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Naturheilkunde
Lesezeit: 10 Minuten

BAUSTEINE der Prävention

Vitalstofftherapie und Darmpflege als Fundament ganzheitlicher Gesundheit

Vitalstoffe bilden das Fundament, mit dem unser Körper in der Lage ist, seine unzähligen und umfangreichen Funktionen gut allein bewerkstelligen zu können. Ist die Versorgung mangelhaft, fehlt auf Dauer ebenso die Grundlage für die Lust an Bewegung oder Entspannung. Das sehen die Patienten nicht immer genauso. Für viele von ihnen ist der Gedanke, dass die Ernährung die Basis für einen gesunden Körper ist, zwar bekannt; aber was das genau bedeutet und wie weit das in die Tiefe reichen kann, ist den meisten schleierhaft. Wie also kann ein Vitalstoffkonzept aussehen, mit dem wir unsere Patienten hilfreich begleiten können, sowohl zur Erhaltung der Gesundheit als auch im Erkrankungsfall? Darauf gehe ich in diesem Artikel ein.

Wichtige Lebensbausteine aus der Nahrung

Unser Körper wird letztlich aus dem gebildet, was wir an Nahrung zu uns nehmen. Und dabei ist es egal, ob es um Bausteine für die über 100 Billionen Zellen geht oder um die Funktionalität, die der Körper über die Bildung notwendiger Botenstoffe und anderer Substanzen garantiert. Schauen wir uns nur die unzähligen Transportproteine an: Fehlt es allein an Albumin, können etliche Funktionen (Transport von Bilirubin, freien Fettsäuren, Riboflavin, Calcium, Magnesium, Zink, Hormonen und auch Medikamenten) nicht mehr aufrechterhalten werden. Das Gleiche gilt z.B. für das Transferrin, das für den Transport von Eisen zuständig ist. Und dann natürlich die Fettsäuren – auf deren große Bedeutung für unsere Gesundheit komme ich etwas später detailliert zu sprechen.

Die durchschnittliche Ernährung

Betrachten wir die Ernährung des Durchschnittspatienten:
• morgens Brötchen, wahlweise mit Schokocreme, Schinken, Wurst oder Marmelade
• mittags in der Kantine Spaghetti Bolognese, möglichst mit Parmesan
• abends eine Tiefkühlpizza, weil es schnell gehen soll
• zwischendurch der eine oder andere Snack, weil sich der Körper aufgrund von Energiemangel meldet
• gespart wird dann an Zucker, in Kaffee, Tee oder Softdrinks (die sind zwar zuckerfrei, aber mit jeder Menge Zuckeraustauschstoffen angereichert)

Natürlich sieht das nicht immer so aus, dennoch kommen solche Kombinationen sehr oft vor. Das bringt irgendwann auch den robustesten Darm aus dem Gleichgewicht. Es besteht nicht nur ein klarer Mangel an Nährstoffen, sondern auch ein Überangebot an einfachen Kohlenhydraten, und in der Folge kommt es zwangsläufig zu Mangelerscheinungen. Vielen chronischen Erkrankungen liegen entzündliche Prozesse in der Entstehungsphase zugrunde, welche schlussendlich in die Degeneration führen können.

Eigenverantwortung

Mit etwas Glück fallen die Patienten einem aufmerksamen Therapeuten in die Hände, der Vitaminpräparate verordnet. Da es nicht viel kosten darf, werden preisgünstige Varianten gewählt, denn meist müssen Patienten die Kosten weitgehend selbst übernehmen. Oder sie machen sich selbst schlau und wühlen sich durch den schier unübersichtlichen Markt an Vitaminen, Mineralien, Aminosäuren, Spurenelementen etc. oder greifen gleich zu Superfood. Was dabei herauskommt, ist nicht selten abenteuerlich: Ich hatte einen Patienten, der sage und schreibe 50000 I.E. Vitamin D3 täglich zu sich nahm. Eine andere Patientin bediente sich aus einer Palette von über 30 Nahrungsergänzungsmitteln; in einem Zeitplan hatte sie notiert, welches Präparat sie wann, welches vor, welches nach einer Mahlzeit und welches im Abstand zu den anderen genommen werden musste.

Einige Jahre lang habe ich mich ebenfalls intensiv mit Nahrungsergänzungen beschäftigt und diese in der Praxis wie auch privat eingesetzt. Aufgegeben habe ich, als ich selbst merkte, dass das zu zeitintensiv wurde und ich trotz Achtsamkeit oft die eine oder andere Einnahme vergaß. Einer meiner Patienten brachte es dann auf den Punkt – und mich zum Nachdenken: „Ich müsste eigentlich einen eigenen Dispatcher beschäftigen, um diese ganze Kapsel-, Pillen- und Pulverklamotte immer zeitgerecht einzunehmen. Mag sein,

dass es meinem Körper genutzt hat – mein Stresslevel hat es nicht gesenkt.“ So kam ich zu einer Entscheidung: Möglichst keine isolierten Substanzen mehr, außer für besondere Bedürfnisse.

Schlauheit der Natur

Die Natur hat sich schon etwas dabei gedacht, dass sie uns mit Obst, Gemüse, Körnern, Nüssen, Kräutern und Salaten versorgt. Und das gleich als Kombination aus zahlreichen wertvollen Inhaltsstoffen, welche der Körper braucht: Aminosäuren, Kohlenhydrate, Fette, Elektrolyte, Enzyme und die vielen sekundären Pflanzenstoffe, von denen seit einigen Jahren bekannt ist, dass sie eine wichtige Rolle in der Ernährung spielen. Bei dieser Zusammenstellung brauchen wir uns nur wenige Gedanken zu machen, ob wir von dem einen oder anderen zu viel oder zu wenig bekommen, ob wir vor oder nach den Mahlzeiten etwas zu uns nehmen, ob sich die Inhaltsstoffe gegenseitig stören oder optimal kompatibel sind.

Problemfall(e): die heutigen Nahrungsmittel

Tatsächlich bekommen wir über die Nahrung aber schon lange nicht mehr genügend Nährstoffe, obwohl die DGE immer wieder betont, dass es für den Durchschnittsbürger keinen Bedarf an Nahrungsergänzung gibt, dass wir mit allem bestens versorgt sind und allenfalls Menschen jenseits des 50. Lebensjahres oder mit schweren Erkrankungen zusätzliche Vitalstoffe benötigen. Eine zwischen 1996 und 2002 durchgeführte Studie eines Lebensmittellabors zeigt jedoch bereits eine gravierende Abnahme der in pflanzlicher Nahrung vorhandenen Vitalstoffe von bis zu 70% auf. Wenn wir bedenken, dass Pflanzen bis zu 80% ihrer Inhaltsstoffe erst während der letzten 10 Tage der Reifung entwickeln, bedeutet das, dass wir mit unreif geerntetem Obst und Gemüse einfach nicht genug Vitalstoffe aufnehmen. Unreif geerntet wird nahezu alles – auch Bio-Produkte. Hinzu kommen falsche Lagerung und Zubereitung sowie die täglichen Belastungen durch unsere moderne Lebensweise, für die der Körper einfach ein Mehr an Vitalstoffen benötigt, sodass er auch weiterhin in der Lage ist, Reparaturen an den zahlreichen Zellen durchzuführen, was er übrigens hauptsächlich während der nächtlichen Ruhephase für uns tut.

Literatur AOK Gesundheitsmagazin: Brauche ich Fischöl oder Algenkapseln? Wie Sie Ihren Omega-3-Bedarf optimal decken. aok.de, 12.11.2020 (abgerufen: Januar 2024) Mita T, et al.: Eicosapentaenoic acid reduces the progression of carotid intima-media thickness in patients with type 2 diabetes. Atherosclerosis, 2007; 191(1): 162 Deutsche Gesellschaft für Ernährung: Sekundäre Pflanzenstoffe und Gesundheit. dge.de, Dezember 2014 (abgerufen: Januar 2024)
Gerdes, et al.: Mikrobiota und Multiple Sklerose. Nervenarzt, 2020; 91: 1096-1107 Gröber U: Omega 3 – Gesünder leben mit den essentiellen Fettsäuren. Südwest Verlag, 2021
Irmler AB, et al.: Sekundäre Pflanzenstoffe – Einsatz in der naturheilkundlichen Therapie. Eubiotika Verlag, 2. Aufl., 2016 Gröber U: Mikronährstoffe – Metabolic Tuning – Prävention – Therapie. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, 3. Aufl., 2010

Natürliche Ergänzung mit Vitalstoffen

Das alles lenkte vor einigen Jahren meinen Fokus auf Vitalstoffpräparate, welche vollständig aus reifem Obst und Gemüse gewonnen werden, sowie auf Konzepte, die ebenfalls qualitativ hochwertige Omega-Fettsäuren und ein gesundes Angebot an Aminosäuren beinhalten. Mit solchen Produkten können wir unseren Patienten durchaus ein nachhaltiges Präventions- und Behandlungsprogramm anbieten. Darüber hinaus fand ich v.a. auch die Tatsache überzeugend, dass ich mit einem solchen Konzept darauf bauen konnte, dass meine Patienten nicht mit Monosubstanzen über- oder unterversorgt werden. Denn im Prinzip sind vollständige Vitalstoffpräparate nichts anderes als zusätzliche Portionen Obst, Gemüse und Fette, wie wir sie auch über eine gesunde und ausreichende Ernährung erhalten würden – nur in Form von flüssigen Konzentraten, Kapseln oder Pulvern.

Wenn ich meinen Körper mit allem versorge, was er für seinen täglichen Bedarf benötigt, kann er sich in vielen Bereichen schon selbst helfen und tut das auch. Das gilt auch für gesunde Menschen, die unter einer ausreichenden Vitalstoffversorgung über Verbesserungen ihrer Lebensqualität berichten. Beim kranken Menschen muss die Vitalstoffzufuhr allerdings ggf. höher angesetzt werden, was bei einem vollständigen

Vitalstoffpräparat in der Regel kein großes Problem darstellt, da jene Gefahr, einzelne Stoffe zu überdosieren, sehr gering ist.

Einsatz von Fettsäuren

Spezifisches Augenmerk lege ich mittlerweile auf die Versorgung mit mehrfach ungesättigten Fettsäuren, v.a. Omega 3, 5, 7 und 9. Zahlreiche Studien haben deren Wirksamkeit auf Entzündungen und bei Herzerkrankungen nachgewiesen. Für Patienten mit entzündlichen und neurologischen Erkrankungen, z.B. nach einem Apoplex, hat die Omega-3-Fettsäure DHA eine große Bedeutung, da sie v.a. in Membranen zerebraler Neurone und in die Photorezeptoren des Auges eingebaut wird. EPA, ebenfalls eine Omega-3-Fettsäure, bildet die Ausgangssubstanz zur Bildung von DHA und die wichtigen Eicosanoide. Da stumme Entzündungen („silent inflammations“) heute weit verbreitet sind und dauerhaft die Gefahr schwerer Erkrankungen bergen, sind mehrfach ungesättigte Omega-Fettsäuren in der Praxis unverzichtbar. Stumme Entzündungen sind schon deshalb so problematisch, weil sie nur wenige oder keine Symptome verursachen.

Beim Einsatz von Omega-3-Fettsäuren muss gleichzeitig der Verbrauch von Omega-6-Fettsäuren reduziert werden. Diese sind v.a. in rotem Fleisch vorhanden und verstecken sich in den meisten industriell verarbeiteten Lebensmitteln (hier ist das fast überall verwendete Sonnenblumenöl die Quelle). Omega-6-Fettsäuren wirken entzündungsfördernd; dies ist eine Aufgabe, welche ein gesundes Immunsystem auch erfüllen muss, allerdings würden wir über eine natürliche, nicht denaturierte Nahrung niemals so viele Omega-6-Fettsäuren zu uns nehmen.

Omega-Fettsäuren sind feste Bestandteile der Nahrung; sie können auch bei unumgänglichen schulmedizinischen Behandlungen fast immer begleitend mit Erfolg eingesetzt werden.

bzw. die Lymphe abgegeben. Was tun, wenn dieser Teil des Körpers nicht in Ordnung ist, Entzündungen aufweist, durch die Einnahme von Antibiotika oder andere Medikamente in seiner vollen Funktionsfähigkeit reduziert ist? Oder wenn – und das dürfte die häufigste und meist unerkannte Störung des Verdauungstraktes sein – die Bakterienbesiedelung gestört ist? Ist die Mikrobiota in ihrer Funktion gemindert oder in ihrer ursprünglichen Zusammensetzung aus dem Gleichgewicht geraten, zieht das eine Vielzahl an Symptomen oder gar Erkrankungen nach sich. Leider bemerken die meisten Patienten diese Einschränkung der Darmfunktion oft kaum oder ordnen die auftretenden Symptome anderen als den eigentlichen Ursachen zu. Diese Faktoren darzustellen, würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Aber der häufigste Grund ist tatsächlich Stress, der auch unser Darmhirn (das Enterische Nervensystem) aus dem Lot bringt und häufig in der Erscheinung eines Reizdarm-Syndroms daherkommt. Mittlerweile weisen etliche Studien auf die große Bedeutung eines intakten Mikrobioms hin.

Eine einseitige, mangelhafte Ernährung ohne ausreichend Vitalstoffe, hier v.a. die Omega-3-Fettsäuren, verschlimmert Erkrankungen im Laufe der Zeit. Als Beispiele seien Morbus Crohn und Colitis ulcerosa genannt. Hinzu kommen Medikamente, die viele Patienten nehmen, allen voran Schmerzmittel, Protonenpumpeninhibitoren und Antibiotika.

Die Darmpflege

Bevor ich den Einsatz von Vitalstoffen empfehle, widme ich deshalb dem Darm viel Aufmerksamkeit. Denn die Substanzen sollen auch dort ankommen, wo sie hingehören: in den Zellen. Wenn bereits Aufnahme und Aufspaltung im Darm nicht funktionieren, gehen auch die restlichen Zellen des Körpers leer aus. In der Behandlung wird deshalb zuerst die Darmschleimhaut saniert, z.B. mit Colibiogen, Synerga (Fa. Laves) oder Pro Symbioflor (Fa. Symbiopharm). Erst, wenn diese erste Phase der Behandlung abgeschlossen ist, verordne ich ein Probiotikum, z.B. Omni Biotic (Fa. Allergosan) oder entsprechende Produkte von Symbiopharm. Gegebenenfalls fördere ich den Verdauungstrakt zusätzlich mit Bitterstoffen (z.B. Amara-Tropfen von Weleda oder Pascoe). Je nach Vorgeschichte kann es auch nötig sein, die Darmflora mit Mitteln zur Reduzierung von Hefepilzen zu unterstützen. Meiner Meinung nach bietet die Fa. Sanum Kehlbeck hier sehr gute Behandlungskonzepte.

Die Psyche als Anfangspunkt

Wenden wir uns schließlich noch dem Bereich zu, der ganz oben auf der Liste der „Gesundmacher“ steht: unserer Psyche. In diesem Zusammenhang landen wir oft wieder im Darm, denn dort werden die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass das Gehirn die auch für unser seelisches Wohlbefinden wichtigen Stoffe bilden kann, z.B. Serotonin, Dopamin und GABA.

Insbesondere nach der Gabe von Antibiosen und anderen Medikamenten, die den Körper schwächen, klagen Patienten oft über Müdigkeit und Antriebslosigkeit. Alles, was die Darmschleimhaut schädigt, schränkt z.B. auch die Aufnahme der essenziellen Aminosäure Tryptophan ein, welche schon im Darm zu 5-Hydroxytryptophan und weiter zu Serotonin verstoffwechselt wird. Im ZNS wird Serotonin zu Melatonin umgebaut, was unseren Schlaf-Wach-Rhythmus steuert.

Das alles bedeutet nicht, dass wir mit guten Vitalstoffpräparaten psychische Erkrankungen heilen können, aber wir können damit helfen, die körperlichen Voraussetzungen zu schaffen, um auch das Nervensystem zu stärken.

Fazit

Die Entscheidung für eine Therapieform bzw. einen Praxisschwerpunkt ist für neue Kollegen oft nicht einfach. Ausbildungen kosten Geld und Zeit, und dann arbeitet man auch noch auf eine Prüfung hin. Egal, für welche Methode man sich letztlich entscheidet, die hier aufgezeigte Behandlungsmöglichkeit mit Vitalstoffen in Kombination mit einer fundierten Darmpflege kann als begleitende Maßnahme zu allen anderen Therapieansätzen und in vielen Fällen schon als alleinige Therapie genutzt werden.

Angelika Schmitz
Heilpraktikerin mit Schwerpunkten Vitalstofftherapie und Gesundheitskonzepte für Kinder & Senioren, Dozentin an den Paracelsus Gesundheitsakademien
aschmitz-hp-kinesio@outlook.de

 

 

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