Unsere Heilpflanze: Gänseblümchen – Bellis perennis
Wegen seiner großen Verbreitung hat das Gänseblümchen eine Vielzahl von Namen und Synonymen. Einige davon sind: Ausdauerndes Gänseblümchen, Mehrjähriges Gänseblümchen, Osterblume, Maßliebchen, Tausendschön(chen), Monatsröserl, Margri(t)tli, Angerbleamerl, Augenblümchen, Himmelsblume, Maiblume, Marienblümchen, Mondscheinblume, Morgen blume, Regenblume, Sommerröschen, Sonnenblümchen, Klein Beinwellen, Brinkblome, Buntblümlein, Buntblume, Chatza blüomli, Dusendschön, Fentjeblöme, Fenneblome, Weiß Frueblümlein, Frühblume
Da wir es fast auf jeder Wiese antreffen, gehört das Gänseblümchen zu den bekanntesten Pflanzen in Mitteleuropa. Hier gilt die Blume aus der Familie der Korbblütler (Asteraceae, Compositae) als ein Archäophyt: als eine vom Menschen aus anderen Gebieten eingeschleppte Pflanze (im Fall des Gänseblümchens aus dem Mittelmeerraum), die sich durch Schaffung weiträumiger Wiesen nach Norden ausbreitete. Das besonders häufige Auftreten der Pflanze erfolgte aber erst mit Einführung von Rasenflächen in Gärten und Parks. Der Mensch ist auch für die Ansiedlung des Gänseblümchens in Nord- und Südamerika, längs der pazifischen Küste, sowie auf Madeira und Neuseeland verantwortlich, wobei die Ausbreitung nicht gezielt, sondern durch Verunreinigung von Grassamen stattfand.
Gänseblümchen bevorzugen Standorte wie Weiden, Parkrasen und Gärten auf nährstoffreichem Untergrund sowie bewachsene Bahndämme. Es handelt sich bei ihm um eine Speicherpflanze, die den Winter im Schnee überlebt. Auf landwirtschaftlich genutzten Wiesen gilt es auch als Zeiger für verdichtete Böden und übernutzte Wiesen und Weideflächen.
Das Gänseblümchen war die Heilpflanze des Jahres 2017.
Woran erkennt man das Gänseblümchen?
Es ist eine ausdauernde, krautige Pflanze mit Wuchshöhen von 2 bis 20 Zentimetern. Am kurzen, aufrechten Rhizom befinden sich faserige Wurzeln. Die in einer dichten Blattrosette zusammenstehenden Laubblätter weisen in Blattstiel und Blattspreite eine Gliederung auf, wobei der geflügelte Blattstiel mindestens so lang ist wie die Blattspreite. Aus jeder Blattrosette kommen von März bis November ununterbrochen aufsteigende bis aufrechte, blattlose Blütenstandschäfte mit einzeln stehenden Blütenkörbchen hervor.
Wie wirkt das Gänseblümchen?
Es ist schon seit Jahrhunderten eine beliebte Heilpflanze, besonders aufgrund seiner wundheilenden und entzündungshemmenden Eigenschaften. Außerdem festigt es das Bindegewebe. In einigen Regionen wird das Gänseblümchen als kleine Schwester der Arnika bezeichnet. Die feinen Blätter und Blüten lassen sich zu Brei verarbeiten, z.B. gegen Insektenstiche, Wunden und Prellungen einsetzen. Bei Insektenstichen bewirken die zerriebenen Blätter des Gänseblümchens ein Abschwellen der Einstichstelle, Linderung des Juckreizes und schnelles Abklingen der Schmerzen.
Die Naturheilkunde verwendet das Gänseblümchen auch bei Atemwegskatarrh und zur Erleichterung des Abhustens. Weitere Einsatzgebiete sind Magen-Darm-Katarrh und Durchfall. Äußerlich hilft ein Aufguss aus Gänseblümchen bei Entzündungen, Wunden, blauen Flecken, Geschwüren und Ausschlägen.
Neuere Studien bestätigten die antimikrobielle und antihyperlipidämische Wirkung des Gänseblümchens.
Eigenschaften
- blutreinigend
- blutstillend
- harntreibend
- krampfstillend
- schmerzstillend
- stoffwechselanregend
Anwendungsgebiete
- Husten
- Erkältungen
- Appetitlosigkeit
- Verstopfung
- Darmentzündung
- Gicht
- Rheuma
- Wassersucht
- Ödeme
- Nierensteine
- Blasensteine
- Menstruationsbeschwerden
- Weißfluss
- Hautkrankheiten
- Hautausschläge
- unreine Haut
- Wunden
Welche Wirkstoffe sind im Gänseblümchen?
Die Röhrenblüten enthalten das Saponin Bayogenin (s. Abb.). Darüber hinaus: ätherische Öle, Bitter- und Gerbstoffe, Anthoxanthin, Flavonoide, Fumarsäure, Inulin und Schleim. Außerdem wies man in den Blüten das Apigenin-7-O-Glucosid nach, das bei vielen anderen Korbblütlern ebenfalls vorhanden ist. Es zeigt anti-proliferative (schnelles Zellwachstum hemmende) und antioxidative Eigenschaften und hat daher eine Wirkung gegen maligne Krebsarten.
Welche Teile der Pflanze finden Verwendung?
Hauptsächlich bedient man sich der Blüten des Gänseblümchens (Bellis flos bzw. Flores Bellidis) und (seltener) des Gänseblümchenkrauts (Bellidis herba bzw. Herba Bellidis).
Anwendungen
Zur innerlichen Anwendung werden die Blüten des Gänseblümchens genutzt. Dazu 2 TL davon mit 1 Tasse kochendem Wasser übergießen. 10 Minuten ziehen lassen und durch ein Teesieb geben. 2 Tassen pro Tag trinken. Bei Erkrankung der Atemwege empfiehlt sich eine Mischung aus Huflattich, Spitzwegerich und Gänseblümchen.
Zur Herstellung einer Gänseblümchen-Tinktur übergießt man Gänseblümchen (Blüten) in einem geeigneten Gefäß mit Doppelkorn oder Wodka, bis alle Pflanzenteile bedeckt sind. Dann die Mischung verschließen und für 2 bis 6 Wochen ziehen lassen, danach abseihen. Die Tinktur in eine dunkle Flasche füllen. 1 bis 3 Mal täglich 10 bis 50 Tropfen einnehmen. Sie kann auch äußerlich für Einreibungen gegen Quetschungen und Verrenkungen verwendet werden.
Verschiedenes
Das Gänseblümchen nutzt man gelegentlich als Futterpflanze. Es kann auch als oder im Salat verwendet werden. Am besten eignen sich dabei die jungen Blättchen aus dem Inneren der Rosette. Auch die Blüten sind essbar. Die Knospen und die nur halb geöffneten Blüten weisen einen angenehm nussartigen, die vollständig geöffneten Blüten dagegen einen leicht bitteren Geschmack auf. Sauer eingelegt, dienen die Knospen manchmal als Kapernersatz.
In Ur entdeckten Archäologen in einem Königsgrab aus dem dritten Jahrtausend v. Chr. einen mit Gänseblümchen verzierten, goldenen Kopfschmuck. Eine sehr alte 16-blättrige Form des Gänseblümchens findet sich als häufigstes Element am Ištar-Tor als Zeichen Ištars.
Plinius der Ältere erwähnte das Gänseblümchen bereits in seiner Naturalis historia (Band 26, § 26).
Zu ungeahntem Ruhm kam es, als es der französische König Ludwig IX. (1214-1270) zusammen mit der Lilie in sein Wappen aufnahm.
Im Jahr 1485 in Mainz erschienenen Gart(en) der Gesundheit wurde das Gänseblümchen naturgetreu abgebildet. In seinem „Kleinen Destillierbuch“ nannte es Hieronymus Brunschwig „Consolida minor“, womit er seine wundheilende Wirkung meinte.
Dr. rer. nat. Frank Herfurth
Heilpraktiker, Lebensmittelchemiker, Dozent an den Paracelsus Schulen fh@herfurth.org
Foto: © werder24 / fotolia.com
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