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Naturheilkunde
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Unsere Heilpflanze: Gewöhnliche Birke – Betula pendula

Auch bekannt als: Hängebirke, Betula, B. alba, B. verrucosa, Rauhbirke, Maibaum, Frühlingsbaum, Bork, Bark, Hexenbesen

Die Gewöhnliche Birke (Betula pendula) aus der Familie der Birkengewächse (Betulaceae) kommt mit Ausnahme von Südeuropa im gesamten eurasischen Raum vor, einschließlich des nördlichen Skandinaviens. Im Osten ist sie bis nach Sibirien verbreitet. In den Alpen kann man sie bis in Höhen von 1900 m antreffen. Weltweit gibt es ca. 75 Arten.

Das Wort „Birke“ entstammt dem althochdeutschen Wort „bircha“. Dieses spielt auch auf die helle Rinde an und bedeutet „glänzend, schimmernd“.

Woran erkennt man die Gewöhnliche Birke?

Alle Birken-Arten sind laubabwerfende, sommergrüne Bäume, manchmal auch Sträucher. Sie gehören zu den sehr schnell und hoch wachsenden Pflanzen. Die Gewöhnliche Birke wird zwischen 15 und 25 Meter hoch und kann (wenn sie einzeln steht) ein Alter von bis zu 160 Jahren erreichen. Birken wachsen mit einzelnen, manchmal mehreren Stämmen. Viele Arten haben eine auffällige Borke von fast schwarzer über dunkel- und hellbrauner bis hin zu weißer Farbe. Anfangs ist sie glatt, später lösen sich dünne, oft papierartige Stücke ab. Zum Schluss reißt sie horizontal auf. Das Holz ist leicht und je nach Art weich bis mehr oder weniger hart, fast weiß bis rötlichbraun und besitzt eine feine Maserung. Die in Blattstiel und -spreite gegliederten Laubblätter sind wechselständig und zweireihig angeordnet. Die Blattränder sind einfach bis doppelt gesägt. Birken zeichnen sich dadurch aus, dass sie einhäusig getrenntgeschlechtig sind. Die Blütenstände werden als Kätzchen bezeichnet, wobei die weiblichen unter den männlichen stehen, die meist einzeln in Klein gruppe an den Enden der Zweige angeordnet sind und bereits in der vorangegangenen Vegetationsphase entstehen (bereits während des Winters sichtbar). Die weiblichen Kätzchen stehen einzeln aufrecht, haben eine Ei- oder Zylinderform und bilden sich gleichzeitig mit dem Austreiben der Laubblätter voll aus. Zuvor waren sie in Knospen geschützt.

Wie wirkt die Gewöhnliche Birke?

Anerkannte medizinische Anwendungen von Birkenblatt-Zubereitungen sind die Durchspülung der Harnwege v.a. bei Entzündungen und Nierengries sowie unterstützend bei bakteriellen Harnwegsinfektionen. Nebenwirkungen sind bisher keine bekannt. In der Urologie werden Birkenblätter oft mit Bärentraubenblättern, Hagebutten, Schachtelhalm, Goldrute, Brennnesselblättern, Liebstöckel und Hauhechel gemischt. Betulin ist die Hauptkomponente des Birkenrinden-Extrakts Epivalsan, der 2016 in Europa die Zulassung als Medikament für die äußerliche Behandlung oberflächlicher Hautwunden bei Erwachsenen erhielt. Aus der Rinde wird Birkenteer (Pix betulina) gegen Hautkrankheiten hergestellt. Der frische Saft wird innerlich als Nahrungsergänzungsmittel und äußerlich gegen Cellulite angewandt. In der Homöopathie werden Betula pendula e cortice, äthanol. Decoctum HAB1 (getrocknete Rinde) sowie Betula pendula e foliis HAB1 (frische, junge Blätter) in anthroposophischen Therapierichtungen verwendet.

Hinweis für Allergiker
Birkenpollen zählen zu den hochpotenten Allergenen. Der Anteil der auf Birkenpollen reagierenden Allergiker stieg nach Angaben der Universität Wien in den letzten 20 Jahren von 35% auf 50% unter allen Allergikern, die auf Frühblüher reagieren, an. Bei einer Birken-Sensibilität kann auch eine Überreaktion auf Äpfel erfolgen. Weitere mögliche Kreuzreaktionen können gegenüber Birne, Pfirsich, Nektarine, Kirsche, Zwetschge, Hasel- und Walnuss, Mandel, Brom-, Erd- und Himbeere, roher Karotte, Sellerie und Kiwi bestehen.

Eigenschaften

  • antimikrobiell
  • antiviral
  • blutreinigend
  • diuretisch
  • entzündungshemmend
  • gastroprotektiv
  • schmerzstillend
  • tumorhemmend

Anwendungsgebiete

  • Allergien
  • Arthritis
  • Augenringe
  • Blasenentzündung
  • Diabetes
  • Durchfall
  • Ekzeme
  • Flechten
  • Frühjahrsmüdigkeit
  • Gicht bzw. Hyperurikämie
  • Haarausfall
  • Haut- und Haarprobleme
  • Husten
  • Hypercholesterinämie
  • Nierenschwäche
  • Nierensteine
  • Ödeme
  • Rheuma
  • Schuppen
  • übermäßiges Schwitzen

Welche Wirkstoffe sind in der Gewöhnlichen Birke enthalten?

Die Birkenrinde beinhaltet bis zu 15% Gerbstoffe (Proanthocyanidine, Leucoanthocyanidine) und bis zu 8% Triterpene (Betulin, Betulinsäure, Lupeol, Betulinaldehyd, β-Sitosterin). Betulin bildet mit bis zu 22% den Hauptanteil. Weiterhin finden sich Phenolcarbonsäuren (Benzoe, Salicyl- und Vanillinsäure), langkettige Fettsäuren, sehr wenig ätherisches Öl (ca. 0,05%) mit monozyklischen Sesquiterpenen sowie bis zu 0,3% Betulosid.

Birkenblätter weisen bis zu 3% Flavonoide (ca. 0,8% Hyperosid, 0,6% Avicularin), Glykoside von Quercetin, Myricetin und Kämpferol sowie Proanthocyanidine auf, außerdem Triterpensaponine wie Triterpenalkohole (u.a. Betulafolientriol) mit teilweise hämolytischer Aktivität. Zu den weiteren Inhaltsstoffen gehören sehr wenig ätherisches Öl (bis 0,1%), Phenolcarbonsäuren (Kaffeesäure, Chlorogensäure), bis zu 0,5% Ascorbinsäure und etwa 4% mineralische Bestandteile (Kaliumtartrat, Calciumoxalat). Birkenblätter sind im Gegensatz zum Laub der meisten anderen Bäume essbar.

Dem Birkensaft werden entzündungshemmende, schmerzstillende und antimikrobielle Wirkungen zugeschrieben. Er enthält u.a. Invertzucker, sodass er auch vergoren werden kann.

Welche Teile der Gewöhnlichen Birke werden medizinisch verwendet?

  • Betulae cortex (Birkenrinde)
  • Betulae folium (Birkenblätter)
  • Betulae succus recens (frischer, durch Anbohren der Stämme gewonnener Saft)

Anwendung

Für eine Teezubereitung empfiehlt man, 2-3 g fein geschnittene Birkenblätter mit kochendem Wasser zu übergießen und nach 15 Minuten durch ein Teesieb zu filtern. Davon sollte mehrmals täglich 1 Tasse getrunken werden.

Wissenswertes

Aus Birken wird nachweislich schon seit mindestens 50000 Jahren durch Verschwelung und Trockendestillation Birkenpech hergestellt. Es kann als der erste systematisch hergestellte Kunststoff der Menschheitsgeschichte bezeichnet werden. Pech dient zum dauerhaften Verbinden von Steinkeilen, Pflanzenfasern, Holzgriffen und wurde sowohl von Neandertalern als auch von modernen Menschen (Cro-Magnon) verwendet.

Dr. rer. nat. Frank Herfurth
Heilpraktiker, Lebensmittelchemiker, Dozent an den Paracelsus Schulen

fh@herfurth.org

Fotos: © Animaflora PicsStock / adobe.stock.com, © domnitsky / adobe.stock.com

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