Unsere Heilpflanze: Ingwer
Ingwer . Zingiber officinale
Amomum zingiber L., Curcuma longifolia Wall., Zingiber cholmondeleyi (F.M.Bailey) K.Schum., Zingiber missionis
Wall., Zingiber sichuanense Z.Y.Zhu, S.L.Zhang & S.X.Chen., Imber, Immerwurzel, Ginfer, Ginger, Ingber, Ingwer,
Ingwerklauen, Ingwerwurzel, Ingwerzehen
Ingwer gehört zur Familie der Ingwergewächse (Zingiberaceae) –
hierzu zählen Kardamom, Curcuma, Zitwer und Galgant – mit vier Unterfamilien.
Der Name Zingiber (Ingwer) leitet sich aus dem Sanskritwort shringavera ab. Es bedeutet hornförmig oder geweihförmig und bezieht sich auf die Form des Wurzelstocks. Eine weitere Herkunftsmöglichkeit des Namens ist das arabische zindschabil, was Wurzel bedeutet.
Über die Wildform des Ingwers ist kaum etwas bekannt. So, wie wir die Ingwerpflanze heute kennen, stammt sie wahrscheinlich aus Südostasien. Die Pflanze wird seit der Antike in Ost- und Südostasien angebaut und spielt in diesen Ländern seit jeher auch eine wichtige Rolle in der traditionellen Medizin. Inzwischen wird Ingwer ebenso in vielen anderen tropischen und subtropischen Ländern angebaut. Dadurch haben sich im Lauf der Zeit verschiedene Ingwersorten entwickelt. Besonders hochwertige Sorten sind der Jamaika-Ingwer, der bengalische Ingwer und der australische Ingwer. Der Import erfolgt vorwiegend aus dem Süden Chinas.
Der Ingwer ist Heilpflanze des Jahres 2018.
Woran erkennt man Ingwer?
Ingwer ist eine mehrjährige (sub)tropische Pflanze, die bis zu 1,5 m hoch werden kann. Aus dem verzweigten Wurzelstock (Ingwer ist keine Wurzel) entwickeln sich ein oder mehrere aufrechte Triebe. Daran befinden sich ca. 20 cm lange und 4 cm breite, zugespitzte Blätter. Ingwer besitzt relativ unscheinbare gelbe bis grüne Blüten mit einer violett gefärbten Lippe. Die Blüten stehen in einem dichten, zapfenartigen Blütenstand.
Wie wirkt Ingwer?
Ingwer ist als stoffwechselanregendes Mittel bei Appetitlosigkeit, Verdauungsstörungen, Blähungen und Koliken bekannt und wird auch hier eingesetzt.
Er besitzt einen sehr aromatischen, charakteristischen Geruch und schmeckt, besonders in frischem Zustand, sehr würzig und brennend scharf. Er wirkt anregend auf die Speichelund Magensaftsekretion. So regt er den Kohlenhydratstoffwechsel bereits im Mund an. Aufgrund seiner cholagogen (die Gallebildung anregende) Wirkung hat Ingwer einen Einfluss auf die Emulgierung und verbessert dadurch die Fettverdauung, zudem steigert er die Peristaltik im Verdauungstrakt.
Die antiemetischen Effekte des Ingwers machen ihn zum bewährten Mittel bei allen Formen von Übelkeit. Das betrifft normale Übelkeit ebenso wie Reiseübelkeit und Seekrankheit. Wegen seiner entzündungshemmenden Wirkung wird er bei rheumatischen Erkrankungen der Muskulatur und der Gelenke eingesetzt. Weiterhin ist er kreislauffördernd und wird auch bei Erkältungskrankheiten angewandt. In der Volksheilkunde ist schließlich der Einsatz gegen Menstruationsbeschwerden bekannt.
Neuere Untersuchungen haben die bereits früher angenommene antioxidative Wirkung bestätigt, was eine mögliche Anwendung bei einigen Krebsarten erwarten lässt – die Forschungen auf diesem Gebiet sind aber noch nicht abgeschlossen.
Anwendungsgebiete für Ingwer
- Appetitlosigkeit
- Magengeschwüre
- Reizmagen
- Blähungen
- Husten
- Kopfschmerzen
- Periodenkrämpfe
- Übelkeit
- Reisekrankheit
- Seekrankheit
- antiemetisch
- antimikrobiell
- spasmolytisch
- schmerzlindernd
- entzündungshemmend
- antioxidativ
- antidiabetisch
- Antitumorwirkung
Welche Wirkstoffe sind in Ingwer enthalten?
Die Inhaltsstoffe sind bis zu 8% eines zähflüssigen Balsams (Oleoresin) aus einem nicht wasserdampfflüchtigen ScharfstoffAnteil und einem Anteil an ätherischem Öl. Hauptkomponenten des Scharfstoff-Anteils sind die Gingerole aus Ferulasäure, Malonsäure und einer aliphatischen Fettsäure. Im wichtigsten Gingerol der homologen Reihe, dem [6]-Gingerol (s. Formel), ist diese Fettsäure Hexansäure. Das [6]-Gingerol ist für die Schärfe des Ingwers hauptverantwortlich.
Bei Arthrose-Patienten konnte mit Ingwer-Auszügen, die [6]-Gingerol enthielten, die gleiche Schmerzlinderung erzielt werden wie mit Ibuprofen.
Weitere Bestandteile, die man im Ingwer findet, sind Shogaole. Diese entstehen während der Trocknung aufgrund der Dehydrierung der Gingerole und sind noch schärfer als diese. Daher ist getrockneter Ingwer auch deutlich schärfer als frischer Ingwer.
Weitere Inhaltstoffe sind Diarylheptanoide (Curcuminoide), Zingerone (Scharfstoffe, entstehen durch Zersetzung der Gingerole), Dehydrogingerdione, Lipide und Glykolipide (ca. 8%), Hydroxyzimtsäuren und Hydroxybenzoesäuren, Aminosäuren (Alanin, Arginin, Asparagin, Glycin, Serin u.a.) und Kohlenhydrate (Ingwer enthält ca. 50% Stärke).
Welche Teile der Pflanze werden verwendet?
Der Wurzelstock (Gingerwurzel, Zingiberis rhizoma syn. Radix zingiberis) besteht aus verzweigten und flach gedrückten Rhizomstücken. Deren Oberfläche hat feine, längliche Streifen von gelblicher bis beiger Farbe. Bei den frischen Wurzelstöcken ist die Oberfläche ziemlich glatt, während sie sich bei den getrockneten Rhizomen eher rau anfühlt.
Anwendungen
In Ost- und Südostasien sowie auf dem indischen Subkontinent wird Ingwer schon seit Jahrtausenden vorwiegend als Gewürz angebaut. Vor der Einführung von Chili war Ingwer neben Pfeffer meist das einzige verfügbare scharfe Gewürz.
Der Namenszusatz „officinale“ deutet darauf hin, dass es sich beim Ingwer um eine schon lange gebräuchliche Arzneipflanze handelt. Zubereitungen aus dem Ingwer-Wurzelstock werden in der Traditionellen Asiatischen Medizin zur Behandlung von Rheuma, Muskelschmerzen oder Erkältungen verordnet.
Von der Kommission E und der European Scientific Cooperative on Phytotherapy (ESCOP) wird die Anwendung von Ingwerwurzeln (Ingwerwurzelstöcken) bei Magen-DarmBeschwerden und gegen Übelkeit befürwortet.
Vom Ausschuss für pflanzliche Arzneimittel (HMPC) wurde der Ingwer-Wurzelstock als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft.
Ingwer wird häufig in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie (Ginger Ale, Ingwerbier, Ingwerlikör [braun und weiß]) verwendet. Als süße Ingwerzubereitungen werden kandierter Ingwer und Gingerbread (Pfefferkuchen) angeboten.
Bei Gallensteinleiden ist Ingwer nur nach Rücksprache mit einem Arzt anzuwenden.
Vorsicht in der Schwangerschaft: Zu viel Ingwer kann die Wehen auslösen.
In sehr hoher Dosierung kann Ingwer einen amphetaminähnlichen Rausch bewirken. Das kann zu Wahrnehmungsveränderungen führen.
Dr. rer. nat. Frank Herfurth
Heilpraktiker, Lebensmittelchemiker, Dozent an den
Paracelsus Schulen
Fotos: © oxie99 I fotolia.com, © kaiskynet I fotolia.com, © Enlightened Media I fotolia.com
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