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Tierheilkunde
Lesezeit: 10 Minuten

Angstbeißen, Fress-Sucht, Revier-Verteidigung

Wie können Bach-Blüten Tieren helfen?

© Gerhard Seybert - Fotolia.comDie Bach-Blüten wurden in den 1930er-Jahren vom britischen Arzt Dr. Edward Bach (1886- 1936) in Anknüpfung an die keltische Tradition auf ausgedehnten Wanderungen in Wales und durch seine große intuitive Gabe entdeckt. Sie sprechen die tiefe unbewusste seelische Ebene an und haben einen Bezug zu seelischen Verstimmungen, Problemen und Themen. Hierbei harmonisieren sie disharmonisch gewordene emotionale Konstellationen und regen die seelischen Selbstheilungsprozesse zum persönlichen Wachstum an. Die Themen der 38 gefundenen Blüten sind z.B. Angst, seelische und körperliche Erschöpfung, mangelndes Selbstvertrauen, Pessimismus, mangelnde Lernfähigkeit, nicht Nein sagen können und fehlende Abgrenzung, Nacherleben alter seelischer Traumata, zu starke Bestimmtheit und Dominanz bei gleichzeitiger innerer Unsicherheit und zu starkes inneres Verweilen in der Vergangenheit bei gleichzeitig fehlender Präsenz im Hier und Jetzt. Tiere sprechen auf Bach-Blüten wegen ihrer großen gefühlsmäßigen Empfänglichkeit besonders an.

Hier kurz ein Blick auf wesentliche Blüten-Essenzen

Mimulus eignet sich für das schüchterne, scheue Tier, das eher ängstlich auf die Umwelt reagiert.

Larch ist die Essenz für Tiere, die oft hinter anderen Tieren zurückstehen und sich in der Konkurrenz und Rangfolge schlecht behaupten können.

Star of Bethlehem ist die Blüte für das traumatisierte Tier, das immer in der gleichen Situation emotional betroffen reagiert. Beispiel: Mein Hund, ein Tibet-Terrier, der auf einer griechischen Insel gefunden wurde, bellte in der ersten Zeit immer große, kräftig gebaute Männer an, vor denen er auch große Angst zu haben schien.

Olive wenden wir an, wenn ein Tier nur noch apathisch wirkt, erschöpft ist und sich schwer tut, aus Schwäche überhaupt den Alltag zu leben. Es ist mit Sicherheit eine wichtige Essenz in der letzten Lebensphase, wenn die Kräfte deutlich nachlassen.

Chestnut Bud wendet sich an Tiere, die nicht nur nervös und sprunghaft sind und immer sofort auf einen neuen Reiz reagieren, sondern auch schwer aus Situationen lernen, d.h. immer wieder in die gleichen Verhaltensweisen zurückfallen bzw. immer wieder die gleichen Fehler machen. Auch wenn ein Tier sich im Lernen von Neuem schwer tut, ist dieses Mittel angebracht.

Centaury ist das Mittel für Tiere, die von ihrem Wesen eher liebevoll sind und sich eher an dem orientieren, was andere wollen (Mensch oder Tier). Sie sind weich und nachgiebig, geben gerne ab und stehen – z.B. beim Spielen mit anderen Tieren – immer hinter den anderen zurück.

Holly ist die Blüte für das Tier, das sich ständig zurückgesetzt fühlt und aus der Empfindung, zu kurz zu kommen (z.B. bei der Nahrungszuteilung), trotzig bis aggressiv wird (z.B. durch lautes, forderndes Bellen) und damit solange nicht aufhört, bis das erwünschte Bedürfnis erfüllt ist. Bei Holly geht es also um das Thema „Ich komme zu kurz“. Hierbei ist sowohl das Nichtakzeptieren dominanterer Tiere als auch das Verhältnis von älteren und jüngeren Tieren („Erst- und Zweitgeborener“) in einem Haushalt gemeint. Holly verhilft hier zu einer besseren Akzeptanz und einem konfliktfreieren Zusammenleben der Tiere.

Walnut hilft vor allem, wenn es einem Tier schwerfällt, neue Lebenssituationen anzunehmen und mit der mit ihnen bedingten Veränderung zurechtzukommen (z.B. neue Familie, Hinzukommen eines neuen Familienmitgliedes oder Haustieres, Umzug und Veränderung des Wohnortes, Zurechtfinden am Urlaubsort, Annehmen eines neuen Hundesitters usw.).

Beech ist angebracht, wenn ein Tier sich vor allem gegenüber den Verhaltensweisen anderer Tiere intolerant zeigt, schnell auf Ablehnung und auch Dominanz geht.

Impatiens ist das Mittel für das hektische, nervöse Tier, das andauernd beschäftigt sein muss und nie so richtig zur Ruhe kommt. Es hilft dem Tier, ruhiger zu werden und auch das langsamere Tempo oder Eingehen auf es durch den Besitzer oder andere Tiere besser anzunehmen, ohne zu viel Ungeduld.

Water Violet spricht vor allem Tiere an, die sich eher zurückziehen und den Kontakt zu anderen Tieren auf einem Minimum halten. Sie gehen nur auf bestimmte andere Tiere zu, und das auch nur sehr selten. Sie wirken unabhängig und souverän, scheinen im Allgemeinen mit sich zurechtzukommen und zufrieden zu sein. Man merkt ihnen ihre innere Gefühlslage oft nicht an. Bei Katzen ist diese Essenz z.B. dann angebracht, wenn sie sich verletzt haben und niemanden an sich heranlassen.

Vine ist die Blüte für übermäßig dominante und bestimmende Tiere, die dem Gegenüber (ob Besitzer oder Tier) keine Möglichkeit lassen, die Situation anders zu regeln.

Heather spricht auf Tiere an, um die sich ständig alles dreht und die fortwährend die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, ohne auf den anderen nur im Mindesten einzugehen.

Rescue Remedy, das Notfallmittel (bestehend aus Star of Bethlehem, Impatiens, Rock Rose, Cherry Plum und Clematis), ist in allen schwierigen und traumatisierenden Situationen angesagt. Bei Hunden, die nach dem Angriff oder Biss eines anderen Hundes nur noch apathisch und verstört sind, nichts mehr essen wollen und auch eine Abneigung haben, nach draußen zu gehen, ist es ideal zur psychischen Revitalisierung.

Verhaltensstörungen im Fokus

Auch bei Verhaltensstörungen und schwierigen Verhaltensweisen von Tieren (1) finden Bach- Blüten, zumindest in der begleitenden Behandlung, ein breites Anwendungsfeld. Ich möchte dies am Beispiel verschiedener Problem-Verhaltensweisen von Hunden aufzeigen:

Aggressionen

© cynoclub - Fotolia.comBei aggressiven Verhaltensweisen bzw. Aggressionen (2) (z.B. Zwicken, Schnappen, ernsthafteres Beißen, Aggressionen gegen Kinder, aggressive bzw. dominante Infragestellung der Rangordnung) sind folgende Mittel wesentlich:

Holly, um aggressive Gefühle einzudämmen und in positivere Bahnen zu lenken, Beech zur Förderung der Toleranzbereitschaft, Chicory, um den Verlust der Mittelpunktstellung besser zu verarbeiten, Willow, um negative Gefühle und Verbitterung zu bekämpfen, und Walnut, um sich auf die veränderte Situation besser einzustellen.

Bei Aggressionen gegen den Besitzer (3), z.B. bei Anknurren, wenn der Mensch sich dem Futter oder dem Schlafplatz nähert, sind – neben der familiensystemischen Aufarbeitung des Themas – darüber hinaus Impatiens gegen die Ungeduld und die daraus resultierende Aggression und Vine gegen das oftmals damit verbundene übermäßige Dominanzstreben hilfreich. Bei Aggressionen gegen Fremde, die häufig auch als Spiegel des Verhaltens des Besitzers gewertet werden können, eignen sich die Blüten Holly, Beech und Vine. Bei Territorialaggressionen, also übertriebene Verteidigung des eigenen Besitzes/Territoriums, kommen zusätzlich noch folgende Differenzierungen in Betracht: Cerato, wenn mangelndes Selbstvertrauen der hauptsächliche Beweggrund ist, Red Chestnut gegen übertriebene Beschützerinstinkte und Cherry Plum bei unbeherrschtem Verhalten, das aus unterdrückt gehaltenen Gefühls- und Verhaltensäußerungen resultiert.

Angst

Bei ängstlichen Hunden (4) ist Aspen die Blüte gegen unklare Ängste und Schreckhaftigkeit, beim Angstbeißer hilft Holly gegen die Aggressionen und Cherry Plum gegen unbeherrschtes Verhalten und innere Spannungen. Beech kann zur Toleranzsteigerung beitragen und Star of Bethlehem frühere Schocksituationen eines traumatischen Erlebnisses aufarbeiten helfen.

Ferner greifen folgende Bach-Blüten (5)

  • bei Aggressionen unter Artgenossen:
    Holly, Willow, Star of Bethlehem und Vine
  • bei Konflikten um die Rangordnung:
    – für den ranghöheren Hund: Larch (Selbstvertrauen), Holly und Beech
    – für den rangniedrigeren Hund: Water Violet (zur Akzeptanz seines Platzes in der Rangordnung), Willow, Vervain (gegen den inneren Stress) und Impatiens
  • bei Ängsten vor Lärm und Fahrzeugen auf der Straße:
    Mimulus
  • bei großer Angst vor der Straße:
    Rescue vor jedem Gang auf die Straße
  • bei Angst vor Lärm insgesamt:
    Mimulus, Aspen, Rock Rose und Rescue
  • bei Angst vor dem Tierarzt:
    Gentian (bei Tieren, die sich verstecken), Mimulus, Rock Rose (bei Panik) und Rescue
  • bei Angst vor Wasser:
    Rescue, Mimulus und Larch
  • bei Trennungsangst:
    Rescue, Mimulus, Rock Rose und Star of Bethlehem
  • bei Hochspringen gegenüber jeglicher Person:
    Impatiens, Chicory (gegen übertriebene Aufdringlichkeit) und Vine (zur Verringerung der Dominanz)
  • bei Dauerbellen:
    Aspen (gegen unspezifische Ängste), Mimulus (beim Bellen aufgrund von Angstzuständen) und Vine (gegen hartnäckiges Dauerbellen im Beisein des Besitzers)
  • bei Fressgier:
    Walnut (wenn Trennung und Verlust die Ursache sind), Star of Bethlehem (zur Verarbeitung eines Traumas)

Bach-Blüten können in sehr starkem Maße zur seelischen Stabilisierung und zur Veränderung von Verhaltensweisen beitragen, die durch Schock, Traumata, Trennungs- und Verlusterlebnisse, angstbesetzte Situationen und Zurücksetzung bedingt sind. Sie ersetzen hierbei nicht notwendige Maßnahmen der Erziehung, des Verhaltenstrainings und verändertes Verhalten des Besitzers. Da Haustiere, vor allem Hunde, immer ein Spiegel auch des Verhaltens, der Beziehungsfähigkeit und der emotionalen Themen des Besitzers und der Besitzerfamilie sind, ist auch hierauf immer Augenmerk zu richten.

Zur Diagnose der infrage kommenden Mittel eignet sich der kinesiologische Muskeltest mit einer Surrogat-Person (also Ersatzperson) sehr gut. Die Ersatzperson legt ihre Hand auf das Tier (um eine energetische Verbindung herzustellen), wir halten das infrage kommende Mittel an irgendeine Stelle des Fells des Tieres und testen nun den Delta-Muskel der Ersatzperson direkt am Handgelenk. Dieser Muskel ist am einfachsten zu testen: Die Testperson streckt den linken Arm seitlich aus und der Tester versucht, den Arm nach unten zu drücken. Sperrt der Muskel der Ersatzperson, so wirkt das Mittel stärkend und passt zur augenblicklichen gefühlsmäßigen Lage des Tieres, sollte also gegeben werden. Ist der Muskel der Ersatzperson schwach, lässt er sich somit verschieben, ist das Mittel nicht angesagt.

Der kinesiologische Muskeltest wirkt auch bei Tieren, weil er erstens lediglich ein Ja- oder Nein-Signal austestet (z.B. ob ein Naturheilmittel stärkend oder nicht wesentlich auf das körperliche bzw. seelische Wohlbefinden des Tieres wirkt), zweitens, weil er unbewusste seelische Ebenen anspricht, und drittens, weil auch Sinnes- und Wahrnehmungs-Rezeptoren des Tieres angesprochen werden. Die Ersatzoder Surrogatperson hat hierbei lediglich die Aufgabe, die Signale des Tieres in ein Muskelsignal umzusetzen. Hierbei ist wesentlich, dass sie sich während des Muskeltests freimacht von Gedanken sowie eigenen Gefühlen und Wertungen. Es geht bei der Surrogat- Testung nur um eine Übertragung klarer Signale, nicht um ihre Uminterpretation in eigene Wertungen.

Da Tiere sehr sensibel auf Blütenessenzen reagieren, brauchen wir keine zu große Einnahmehäufigkeit. In der Regel dürften 2×2 Tropfen der gefundenen Mischung täglich ausreichen. Nur bei ausgesprochen schwierigen gefühlsmäßigen Situationen können wir die Dosis erhöhen und der individuellen Verfassung anpassen.

Als naturheilkundliche Regel gilt: Bessert sich der gefühlsmäßige Zustand, verringern wir die Mittelgabe und vergrößern die Abstände der Einnahme. Wir können die Bach-Blütentropfen per Pipette auf die Zunge oder auch ins Trinkwasser geben (aus der Verdünnungsmischung). Zeigt ein Tier eine ausgeprägte Abneigung gegen die Einnahme von Medikamenten, geben wir 4 Tropfen der Mischung in ein Glas Wasser, schöpfen mit der Hand aus diesem Glas und streichen dem Tier die Flüssigkeit auf die Stirn. Auch dies wirkt gleichermaßen wie eine normale Einnahme. Auch die optimale aktuelle Einnahmehäufigkeit können wir mit dem kinesiologischen Muskeltest herausfinden.

Schlussbemerkung

Bach-Blüten eröffnen somit neue Wege, durch das Ansprechen der tiefen unbewussten gefühlsmäßigen Ebenen eine seelische Stabilisierung und Weiterentwicklung von Tieren zu erreichen und das Zusammenleben von Mensch und Tier, vor allem auch die Beziehung zwischen Besitzer und Tier, erheblich zu verbessern. Angst- und Aggressionsthemen sowie Aufzucht- und Erziehungsfehler können somit in erweiterter Form ausgeglichen und zu einer Fortentwicklung gebracht werden. Dies dient sowohl dem Wohl des Tieres als auch seiner Besitzer.

Da jedes Tier eine individuelle Tierpersönlichkeit hat, können wir dieser darüber hinaus zu positiver Entfaltung und größtmöglicher Erfüllung und Zufriedenheit verhelfen. Eigentlich haben unsere Haustiere eine große innere Spiritualität, können sie uns doch sehr viel Liebe und Zuwendung geben, vorausgesetzt, wir können ihnen helfen, ihre angst- und traumabedingten Verhaltensschwierigkeiten zu verändern und zu mehr Angstfreiheit zu gelangen.

Dr. phil. Reinhard Müller Dr. phil. Reinhard Müller
Heilpraktiker in eigener Praxis mit Therapieschwerpunkten Psychologische Astrologie, Psychotherapie, NLP, Bach-Blütentherapie und Homöopathie
Reinhard_Mueller_HP@web.de

Literaturhinweise

  1. vgl. Marion Brehmer: Bach-Blüten für die Hundeseele. Stuttgart: Kosmos 2004, S. 91 ff.
  2. vgl. ebd. S. 91 ff.
  3. vgl. ebd. S. 94
  4. vgl. ebd. S. 111 ff.
  5. vgl. ebd. S. 91 ff.
  6. Petra Stein: Bach-Blüten für Hunde. Stuttgart: Kosmos 2002

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