werden. Die ayurvedischen Maßnahmen konnten die Gesundheit der Hündin zusätzlich stärken.

Fazit

Der Prozess der Entstehung der Gewebe und die Gesunderhaltung einer jeden Zelle mittels Reinigung stellen wichtige Prinzipien und Komponenten einer ayurvedischen Therapie dar. Mit dem Wissen, wie die einzelnen Gewebe auseinander hervorgehen, können wir sowohl diagnostisch Rückschlüsse ziehen als auch die Gesundheit unserer Vierbeiner gezielt stärken. Im Ayurveda arbeiten wir nicht nur ganzheitlich, weil wir Körper, Geist und Seele gleichwertig in unsere Überlegungen einbeziehen, sondern auch weil wir den Anteil jeder einzelnen Zelle an den strukturellen und funktionellen Gegebenheiten im Organismus betrachten und ihre langfristige Gesunderhaltung anstreben.

Theresa Rosenberg
Heilpraktikerin mit Schwerpunkt Ayurveda, Ernährungsberaterin für Hunde und Katzen, Autorin über ganzheitliche Tiergesundheit
theresa@rosenbergs.eu

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