Die Signaturenlehre in der Paracelsusmedizin
Homöopathen stehen oft vor einem Problem, wenn es um die Wahl des Mittels geht. Wo Schulmediziner im Laufe eines Tages oft mit 20 Mitteln auskommen, muss der Homöopath wenigstens 200 präsent haben, und bis zu 2.000 nachschlagen können.
Paracelsus hingegen hat uns lange vor Hahnemann ein paar Werkzeuge an die Hand gegeben, die einen schnellen und exakten Zugriff auf die richtigen Mittel ermöglichen. Es ist vor allem die Signaturenlehre, die uns nicht nur erklärt, wie unser Sonnensystem aufgebaut ist, sondern auch, wie wir uns aus der Natur signaturgerecht bedienen können.
„Ihr wisset durch die Kunst der Signatur, dass jedes Ding nach dem, aus dem es ist und, zu dem es gehört,
gezeichnet wird, damit es immer gleich gefunden werde, wie es die Kunst der Signatur anzeigt, die der Arzt kennen
soll, um dies zu verstehen.“
Paracelsus
Was genau hat Paracelsus damit sagen wollen?
Um das zu verstehen, müssen wir bedenken, dass Paracelsus Alchemist war. Für ihn galten die sieben hermetischen Prinzipien. Eines von ihnen besagt, dass es einen Zusammenhang zwischen Mikrokosmos und Makrokosmos gibt, sodass sich bestimmte Muster immer wiederholen.
Heute kennen wir diese Annahme unter dem Namen „Chaostheorie“.
Die Alchemisten glaubten, dass die großen Himmelskörper (Sonne, Mond, Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn) durch ihre Bewegung (und damit verbundenen Schwingungen) alle Materie innerhalb des Sonnensystems universal prägen. Hierbei beziehen sie sich nicht allein auf die Form, sondern auch auf die psychischen Eigenschaften jedes einzelnen Körpers. Für Alchemisten gilt: Alle Materie ist Geist und somit belebt. Es wird kein Unterschied zwischen Mineralien, Pflanzen oder Tieren gemacht.
Schon Pythagoras beschrieb die Prägung der Materie auf der Erde durch die Himmelskörper mithilfe der Musikwissenschaft. Die Griechen gingen davon aus, dass die Eigenbewegungen der Himmelskörper eine ganz charakteristische Sphärenmusik erzeugen. Jeder Himmelskörper kann hierbei einem Intervall unseres Tonsystems zugeordnet werden.
Die Oktave der Sonne prägt hierbei oktogonale Körper wie Gold oder Diamant, während Mars mit seiner Quarte zum Beispiel kubische Metalle und Mineralien prägt, wie Eisen, Pyrit oder Granat.
In der Pflanzenwelt entstehen unter dem Einfluss der Sonne strahlenförmige, gelbe Blüten wie Arnica oder Cactus grandiflora, während Marspflanzen zumeist rote Blüten, Blätter oder Früchte produzieren, begleitet von scharfen Dornen wie bei Berberis oder Rosen.
In der Tierwelt gehören zur Sonne radiärsymmetrische Formen mit acht oder mehr Armen wie Heliozoen oder Sepia, während zum Mars die Vierbeinigkeit gehört.
So entspricht jedem Himmelskörper eine Zahl, die sich aus dem Intervall ergibt, das die Bewegung des Körpers aussendet. Diese Zahl zieht sich dann wie ein roter Faden prägend durch die lebende Materie.
So finden wir für den schnellen Mond und dessen akustischer Sekunde die Zahl zwei. Für den nächstschnellen Himmelskörper Merkur mit seiner Terz die Zahl drei, für Venus mit seiner Quinte die Zahl fünf, für Jupiter die Sexte, also die Zahl sechs, und Saturn mit der unharmonischen Septime ist kodiert mit der Zahl sieben.
Bei der Bildung von Mineralien können wir alle Kristallstrukturen im Grunde auf die fünf platonischen Körper zurückführen, die den ersten fünf Himmelkörpern entsprechen.
Unter dem Einfluss von Jupiter und Saturn passiert etwas anderes. Der Jupiter verzwillingt die Kristalle, sodass sie komplexer und noch schöner werden, während der Saturn die Achsen und Winkel so verschiebt, dass die schiefen orthorhombischen Strukturen entstehen, wie sie so typisch für das Saturnmineral Schwefel sind. Mineralien sind also tatsächlich „erstarrte Musik“.
Warum nun kann es wichtig sein, die Materie seinen Himmelskörpern zuordnen zu können?
Die Antwort ist sofort einleuchtend, wenn man bedenkt, dass – getreu dem Prinzip der Wiederholung der Strukturen – der Mensch selbst ein kleines Sonnensystem in sich trägt.
Hierbei gehören zur Sonne das Organ Herz, zum Mond die Geschlechtsorgane und das Gemüt, zum Merkur die Atemwegsorgane, zum Mars das Verdauungssystem, zur Venus Nieren und Blase, zum Jupiter die Leber und der Stoffwechsel und zum Saturn das Stützsystem in Form von Knochen, Haaren und Zähnen.
Das uralte Prinzip „Gleiches mit Gleichem zu heilen“ war schon lange vor Hahnemann bekannt. Paracelsus hat es täglich zur Anwendung gebracht.
So behandelte er ein Marsleiden mit Marskristallen, Marspflanzen und Marstierextrakten, während er für Venusleiden auch entsprechende Venusmineralien, Venuspflanzen oder Venustierextrakte zu einem Elixier zusammenstellte.
Die Fülle der Mittel lässt sich somit in sieben Gruppen unterteilen, deren Anwendbarkeit schon durch die Signatur erkennbar ist.
Auf diese Weise wussten die Alchemisten, wofür etwas verwendet werden kann, ohne erst Tierversuche oder lange Doppelblindstudien starten zu müssen.
Wir können uns jetzt vorstellen, dass das rosa blühende Katzenpfötchen für Nierenleiden hilfreich sein muss, während das gelbe Schöllkraut das Jupiterorgan Leber heilt, dass die Mondpflanze Scharfgabe auch für Mondleiden wie Menstruationsbeschwerden oder Fruchtbarkeitsprobleme zuständig ist.
Aber nicht nur Kristalle oder Pflanzen und Tiere tragen eine Signatur. Es sind auch die Menschen selbst, die eine Signatur ausprägen. Der Himmelskörper, der ihnen die Signatur zum Zeitpunkt der Geburt verleiht, wird „Geburtsherrscher“ genannt.
Sieben Archetypen entstehen hierbei, die von Geburt an andere Kraftfarben brauchen, verschiedene Essgewohnheiten haben und unterschiedliche Tiere gern haben, auch wenn Eltern und Umgebung gleich sind.
Bei der Therapie tun wir gut daran, diese Geburtsherrscher zu beachten, damit keine Aversionen auftreten, sondern das Mittel in Harmonie mit dem Patienten steht.
Ein hyperaktives Venuskind würde man demnach mit einem Schmetterlingsmittel behandeln, während das hyperaktive Marskind wahrscheinlich auf ein Spinnenmittel wie Tarantula ansprechen würde. Das Saturnkind ist selten hyperaktiv, würde aber wenn überhaupt höchstens mit einem Schlangenmittel harmonisieren, während es sich bei „Tarantula“ vor Ekel schütteln würde.
Hierzu kommt die Beachtung der Sinne. Zur Sonne gehört das Auge – der optische Sinn. Also spricht ein Sonnengeborener gut auf Farbtherapie an und bessert sein Wohlbefinden beim Malen oder Zeichnen. Der Mondgeborene hingegen hat ein gutes Gehör und gedeiht besser mit Musiktherapie.
Geburtsherrscherbestimmung ist relativ simpel. Ein einfaches Astronomieprogramm wie das „Redshift®“ kann hier Klarheit schaffen. Man gibt Geburtsort und Datum ein und reproduziert den Sternenhimmel am Tag der Geburt. Dann zentriert man auf das Sternzeichen. Uhrzeit ist nicht so wichtig, da die Bewegung der Himmelskörper langsam ist, sich in 24 Stunden kaum ändert. Der Himmelskörper, der in der Mitte oder in der Nähe des Sternzeichens steht, ist der Geburtsherrscher. Wichtig ist hierbei zu wissen, dass die Alchemisten Echtzeitberechnungen verwendet haben und daher unsere heutigen, nicht korrigierten Astrologieprogramme oft irreführend sind. Die vedische Astrologie stimmt hingegen mit der Astronomie überein und kann verwendet werden.
Ein Beispiel aus der Praxis
Geburtsherrscher Mars, im Löwen. Ein starker Planet in kraftvollem Sternzeichen. Dieser Mensch klagt über Neigung zu Bluthochdruck (besonders nach Wutanfällen) und chronische Gastritis.
Zur Therapie wählen wir Lycopodium, Ferrum sulfuricum in Hochpotenz, Berberis in niedriger Potenz und Rosenessig zum Würzen der täglichen Speisen.
Der Bärlapp ist hier ein archaisches Mittel, das zum ursprünglichen Sonnenhaus Löwe passt. Es regelt traditionell alle Beschwerden des Mars-regierten Verdauungstraktes.
Hochpotenzen, die nur einmal in der Woche eingenommen werden, sollten an dem Tag des Geburtsherrschers genommen werden. Im konkreten Fall ist dies der Dienstag. Es wird empfohlen, die Kraftfarbe Rot (als Hemd oder Krawatte) zu vermeiden, um keine überschießenden Energien zu erzeugen.
Ferrum sulfuricum wirkt als Antennenmetall für Marsenergien und harmoniert den Charakter. In dieser Eigenschaft ist es auch in der Lage, den Blutdruck zu senken. Berberis hilft gegen stechende Bauchschmerzen, z.B. durch Gallenverstopfungen. Rosenessig neutralisiert scharfe Gewürze und hilft auf diese Weise, komplexere Speisen zu verdauen.
Fast alle genannten Mittel sind bekannt, doch ihre Anwendung erhält durch Paracelsusmedizin eine konkretere Richtung und ganz eigene Nuancen, die ebenso einfach wie wirksam sein können.
Dr. Michaela Dane
Expertin für Alchemie und
Paracelsusmedizin
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