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Psychotherapie
Lesezeit: 4 Minuten

Mind Walking – Wie’s gemacht wird

Wie’s gemacht wird

Nach meinem Artikel “MindWalking – die Psyche erkunden” in der Dezember-Ausgabe des Paracelsus-Report riefen mich mehrere Dutzend interessierter Leser an, um mehr zu erfahren. Nicht nur bei fachlich Vorgebildeten lautete die Frage:,, Wie machen Sie das?”
Schauen wir uns dazu als erstes die Besonderheiten von MindWalking an, also das, worin sich MindWalking von anderen Formen der Persönlichkeitsentwicklung unterscheidet:

Umgebung
Die Sitzungen werden im vollen Wachbewußtsein durchgeführt. Der Sitzungspartner ist geistig voll in der Gegenwart. Er nimmt die Umgebung des Sitzungszimmers genauso wahr wie die Erinnerungsbilder seiner psychischen Innenwelt (denn auch diese sind ja Teil seiner Gegenwart). Er ist also mit seiner Aufmerksamkeit sowohl drinnen wie auch draußen. Zum einen erlebt der Sitzungspartner, zum anderen reflektiert er sein Erleben.

Sitzungsblocks statt Einzelstunden
Ein Thema wird so lange behandelt, bis alles Unerwünschte ausgeräumt ist. Idealerweise passiert das in einem Rutsch, also sagen wir in 10 bis 15 Stunden (mit vielen Pausen dazwischen), sprich in zwei bis drei Sitzungstagen. Das hat den Vorteil, daß man weiß, was man geschafft hat. Man sieht den Erfolg vor sich und kann sich daran freuen. Sollte es nun einmal vorkommen, daß der nächste Sitzungsblock erst eine Woche später anberaumt werden kann, so beendet der Sitzungsleiter die laufende Sitzungssequenz immer an einem Erfolgspunkt – also nie dann, wenn die emotionale Dynamik noch voll am Kochen ist.

Trotz harter Arbeit am Ende mehr Energie
Weil immer erfolgs- und lösungsorientiert gearbeitet wird, bleibt der Sitzungspartner trotz der Anforderungen, die ihm das Wiedererleben eines Traumas körperlich und seelisch abfordert, doch hochmotiviert. Sein Einsatz läßt nicht nach. Am Ende des Tages und am Ende der Sitzungssequenz ist er zwar geschafft, aber auch stolz und siegesbewußt. Er hat gekämpft und er hat gewonnen.

Der Sitzungsleiter bleibt bei aller Anteilnahme energetisch wie auch moralisch neutral
Im “kriminalistischen” Sinne ist der Sitzungsleiter ein kritischer Zuhörer. Er stellt sich die Frage: “Wie paßt das alles zusammen? Wie kann das sein, was mir mein Sitzungspartner gerade erzählt?” Entsprechend forscht er weiter. Trotzdem stellt er die Welt und die Werte seines Sitzungspartners nie in Frage. Und weder gibt er seinem Sitzungspartner Energie im Sinne der Geistheilung, noch zieht er irgend etwas aus ihm heraus. Der Sitzungsleiter ist einfach ein neutraler, hochinteressierter Zuhörer voller Anteilnahme.

Verknüpfungen zwischen damals und heute sind offensichtlich
Es ist unvermeidbar, daß der Sitzungspartner auf der Suche nach einem traumatischen Urgeschehnis an zeitliche Bereiche herankommt, die außerhalb seiner normalen Erinnerungsspanne liegen, wie etwa die frühe Kindheit, der vorgeburtliche Bereich und darüber hinaus frühe Zeitepochen, die gerne als frühere Leben interpretiert werden (und oft auch sind). Solche Erkenntnisse wirken sensationell (“Mensch, ich war mal ein Goldsucher im Wilden Westenn, sind aber für die Persönlichkeitsentwicklung so lange nicht interessant, wie sich keine Verknüpfung mit dem Sitzungsthema herstellen läßt. Erst diese Erkenntnis bringt den Durchbruch (“Die haben mich damals am Galgen aufgehängt, weil ich an einem Bankraub beteiligt war. Kein Wunder, daß mir immer ganz schlecht wird, wenn ich mit viel Geld zu tun bekommen!) Herausfinden, wieso er mit Geld nicht umgehen kann, war sein Sitzungsthema. Dieses Thema ist für ihn nun erledigt. Das zwanghafte Verhaltensmuster ist neutralisiert. Und seine Erkenntnis hat er nicht “im Kopf” fabriziert, sondern sie sich im Verlauf mehrerer Stunden hart erarbeitet.

Der Sitzungspartner kann selbständig weiterarbeiten
Hat der Sitzungspartner ausreichende Vertrautheit mit den Ereignissen und “Gestalten” seiner Innenwelt erlangt und wird er davon nicht mehr umgeworfen, so eröffnet sich ihm die Möglichkeit, die MindWalking-Verfahrensweisen zu erlernen und seine Persönlichkeitsentwicklung selbständig (unter Supervision) weiterzubetreiben. Dazu absolviert er das gleiche 12-TageKursprogramm (Minikurs und Basiskurs) wie auch der professionelle MindWalkingTrainer, denn die Verfahrensweisen sind die gleichen.

Die Sitzungssequenz im Dreiertakt
Erstens Konfliktbereich definieren, zweitens Konfliktquelle aufspüren, drittens Konflikt bewältigen.
Ausgangspunkt ist ein gründliches Interview, bei dem das “heiße Thema” sich herausschält. Ein heißes Thema ist kein intellektuelles Wunschdenken, sondern hat enorme emotionale Impulsivität und wird völlig spontan geäußert (quasi unbeabsichtigt). Der Sitzungsleiter greift dieses Thema auf und macht es zum Ausgangspunkt der nun folgenden Erinnerungsarbeit. Dabei wirkt das heiße Thema wie ein Magnet, der die Aufmerksamkeit des Sitzungspartners mit großer Kraft an sich zieht. Der Sitzungspartner taucht zunehmend in die Tiefen seiner Innenwelt ein und stößt schließlich auf das traumatischen Urgeschehnis. In diesem Geschehnis bildete sich einst das unerwünschte Verhaltensmuster. Nun, da die Konfliktquelle aufgespürt ist, bleibt nur noch, das damalige Geschehen in aller Gründlichkeit zu untersuchen, seine Vernetzung mit dem Heute auszuleuchten und so die verborgene Explosivkraft des Konfliktpotentials unschädlich zu machen.

Und was hat man davon?
Daß man weiß, “was das Ganze soll”. Daß man eine Zukunft sieht, für die es sich lohnt, zu leben. Denn hat man erst einmal seine verschütteten Ziele wiedergefunden und aufpoliert – und ich meine keine Tagesziele, sondern existentielle Grundströmungen – dann kennen Einsatzbereitschaft und Energie keine Grenzen mehr. Man war auf dem absteigenden Ast und ist nun auf dem aufsteigenden.
Wer eine Vision hat und an sich glaubt, dem gehört die Zukunft.

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