Endlich beschwerdefrei
Heilpraktikerin Claudia Weiß machte Eishockey-Nationalspielerin Monika Bittner fit für Olympia
Eigentlich findet Frauen-Eishockey in Deutschland fast keine Beachtung. Aber Claudia Weiß kam während der Olympischen Winterspiele in Sotschi fast nicht mehr vom Fernseher los. Wie gebannt verfolgte sie die Spiele der Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes, die live aus der „Shayba-Arena“ übertragen wurden. Ein besonderes Augenmerk hatte die Heilpraktikerin aus Dorschhausen im Unterallgäu auf Monika Bittner, die als Vize-Kapitänin große Verantwortung im DEB-Team trägt. „Ich habe richtig mit ihr mitgefiebert“, outete sie sich als Fan.
Weiß und Bittner verbindet ein spezielles Verhältnis, das wohl in keiner Chronik über Sotschi Erwähnung findet, das aber dazu beitrug, dass eine Athletin ihren persönlichen olympischen Traum leben konnte.
Wenige Monate vor den Spielen am Schwarzen Meer war überhaupt noch nicht abzusehen, ob die 26-jährige Sportsoldatin mit nach Sotschi fliegt. Bittner laborierte schon über ein Jahr an einer mysteriösen Sehnenentzündung im rechten Sprunggelenk. Weil die Angreiferin des ESC Planegg in der Bundesliga, im europäischen Wettbewerb und mit dem DEB-Team praktisch im Dauereinsatz war, verschlimmerten sich die Schmerzen ständig. Die Ärzte wussten keinen Rat mehr und zogen sogar eine Operation mit ungewissem Ausgang in Erwägung. Bittners Olympia-Teilnahme hing am seidenen Faden.
Im Oktober 2013 stand die geplagte Athletin zum ersten Mal in der Praxis von Claudia Weiß. Für die 46-jährige Osteopathin bedeutete Bittner ein Sonderfall unter ihren Patienten, denn mit einer Leistungssportlerin hatte sie noch nie zusammengearbeitet, seit sie sich vor fünf Jahren selbstständig gemacht hat.
Ohne Improvisationsgeschick ging es nicht
Erschwert wurde die Behandlung durch den Termindruck. Anfang Januar nominierte Bundestrainer Peter Kathan seinen Olympiakader. Bis dahin musste Bittner ohne größere Probleme laufen können. „Es ging darum, sie so schnell wie möglich fit zu bekommen, weil die Zeit drängte“, erklärt Weiß.
Es war nicht das einzige Problem, das sich der Patientin und ihrer Betreuerin zwischen Oktober und Januar stellte. Bittner wohnt im Osten von München und damit über 100 Kilometer vom Allgäu entfernt. Die ganze Woche über ist sie durch das Training im Verein, bei der Bundeswehr und mit der Nationalmannschaft eingespannt. Und am Wochenende stehen meist zwei Bundesliga-Begegnungen auf dem Programm. Unter diesen Bedingungen war an eine regelmäßige Behandlung überhaupt nicht zu denken. Am Ende schafften es die beiden, gerade sechs Sitzungen zu vereinbaren. „Wir mussten improvisieren“, räumt Weiß ein, „aber das hat ganz gut geklappt.“ Befand sich Bittner mit ihren Teams auf Reisen, stand sie immer im telefonischen Kontakt mit Dorschhausen.
Das war auch nötig. Bittner ist zwar im deutschen Kader mit 1,56 Meter Körpergröße die Kleinste, verrichtet aber den härtesten Job. Als defensive Centerin besteht ihre Aufgabe vor allem darin, die Angriffe des Gegners wirksam zu stören und sich wie ein Terrier an ihren Kontrahentinnen festzukrallen. Dass die nervtötende Wadlbeißerin nicht auf besonders viel Gegenliebe stößt, versteht sich von selbst. Entsprechend viele Hiebe und Schläge muss Bittner einstecken.
Vom Vierländer-Turnier in Schweden kam der wuselige Quälgeist mit starken Kopfschmerzen zurück. Weiß löste Bittners Schmerzen durch cranio-sacrale Osteopathie, mit der sie die blockierten Schädelknochen und Schädelnähte wieder beweglich machte. Gefordert war auch ihr Können beim Halbfinale des European Women Champions Cup in Bad Tölz, als die kreuzlahme Angreiferin sie abends per Handy alarmierte, um ihre Rückenverletzung zu kurieren.
Da Weiß nur in absoluten Ausnahmesituationen wie in Bad Tölz vor Ort sein konnte, hatte sie Bittner für den Notfall drei homöopathische Mittel verschrieben: Ruta, Symphytum und Anacardium in der Potenz C30. „In kürzester Zeit waren die Schmerzen weg“, stellte sie zufrieden fest. Dass die Art und Weise ihrer Behandlung nicht dem Vergleich mit den renommierten Sportclubs standhält, die Osteopathen für ihre Profiteams beschäftigen, ist auch ihr bewusst: „Das geht normal gar nicht für Leistungssportler auf diesem hohen Niveau“, stellte sie fest, „da gibt es nur Betreuung vor Ort.“
Das ganze Können war gefragt
Die eigentliche Arbeit erwartete Weiß, wenn Bittner sie im Abstand von ca. vier Wochen besuchte. Weiß fuhr zweistündige Sonderschichten, damit Bittners Körper wieder so hergestellt war, dass er die kommenden Belastungen bis zum nächsten Termin bewältigen konnte. „Das bedeutete höchste Konzentration“, berichtet Weiß, „da musste ich mein ganzes Können abrufen.“
Schwachstellen gab es genug, denn bei ihren Einsätzen hatte Bittner einiges einstecken müssen. Zunächst korrigierte Weiß bei ihrer Patientin das Becken und damit auch das Missverhältnis ihrer Beinlängen. „Das Becken ist der Keller des Hauses, steht er schief, steht auch das ganze Dach schief“, doziert sie. Außerdem behandelte sie Bittners verschobenes Steißbein, das Kreuzbein, das Iliosakralgelenk und die Symphyse. Darüber hinaus richtete sie Lenden-, Brust- und Halswirbel der Spielerin und löste durch eine spezielle Technik ihre fixierten Rippen.
Parallel befreite sie Bittners Diaphragmen und brachte ihr Steiß- und Kreuzbein durch einen Sacrum-release wieder in Bewegung. Die Muskelansätze vom Becken aus wurden ebenso faszial behandelt wie das Sprunggelenk und die Fußknöchelchen. „Plötzlich macht es knack, knack und der Fuß wird frei“, schildert sie das Ergebnis ihrer Kniffe. Außerdem beseitigte sie Fixationen und Restriktionen der inneren Organe durch viszerale Osteopathie.
Weiß stellte bei ihrer Behandlung fest, dass sich bei Bittner nicht nur die Sehne, sondern auch die Knochenhaut entzündet hatte. Mit der Injektion von anthroposophischen Mitteln der Firma WALA schaffte sie es schließlich, die starken Schmerzen der Spielerin einzudämmen. Zur Anwendung kamen Arnica e planta tota, Symphytum comb, Tendo/Allium cepa comb und Procain, da nur Substanzen eingesetzt werden durften, die nicht auf der Dopingliste stehen.
Unterstützt wurde der Heilungsprozess durch Produkte der Firma Die Seelen-Essenzen, die Weiß ihrer Patientin als Balsam über die schmerzenden Stellen, Muskeln und Meridianverläufe auftrug. „Ihre Wirkungsweise ist ähnlich wie die von Bachblüten“, erklärt sie, „emotional und energetisch bringen sie zudem den Körper und die Psyche wieder ins Gleichgewicht.“ Gegen akute Infekte oder muskuläre Probleme, gegen die Bittner als Leistungssportlerin nicht gefeit ist, setzte sie kolloidales Silber und kolloidales Magnesiumöl ein.
Die Eishockey-Spielerin kam schließlich auch nicht drum herum, ihre Ernährungsgewohnheiten zu ändern. Weizenmehl und Kuhmilchprodukte wurden gestrichen, um die angegriffenen Schleimhäute nicht weiter zu reizen. Gleichzeitig kamen hochwertige Nahrungsmittel auf den Speiseplan. Selbst der Sternekoch Christian Rach steuerte eigene Rezepte bei.
Mit dem Notfallkoffer nach Sotschi
Am 31. Januar saß Bittner im Flugzeug nach Sotschi und bestritt das wichtigste Turnier ihrer Karriere. „Ich bin echt positiv überrascht“, wundert sich die 188-malige Nationalspielerin selbst, „die Schmerzen sind während des Spiels nicht mehr da.“ Auch das Thema Operation ist vom Tisch. „Ich glaube nicht, dass ich mich nach der Saison aufschneiden lasse“, ist sie überzeugt. Stattdessen möchte sie sich nach dem Saisonende im März eine zweimonatige Pause gönnen, was Weiß für sinnvoll hält. „Der Fuß kann nur dann richtig ausheilen, wenn er richtig Ruhe hat“, stellt sie klar, und die hatte er wegen der ständigen Belastungen in den vergangenen Monaten nicht.
Damit es Bittner in Sotschi an wirklich gar nichts fehlte, hat Weiß ihr und ihren Mitstreiterinnen aus dem DEB-Team einen Notfallkoffer mitgegeben, der von der Naturheilpraxis Weiß, der Rudolf-Apotheke in Mindelheim, Franz Henkel aus Bad Wörishofen und Alexa Enderes von den Seelen-Essenzen reichlich mit Injektionen, homöopathischen Mitteln, Tapes und verschiedenen Ölen ausgestattet wurde. Für die Körperpflege bekam sie für die gesamte Mannschaft von der Firma WALA auch noch ein Set mit anthroposophischen Mitteln.
„Ich weiß nicht, was ich gemacht hätte, wenn ich diese Behandlung nicht bekommen hätte“, ist sich Bittner bewusst, dass sie es den Behandlungskünsten ihrer Osteopathin mit zu verdanken hat, dass sie in Sotschi weitgehend beschwerdefrei spielen konnte. Und wäre doch etwas gewesen: Weiß saß ja immer am Fernseher mit dem Telefon in der Hand.
Christian Heinrich
Freier Journalist
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