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Naturheilkunde
Lesezeit: 5 Minuten

Fallstudie aus der naturheilkundlichen Praxis: Restless-Legs-Syndrom

Patientin: 65-jährige Rentnerin

Die Patientin kommt aufgrund eines Restless-Legs-Syndroms, das bereits seit ca. 20 Jahren besteht, zu mir in die Praxis. Die Beschwerden haben in den letzten Jahren zugenommen. Sie habe vom Hausarzt Medikamente bekommen, die schlagen jedoch nicht an. Man habe ihr gesagt, das sei nicht weiter behandelbar, sie müsse sich damit abfinden. Sie ist verheiratet, hat zwei erwachsene Kinder, kräftige Statur, im Kontakt offen und freundlich zugewandt. Ich schlage ihr eine klassische homöopathische Behandlung vor. Sie hat mit dieser Behandlungsmethode bisher keinerlei Erfahrung, möchte aber nichts unversucht lassen. Ich kläre sie über Vorgehensweise und Wirkungsweise der Behandlung auf.

Anamnese

Über die Krankheiten ihrer Blutsverwandten kann sie nur wenig Auskunft geben. Als Kind habe sie alle damals gängigen Impfungen erhalten (Pocken, Tetanus, Kinderlähmung), sie habe ihres Wissens nach nicht auffallend auf diese Impfungen reagiert. Sie habe keine Hauterkrankungen und Allergien.

Die Patientin leidet seit einigen Jahren an Hypertonus, der schulmedizinisch gut eingestellt sei. Vor ca. 1,5 Jahren habe man einige Gallensteine entfernt, nach dieser OP sei es ihr sehr schlecht gegangen. Sie habe stark abgenommen. Dabei habe man dann Diabetes Typ 2 festgestellt, der mit Tabletten gut eingestellt sei. Seither könne sie kein Fett vertragen.

Des Weiteren klagt sie über HWS-Beschwerden in Verbindung mit Kopfschmerzen. Manchmal habe sie auf der Couch abends plötzlich ein Gefühl von Luftnot mit Kurzatmigkeit hinter dem Sternum und einen „komischen Husten“, der wieder verschwindet, wenn sie einen Schluck Wasser trinkt. Sie sei nicht herzkrank, das Herz werde regelmäßig untersucht.

Weiterhin klagt sie über Schlafprobleme, sie habe sowohl Ein- als auch Durchschlafstörungen, auch unabhängig von den unruhigen Beinen. Sie habe weiterhin ein starkes schmerzhaftes Reißen in den Beinen, sie sei deshalb gerade in Behandlung eines Orthopäden. Sie beschreibt sich selbst als gesellig, psychisch ausgeglichen. Sie spüre bisher keine Einschränkungen ihrer Merkfähigkeit und Konzentration. Bei den Speisen habe sie keine besonderen Vorlieben oder Abneigungen, allgemein bevorzugt sie Süßes, Fett wird nicht vertragen.

Zu ihrer Restless-Legs-Problematik berichtet sie: „Manchmal, wenn ich ca. eine Stunde eingeschlafen bin, fängt es an. Die Wade zuckt in alle Richtungen, dazu kommt ein Prickeln in der Wade, manchmal auch ein Stechen. Das dauert dann einige Stunden an. Das Einzige, was dagegen hilft, ist, wenn mein Mann mir ganz fest mit dem Ellenbogen an eine bestimmte Stelle am Fuß drückt, nach einer Viertelstunde lässt das dann nach.“

Auf Nachfragen gibt sie an: Es beginnt im rechten Bein, manchmal kommt das Linke dann noch dazu. Das Zucken ist an keiner Zeit festzumachen, manchmal geht es erst morgens gegen 6 Uhr los. Manchmal geht es auch schon mittags los, hauptsächlich aber nachts, wenn sie schon geschlafen hat. Sie kann keinen Auslöser erkennen. Auch Stress oder andere psychische Belastungen führen zu keiner Verschlechterung. Auftreten: fast jede Nacht. Dauer: 1 bis 2 Stunden, nur die o.g. Hilfe ihres Mannes (also Druck) verkürze das Ereignis.

Untersuchung

Körperliche Untersuchung mit Schwerpunkt Wirbelsäule wegen bestehender HWS-Problematik, RR und Puls-Kontrolle. Übersicht über Blutbild und Elektrolyte händigt mir die Patientin aus, da diese erst kürzlich bestimmt wurden (alle Werte im Normbereich).

Behandlung

Nach ausführlicher Repertorisation gelange ich zu dem Mittel Causticum. Ausschlaggebend dafür sind die Akutsymptomatik der Beine, außerdem der chronisch schlechte Schlaf, das beschriebene Reißen in den Beinen sowie die chronische Verspannung im HWS-Bereich. Dies findet sich alles wieder bei dem Mittel Causticum, auch wenn sich der für die Patientin sehr wichtige Aspekt „Druck bessert“ nicht bei Causticum finden lässt. Da sie noch nie ein homöopathisches Mittel erhalten hat und ich ihre Reizfähigkeit testen möchte, erhält sie 3 Globuli Causticum in D200.

Zwischenbericht der Patientin

Nach der Einnahme des Mittels in der Praxis habe ihr ganzer Körper in der darauffolgenden Nacht gezuckt. Sie habe es dann nicht mehr ausgehalten, und habe, wie in der Praxis besprochen, eine zweite Dosis Causticum D200, in Wasser verrührt, eingenommen. Danach sei sie fast augenblicklich eingeschlafen. Das Zucken des Körpers ist als Erstverschlimmerung zu werten, sie hat massiv auf das Mittel reagiert. In der Praxis haben wir das Thema Erstverschlimmerung ausführlich erörtert, sie wusste daher, wie sie das Phänomen zu deuten hat und wie sie darauf reagieren kann. Die Patientin hat sich richtig verhalten und durch die zweite Mitteleinnahme die Erstverschlimmerung aufgehoben, somit sehe ich mich aber auch in meiner Mittelwahl bestätigt. Außerdem ist es interessant zu beobachten (auch für den unerfahrenen Patienten), wie schnell eine Reaktion auch bei so lange andauernden Beschwerden zu erreichen ist. Die Patientin meldete sich am nächsten Morgen telefonisch in der Praxis, um davon zu berichten. Um das Mittel jetzt ausreagieren zu lassen, vereinbaren wir einen Termin in den nächsten drei Wochen. So lange ist ungefähr mit einer Wirkung des Mittels bei dieser Potenz zu rechnen.

Nach vier Wochen

Sie habe eine deutliche Besserung ihrer Symptomatik verspürt, die Beine seien viel ruhiger, an vielen Tagen habe sie keinerlei, an manchen Tagen abgemilderte Symptome. Auf Nachfragen gibt sie an, der Husten habe sich auch gebessert, das sei ihr aber erst im Nachhinein aufgefallen. Zurzeit schlafe sie gut, sie habe bereits seit acht Tagen keine Schlaftablette mehr genommen. In der Zwischenzeit sei entzündliches Rheuma bei ihr festgestellt worden, sie erhalte zurzeit Cortison, seitdem seien die Schmerzen in den Beinen besser. Durch die Cortisongaben lässt sich zurzeit leider nicht feststellen, ob das Causticum auch diese Schmerzen gelindert hätte. Da die Wirkung der D200-Potenz in den nächsten Tagen nachlassen müsste, verschreibe ich ihr nun Causticum als LM1- Potenz. Dies hat den Vorteil, dass das Mittel sehr viel sanfter wirkt und es nicht mehr zu so massiven Reaktionen wie bei der D200-Potenz kommen wird. Außerdem lässt sich die Potenz durch die regelmäßige Einnahme schnell dem jeweiligen Zustand anpassen.

Prognose und Beurteilung

Die Patientin befindet sich erst am Anfang einer Behandlung mit LM-Potenzen. Die Potenz kann jederzeit bei Bedarf erhöht werden. Durch den schnellen Anfangserfolg zeigt sich, dass mit der Homöopathie selbst schon sehr lange andauernde Beschwerden in relativ kurzer Zeit deutlich gemildert werden können.

Kerstin Heine
Kerstin Heine
Heilpraktikerin
kerstin.heine-2006@web.de

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