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Psychotherapie
Lesezeit: 6 Minuten

Glosse: Lachen auf Befehl

„Dir ist nicht zum Lachen zumute? Gerade dann solltest du es tun: Lach einfach los, ohne dich um die Außenwirkung zu kümmern. Das ist schon das ganze Geheimnis und bringt sofort spürbaren Erfolg.“ Das erzählte mir meine Freundin, die das Lachyoga für sich entdeckt hat. Während sie mir von der tollen Wirkung erzählte, hatte ich wirklich Angst um sie. Angst, dass sie nun völlig durchdreht. Furcht, dass sie mich mitnehmen will zu ihrem Kurs.

Ich habe nichts gegen das Lachen. Im Gegenteil, ich liebe Humor in all seinen verrückten Formen. Sei es Situationskomik, die man schlecht jemanden erzählen kann, weil man es miterlebt haben muss. Sei es Sarkasmus in der Unterhaltung, bei dem man um die Ecke denken muss. Oder einfach ein guter Witz.

Lachen fördert die Gesundheit, das ist längst kein Geheimnis mehr. Ebenso unterstützt es das Miteinander. Schließlich wirken lächelnde Menschen immer positiver als griesgrämige Mitbürger. Trotz all dem Wissen laufen viel zu viele Nichtlacher draußen rum, und viel zu wenige können wirklich gut mit Ironie umgehen.

Und nun das: Da sitze ich also mit meiner Freundin beisammen und sie erzählt etwas von Lachen auf Befehl. Die ersten Videos, die ich mir dazu angeschaut habe, haben mir eher ein mulmiges Gefühl verschafft. Erwachsene Leute stehen im Kreis, machen merkwürdige Geräusche und lachen dann. In meinen Kindertagen haben so für mich immer die Horrorfilme begonnen. Ebenso gab es da die Angst, in der Nacht von einem schlecht geschminkten Clown mit einer schrecklichen Lache erschreckt zu werden. Bei der Betrachtung der Menschen dachte ich sofort an Sekten. Nicht an die Getränke im Keller, sondern an die Verbindungen, bei denen Menschen im Rahmen ihrer Glaubensausführung in Ekstase verfielen. Alles keine gute Voraussetzungen, sich mit dem Lachen auf Befehl zu beschäftigen.

Hier in China, wo ich jetzt lebe, lachen die Menschen immer. Zumindest sieht das so aus, und das gibt mir im Einkaufsgetümmel ein gutes Gefühl. Das Gesicht ist immer freundlich, auch wenn ich nicht oft die dahinterliegende Botschaft verstehe. Macht nichts. Ich fühle mich gut, lache zurück und meine Einkäufe sind erledigt.

Und dann gibt es noch die Momente, in denen mir gar nicht nach Lachen ist. In denen ich nicht mal schmunzeln will oder es gar nicht kann. Vielleicht weil ich gerade wütend bin, da ein Termin geplatzt ist oder ich mit meiner Nachbarin über die unterschiedliche Zubereitung von Lasagne diskutiert habe. Solche kleinen Momente, in denen die miese Stimmung überhand gewinnt – davon haben wir im Alltag übrigens mehr als von den positiven. Das sollte uns zu denken geben.

Nun ja, in genau dieser Situation soll man also lachen, sagte schon Frau Birkenbiel. Direkt vor den Spiegel stellen, Mundwinkel nach oben ziehen und sich selber 60 Sekunden lang anlachen. Klingt dämlich, sieht auch so aus − wirkt allerdings!

Der Grund dafür ist, dass unser Gehirn gar nicht so schlau ist, wie wir immer denken. Denn unser Gehirn kann echtes Lachen nicht von unechtem Lachen unterscheiden. Das bedeutet, dass in dem Moment, in dem Sie Ihre Mundwinkel nach oben ziehen, Ihrem Gehirn signalisieren: Mir geht es gut. Ich habe Grund zum Lachen. Prompt werden positive Hormone ausgeschüttet, diese wiederum fressen Ihre schlechte Laune oder Stresshormone – und innerhalb kürzester Zeit sind Sie wieder gut drauf. Zudem haben Sie damit das Frustfressen unnötiger Kalorien vermieden. Ebenso, dass Ihre schlechte Laune auf Ihre Umwelt wirkt und unschuldige Menschen in Mitleidenschaft gezogen werden.

Sehr effektiv ist diese Übung am Morgen. Direkt nach dem Aufstehen. Ungewaschen und ungekämmt. Ab vor den nächsten Spiegel und breit hinein gegrinst. Dann noch ein fröhliches „Guten Morgen“ hinterher schicken und der Tag kann kommen. Es könnte sein, dass Ihr Partner Sie für irre hält und Ihre Kinder mit den Augen rollen. Allerdings werden auch sie von Ihrer guten Laune profitieren, und damit ist diese Übung familientauglich.

Lachen ist gesund! Die meisten von uns wissen das, und doch tun wir es als Erwachsene zu wenig. Warum eigentlich? Lachen wir als Kinder noch rund 300 Mal am Tag, tun wir es als Erwachsene nur noch 18 Mal (das sind Schätzungen, nicht, dass Sie jetzt nachzählen und feststellen, dass es bei Ihnen mehr oder gar weniger ist).

Lachende Menschen wirken immer positiv, strahlen von innen heraus und geben einem das Gefühl, dass das Leben mit Leichtigkeit zu meistern ist. Wahrscheinlich liegt es daran, dass wir auf Momente zum Lachen warten. Also nicht bewusst auf den Bus. Eher unbewusst. Wie bei einem Auto, dessen Tacho bis 250 km/h reicht, wobei der Fahrer nur bis auf 80 km/h beschleunigt. Wir bremsen uns sozusagen lachtechnisch selber aus.

Aber mal ganz ehrlich: Wie oft am Tag gibt es einen wirklich guten Witz zu hören? Oder eine Situation, die wirklich zum Lachen einlädt? Und selbst wenn es dann diesen komischen Moment gibt, wie herzzerreißend lachen Sie dann in der Öffentlichkeit? Mit Tränen und Bauch halten? Eher selten, nehme ich an. In der Öffentlichkeit aus sich herauszugehen, und sei es nur beim Lachen, wagen nur die wenigsten. Oft liegen dem Scham oder das Gefühl, dass es jetzt unpassend ist, zugrunde. Da wird dann verhalten gelächelt oder gekichert. Das Lachen wird im Keim erstickt – wie tragisch!

Dabei fördert Lachen das Miteinander, weil wir authentisch sind. Die Sauerstoffzufuhr wird erhöht, da wir tiefer ein- und ausatmen. Verspannungen können auf diese schöne Art gelöst werden. Unser Immunsystem wird gestärkt. Damit liegen einige Vorteile klar auf der Hand. Warum also warten, bis sich eine lustige Situation ergibt? Warum nicht mal ganz verrückt sein und das selber in die Hand nehmen? Mit Lachyoga zum Beispiel. Ich gebe zu, meine ersten Erfahrungen haben mich mehr als verwirrt. Ich kam mir selten dämlich vor, mit anderen Erwachsenen im Kreis zu stehen und auf Kommando zu lachen. Doch das Gefühl danach − herrlich!

Ähnlich wie bei einem Jogger, der sich die ersten Kilometer quält, dann in den Flow kommt und unter der Dusche völlig entspannt ist. So ist es auch mit dem Lachen auf Befehl.

Natürlich können Sie auch erstmal nur für sich daheim üben. Vor dem Spiegel. Täglich 60 Sekunden lang. Oder im Bett, vor dem Aufstehen – 10 Minuten Lachgeräusche von sich gebend.

„Nichts in der Welt wirkt so ansteckend wie Lachen und gute Laune.“
Charles Dickens

In diesem Sinne, lachen Sie sich und Ihre Mitmenschen an und machen Sie das Ganze aktiv, weil – passiv war gestern.

Fröhliche Grüße aus China!

Jana LudolfIhre Jana Ludolf

Heilpraktikerin für Psychotherapie, Mediatorin und Familiencoach
info@Jana-Ludolf.de

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