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Naturheilkunde
Lesezeit: 7 Minuten

Mykotherapie in der Onkologie

Pilze gegen den Tumor

Der gezielte Einsatz hochkonzentrierter, medizinisch wirksamer Pilze bei bestimmten Erkrankungen und Beschwerden wird als „Mykotherapie“ bezeichnet. Auch in der Behandlung von Krebserkrankungen interessieren sich immer mehr Forscher für die Möglichkeiten dieses Therapieansatzes. Zum Beispiel ist in einer indischen Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2018 zu lesen, dass Immuntherapien „bei der Behandlung bestimmter Krebsarten, so z.B. bei Haut-, Lungen-, Blasen-, Brust- und Darmkrebs sowie Lymphomen, zunehmend an Bedeutung“ gewännen. Da Pilze für ihre bioaktiven Antitumor-Komponenten bekannt seien, attestieren die Autoren diesen Inhaltsstoffen „eine vielversprechende Zukunft bei der Krebsbehandlung“.

Wertvolle Multitalente

Die Inhaltsstoffe von Vitalpilzen verbessern die Blutwerte, regen die Blutbildung an, aktivieren den Stoffwechsel, fördern die Entgiftung und liefern der Psyche Kraft. Mit ihren vielfältigen Nährstoffen bedeuten sie zudem eine effektive Aufwertung einer vollwertigen Ernährung. Sie bieten wertvolle Mineralstoffe, Vitamine (z.B. Thiamin, Riboflavin, Vitamin C und D), Aminosäuren und andere organische Bestandteile, die zum gesundheitlichen Nutzen beitragen. Aufgrund ihres Reichtums an wichtigen Nährstoffen, die u.a. auch mit einer Stärkung des Immunsystems verbunden sind, können v.a. Personen, deren Immunsystem geschwächt ist (z.B. HIV-/AIDS-Patienten), aber auch Vegetarier und Veganer von Pilzen als wichtiger Nahrungsquelle profitieren.

Gemeinsame Basis-Wirkungen aller Vitalpilzarten:

  • Regulierung des Immunsystems
  • Regulierung des Säure-Basen-Haushalts
  • Aktivierung des Stoffwechsels
  • Aktivierung der Verdauung
  • Förderung von Entgiftung und Entschlackung
  • Leber-Schutz
  • sehr gesundes Nährstoffspektrum

Empfehlenswert von Anfang an

Zum therapeutischen Potenzial von Vitalpilzen im Rahmen der Behandlung von Krebserkrankungen schreiben Rossi et al.: „Einer der vielversprechendsten integrativen Ansätze der Krebstherapie ist die Mykotherapie. Medizinalpilze werden seit Hunderten von Jahren, hauptsächlich in asiatischen Ländern, zur Behandlung von Infektionen genutzt. In jüngerer Zeit werden sie zudem zur Therapie von Lungenerkrankungen und Krebs eingesetzt. In Japan und China sind sie als Adjuvans zur Standardtherapie seit über 30 Jahren zugelassen. Sie haben eine umfangreiche klinische Geschichte und gelten als sichere Substanzen, sowohl allein eingesetzt als auch kombiniert mit Zytostatika.“

Vitalpilze verbessern die Gesamt-Ansprechrate während der onkologischen Behandlung, potenzieren die Wirkung einer Chemotherapie und mildern die Nebenwirkungen nachweislich ab, so z.B. Übelkeit, Schlafstörungen und Schmerzempfinden. Insgesamt nehmen Vitalpilze positiv Einfluss auf körperliche Erschöpfung und steigern die Lebensqualität der Betroffenen enorm, was eine wichtige Voraussetzung für den Genesungsprozess ist. Daher können sie ab dem Tag der Diagnosestellung empfohlen werden – also vor, während und nach der Anwendung der Standardtherapien (Bestrahlung und Chemotherapie). Neben- oder Wechselwirkungen sind nahezu nicht bekannt.

Beta-Glukane als Hauptverantwortliche

Vitalpilze entfalten Anti-Tumor-Effekte hauptsächlich über ihre regulierende Wirkung auf das Immunsystem. Daher werden sie auch als „Immunmodulatoren“ bezeichnet. Die Immunmodulation ist v.a. auf die im Pilzextrakt in hoher Konzentration enthaltenen Beta-Glukane (langkettige Polysaccharide) zurückzuführen. Diese aktiven Moleküle „trainieren“ gleich mehrere Arten von Abwehrzellen, z.B. Makrophagen, T-Zellen und NK-Zellen. Dadurch kommt es zu einer verstärkten Bildung von Antikörpern und Botenstoffen, die Entzündungen hemmen und die körpereigenen Abwehrkräfte beim Kampf gegen Krankheitserreger und entartete Zellen unterstützen.

Auch die gesunde Funktion des Darms wird durch die Polysaccharide gefördert. Beta-Glukane fungieren zum einen als Ballaststoffe und entfalten eine positive Wirkung auf die Verdauungstätigkeit; zum anderen stärken sie als Präbiotika die Mikroflora und darüber das darmassoziierte Immunsystem.

Das bedeutet: Unter dem Einfluss von Vitalpilzen kommt es zur Regeneration des Immunsystems und Verstärkung antimutagener und antitumoraler Prozesse. Vitalpilze bieten dem Körper somit Unterstützung bei der Wiedererlangung der eigenen Immunkompetenz.

Prominente Vertreter in der Krebstherapie

Als wichtige onkologische Basis-Pilze gelten Maitake, Reishi, Agaricus und Coriolus. So zeigten z.B. die Resultate sechs placebokontrollierter Forschungsarbeiten, die v.a. die Wirkung der Medizinalpilze Agaricus, Coriolus und Reishi untersuchten, neben einer Verbesserung der Lebensqualität und antitumoral wirksamer Effekte auch eine längere Überlebenszeit bei Krebspatienten, die Pilzprä- parate eingenommen hatten. Neben den o.g. Pilzen wird auch Cordyceps und Shiitake eine antineoplastische Wirksamkeit in klinischen Humanstudien zugeschrieben.

Weitere Wirkebenen

Zahlreiche Studien zeigen, dass der gezielte Einsatz bestimmter Pilze und Pilzkombinationen tumortoxisch wirkt. Als direkt antitumoral wirksamer Mechanismus kommt z.B. die Kompetenz der Vitalpilze und ihrer Metaboliten zur Auslösung der Apoptose und Autophagie zum Tragen. Einige Pilze können zudem die Angiogenese der Krebszellen hemmen, d.h. die Bildung neuer Blutgefäße behindern, weswegen die Tumore schnell wachsen und streuen können. Eine Hemmung bedeutet somit auch eine Blockade des Krebswachstums, der Metastasenbildung und dadurch die Unterstützung des Regulationsprozesses.

Verschiedene Pilze sind in der Lage, die gestörte Balance zwischen Th1- und Th2-Zellen wiederherzustellen (wichtig für Allergiker!). Da ein prädominantes Th2-Milieu auch bei Krebs gefunden wurde, das recht häufig durch eine lokale chronische Entzündung verursacht wird, scheinen die drei Zustände Tumor, Inflammation und Allergie miteinander in Verbindung zu stehen. Eine norwegische Übersichtsarbeit schreibt Agaricus, Hericium und Maitake diesbezüglich entzündungshemmende, antiallergische und antitumorale Eigenschaften zu. Hericium wird zudem ein gesteigertes Nervenwachstum attestiert.

Positive Effekte bei unterschiedlichen Krebsarten

Brustkrebs
Reishi und Maitake gelten in der TCM und der japanischen Medizin als die wichtigsten Medizinalpilze. Reishi wird in Asien ausdrücklich bei hormonabhängigem Brustkrebs empfohlen. Auch in einer italienischen Übersichtsarbeit wird dem Vitalpilz Reishi eine wichtige Rolle bei der Modulierung des karzinogenen Potenzials des gastrointestinalen Mikrobioms zugeschrieben, weswegen die Autoren in der Mykotherapie einen möglichen neuen integrativen Ansatz der Brustkrebsbehandlung sehen.

Lungenkrebs
In einer retrospektiven Kohortenstudie mit Lungenkrebspatienten zeigte sich, dass die Probanden, die zusätzlich zur onkologischen Standardtherapie kontinuierlich über einen Zeitraum von mehr als 180 Tagen chinesische Heilpflanzen und Pilze (möglichst in Kombination) verwendeten, ein um 64% geringeres Mortalitätsrisiko hatten als diejenigen, die lediglich konventionell behandelt wurden. Polyporus umbellatus soll laut der Aussage der Autoren eine ganz erhebliche Anti-Krebs-Wirkung besitzen.

Prostatakrebs
Eine Studie zeigte eine inverse Beziehung zwischen dem Pilzkonsum und der Prostatakrebsinzidenz bei Japanern, die mindestens 50 Jahre alt waren; Probanden, die häufig (mindestens 1-2x/Woche) Pilze verzehrten, hatten ein geringeres Prostatakrebsrisiko.

Eine Nische für die Mykotherapie

Auch zum Remissionserhalt kann die Mykotherapie als eines von mehreren Werkzeugen beitragen, dies unterstreicht eine russisch israelische Studie. Hierin kommen die Forscher zu dem Schluss, dass der wichtigste therapeutische Effekt bioaktiver Komplexe aus Pilzen die signifikante Verlängerung des Zeitraums ist, in dem die Tumore eine Immuntoleranz entwickeln. Unter Berücksichtigung bestimmter Rahmenbedingungen ziehen die Autoren deshalb die Möglichkeiten der Mykotherapie zur Überwachung der Krebsaktivität als gangbaren Weg in Betracht.

Zusammenfassung

Im Folgenden eine kompakte Übersicht zu den ermittelten Wirkungen verschiedener Pilzarten in der Onkologie (Quellen: PubMed, Cochrane Library):

  • Bioaktive Komplexe aus Pilzen tragen zur signifikanten Verlängerung des Zeitraums bei, in dem die Tumore eine Immuntoleranz entwickeln.
  • Vitalpilze verbessern die Immunität über die Stimulation der T-Lymphozyten-Proliferation und erhöhen die NK-Zell-Aktivität.
  • Pilze verbessern die Immunantwort und die Gesamt-Ansprechrate während der onkologischen Behandlung.
  • Pilze verstärken antimutagene und antitumorale Wirkungen, was den darin enthaltenen Beta-Glukanen zugeschrieben wird.
  • Medizinalpilze regenerieren das Immunsystem, das durch onkologische Therapien wie Bestrahlungen und Zytostatika geschwächt wurde; sie verbessern die Lebensqualität und lindern Nebenwirkungen der Chemotherapie (z.B. Übelkeit und Schlafstörungen).
  • Pilze induzieren die Apoptose oder Autophagie; sie hemmen Angiogenese und Metastasierung.
  • Pilze wirken antientzündlich über die Verringerung proinflammatorischer Zytokine, des oxidativen Stresses und ein positiv verändertes Darmmikrobiom.

Viele Kombinationen und hohe Dosierungen

In der Mykotherapie zur ganzheitlichen Krebsabwehr kommen nicht selten hohe Konzentrationen von 10-12 Kapseln pro Tag zum Einsatz. Je nach Regulationsbedarf des Körpers werden zwischen 3-6 Pilze gleichzeitig angewendet. Solche Kombinationen sind dem Einsatz einzelner Pilze weit überlegen. Nur so kann der Körper mit seinen in Mitleidenschaft gezogenen Organ- und Körpersystemen wieder ins Gleichgewicht gebracht werden, ganz nach der Philosophie der Traditionellen Chinesischen Medizin.

Chancen sinnvoll nutzen

Hochkonzentrierte, medizinisch wirksame Pilze können schulmedizinische Therapien in ihrer Wirksamkeit unterstützen, deren Nebenwirkungen reduzieren, die Psyche und die Leistungsfähigkeit im Allgemeinen stärken. Diese nebenwirkungsfreie Chance sollte in der ganzheitlichen Onkologie unbedingt genutzt werden. Der Einsatz von Medizinalpilzen stellt in China und Japan in der Onkologie eine fest etablierte vierte Therapiesäule neben Operation, Chemotherapie und Bestrahlung dar. Auch in den USA sind einzelne Wirkstoffisolationen aus Pilzen bekannt. In Deutschland werden Extrakte und v.a. hochkonzentrierte Extrakt- und Pulver-Präparate als Nahrungsergänzungsmittel eingesetzt. Eine Kombination aus Extrakt und Pulver in einer Kapsel ermöglicht die Nutzung der positiven Eigenschaften beider Rohstoffqualitäten und ist daher sinnvoll. Bio-zertifizierte Rohstoffe gewährleisten zusätzliche Qualität, Reinheit und Sicherheit.

Literatur bei den Autoren abfragbar

Heike Lück-KnoblochHeike Lück-Knobloch
Heilpraktikerin mit Schwerpunkten Kinderwunsch, Phytotherapie und Orthomolekulare Medizin, Medizinjournalistin
Heike_lueck@gmx.de

Dr. med. Ortwin ZaisDr. med. Ortwin Zais
Arzt für Allgemeinmedizin mit Schwerpunkten klinische Umweltmedizin, Naturheilverfahren, Psychotherapie und komplementäre Onkologie
drozais@holopathie.de

Fotos: © Ivan / adobe.stock.com, © MarinoDenisenko / adobe.stock.com

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