Therapeuten-Porträt
Fragen & Antworten aus der Praxis für die Praxis
Isabel Schamuhn
Heilpraktikerin für
Psychotherapie
Wann und aus welchem Grund fassten Sie den Entschluss, Heilpraktikerin für Psychotherapie zu werden?
Nach dem Abitur war meine Berufswahl zunächst stark von Sicherheitsdenken geprägt. Das hat mich erst in die Bankausbildung geführt, dann nahtlos in das Studium der Wirtschaftswissenschaften. Während des Studiums, insbesondere während meiner Auslandssemester in Spanien, habe ich gemerkt, dass ich viel mehr an Menschen als an Zahlen interessiert bin. Daher habe ich dann auch im Nebenfach Sozialpsychologie belegt. Außerdem habe ich immer schon alles Mögliche zu psychologischen Themen gelesen. Nach meinem Studienabschluss habe ich einige Jahre in der Finanzwelt gearbeitet (Sicherheit!), aber dann während der Elternzeit mit unseren Zwillingen endlich beschlossen: Das ist die Chance für einen Neubeginn!
Wie lange hat Ihre Ausbildung gedauert und auf welche Schwerpunkte haben Sie sich konzentriert?
Ich habe die Ausbildung zur Psychologischen Beraterin an der Paracelsus Schule in Essen innerhalb von ungefähr zwölf Monaten durchlaufen. Das Studium bot mir einen umfassenden Überblick über alle zugehörigen Themengebiete. Während dieser Zeit hat sich herauskristallisiert, dass mein spezielles Interesse den systemischen Verfahren gilt, sodass ich mich auch insbesondere in diesem Bereich weiterhin laufend fortbilde. Die Ausbildung habe ich mit der erfolgreichen Prüfung vor dem Gesundheitsamt Essen und der Zulassung als Heilpraktikerin für Psychotherapie abgeschlossen. Dabei war der dreimonatige Prüfungsvorbereitungskurs bei Paracelsus sehr hilfreich.
Parallel zur Ausbildung habe ich begonnen, ehrenamtlich in verschiedenen Bereichen zu arbeiten bzw. hinein zu schnuppern. Geblieben bin ich auch heute noch beim Bewerbungstraining in Schulen, da mir die Arbeit mit Jugendlichen viel Freude bereitet.
Wie und wann erfolgte dann der Start der eigenen Praxis?
Nach der amtsärztlichen Überprüfung stellte sich mir – wie sicherlich vielen – erst einmal die Frage: Und nun? Relativ schnell war mir klar, dass ich in einer eigenen Praxis arbeiten wollte. Ich war lange im Angestelltenverhältnis tätig und wollte nun selbstständig sein. Also begann die Suche nach geeigneten (und bezahlbaren) Räumlichkeiten. Dies stellte sich als nicht so einfach heraus. Die monatelange Suche habe ich für meine sonstigen Existenzgründungsvorbereitungen genutzt: Namensfindung, ein Besuch beim Steuerberater, Homepage-Erstellung usw. Und endlich waren Räume mit einer guten Atmosphäre, wie ich sie mir vorgestellt hatte, gefunden und es konnte losgehen.
Wie lief das erste Jahr? Und wie ging es weiter?
Da ich neu in diesem Tätigkeitsbereich war, musste ich quasi bei null anfangen. Das erste halbe Jahr verlief sehr schleppend und ich war froh, nicht den Lebensunterhalt für unsere vierköpfige Familie verdienen zu müssen. Aber dann – nach und nach – griffen meine Werbemaßnahmen und die Nachfrage stieg.
Auch wenn ich die Praxis bisher aufgrund meiner Haupttätigkeit als Mutter von zwei schulpflichtigen Kindern nur in Teilzeit betreiben kann, bin ich inzwischen in meinem neuen Beruf vollständig angekommen. Die Praxis wächst dynamisch und ich habe noch viele Pläne, die sich im Moment aus zeitlichen Gründen nur bedingt umsetzen lassen.
Mittlerweile bin ich auch als Dozentin bei den Paracelsus Schulen tätig und damit schließt sich der Kreis.
Welche Ihrer Werbemaßnahmen waren aus Ihrer Sicht erfolgreich, welche nicht?
In meinem Studium habe ich im Fach Marketing bereits gelernt, dass Henry Ford mal gesagt haben soll: „Die Hälfte meines Werbeetats ist zum Fenster rausgeschmissen – leider weiß ich nicht, welche!“
Die Wirkung einzelner Maßnahmen ist schwer zu messen, vor allem, wenn man sich nicht auf der Ebene eines multinationalen Konzerns bewegt. Im Bereich der psychologischen Beratung und Psychotherapie scheint die Mund-zu-Mund-Propaganda durch Weiterempfehlung problematischer zu sein als in der medizinischen Heilpraxis. Es gibt immer noch viele Patienten/Klienten, die niemandem oder nur wenigen davon erzählen, dass sie psychologische Hilfe in Anspruch nehmen. Das wird sich meines Erachtens aber zunehmend ändern, da die gesellschaftliche Akzeptanz doch steigt.
Ich glaube, dass für den Praxiserfolg ein Mix von Werbemaßnahmen wichtig ist. Man muss einfach präsent sein. Dazu gehört neben Printanzeigen heutzutage unbedingt das Internet mit einer ansprechenden Homepage, Suchmaschinenoptimierung etc. Aber auch Netzwerkarbeit vor Ort durch das Angebot von und die Teilnahme an Workshops, Infoveranstaltungen usw. trägt zu einer Erhöhung der Präsenz bei.
Die besten Informationen erhalte ich übrigens dadurch, dass ich jeden neuen Klienten frage, wie er auf mich gekommen ist.
Wie groß ist Ihre Praxis?
Meine Praxis umfasst zwei Behandlungsräume, einen Wartebereich, ein Bad und einen Sozialraum mit Teeküche und Aktenschränken.
Mein Praxisraum besitzt durch seinen Altbau-Charme und hier insbesondere seinen halbrunden Erker eine sehr angenehme Atmosphäre. In einer Sitzgruppe aus zwei Sofas führe ich die meisten Gespräche. Der Raum ist so groß, dass ich noch über einen Tisch mit Stühlen verfüge, an dem ich z.B. mit den Klienten Aufstellungen mit dem Systembrett mache. Es bleibt dann auch noch genügend Platz, um Aufstellungsarbeit mit Bodenankern oder leeren Stühlen durchzuführen.
Den anderen Praxisraum nutzt ein Kollege, ebenfalls Heilpraktiker für Psychotherapie.
Was sind Ihre Arbeits- und Therapieschwerpunkte?
Ich folge einem integrativen Ansatz, der je nach Situation der Klienten verschiedene Methoden miteinander kombiniert. Den Schwerpunkt bilden dabei die systemische Beratung, die Gesprächs- und die Verhaltenstherapie.
Die Therapieanlässe bilden eine große Bandbreite ab. Es kommen Mann, Frau, Jung und Alt. Interessanterweise verbergen sich dahinter oft recht ähnliche Konflikte bzw. Themen.
Was sind Ihre schönsten Praxiserfolgserlebnisse?
Ich empfinde es immer wieder als unglaublich spannend, Klienten bei einer Aufstellung beispielsweise mit dem Systembrett zu begleiten. Wenn ein Klient mit meiner Hilfe mit einem Thema oder einer Person Frieden schließt, eine Last abwerfen kann, ist das sehr schön. Wenn man regelmäßig hört oder liest: „Danke für Ihre Hilfe und Unterstützung in dieser schweren Zeit!“ – in welchem Beruf hat man das?
Welchen Fehler würden Sie nicht noch einmal machen wollen?
Ich bin froh, sagen zu können, dass ich die meisten Entscheidungen in meinem Leben heute wieder so treffen würde. Auch in Bezug auf die Praxis werte ich nichts als Fehler. Ich versuche, Schwierigkeiten als Herausforderung zu sehen.
Ich kann auch jedem nur empfehlen, irgendwann ins kalte Wasser zu springen, einfach loszulegen, sein Wissen und seine Erfahrungen anzuwenden und weiterzugeben. Natürlich immer mit dem Bewusstsein, dass mit unserer Arbeit auch eine hohe Verantwortung verbunden ist und man daher eine entsprechende Ausbildung und Motivation für den Beruf mitbringen sollte.
Gibt es Besonderheiten in Ihrem Praxisangebot?
Ich glaube, dass ich durch meine wirtschaftswissenschaftliche und psychologische Ausbildung und Berufserfahrung Themen aus dem Berufsalltag wirklich gut nachvollziehen kann. Dadurch fühlen sich meine Klienten oftmals auch besonders gut verstanden und schätzen meine lebenspraktische Herangehensweise an die Probleme bei den Therapiesitzungen.
Ihr Tipp für Praxis-Neulinge und Kollegen:
Nicht aufgeben! An seinen Traum glauben! Gute Arbeit setzt sich durch!
Sehr hilfreich war und ist für mich auch mein Supervisionskreis, den ich mit Kolleginnen gegründet habe, die ich durch die Ausbildung bei Paracelsus kennengelernt habe. Wir haben uns von Anfang an regelmäßig getroffen, um uns auszutauschen. Hier bin ich mit Fragen aller Art immer gut aufgehoben.
Praxis für heilkundliche Psychotherapie und Lebensberatung
Isabel Schamuhn
Heilpraktikerin für Psychotherapie
Heisinger Straße 14, 45134 Essen
Telefon 0201-47619766
Telefax
0201-47619768
info@innenarbeit.de
www.innenarbeit.de
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