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Tierheilkunde
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Diagnostik – Fellanalytik

r9805_tiDie seit vielen Jahren in der Humanmedizin eingesetzte Haar-Mineral-Analyse zum Nachweis von Mangelerscheinungen im Mineral-und Spurenelement-Haushalt, sowie zur Aufdeckung toxischer Schädigungen ermöglicht das Verfahren auch in der Tiermedizin exakte Diagnosen zu stellen, bzw. bisher verborgene Krankheiten aufzudecken. Im vorliegenden Bericht stellt die Autorin die Möglichkeiten dieses einfachen Verfahrens vor.

Mineralstoffuntersuchungen von Tierhaaren oder Fellen wurden seit Beginn des 20. Jahrhunderts zur Klärung toxikologischer Fragestellungen herangezogen. Beispielsweise bestätigten tiermedizinische Forschungsarbeiten von Hidiroglou und Mertz schon in den sechziger Jahren, daß die Selen-Fellwerte den Vergiftungsstatus wie auch Mangelerscheinungen zuverlässig wiedergeben. Seitdem ist bekannt, daß Kühe mit niedrigen Selen-Fellwerten kranke Kälber gebären, die ohne Selentherapie an der Weißmuskelerkrankung sterben. Das Gleiche wurde bei selenarmen Lämmern festgestellt, wobei Kühe oder Lämmer mit normalen Fell-Selenwerten von dieser Problematik nicht betroffen werden.

Die Weißmuskelerkrankung, eine nicht seltene Erscheinung im Tierbereich, ist ein komplexes Krankheitsbild, das teilweise auf Vitamin E-Behandlungen anspricht. Tatsächlich treten Vitamin E-Mangelerscheinungen häufig bei Selenmangel auf und werden, folgerichtig, nur unzureichend mit Vitamin E therapiert. Pankreatische Fibrose der Geflügel, muskuläre Dystrophie bei Lämmern, Kälbern und anderen Tieren, sowie Hepatosis diätetica bei Schweinen sprechen nur zum Teil auf Vitamin E-Behandlungen an. Die Behandlung ist erst dann erfolgreich, wenn der ursächliche Selenmangel entsprechend behandelt wird. Die Arbeiten von McCoy und Weswig konnten schon 1967 bestätigen, daß Vitamin E zwar die Selenaufnahmefähigkeit des tierischen wie auch menschlichen Organismus unterstützt, daß aber Selen eigenständige Funktionen erfüllt und durch Vitamin E nicht ersetzt werden kann.

Eine unzureichende diätetische Selenversorgung verursacht in vielen Tieren muskuläre Dystrophie, auch Weißmuskelerkrankung oder WMD genannt. Diese wurde bereits um 1880 bei Kälbern festgestellt und konnte seitdem in weiteren Tierarten, einschließlich Hasen selenarmer Gegenden dokumentiert werden. Insbesondere die Tiere Neuseelands und der Türkei sind vielfach betroffen. Die WMD betrifft vornehmlich junge Tiere, vielfach Lämmer und Fohlen. Die betroffenen Tiere sterben meist im ersten Lebensjahr, nicht selten schon im Alter von 3 bis 6 Wochen. Auch ältere Pferde werden davon betroffen. Erste Anzeichen sind eine steife Gangart und auf Grund der geschwächten Rückenmuskeln wird eine eigenartige Rückenhaltung beobachtet. Diese klinischen Symptome der WMD sind bereits Anzeichen eines akuten Selenmangels. In diesem fortgeschrittenen Stadium verweigern die betroffenen Tiere fast jegliche Bewegung, lehnen deshalb auch das Futter ab, werden immer schwächer und sterben meist an Herzmuskelschwäche. Elektrokardiogramme betroffener Tiere zeigen EKG- Veränderungen im Anfangsstadium der Krankheitsentwicklung, wobei sich mit fortschreitendem Selenmangel die EKG Veränderungen verstärken.

Selen ist wichtig für gesundes Wachstum, Muskel- und Herzmuskelfunktionen, sowie Reproduktionsvorgänge. Auch Immunschwäche und pankreatische Atrophie wird häufig verzeichnet, sowie eine erhöhte Schwermetallaufnahmefähigkeit der Gewebe. Die Reproduktionsfähigkeit selenarmer Tiere ist deutlich reduziert. Bei Selenmangel verändern sich Haut und Fell der betroffenen Tiere und die Neugeborenen der betroffenen Tiere sind häufig fellarm, haarlos, klein und wachstumsschwach.

Selenvergiftungen oder Selenose bei Tieren, auch Alkali-Erkrankung genannt, sind ebenfalls bekannt und meist durch den Konsum selenreicher Pflanzen verursacht. Selenreiche Gegenden findet man in Irland, Israel, Australien, Rußland, China und Venezuela. Grasende Tiere, die hohe Mengen an selenreichen Pflanzen konsumieren leiden im Anfangsstadium an Diarrhöe, Bauchkrämpfen, Appetitslosigkeit und zeigen eine ungewöhnlich hohe Speichelentwicklung, knirschen mit den Zähnen und neigen zu Atmungsbeschwerden. Im fortgeschrittenen Stadium werden Muskelprobleme und Lähmungserscheinungen deutlich. Haar und Fell verändern sich. Nägel oder Hufe verkrümmen und werden, genau wie die Gelenke, immer schmerzhafter. Die Folgeerscheinung ist, daß die Tiere sich immer weniger bewegen und das Futter verweigern. Leberveränderungen werden deutlich. Die Tiere werden blutarm, neigen zu Blutungen und sterben meist an den Folgen. Selenarme eiweiß- und sulfatreiche Nahrung kann bei Selenvergiftung eingesetzt werden. Spurenelemente wie Kupfer in Verbindung mit sulfatreichem Methionin oder Silberverbindungen wurden erfolgreich eingesetzt.

Akute Selenvergiftungen können durch Blutuntersuchungen festgestellt werden. Bei chronischen Selenbelastungen wie auch langzeitlicher Selenunterversorung wird die Fellanalytik schon seit über 30 Jahren erfolgreich eingesetzt.

Ein halbes Gramm Fell oder Haare (entspricht etwa 2-3 Teelöffel ) wird für die spektroanalytische Untersuchung benötigt, die Messungen im Nanogrammbereich vornimmt. Das zu testende Muster sollte im oberen Halsbereich abgenommen werden (wo wenig geleckt wird). Ergebnisse werden mit Normwerten verglichen. Letztere wurden an Universitäten über Jahre hinweg an gesunden Tieren erzielt. Die Ergebnisse weisen auch auf Störungen im Gesamtmineralstoffhaushalt des getesteten Tieres hin, geben Hinweise auf Schwermetallbelastungen, Stoffwechselschwächen und Mangelerscheinungen. Der Tierheilpraktiker ist somit in der Lage, frühzeitig einzugreifen und mit gezielter Futterumstellung und Nährstoffzufuhr den Gesundheitszustand des Tieres zu optimieren.

E. Blaurock-Busch PhD, staatlich lizensierter Labordirektor von Micro Trace Minerals/Trace Minerals International, einem spektralanalytischen Labor, das seit über 20 Jahren die Fellanalytik durchführt. Sie ist Autor verschiedener Bücher und vieler Artikel, wie auch Präsident der International Association of Trace Element and Cancer. Sie hielt Vorträge im In- und Ausland, einschließlich an staatlichen Universitäten in Peking, China, Guadalajara, Mexiko und Berlin. 

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