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Naturheilkunde
Lesezeit: 8 Minuten

Konzept einer ganzheitlichen Zahnmedizin

2014-02-Zahn1Was ist eigentlich ganzheitliche Zahnmedizin?

Die ganzheitliche Zahnmedizin beruht auf der Erkenntnis, dass der Auslöser vieler akuter oder chronischer Erkrankungen im Mund liegt. Störungen im orofacialen Bereich können zu erheblichen gesundheitlichen Belastungen des gesamten Körpers führen. Das bedeutet, dass die Erkrankung eines Zahnes oder der Kiefer nicht auf den orofacialen Bereich beschränkt bleiben muss, sondern zu Schäden an anderen Organen und Funktionssystemen führen kann – und umgekehrt. (1) Ein Behandlungskonzept, das konsequent auf eine integrative Zahnmedizin ausgerichtet ist, verstehen wir als eine Symbiose aus Schulmedizin und reproduzierbaren Naturheilverfahren.

Der zahnmedizinische Teil eines solchen Konzepts, wie es in unserer Klinik umgesetzt wird, erstreckt sich im Wesentlichen auf drei Bereiche: Metalle werden unter maximalen Schutzmaßnahmen aus den Zähnen und anderen Geweben entfernt (2). Herde u.a. in Form von Restentzündungen oder degenerativen Veränderungen im Kieferknochen, Wurzelresten und wurzelbehandelten Zähnen werden saniert bzw. entfernt, alle zahnärztlichen Versorgungen einschließlich implantologischer (3, 4) und kieferorthopädischer Maßnahmen (5) erfolgen metallfrei.

Metallentfernung unter maximalen Schutzmaßnahmen

Im Rahmen einer Zahnsanierung werden vorhandene Metalllegierungen, v.a. Amalgamfüllungen, unter maximalem Schutz entfernt. Nur mit dieser Maßnahme schaffen wir die Voraussetzungen, dass eine Entgiftungstherapie durch einen erfahrenen Co-Therapeuten erfolgreich durchgeführt werden kann.

Praktisches Vorgehen: Über die zu behandelnden Zähne wird eine sogenannte Kofferdam- Folie gezogen, eine Gummifolie (für Allergiker auch latexfrei), die die gesamte Mundhöhle abdeckt und aus der nur die zu behandelnden Zähne herausschauen. Dadurch können keine Metallsplitter und kein Schleifstaub in die Mundhöhlenschleimhaut eindringen oder über die Mundhöhle in den Verdauungstrakt oder die Atemwege gelangen. Zusätzlich wird ein sogenannter Clean-up-Sauger eingesetzt, der den gesamten zu behandelnden Zahn umfasst.

Während der Amalgamentfernung wird dem Patienten über eine Nasensonde Sauerstoff zugeführt. Dadurch wird das im Quecksilberdampf freie Quecksilber oxidiert. Dies reduziert die Verfügbarkeit für eine Aufnahme in den Körper über die gut durchbluteten Alveolen der Lunge. Zusätzlich erhalten Patient und Behandler über eine externe Luftzufuhr nicht kontaminierte Frischluft. Werden andere Metalllegierungen entfernt, ist die Sauerstoffzufuhr entbehrlich. Die Raumluft wird durch Ventilatoren oder andere geeignete Maßnahmen ausgetauscht (dekontaminiert). Die Augen sollten durch geeignete Schutzmaßnahmen, z.B. eine Schwimmbrille, geschützt werden.

Die eigentliche Entfernung der metallischen Versorgung erfolgt mit niedrigen Drehzahlen (keine Turbine) und mit schneidenden Hartmetallbohrern, nicht abtragend mit diamantierten Instrumenten. Auch das unter der Metallversorgung liegende Dentin ist in der Regel kontaminiert und muss im Rahmen der Möglichkeiten abgetragen werden.

Sanierung von Zahn- und Kieferherden

Herde in Form von Restentzündungen oder degenerativen Veränderungen (CIBD, chronic ischemic bone disease / NICO, neuralgia inducing cavitational osteonecrosis) in Kieferknochen, Wurzelresten und wurzelbehandelten Zähnen wurden unter ganzheitlichen Kautelen entfernt. Darunter verstehen wir, dass nicht erhaltungswürdige Zähne bzw. Zahnreste möglichst schonend, in jedem Fall vollständig entfernt werden. Restentzündungen oder degenerativ veränderte Regionen im Knochen werden ausgefräst, ebenso wie die Extraktionswunden sorgfältig mit Ozon desinfiziert und mit Membranen abgedeckt, um eine Störung oder Infektion durch Essensreste und Speichel zu verhindern. Lokale medikamentöse Unterstützung der Durchblutung, z.B. durch Infiltration von Procain, kann sinnvoll sein.

Metallfreie Zahnmedizin

Bereits seit vielen Jahren können Füllungen, Brücken und Kronen in einer hohen Qualität im CAD/CAMVerfahren angefertigt werden. Auf diese Weise ist es u.a. möglich, auch größere Amalgamfüllungen in einer Sitzung zu entfernen und dauerhaft durch eine bioverträgliche Keramik zu ersetzen.

Aber erst die Einführung der extrem stabilen Hochleistungskeramik Zirkonoxid Mitte der 1970er-Jahre hat der metallfreien Zahnmedizin zum Durchbruch verholfen. Heute sind wir in der Lage, Einzelzahnkronen sowie Brücken, die mehrere fehlende Zähne ersetzen, ohne stützende Metallgerüste einzugliedern. Selbst in der Teilprothetik haben wir zuletzt mit Kunststoffen wie PEEK (Polyetheretherketon) Lösungen gefunden, die es uns ermöglichen, Patienten völlig metallfrei und mit gering allergenen thermoplastischen Kunststoffen zu versorgen.

Eine große (R)evolution erlebte die Implantologie. Seit jetzt mehr als zehn Jahren kommt auch hier der Werkstoff Zirkonoxid zum Einsatz, die Überlebensraten von metallfreien vollkeramischen Implantaten liegen längst im Bereich der als Goldstandard geltenden Titanimplantate. (6) Dadurch ist es dem Zahnarzt heute möglich, fehlende Zähne von der Implantatspitze bis zur Schneidekante mit einem Werkstoff – Keramik – zu ersetzen. Nicht zuletzt wegen der hervorragenden bioinerten Eigenschaften des Zirkonoxids ermöglichen vollkeramische Implantate auch unter dem ästhetischen Aspekt durch perfekte Einheilungschancen in das umgebende Gewebe herausragende Ergebnisse.

Diskussionen zur Materialunverträglichkeit scheinen in der Kieferorthopädie dagegen (noch) keine große Rolle zu spielen. Möglicherweise, weil kieferorthopädische Apparaturen nur eine begrenzte Zeit inkorporiert werden. Seit einigen Jahren besteht die Möglichkeit, Zähne mit metallfreien, thermoplastischen Kunststoffschienen zu bewegen. Das EDVgestützte Verfahren ermöglicht es, kostengünstig und in sehr kurzer Zeit unterschiedliche Behandlungsabläufe zu simulieren und mit dem Patienten die Vor- und Nachteile zu diskutieren. Durch die software-basierte Behandlungsplanung ist eine zielgerichtete und geradlinige Bewegung der Zähne möglich. Der Behandlungsablauf wird in zahlreiche, sehr kleine Schritte unterteilt. Die Therapie kann deshalb langsam und mit niedrig dosierten Kräften erfolgen, ohne die Therapiedauer auszudehnen. Niedrig dosierte und zielgerichtete Kräfte sind wichtig, um Wurzelresorptionen vorzubeugen. (7)

Bedeutung des Zahn-, Mund- und Kiefersystems

Das Zahn-, Mund- und Kiefersystem ist ein sehr sensibles, äußerst störanfälliges System. Es erfüllt vielfältige Aufgaben, u.a. in den Bereichen der Verdauung, des Immunsystems, der Psychologie, der Phonetik. Dieses komplexe System liegt im Mittelpunkt unserer Schaltzentrale, dem Kopf. Hier sind, bis auf den Tastsinn, alle Sinnesorgane angeordnet. Über dem System liegt das Gehirn; in dichter Nähe dazu verlaufen die Stammhirnnerven und es werden die Meridiane umgeschaltet. So ist es leicht zu verstehen, dass sehr viele Störungen, Herde, Störfelder und Fremdstoffe aus dem Bereich dieses Systems mit Beschwerden in teils weit entfernten Körperregionen in Zusammenhang stehen. Ein integratives zahnmedizinisches Behandlungskonzept, wie wir es praktizieren, muss diese Zusammenhänge beachten, um Menschen nachhaltig heilen zu können und nicht nur lokale Beschwerden zu lindern.

Nachuntersuchung, Methode

Um den Erfolg der Behandlungsergebnisse unseres ganzheitlichen Therapiekonzeptes quantifizieren zu können, haben wir 2008 eine Patientenbefragung durchgeführt. In der Nachuntersuchung wurden alle in den vorangegangenen drei Jahren fertig sanierten Patienten erfasst. Von ca. 800 Fragebögen wurden knapp 200 zurückgesendet. Mithilfe dieser Patientenbefragung konnten wir den Sanierungsgrad unserer Patienten zu Verbesserungen der Gesundheit in Relation setzen. Der Sanierungsgrad zeigt an, wie viel unseres zahnmedizinischen Konzeptes wir jeweils umgesetzt haben. Zur Verbesserung der Gesundheit gaben die Patienten selbst alle Beschwerden an, die sie zu Behandlungsbeginn hatten sowie deren Veränderung im Laufe der Therapie und ordneten diesen einen Prozentwert zu. Weiterhin wurde erfragt, ob die Patienten Co-Therapeuten konsultiert hatten, unseren Ernährungs- und Sportempfehlungen gefolgt sind oder seelische und/oder geistige Heilungsmaßnahmen in die Therapie miteinbezogen hatten.

Nachuntersuchung, Ergebnisse

Bereits bei einer Sanierungstiefe von 90% (die wir durchschnittlich erreicht haben) zeigt sich eine 60%ige Verbesserung der allgemeinen Gesundheit der Patienten. Verbesserungen ergaben sich also nicht nur im Zahn- und Kiefersystem, sondern auch im Immunsystem, den Gelenken, der Verdauung etc. Dies bedeutet, dass bei einer sehr konsequenten, nahezu oder tatsächlich 100%igen Sanierungstiefe mit einer Verbesserung aller Beschwerden von rund 60% zu rechnen ist (vgl. Abb. 1, blauer Balken).

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Bedeutung eines Netzwerks von Therapeuten

Die grünen Balken in Abb. 1 zeigen zusätzliche Verbesserungen durch Co-Therapeuten, Heiler und Ernährungsempfehlungen. Mit diesen Maßnahmen konnte die Gesamtverbesserung aller Erkrankungen und Beschwerden der Patienten in unserer Klinik auf über 80% gesteigert werden (weißer Balken). Aus diesem Grund pflegen wir ein sehr intensives und umfangreiches Therapeutennetzwerk.

In der Untersuchung haben wir erwartungsgemäß Bereiche gefunden, die alleine auf die zahnmedizinische Therapie extrem gut ansprechen, andere, bei denen wir ohne eine Erweiterung unseres Konzeptes durch Co-Therapeuten und Ernährungsempfehlungen nur unbefriedigende Erfolgsquoten erreichen konnten. So konnten wir bereits bei einer Sanierungstiefe von 80% durch eine handwerklich hochwertige, engagierte und saubere Zahnarztbehandlung eine Verbesserungsquote von 80 bis 100% in Teilbereichen des Zahn- und Kiefersystems erreichen. Drei deutlich niedrigere Bereiche finden wir im Bereich Kiefergelenk, Tinnitus/Ohrgeräusche und Neuralgien. Dies sind Erkrankungen, die dem Funktionssystem zugeordnet sind, das sehr stark von der Psyche beeinflusst wird. Dies erklärt die relativ niedrige Erfolgsquote bei einem isolierten zahnärztlichen Ansatz.

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Auch im Hinblick auf andere gesundheitliche Fragestellungen, z.B. Autoimmunerkrankungen, fanden wir Teilbereiche, die wir durch die isolierte zahnmedizinische Behandlung sehr gut beeinflussen konnten, und Teilbereiche, bei denen wir höhere Erfolgsquoten nur durch ein ganzheitliches Konzept erreichen können. Der Einfluss der Zähne auf Autoimmunerkrankungen ist durch die verwendeten Materialien (Kunststoffe, Amalgam, Titan und andere Metalle) zu erklären, die offensichtlich nicht nur für die Toxikologie, sondern auch für die Immunologie relevant sind.

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Schlussfolgerungen

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Verbesserungsmöglichkeiten der gesamten menschlichen Gesundheit durch eine konsequente, integrativ eingebundene zahnmedizinische Behandlung sehr hoch sind. Aus unserer Sicht ist eine weitere Steigerung der Gesamtverbesserungen (siehe Abb. 1) über 60% durch die zahnmedizinische Behandlung alleine kaum möglich, da man u.E. nicht noch konsequenter vorgehen kann, als wir dies bereits tun. Da sowohl unser Konzept als auch der Wunsch unserer Patienten eine 100%ige Heilung anvisieren, kann dies nur durch Intensivierung der Bereiche Co-Therapeuten, Ernährung sowie seelische und geistige Heilung geschehen. Diese werden in immer stärkerem Maße in unser Praxiskonzept, nicht zuletzt durch zielgerichtete Empfehlungen, einbezogen. Die Untersuchung zeigt, dass alleine durch diese Maßnahmen die Gesamtverbesserung um weitere 20% auf über 80% gesteigert werden konnte.

Dr. med. dent. Holger Scholz

Dr. med. dent. Holger Scholz
Zahnarzt, Autor, Coach Life Mastery

praxis@dr-scholz.de

Literatur

(1) Website der Gesellschaft für ganzheitliche Zahnmedizin, www.gzm.org/20-0-ganzheitlichezahnmedizin.htm, Stand 9.2.09

(2) H. Scholz: Amalgam und (k)ein Ende? CO’MED Fachmagazin (2008) 1, 13-16

(3) U. Volz: Zirkonoxid-Implantate – Eine biologische (R)evolution, CO’MED Fachmagazin (2007) 6, 117-118

(4) U. Volz, H. Scholz (Hrsg.): Praxisratgeber Implantologie, Ästhetik durch Zirkonoxidimplantate, Nexilis Verlag, 2007

(5) H. Scholz: Metallfreie Kieferorthopädie, CO’MED Fachmagazin (2007) 9, 100-101

(6) H. Scholz: Erfolgs- und Überlebenswahrscheinlichkeiten von dentalen enossalen vollkeramischen Implantaten auf Zirkonoxidbasis, BioNanoMataerials 14 (2013)

(7) Websites der Anbieter: www.invisalign.de/www.orthocaps.de

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H. Scholz:
Gesunde Zähne, gesundes Leben,
Eigenverlag,
ISBN 978-3-0003-6216-3

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