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Tierheilkunde
Lesezeit: 3 Minuten

Fallstudie aus der Tierheilpraxis: Blutegeltherapie bei einem Equinem Sarkoid

Patient: Pony „Smoky“, ein dunkelbrauner Mini-Shetty Wallach, geboren am 1.4.2001

Anamnese

2012-05-Blutegel1Januar 2006: Beim Auflegen des Halfters bemerke ich am rechten Ohransatz eine kleine, etwa fingernagelgroße, leicht geschwollene Wunde.

Die Verletzung ist blutrot unterlaufen, oberflächlich zeigt sich ein wässriges Sekret, aber keine Schmerzempfindungen. In den nächsten Tagen versorge ich die Wunde zweimal täglich mit einem antibiotischen Spray. Die Geschwulst nimmt weiter an Größe zu und wuchert zusehends. Ein Tierarzt empfiehlt mir den Versuch mit einer Zugsalbe.

Februar 2006: Aus der Wunde hat sich eine Geschwulst mit der Länge von 2,5 cm und einer Breite von 1,5 cm gebildet, weiterhin zeigt sich eine starke Rötung und Sekretbildung.

Ich bringe Smoky in eine Tierklinik, um den Tumor entfernen zu lassen. Man sagt mir, dass nach der Operation das Gewebestück pathologisch untersucht wird, um festzustellen, ob es sich um eine gutartige oder bösartige Geschwulst handelt.

Pathologischer Befund

Equinem Sarkoid

Untersuchungsbericht
Histopathologische Diagnose

Tumorartige Gewebswucherung von relativ ausgereiftem Bindegewebe mit deutlich invasiver Wachstumstendenz. Veränderung wie bei Equinem Sarkoid.

Epikritische Befundbesprechung

Die mikroskopischen Untersuchungen zeigen, dass bei dem Patienten am Ohreingang bzw. am Ohr eine tumorartige Zellwucherung entstanden ist, die aus ausgereiften Bindegewebszellen aufgebaut ist.

Da auf der anderen Seite aber auch die basalen Epidermiszellen ein verstärktes Zellwachstum zeigen, muss davon ausgegangen werden, dass eine Infektion mit Papillomviren vom Rind zu den vorliegenden Zellwucherungen geführt hat. Diese Viren vermehren sich sowohl in den Epidermiszellen als auch in den Bindegewebszellen und führen bei diesen zu einem verstärkten tumorartigen Wachstum.

Die Prognose beim Equinen Sarkoid muss immer vorsichtig gestellt werden. Dies gilt im vorliegenden Fall insbesondere, da die geschwulstartigen Bindegewebswucherungen bis weit in die Tiefe reichen und dadurch zu einer diffusen Durchsetzung und Zerstörung des vorbestandenen Gewebes in der Umgebung des Ohreinganges geführt haben.

Trotz intensiver Nachbehandlung der Operationswunde heilt diese nicht richtig ab und es sind geschwulstartige kleine Neubildungen zu sehen. Der kleine Kerl lässt sich mittlerweile leider nur noch unwillig an der Stelle behandeln. Im Juni hat der Tumor fast wieder seine ursprüngliche Größe erreicht.

An einem meiner Studientage frage ich meine Dozentin Monika Heike Schmalstieg, Präsidentin des VDT e.V., inwieweit Blutegel hilfreich wären. Da ein Versuch nicht schaden kann, verabreden wir uns im Rahmen des Studiums an einem Praktikumstag.

Problematischer als erwartet gestaltet sich das Positionieren des Blutegels, da das Bindegewebe und der Knorpel am Ohr sehr hart ist. Wir sind gezwungen die Stelle vorher mit einem Skalpell anzuritzen, um dem Blutegel die Möglichkeit zu geben, sich fest zu saugen.

Fast eine Stunde zieht sich die Behandlung hin, bis der Egel vollgesaugt ist und sich von alleine löst. Das Nachbluten dauert über sechs Stunden, und weil dieser Tag besonders warm ist und sich ständig Fliegen an der Wunde sammeln, muss ich nach jeder Stunde das Blut abtupfen und die Behandlungsstelle beobachten.

Da sich keine großen Veränderungen zeigen, wiederhole ich die Behandlungsmaßnahme im August noch einmal.

Zur Freude des kleinen Patienten ist die Wucherung kleiner geworden und heilt gut ab. Dann im November ist der Tumor weg.

Begeisterung, ob es nun Glück ist, ein Wunder oder ob es eine neue Therapierform ist – aber der Tumor kam nie wieder.

Beim Equinen Sarkoiden kommt es bei einem hohen Prozentsatz der betroffenen Patienten zu Rezidivbildungen. Wir empfehlen daher dringend, den Patienten regelmäßig weiter tierärztlich kontrollieren zu lassen.

Karl Heinz Kniese Karl Heinz Kniese
Pferdewirtschaftsmeister und Tierheilpraktiker

kniese-mandelsloh@t-online.de

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