Psychosomatik der Rückenprobleme
Wie sich die Psyche auf den Rücken schlägt – Neue Erkenntnisse & Therapieansätze
Obwohl Rückenprobleme bisher nicht zu den klassischen von der Schulmedizin anerkannten psychosomatischen Krankheiten gehören, werden in Fachkreisen immer mehr Stimmen laut, die mit dem Rücken verbundene Symptome auch unter psychischen Gesichtspunkten referieren. So lassen sich laut Prof. Dr. Grönemeyer „die körperlichen und seelischen Wurzeln von Rückenschmerz nicht auseinander definieren.“ Ärzte der Uniklinik Heidelberg haben den Dauerstress am Arbeitsplatz mit für Rückenprobleme verantwortlich gemacht und psychotherapeutische Programme erfolgreich eingesetzt. Auch Dr. Rüdiger Dahlke ist sich sicher, dass der psychischen Genese der Volkskrankheit Nr. 1 „Rückenschmerzen“ eine wesentliche Bedeutung zukommt, die jedoch in den meisten Praxen zu kurz kommt.
Die wahre Bedeutung von Rückenproblemen
Rückensymptome sind oft schwerer als seelisch bedingte Probleme (z.B. Magenschmerzen) zu erkennen, die ja gerade nach Beachtung „schreien“. Entweder sind Rückenbeschwerden eher lästig und werden von Betroffenen heruntergespielt, oder sie sind so gravierend, dass Hexenschuss oder Bandscheibenprobleme eine offensichtliche somatische Ursache haben und psychische Hintergründe oft nicht abgeklopft werden.
Eine andere Schwierigkeit besteht darin, dass sich Probleme oft „hinter dem Rücken“ des Bewusstseins manifestieren und sich dann als Beschwerden in den Vordergrund schieben wollen, wo sie die betreffende Person ja gerade nicht haben will.
Die mit dem Rücken verbundenen seelischen Themen sind oft ins Abseits verdrängte Gefühle. Für die Betroffenen ist es besonders schwierig, sich diese einzugestehen.
Aus der Vielfalt der mit dem Rücken verbundenen psychosomatischen Themen möchte ich hier die Beschwerdebilder/ Krankheiten auswählen, die mit „Haltungsfehlern und Haltungsschäden“, also mit strukturellen Ungleichgewichten verbunden sind. „Bandscheibenprobleme“ und „Hexenschuss“ z.B. lassen sich aus dieser Betrachtungsweise ableiten. „Haltung“ hat auch mit „Aufrichtung“ und „Aufrichtigkeit“ zu tun. Da die Wirbelsäule über die Spinalnerven mit allen Körperbereichen und Organen vernetzt ist, wirken sich psychosomatisch verursachte Rückenprobleme auf den gesamten Organismus aus. Ebenso wirken Ungleichgewichte im Rest des Körpers unmittelbar auf den Rücken zurück.
Im Wort „Haltung“ erkennen wir eine wesentliche seelische Bedeutung des Rückens. Menschen nehmen „Haltung“ zu einer Situation ein, sie beziehen Position, setzen sich damit auseinander. Diese Haltung kann starr, windelweich, flexibel und klar sein. So wie Menschen derartige „Haltungen“ (Einstellungen) dem Leben gegenüber einnehmen, so wird sich auch ihr Rücken formen. Im Extremfall mag manchen Menschen in der Kindheit ihr Rückgrat „gebrochen“ worden sein, sie haben sich daher in der Folge sehr schwer getan, ihre eigene Meinung, ihren eigenen „Standpunkt“ zu entwickeln. Ein solcher „Bruch“ ist oft auch in der WS zu sehen. Menschen beschreiben dann, dass sie sich meist im unteren Rücken „wie abgebrochen“ fühlen.
Bei haltungsbedingten Rückenthemen geht es oft darum, inwieweit sich der betreffende Mensch herauswagen kann aus der Burg seiner Panzerungen und Verstecke und Wahrheiten und Erkenntnisse preisgeben darf. Inwieweit macht sich dieser Mensch „klein“, wie sehr glaubt er, sich „krumm legen“ zu müssen. Ein Rundrücken oder gar ein „Buckel“ weist auf diesen Aspekt hin. Wie sehr muss ein Mensch „buckeln“, sich anbiedern oder andienen, um – wie er glaubt – genügend Achtung seitens seiner Mitwelt zu bekommen. In unserer Gesellschaft scheint die Frage der Aufrichtung (= „Aufrichtigkeit“) immer mehr zu einer zentralen gesellschaftlichen und individuellen Frage zu werden. Wie weit verstecken sich die Menschen hinter Trends und Moden, ohne sich wirklich um existenzielle Fragen („Wer bin ich?“, „Wozu bin ich hier?“ etc.) ernsthaft zu kümmern. Krumme Rücken und daraus entstehende ernsthafte Erkrankungen können direkt zu den Ursachen und möglicherweise Lösungen der Probleme führen. Eine der Hauptursachen für Rückenprobleme liegt nämlich in einer chronischen Überlastung des Gesamtsystems und speziell des Rückens als tragende „Säule“ im Organismus.
Der Rücken ist von Natur aus dafür angelegt, viel tragen zu können. Früher waren es körperliche Lasten, heute geht die Tendenz immer mehr dahin, seelische Lasten zu „ertragen“. Es ist durch Studien nachgewiesen, dass der Dauerstress am und um den Arbeitsplatz, aber auch im Privat- und Freizeitbereich hauptsächlich für die Zunahme von chronischen Rückenproblemen verantwortlich ist. Die im Menschen angelegten „Kampf- oder Fluchtreaktionen“ führen dazu, wenn nicht körperlich immer wieder abgebaut, dass sie sich als Stressmuster in Muskelverspannungen und dann auch in Wirbelproblemen chronifizieren. An diesem Punkt trifft sich die moderne Stressforschung mit der bereits vom Vater der Körpertherapie Wilhelm Reich in den 30er Jahren postulierten seelisch bedingten chronischen Muskelverspannung.
Verbindet sich die Überbelastung des seelischen Systems mit einer eingefleischten Zu“rück“haltung der unliebsamen Gefühle (meist nicht ausgedrückte Aggressionen), dann sprechen Rückenschmerzen auch die Sprache einer handfesten Depression. Was immer wieder herunterge“drückt“ werden muss, taucht wieder als depressionsbedingte Rückenschmerzen auf. Die Aggression und die Schwermut wenden sich gegen den Menschen, der sie dauerhaft nicht zum Ausdruck bringen kann und belagern ihn mit un“erträglichen“ Schmerzzuständen. Ungelebte Gefühle und schwierige Lebenssituationen können Menschen auch so weit zusammen“stauchen“, dass die innen weichen Bandscheiben nachgeben und vorfallen.
Die einzelnen Abschnitte des Rückens und ihre Bedeutung
Der Rücken kann in verschiedene Abschnitte eingeteilt werden, die jeweils verschiedene Themen ansprechen. Durch die S-Kurve der Wirbelsäule ergeben sich Verbindungen zwischen Kreuzbein und mittlerer Brustwirbelsäule und zwischen Lendenwirbelsäule und Halswirbelsäule.
Die Schmerzen, wie sie oft im „Kreuz“bereich auftreten, können durch einen zu starken Knick zur Lendenwirbelsäule oder auch durch das Gegenteil, ein zu steil gestelltes Kreuz, ausgelöst sein. Das 1. Chakra (Wurzelchakra), das in der Nähe des Steißbeins angesiedelt ist, hat mit existenziellen Themen zu tun: Sicherheit, Lebensenergie, Vitalität. Das „Kreuz“ ist eine Schnittstelle zwischen der Vertikalen und der Horizontalen und dadurch besonders anfällig für Probleme, die mit Themen einhergehen, die das Meistern des Lebens in seinen grundsätzlichen existentiellen Dimensionen (z.B. Umgang mit Finanzen) betreffen.
Die Schnittstelle zwischen Kreuzbein und Lendenwirbelsäule ist anatomisch und emotional empfindlich für Drucksituationen, und im Bereich L5/S1 sind die meisten Bandscheibenvorfälle zu finden. Hier beginnt ein besonders anfälliger Bereich des Rückens, die Lendenwirbelsäule. Sie ist die Domäne des 2. Chakras, des Sexualchakras. Abweichungen in diesem Bereich sind das „Hohl“kreuz und der übergerade untere Rücken. Hier schießt auch schon einmal die „Hexe“ hinein, eine zu schnelle Bewegung kann diesen Bereich lahm legen und zu einem muskulären Hartspann führen. „Hexenschuss“ verdeutlicht ein zu viel oder zu wenig an Lebensenergie. Das „Hohl“kreuz verrät (nach Dahlke) „den bemüht durchs Leben eiernden Biedermann, der versucht, es allen recht zu machen und einen guten Eindruck zu machen“. Nach bioenergetischen Grundsätzen ist dieser Bereich „überladen“, die sexuelle Energie kann nicht abgeführt werden. Der Gegentyp mit der übergeraden LWS wirkt eher mit zu wenig Energie aufgeladen. Man spricht vom „eingezogenen Schwanz“, was auf Ängste hinweist, die mit Existenzthemen und Blockaden der sexuellen Energie zusammenhängen können.
Wenn wir den Rücken weiter nach oben wandern, gelangen wir an einen weiteren „Knick“ im psychosomatischen System. Der Übergang von der Lendenwirbelsäule zur unteren Brustwirbelsäule ist dem 3. Chakra (Solarplexus) zugeordnet und hat damit zu tun, wie Menschen mit Macht und Ohnmacht umgehen. Ein „gebrochenes Kreuz“ wird sich hier in Schwäche oder starrem Festhalten manifestieren. Die Muskeln, die im Bereich der BWS besonders gefordert sind, sind die Rückenstrecker neben der WS. „Mit kräftigen Rückenstreckern und aufrechtem Kreuz wird man ein freiheitlicher Mensch. In den Rückenstreckern liegt die Souveränität, das Königtum als Mensch.“ (Ludwig Schmitt) Wenn diese so wesentlichen Muskeln, die Aufrichtung garantieren, speziell im Brustwirbelbereich fixiert und überspannt sind, entsteht ein Rundrücken und ein richtiger Buckel. Die WS wird in diesem Bereich nach hinten gezogen. Menschen „buckeln“ oder machen sich „krumm“, um es denen „da oben“ recht zu machen. Das Bild des „Radfahrers“ wird häufig zitiert und versinnbildlicht ein nach oben Buckeln und nach unten Treten. Diese opportunistische Haltung geht mit einem Mangel an Eigenwillen und Aufrichtigkeit einher. Krankheitsbilder in diesem Bereich ist die Scheuermann’sche Krankheit und der Morbus Bechterew, die eine Versteifung und mangelnde Fähigkeit, flexibel mit den Gegebenheiten des Lebens umzugehen, anzeigen.
In dem Bereich, in dem die Beugung nach hinten am stärksten ausgeprägt ist, befindet sich das 4. Chakra, das Herzzentrum. So hat ein Rundrücken noch eine weitere Bedeutung: Er stellt eine Art Schutz vor Verletzungen des Herzens dar, ein „Schildkrötenpanzer“, der die zarte Vorderseite schützt. Oftmals sind Menschen in diesem Bereich besonders hart und unempfindlich, aber auch sehr wenig beweglich. Entweder halten sich Menschen in diesem Bereich des Herzens sehr „zurück“, so dass dieser Bereich der BWS hinter die optimale Schwerkraftlinie fällt, oder der Rücken ist hier so gekrümmt, dass die Vorderseite um den Bereich der Brust und Schultern stark nach innen einzogen erscheint. In diesem Fall tun sich solche Menschen oft schwer, ihre Arme und Hände zu anderen hin auszustrecken und Liebe zu geben und zu empfangen.
Um den 1.Brustwirbel/7.Halswirbel herum finden wir den „Witwenhügel“, eine sehr massiv von Muskeln und Bindegewebe verbackene Stelle, die den Knick zur Halswirbelsäule stark hervorhebt. Hier sammeln sich oft „Trauer und Resignation“. Die oberen Lungenbereiche, mit Kummer assoziiert, werden vorne durch eine enge Führung der Rippen eingeengt. Von diesem Bereich nach oben entlang der Halswirbelsäule ist der Bereich des 5. Chakras, des Kommuikationschakras, der für „Selbstvertrauen oder Minderwertigkeit“ steht. Wenn jemand den Kopf einzieht, drückt er Angst und Depression aus oder er versteift sich und wird „halsstarrig“ oder reagiert „hartnäckig“ auf eine schwer zu bewältigende Situation. Es kann aber auch sein, dass er den Kopf nach oben reckt und arrogant wird.
Direkt am Übergang vom Hals/Nacken zum Kopf findet sich eine letzte Schnittstelle des Rückens. Der 1. Halswirbel, der „Atlas“ symbolisiert eine oft sehr überlastete Stelle. Wenn er nur leicht verschoben ist, hat das meist gravierende Auswirkungen auf die gesamte Statik des Körpers, da der Wirbelkanal dadurch eingeengt werden kann. Der griechische Titan Atlas musste aus Strafe die ganze Weltkugel auf seinen Schultern tragen. Das dichte und verspannte Bindegewebe entlang des Hinterhauptes kompensiert Ungleichgewichte in diesem Bereich. Hier drückt sich oft eine übermäßige Kontrolle der Kopfentscheidungen über den gesamten Rest des Organismus aus.
Die psychosomatische Bedeutung der Skoliose
An einer seitlichen Abweichung einer geraden Wirbelsäule sind ca. 90 % der Bevölkerung betroffen, wir sprechen von einer leichten oder mittelschweren Skoliose. Neben der Schwäche der tiefen Muskeln des Rückens und der häufigen Verdrehungen am Arbeitsplatz (Bildschirmarbeit) sind möglicherweise gerade die psychosomatischen Hintergründe für die Skoliosen verantwortlich. Skoliosen stellen immer eine besondere Belastung für den Rücken und die WS dar, besondere Muskelverhärtungen und Wirbelverschiebungen können Folge sein. Oft sind Skoliosen mit einem Beckenschiefstand verbunden und beeinflussen die Körperstatik. Seelisch gesehen handelt es sich hier um eine „unbewusste Abweichung von der Mitte“, der Mensch muss sich „winden“ und „verbiegen“, um seine Ziele zu erreichen. „Vor allem geht es hier um krumme Touren, die den Betroffenen gar nicht auffallen. Wie sie sich auch drehen und wenden, der Fehler liegt hinter ihrem Rücken.“ (Dahlke). Unbewusst drehen sich diese Menschen von einer Seite weg und wenden sich dadurch einer anderen zu.
Die rechte Körperhälfte entspricht der männlichen, die linke der weiblichen Seite. Durch das Familienstellen sind wir für familiäre Systeme sensibilisiert. So kann uns eine Skoliose etwa anzeigen, ob sich der Mensch in seiner Familie von einem Elternteil abwenden und sich damit dem anderen zuwenden musste und welche Dynamiken und Hintergründe damit verbunden waren. Wir können uns eine solche „Abweichung“ geradezu räumlich klarmachen und manche auch seelische „Verdrehtheiten“, die ein Mensch leben muss, besser verstehen lernen. So wird deutlich, dass bestimmte Teile in einem selbst im Dunkeln bleiben, nicht wirklich erhellt und gelebt werden. Erst eine bewusste, auch körperlich vollzogene Hinwendung zu einer oder der anderen Seite kann ein neues körperliches und seelisches Gleichgewicht schaffen.
Ganzheitliche Rückentherapie
Psychotherapeutische Hilfestellung, so haben Untersuchungen gezeigt, kann Rückenprobleme deutlich verbessern. Eine Verhaltenstherapie, von Kassen getragen, kann den Teufelskreis von „Auslöser – Schmerz – Ängste – mehr Schmerz“ durchbrechen helfen. Auch Entspannungstherapien wie die funktionale Entspannung nach Jacobsen werden in Verbindung mit Gesprächstherapien bei Rückenproblemen von immer mehr Psychologen eingesetzt.
Es bleibt die Frage, ob damit die tieferen Ursachen von „Fehlhaltungen“ berührt und bleibende Verbesserungen erzielt werden. Charakterstrukturen und entsprechende Muskelpanzer haben sich über Jahre verfestigt und können nicht in einigen Psychotherapiestunden abgearbeitet werden.
Ein Erfolg kann erst dann stabilisiert werden, wenn es gelingt, Körper und Geist in einen einheitlichen Prozess einzubinden.
Wenn Menschen ihre Rückenprobleme und die damit verbundenen seelischen Themen real als denselben Vorgang wahrnehmen, kann Veränderung möglich werden.
Die körperorientierte HakomiTherapie, von US-Therapeut Ron Kurtz begründet, basiert darauf, über die achtsame Hinwendung zu den Körperreaktionen des Patienten die darin verborgenen und eingeschlossenen Glaubenssätze freizulegen. Wenn das „Hintergrundrauschen“ des Alltags bewusstseins durch langsameres Hineinspüren in Körper und Seele zurücktritt, können die eigentlichen Themen in den Vordergrund „rücken“. Wenn der Patient in seinem Körper die festgehaltenen Gefühle fühlt, kann er neue Wege zu seiner Heilung beschreiten. „Wir verfolgen fortwährend die ‚Spuren des Körpers’, achten auf den Wechsel im Gesichtsausdruck und Gesten, Abweichungen in der Haltung, um zu sehen, welche Wirkung wir erzielen und was wirklich vorgeht.“ (Kurtz).
„Innere Achtsamkeit“ wird in der Medizin immer häufiger als wertvolles Instrument von Veränderung angewandt. So hat der amerikanische Arzt Jon Kabat-Zinn „nur“ durch Achtsamkeit und Meditation in seiner von ihm gegründeten „Stressklinik“ in Californien Erfolge bei der Heilung teilweise schwerer chronischer Krankheiten erreichen können. Im Fall von meist chronischen Rückenbeschwerden helfen kleinste Veränderungen der „Haltung“. Der Patient wendet sich durch bestimmte therapeutische Interventionen vielleicht erstmals seinem Rücken bewusst zu, fragt also in seinem Körper-Geist-System selbst an, was die Bedeutung seiner Schmerzen sein könnte. Meist „antwortet“ dann das Symptom und offenbart auf seine ganz eigene Art die in ihm enthaltene Botschaft.
Als Therapeuten unterstützen wir den Patienten bspw. darin, eine Krümmung seines Rundrückens noch ein wenig zu verstärken, oder wir nehmen dem Patienten den „Druck“ ab, den er permanent auf sich und seinen Rücken ausübt. Erst dann kann er möglicherweise die Last wirklich spüren, die er sein Leben lang herumträgt, und kann sofort die „Ent“lastung und tiefe Entspannung wahrnehmen, wenn er konkrete körperliche Unterstützung fühlt.
Die in körperlichen Schmerzen enthaltenen seelischen Schmerzen werden hierdurch dahin gebracht, wo sie wirklich gelöst werden können, nämlich auf die seelische Ebene.
In der „Integrativen Rückentherapie“ (IRT) arbeiten wir auch am Gewebe selbst und unterstützen eine für den Patienten ganz neue „Körperhaltung“. Wir helfen über tiefe Bindegewebsmassage und sanfte Wirbelbehandlungen, den Menschen Stück für Stück zu seiner vollen Größe aufzurichten. Dabei können sich manchmal die im Gewebe eingeschlossenen Gefühle zeigen, oder der Betreffende kann unmittelbar erleben, dass sein Körper verformbar und keineswegs so fest gefügt ist, wie er sich selbst eingeredet hat. Speziell am Schluss der Sitzung lassen wir ihn das Ergebnis der Behandlung überprüfen, veranlassen ihn, im Raum herumzugehen und fragen, mit welcher „neuen“ Haltung er jetzt in seine Welt geht und seine Beziehungen gestalten möchte.
Eine zunächst sicher ungewohnte aufrechtere Haltung kann ihm Modell werden für sein „anderes“ Leben, und ganz nebenbei können auch seine Schmerzen verschwinden. Um einen solchen Prozess in sein Leben zu integrieren, ist Zeit und tägliche achtsame Hinwendung hilfreich. Vielleicht bedarf es einiger vertiefender Sitzungen oder auch positiver Rückmeldung aus seinem Umfeld. Unterstützende Übungen, die Aufrichtung beibehalten, sind Pilates, Arica und Qi Gong.
Das wichtigste Heilmittel ist die versöhnliche Hinwendung zu sich selbst.
„Ich bin mein Rücken, und ich schenke mir selbst Liebe und Unterstützung“ ist ein Beispiel für Affirmationen, die dem Menschen helfen, Kontakt zu sich selbst aufzubauen. Menschen mit einem wirklich aufrechten und balancierten Rücken, der Stolz und Demut, Würde und Zugewandtheit gleichermaßen zum Ausdruck bringt, finden wir in unseren Breitengraden selten.
Menschen mit solchen Rücken finden wir eher noch in „primitiven“ Gesellschaften, die derartige Eigenschaften und ihre Verkörperung hochhalten. Dennoch geht der Weg dahin, auch bei uns ein neues Bewusstsein für unseren „Hindergrund“, für das, was uns trägt und was uns als Menschen ausmacht, zu entfalten. Die Formel „Ein gesunder Rücken in einem aufrechten Menschen“ könnte für einen solchen Weg stehen. Dieser Weg verträgt sich gut mit Rückenschulen, Fitness und Wirbelsäulengymnastik. Er bezieht jedoch mehr Leben und Wahrheit ein und ist obendrein noch wirksamer für die Genesung des Einzelnen.
Literatur:
Rüdiger Dahlke: Krankheit als Sprache der Seele. Goldmann Verlag 1999
Dr. Dietrich
Grönemeyer: Mein Rückenbuch. Zabert Sandmann Verlag 2006
Louise L. Hay: Heile deinen Körper. Lüchow Verlag
1989
Ron Kurtz: Körperzentrierte Psychotherapie – Die Hakomi-Therapie. Synthesis Verlag 1985
Ludwig Schmitt:
Atem und Körpermuster (unveröffentlichte Arbeitsnotizen). 1950 bis 1960
Erich von Derschatta
ist Heilpraktiker und Körpertherapeut in Coburg. Ausbildung 1982 in
Tiefengewebsmassage, Hakomitherapeut, Dynamische Wirbelsäulentherapie, Pilatestrainer. 2007 Ausbildung in NPSO (Neue
Punktuelle Schmerz- und Organtherapie).
Kontakt:
www.integrative-rueckentherapie.de
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