Lampenfieber mit Hypnose besiegen
Verena M. stand zum ersten Mal vor ca. 150 Kollegen und sollte eine Präsentation halten. Sie war gut vorbereitet, hatte diese mehrmals geübt und war sich sicher in dem, was sie den Zuhörern mitteilen wollte. Dennoch bemerkte sie vor ihrem Auftritt starkes Zittern, einen trockenen Mund, Herzrasen, weiche Knie und Schweißausbrüche. Zudem hatte sie schon wochenlang mit Schlafstörungen zu kämpfen. Und es geschah, was nicht passieren sollte: Sie brachte kein Wort heraus. Ein Blackout! Ihr schwirrte der Kopf. Es war unmöglich, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Sie errötete, stotterte ein paar Worte und verschwand von der Bühne. Was sie alles ins Mikrofon sprach, daran erinnerte sie sich später nicht mehr. Es war ihr unglaublich peinlich. – Dieses Erlebnis führte sie in meine Praxis, und sie bat mich, mit ihr an ihrem schlimmen Lampenfieber zu arbeiten.
Während des Anamnesegesprächs erinnerte sie sich an eine Situation aus der Schulzeit. Sie sollte vor der ganzen Klasse ein Lied singen und wurde von ihren Mitschülern ausgelacht. Seitdem hat sie bei jeder Gelegenheit, in der sie vor Publikum sprechen muss, mit Lampenfieber-Symptomen zu kämpfen.
Vielleicht kennen auch Sie diesen Mix an unschönen Anzeichen direkt vor wichtigen Auftritten: das Gefühl, kein Wort herausbringen zu können, zittrige Hände, das Herz schlägt bis zur Decke, Schweißausbrüche, Sie haben den Einstieg vergessen oder sogar einen Blackout und leiden vielleicht Tage zuvor schon an Angst.
Lampenfieber bedrückt enorm viele Menschen, mehr als Sie denken, und die wenigsten würden es zugeben. Wir sprechen von einer handfesten Quote von etwa 80%. Das sind 4 von 5 Erwachsene. Sie alle kämpfen mit den genannten Symptomen, der eine mehr, der andere weniger, aber alle haben eines gemeinsam: den Wunsch, diese unangenehme, belastende Aufregung loszuwerden!
Definition und Symptome
Mit Lampenfieber verbinden die meisten Menschen eine beunruhigende Nervosität vor einem Auftritt. Doch das muss nicht zwingend auf der großen Bühne sein. Die Unsicherheit kann ebenso vor einer Prüfung, einem Vorstellungsgespräch oder einer Präsentation auftreten. Sie äußert sich in Form von allgemeiner Anspannung und heftigen Stressgefühlen.
Die häufigsten Symptome sind: feuchte Hände, Zittern am ganzen Körper, Kloß im Hals, krächzende oder dünne Stimme bis hin zur Stimmlosigkeit, Herzrasen, Schwindel, weiche Knie, trockener Mund und Rachen, Erröten, Konzentrationsmangel bis hin zum Blackout. Bei einer sozialen Phobie stehen Bauchschmerzen, Übelkeit und Kreislaufbeschwerden im Vordergrund. In extremen Fällen kann sich das Lampenfieber sogar mit Ohnmachtsanfällen zeigen.
Auch wenn Lampenfieber von Mensch zu Mensch unterschiedlich ausgeprägt ist, die Folgen sind dieselben: Wir werden in unserer Leistungsfähigkeit eingeschränkt und können nicht mehr unser volles Potenzial ausschöpfen!
Was genau geschieht dabei im Körper?
Die Angst im Vorfeld einer öffentlichen Darbietung hat einen psychologisch-biologischen Ursprung. Sie beruht auf
einem Reflex,
der schon unseren Vorfahren dazu diente, sich vor Bedrohungen zu schützen. Hierbei kommt es zu einer
bestimmten Reaktion im Mandelkern des Gehirns, der Amygdala. Diese ist ein Teil des Limbischen Systems und wesentlich
an der Entstehung von Angst beteiligt. Die – auf unsere Vorfahren bezogene – resultierende Abwehr- oder
Fluchtbereitschaft existiert heute noch. Bei Menschen, die Lampenfieber-Symptome zeigen, hat das Gehirn die jeweilige
Situation als bedrohlich eingestuft und den entsprechenden Mechanismus aktiviert.
Was charakterisiert diese spezielle „Gefahrensituation“, dass sich Menschen auch heute noch von ihr bedroht fühlen? Auch hier lohnt ein Blick in die Vergangenheit: Die ersten Menschen wurden häufig von Raubtieren gejagt, die ihnen körperlich überlegen waren. Das Zusammenleben in Gruppen sicherte ihnen das Überleben. Sie passten aufeinander auf und verteidigten sich gemeinsam gegen Angreifer. In diesem Kontext war es besonders lebensbedrohlich, wenn sie von anderen ausgegrenzt wurden. Sie konnten nur überleben, wenn sie in und von der Gruppe akzeptiert wurden.
Deshalb sind sich Psychologen sicher, dass die Urangst, sozial isoliert zu sein, der Hauptgrund für das heutige Lampenfieber ist. Wir fürchten uns nicht davor, öffentlich aufzutreten, sondern vor der vermeintlichen Folge unseres Auftritts: der sozialen Ausgrenzung.
Lampenfieber ist somit eine natürliche Reaktion unseres Geistes und Körpers. Professorin Claudia Spahn (Fachärztin für psychotherapeutische Medizin) meint dazu: „Wir gehen davon aus, dass jeder, der vor anderen im Fokus steht, eine Reaktion erlebt, die man als Lampenfieber bezeichnen kann.“
Welche Möglichkeiten der Abhilfe gibt es?
Meiner Meinung nach ist eine gewisse Dosis an Nervosität vor Auftritten gut. Sie hilft dabei, sich zu fokussieren und zu konzentrieren. Doch wenn die Symptome überhandnehmen und das Leben signifikant beeinträchtigen, sollte man handeln. Die gute Nachricht: Lampenfieber lässt sich schnell und wirksam in den Griff bekommen! Mit diversen Entspannungstechniken und Hypnose kann dieses Muster aufgebrochen werden. Betroffene können lernen, wie sie sich in Stresssituationen entspannen und die Nervosität, das Lampenfieber, in Zukunft beiseiteschieben.
Nachfolgend ein paar kleine Übungen aus meinem Coaching-Programm, die direkt und einfach anzuwenden sind:
Atmung vertiefen und ruhiger werden
Wählen Sie das
Nasenloch aus, durch das Sie mehr Luft bekommen. Welches ist es? Das linke oder das rechte? Verschließen Sie sodann
das andere Nasenloch mit Ihrem Zeigefinger und atmen Sie ruhig und gleichmäßig durch das offene Nasenloch. Spüren Sie,
wie die Luft durch das offene Nasenloch eingesogen wird?
Atmen Sie ruhig und gleichmäßig weiter. Sie werden schnell bemerken, wie sich Ihr Puls und Ihr Herzschlag beruhigen und Ihre Atmung vertieft. Ihr Bauch hebt und senkt sich leicht mit jedem Atemzug.
Atmen Sie so 10 Mal ein und aus.
Gedanken sammeln
Schließen Sie Ihre Augen und gehen Sie
kurz den Text, den Sie gleich vortragen, oder das Thema, das Sie präsentieren, im Geiste durch.
- Wie werden Sie beginnen?
- Was tragen Sie vor?
- Was ist Ihr Ziel?
- Wie klingt Ihre Stimme dabei?
Positive Affirmationen für den Auftritt
Gehen Sie an einen
Ort, an dem Sie etwas Ruhe haben. Lesen Sie sich die folgenden Leitsätze durch, sprechen Sie diese im Geiste nach und
speichern Sie diese in Ihnen ab, sodass sie, wenn Sie performen, ihre Wirkung entfalten können.
- Ich bin bestens vorbereitet.
- Ich atme ruhig und entspannt.
- Ich stehe mit beiden Beinen stabil auf dem Boden.
- Meine Stimme klingt fest und klar.
- Meine Muskeln sind locker und entspannt.
- Mein Mund ist angenehm feucht und meine Lippen sind entspannt.
- Ich bin selbstbewusst.
- Ich freue mich, zeigen zu können, was ich kann.
- Ich genieße meinen Auftritt.
Hypnose verschafft Entspannung
Viele meiner Klienten schätzen die Hypnose als Technik, um ihre Anliegen effektiv und nachhaltig zu bearbeiten. Durch die Hypnose, wie auch durch andere Entspannungsverfahren (z.B. Autogenes Training), lernt man sich zu entspannen. Puls und Blutdruck werden heruntergefahren und die Selbstheilungskräfte des Körpers aktiviert.
Hypnose hat sehr viele positive Eigenschaften und dient dazu, das Leben zu erleichtern. Nach einer Anleitung durch einen erfahrenen Hypnotiseur kann auch die Selbsthypnose von Klienten wirksam eingesetzt werden. Sie ist einfach zu erlernen und lässt sich optimal zu Hause durchführen. Als eleganter Mittelweg bietet sich das Hören einer Hypnose-CD an, was ebenfalls sehr effektiv ist und zur Linderung der Auftrittsangst beitragen kann.
Und Verena M.? Mit einer Hypnosesitzung und speziellen Übungen, die sie kurz vor einem Auftritt anwenden soll, hat sie es geschafft, ihr Lampenfieber so zu reduzieren, dass sich heute nur noch eine leichte Nervosität zeigt. Die Auflösung der negativen Erfahrung aus der Schulzeit in Hypnose war ein Schlüsselmoment für das weitere Vorankommen. Verena verarbeitete das für sie schlimme Erlebnis und konnte fortan mit neuem Selbstvertrauen in die Zukunft sehen. Auch das Durchführen einer regelmäßigen Selbsthypnose half ihr, sich für ihren nächsten Auftritt fit zu machen.
Hypnose bei Prüfungsangst
Viele Menschen, die vor wichtigen Prüfungen stehen, können vor lauter Aufregung und Nervosität nicht die Leistung bringen, die sie für diesen Moment benötigen. Hier entfaltet die Hypnose ebenfalls ihre Wirkung und sorgt dafür, dass sie gelassen und souverän in die Prüfung gehen und das Gelernte abrufen können. Dies ist natürlich nicht nur bei Erwachsenen so, sondern betrifft genauso Kinder, Jugendliche und Studenten. Hier eröffnet sich ein weites Betätigungsfeld für Therapeuten und Coaches.
Silva
Schwabe
Logopädin, Hypnotiseurin, Lampenfieber-Coach
CD-Tipp
Silva Schwabe: Lampenfieber ade!
Coaching-CD für souveräne Moderationen,
Präsentationen, Auftritte&Vorträge.
hms healthstyle.media GmbH
Foto: © www.freund-foto.de / fotolia.com
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