1 Mittel, das alle Symptome heilen kann?
Wir Menschen sind wie Wellen, die denken,
sie hätten eine absolute Eigennatur; dabei
sind Wellen
nur kurzfristige, vergängliche und unbeständige
Formerscheinungen des gesamten
großen Ozeans!
Alle Wellen sind also im Grunde der Ozean selbst.
Ist das möglich? Kann es ein Heilmittel für Alles geben? Dieser Frage geht dieser Artikel ernsthaft und wissenschaftlich fundiert auf den Grund, denn die Antwort ist: Jain!
Nicht nur aus den Medien, sondern auch aus dem Praxisalltag, im Freundes- und Bekanntenkreis und nicht zuletzt durch eigene Erfahrung wird schnell klar, dass depressive Episoden (d.h. heutzutage auch „Burnout!“), Ängste, Zwangsstörungen, ADHS und psychosomatische Leiden eine drastisch zunehmende Erscheinung unserer Zeit zu sein scheinen.
Dabei ist uns psychotherapeutisch arbeitenden Profis bewusst, dass die anhaltende Traurigkeit vieler Menschen, ihr Sinnverlust und ihre Antriebslosigkeit eng mit Burnout, Schmerzen (körperlichen und seelischen) und diversen Ängsten zusammenhängen, Ursache und Wirkung letztlich gar nicht zu trennen sind. Die verzerrte, unrealistische und negative Sichtweise z.B. eines depressiven Menschen kann also sowohl Ursache als auch Folge sein! Dies ist ein wichtiger Aspekt, denn der daraus entstandene Teufelskreis kann an jeder Stelle dieser Ursache-Wirkungs-Kette unterbrochen werden. Dessen sollte man sich unbedingt bewusst sein. Man weiß nie, was davon zuerst da war („Henne-Ei-Analogon“): Die Depression oder die Antriebslosigkeit, der Schmerz oder die Angst, Burnout oder Sinnverlust. Und es spielt für die hier vorgeschlagene Therapie auch keine Rolle.
Ursachen
In diesem Artikel steht die „depressive Episode“ stellvertretend für andere psychische Störungen, weil sie so weit verbreitet und für den Patienten Leid verursachend ist. Nun muss man feststellen, dass die Lebensumstände mancher Menschen in der Tat, derart widrig sind, dass eine Depression unumgänglich wird bzw. jeder in dieser Lage depressiv werden würde. Hier kann die Depression ein notwendiger Motor sein, wenn der Leidensdruck groß genug wird, sich selbst daraus zu befreien.
Für jeden, der helfen will, auch für den Patienten selbst, ergibt sich also immer die Frage, ob man mit Therapiekonzepten zu einer Akzeptanz der Lebenssituation verhelfen sollte oder ob eine tatsächliche Änderung der äu- ßeren Lebensumstände sinnvoller erscheint, weil diese einfach unhaltbar sind (Leben in Kriegsgebieten, in zerrütteten Beziehungen, bei Mobbing am Arbeitsplatz, im Obdachlosenasyl etc.). Hier können also auch handfeste Ratschläge, z.B. umzuziehen, den Partner zu verlassen, die Arbeitsstelle zu wechseln oder drastisch abzunehmen, sinnvolle therapeutische Maßnahmen darstellen.
In der Fachwelt wird die Ätiologie depressiver Phasen u.a. beschrieben als
- Zorn nach innen, oft durch Verlust eines Menschen oder wichtiger Lebensfaktoren
- negative und unrealistische Selbsteinschätzung
- erlernte Hilflosigkeit aus Frustration in der Vergangenheit
- Mangel an Neurotransmittern (Gehirnbotenstoffen) und erbliche Komponenten
- psychische Überlastung durch Reiz- und Arbeitsüberflutung und ständige Erreichbarkeit durch elektronische Medien
Dennoch wird bei Weitem nicht jeder Mensch depressiv oder anderweitig krank, wenn eine der o.g. Erklärungen zutrifft. Vieles liegt an der eigenen Sichtweise, dem Energieniveau und der Toleranz, die ja durchaus variabel und veränderbar sind.
Symptome
Jeder Betroffene und jeder Therapeut kennt die allgemeinen symptomatischen Folgen einer depressiven Phase, aber auch von Ängsten und Zwangsstörungen:
- Aggressivität, Unfreundlichkeit
- Psychomotorische Unruhe
- Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust oder Gewichtszunahme aus Frustration
- Schlafstörungen
- Sinnverlust, Traurigkeit, generalisierte Negativbewertung des eigenen Lebens, emotionale Instabilität bis zu Bipolarität
Alle Menschen streben danach, glücklich zu sein und Leid zu vermeiden, wie schon Buddha betonte. Psychische Symptome vernichten oft genau die Sinnhaftigkeit dieses primären Lebensantriebs. Dies ist ein guter Grund, alles daran zu setzen, dem Patienten schnell und effektiv zu helfen. Aber wie?
Einsicht oder Weitsicht – Psychotherapie oder mehr?
In den Köpfen vieler Therapeuten und Patienten herrscht seit Sigmund Freud (Analyse, Tiefenpsychologie, Einsichttherapie) die Vorstellung vor, dass die Aufdeckung der individuellen Ursachen und deren bewusste Einsicht automatisch zur Heilung führen könnten.
Heute gehen viele therapeutische Richtungen andere Wege, die sich mehr am Hier und Jetzt als an der Vergangenheit orientieren und die Sichtweise des Patienten aus seiner kleinen Ich-Sicht herauskatapultieren, indem sie ihm eine Vorstellung vom großen Gesamtzusammenhang der Welt vermitteln (Transpersonale Therapie). Als sehr eindringliches Beispiel steht die Metapher von Wellen und Ozean: Wir Menschen sind wie Wellen, die denken, sie hätten eine absolute Eigennatur; dabei sind Wellen nur kurzfristige, vergängliche und unbeständige Formerscheinungen des gesamten großen Ozeans! Alle Wellen sind also im Grunde der Ozean selbst.
Übliche Therapiekonzepte
Die offensichtlich übertrieben negative Selbsteinschätzung affektiv gestörter Menschen in depressiven Phasen kann mit vielen Methoden verbessert werden. Hier gibt es ausgezeichnete Therapeuten, die nach Konzepten von Frankl, Beck oder Ellis arbeiten. Wichtig ist es erst einmal, aus dem „Loch“ herauszukommen, das durch Antriebslosigkeit und Traurigkeit entstanden ist. Hier können „Ordeals“ helfen, also Aufträge des Therapeuten oder eigene, z.B. zu festen Zeiten aufzustehen (anstatt ewig lange im Bett herumzuliegen), Tagespflichten nicht nach (Un-)Lust, sondern nach Plan zu erledigen, Sport zu treiben, einfach wieder in Schwung und zur Disziplin zu kommen.
Ein bekannter Ordeal bei depressiv verursachten Schlafstörungen ist sofort aufzustehen und eine ungeliebte Arbeit zu übernehmen (z.B. 1 Stunde die Küche zu putzen), falls man nicht innerhalb von 15 Minuten eingeschlafen ist. Mit der Zeit entscheidet sich das Unbewusste lieber für das Schlafen! Bei all diesen Impulsen sind eine gute Führung durch den Therapeuten (Rapport, Compliance) und eigene Disziplin unumgänglich, denn die Lust und der Effekt erscheinen erst im Nachhinein.
Wegen des üblichen sozialen Rückzugs in der Depression und bei vielen anderen psychologischen Störungen wird soziales Rollenspiel und Kompetenztraining empfohlen. Man sollte sich täglich unter Menschen begeben, um der depressiven Isolation entgegenzuwirken und Impulse von anderen Menschen zu erhalten, was sich dann fast schon automatisch ergeben wird.
Es gibt wissenschaftliche Untersuchungen, nach denen Psychotherapie und tägliches Lauftraining oder das Aussprechen bei einem Freund den gleichen(!) antidepressiven Effekt aufweisen! Wichtig ist es hier, sich aufzuraffen und die sozialen oder sportlichen Aktivitäten zu beginnen, obwohl es zuerst schwerfällt. Die Lust dazu kommt im Anschluss mit der Zeit von selbst.
Als sehr wertvoll hat sich das „Modell-Lernen“ erwiesen, das schon im tibetischen Buddhismus bekannt war und das die moderne Psychotherapie (NLP) wieder „neu“ entdeckt hat.
Hier identifiziert sich der Patient unter therapeutischer (hypnotischer) Führung stufenweise mit einem idealisierten Idol, einem Vorbild.
Der „Out-of-the-box“-Ansatz jenseits üblicher Psychotherapie
Wie schon erwähnt, bezeichnet die Depression, wie viele andere Diagnosen, subjektiv schwerwiegende Erkrankungen und Begleiterscheinungen anderer Krankheitsbilder, die dem Betroffenen jegliche Lebenslust rauben können, bis hin zum Suizid. Das sind gute Gründe – meine ich – alles daran zu setzen, unseren leidenden Mitmenschen schnell und wirksam zu helfen, nicht nur als Therapeut in einer Praxis.
Aber wie? Die Ursachen sind vielfältig und oftmals nicht vollständig zu eruieren, zumal wenn die Wurzeln in der Vergangenheit liegen. Als Therapeut ist man manchmal mit den oft weitschweifigen Schilderungen der Patienten überfordert, denn alle genannten Faktoren sind kaum „unter einen Hut“ zu bekommen, individuell vielschichtig, unterschiedlich und schon gar nicht leicht und schnell zu lösen.
Lassen Sie uns kurz überlegen, was denn ein Symptom überhaupt ist? Wer oder was meint denn da zu leiden? Wenn eine Antilope von einem Geparden gerissen wird, dann ist ganz klar, wer hier eine schlechte Zeit durchmacht, nämlich die Antilope. Aber gleichzeitig erlebt der Gepard eine Phase der Freude und kommt in die Lage, seine Nachkommen am Leben zu erhalten. Viele Wesen also freuen sich aufgrund dieses aus unserer Sicht grausamen Aktes der Tötung eines anderen Wesens; aber die Natur misst dem Individuum keinen isolierten Wert zu! Und tatsächlich hat jedes von uns als „negativ“ bewertete Ereignis ebenso eine „gute“ Seite, nur vielleicht nicht für die sich als selbst isoliert betrachtende Person. Schmerz und Leid erweisen sich als subjektive Phänomene aus der Sicht eines bestimmten Individuums!
Nun sagen Sie sicher, das sei Ihnen doch völlig klar und nicht der Rede wert. Nun, dann stellen Sie sich doch einmal vor, Sie selbst wären in der Lage, mit Ihrem Geist aus Ihrem Körper herauszutreten, zu den Wolken zu schweben und dann von dort nach unten zu blicken. Was sähen Sie dort unten? Sie würden Ihren eigenen Körper erkennen, vielleicht sogar Ihr eigenes Denken und Fühlen aus der distanzierten Position eines Zeugen. Sie könnten also sich selbst und alle Wesen beobachten. Und nun nehmen wir weiter an, dass in diesem Moment der Körper dort unten, den Sie von der Wolke herab beobachten, von einer Wespe gestochen würde …
Auch bei einem Autounfall leiden die Beteiligten deutlich mehr als ein unbeteiligter Zeuge, auch ohne Verletzungen, rein psychisch, einfach durch den starken Ich-Bezug bzw. das assoziierte (identifizierte) Erleben. Der Dalai Lama bringt oft das Beispiel des Käufers einer Uhr, die zu Boden fällt und beschädigt wird: Geschieht dies im Geschäft VOR dem Kauf, wird es ihn wenig belasten; fällt die Uhr nach dem Kauf auf den Boden, wird der Käufer sehr verärgert oder traurig sein. In beiden Fällen handelt es sich um den objektiv gleichen Vorgang: Der Mensch hat sich mit der Uhr nach dem Kauf als „meins“ identifiziert!
Kommen wir zurück zu Ihrer distanzierten Position in den Wolken: Was denken Sie? Wie fühlte sich der Wespenstich aus der Distanz nun an, stärker oder schwächer? Oder muss die Frage lauten: Wer fühlte nun den Schmerz? Der Körper dort unten oder der beobachtende Zeuge im Himmel? Ich lasse die Antwort noch offen, weil Sie diese erahnen können …
Man kann mit hypnotischen Techniken und ganz einfach und unspektakulär mit Meditation („iZen“, das den letzten drei Stufen des klassischen Yoga-Weges entspricht) erlernen, den eigenen Körper und das eigene Denken und Fühlen von außen anzuschauen, zu beobachten, zu akzeptieren und loszulassen. Man nennt dies den Befreiungsweg (frei von der Identifikation mit dem eigenen Ego und dem eigenen Denken).
Ist dies nicht eine faszinierende Vorstellung? Man kann lernen, den eigenen Schmerz, Kummer und Angst zu beobachten, ohne darunter persönlich zu leiden!
Unglaublich? Keineswegs, denn Tausende haben es vorgemacht und tun es immer noch – sie meditieren und erlangen eine Sichtweise, die nicht mehr nur aus der kleinen Ich-Sicht heraus die Welt beurteilt, sondern die progressiv weiterblickt und letztlich wie ein Gott, der die Erde mit Google-Maps betrachtet, erfahren kann. Letztlich nennt man die Freiheit vom eigenen Denken und der Ego-Illusion „Erleuchtung“, denn Meditation ist weit mehr als nur Entspannung.
Ein schneller Weg?
Da das Erlernen von Meditation zwar langfristig den Königsweg der Heilung bedeutet, weil man mit seinem Ego
gleichzeitig alle seine Symptome verliert (dies sind ja immer die Krankheitsbeschreibungen eines Individuums!), aber
dieses auch
seine gewisse Zeitdauer benötigt, brauchen wir Therapeuten zumindest in der Anfangsphase zusätzlich
etwas, das schneller wirksam ist, nämlich die Psychotherapie, möglichst mit schnell wirksamen und lösungsorientierten
Interventionen (Ultrakurzzeittherapie).
Aber auf jeden Fall sollte die Meditation in der Transpersonalen Therapie als Hilfe zur langfristigen Selbsthilfe immer integriert werden, weil sie das Potenzial hat, den Patienten ohne fremde Hilfe nachhaltig zu befreien. Die Symptome mögen anfangs durchaus noch vorhanden sein, aber durch ihre Nichtbeachtung verlieren sie an Bedeutung und schwächen sich dadurch sehr häufig ab, ganz von selbst. Die erzielte Wirkung durch meditative Weitsicht beim Patienten ist eine bleibende! Denn eine einmal erlangte Sichtweise geht einem Menschen niemals mehr verloren, wie auch von vielen Meditationsmeistern betont wird (außer durch Demenz)! Man spricht von Transformation, einer Änderung des Blickwinkels; wer einmal vom Mount Everest auf die Welt geblickt hat, vergisst dies lebenslang nicht.
Fazit
Nichts bei diesem ganzheitlichen und transpersonalen Konzept gegen Depressionen und andere Leid verursachende psychische Störungen ist wirklich neu. Alle hier genannten Methoden der Psychotherapie und Meditation sind im Grunde seit Jahrtausenden bekannt. Jedoch sollte das riesige Potenzial des Erleuchtungsweges durch meditative Übung genutzt und in jede Psychotherapie integriert werden, um den leidenden Patienten aus seiner Depression mittel- bis langfristig heraus zu katapultieren und ihn selbstständig (auch vom Therapeuten und von Methoden oder Heilmitteln) und autark zu machen.
Geben Sie Ihren an beliebigen Symptomen leidenden Patienten eine reale langfristige Chance, zügig wieder das wundervolle Licht des Lebens zu genießen, losgelöst von der eingeschränkten Ego-Sicht und befreit mit Blick auf das große Ganze der Schöpfung! Die schnellste Form der Progression scheint die Kombination von klassischen Meditationskonzepten und moderner Hypnotherapie zu sein.
Dr. Michael Weh (enO)
Zahnarzt, Heilpraktiker, Experte für Hypnose und Meditation
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