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Naturheilkunde
Lesezeit: 10 Minuten

Fallstudien

Fallstudie aus der naturheilkundlichen Praxis

Eine vielschichtige Therapie für „Austherapierte“

Als ich vor 10 Jahren meine Praxis eröffnete, war ich in Sorge, wer und mit welchen Beschwerden da auf mich zukommt. Die Angst vor „Austherapierten“ ist v.a. bei Berufsanfängern begründet. Schließlich haben andere Therapeuten verschiedener Medizinrichtungen bereits vergeblich ihr Bestes gegeben. Ein Behandlungserfolg kann trotzdem gelingen! Anhand eines Fallbeispiels zeige ich meinen Ansatz auf.

Patientin
Birgit, 48 Jahre

Anfang März 2018 schreibt sie: „Ich möchte mit Ihnen einen Termin vereinbaren, um endlich, endlich meine Wechseljahresbeschwerden in den Griff zu kriegen.“ Schon die Formulierung „endlich, endlich“ lässt vermuten, dass schon vergebliche Therapieversuche unternommen wurden.

Anamnese und Befund
Verheiratet, 2 Töchter (9 und 15 Jahre), zwischen der 1. und 2. Geburt Abort (8. SSW), Zyklus: ca. 21 Tage, arbeitet 30 Stunden/Woche im Sekretariat, 168 cm, 63 kg, RR 120/80. Medikamente: Asthmaspray, 100 mg Progestan, NEM: Magnesium, Selen, Zink, Vitamin C und D als Kombipräparat, weil sie schnell erschöpft ist.

Seit mehreren Jahren hat sie mehrmals täglich anfallsartige Herzrhythmusstörungen. Ruhe- und Belastungs-EKG sowie Sono beim Kardiologen ergaben keinen pathologischen Befund. Die Hausärztin verschrieb Digitalis als Homöopathikum. Keine Besserung der Beschwerden.

In unregelmäßigen Abständen Asthmazustände. Zur Behandlung Sprays (mal mit, mal ohne Kortison), die Erleichterung bringen, aber keine Besserung.

Birgit zeigt hypochondrische Züge, vermutet hinter jedem Hüsteln eine Lungenentzündung. Sie klagt über zeitweiligen Druck unter dem Sternum und spielt dann gedanklich sofort den Worst Case durch: Bauchspeicheldrüsen- oder Magenkrebs kämen in Frage (Bauchorgane jedoch o.B.). Ihre übertriebenen Sorgen und Ängste sind ihr selbst schon aufgefallen, weswegen sie sich für ein halbes Jahr in Psychotherapie begeben hat. In Ruhezeiten kann sie über ihre Ängste sogar schmunzeln; wenn verschiedene Stressfaktoren zusammenkommen, übermannen sie diese nach wie vor.

Da sich die Beschwerden kaum besserten, vermutete sie Wechseljahre (mit Ende 40 tatsächlich möglich). Ein Frauenarzt verordnete ohne Testung Progestan 100 täglich. Nach mehreren Monaten ohne Besserung sollte die Dosis auf 200 mg täglich erhöht werden – ohne Speichel- oder Blutdiagnose. Das verunsicherte Birgit so, dass sie schließlich mich kontaktierte.

Therapie

Es gibt sicher viele Wege, die zum Erfolg führen. Ich zeige meine Vorgehensweise bei einem so komplexen Fall. Erstens lassen sich Austherapierte nicht mit einem Rundumschlag balancieren, zweitens darf man Patienten nicht überfordern, und drittens braucht alles seine Zeit.

Vereinfacht gesagt, geht es immer darum, wegzunehmen, was zu viel ist, und aufzufüllen, was fehlt. Im Fall einer Austherapierten immer auf der körperlichen, seelischen und geistigen Ebene. Was als Zusammenfassung folgt, geschieht während 4 Monaten. Die Termine finden etwa alle 3 Wochen statt.

Körperliche Ebene
Testung der Steroidhormone im Speichel: Progesteron stark erhöht, Östradiol im unteren Bereich, Quotient bei etwa 90 (40-45 ist anzustreben). Testosteron, Cortisol und DHEA normal. Wir setzen die hochdosierte Progesterongabe allmählich ab und wechseln auf bioidentische Hormone in Niedrigdosierung: 1 Hub Östradiol D4 morgens und 3 Hübe Progesteron D4 abends, um den Hormonspiegel zu balancieren.

Testung der Schilddrüsenhormone im Blut (fT3, fT4, TSH, TPO-AK), um eine Hashimoto-Thyreoiditis auszuschließen: Werte fast im Optimalbereich. Die Schilddrüse ist es also nicht.

Testung von Vitamin D, da in Korrelation zu den Hormonen: Wert erschreckend niedrig (39 nmol/l), obwohl Hochsommer ist und äußerlich keine Anzeichen eines Vitamin-D3-Mangels bestehen: 2.000 IE Vitamin D3 plus K2 täglich. Zusätzlich B-Vitamin-Komplex und Magnesium 300 mg täglich (unterstützt die Vitamin-D3- Therapie und schützt die Nerven).

Birgit bittet um etwas Pflanzliches gegen die Asthmazustände. Ich empfehle ein Kombipräparat aus Schwarzer Johannisbeere und Spitzwegerich. Gegen die Herzrhythmusstörungen Convallaria majalis D4 (nach Bedarf bis zu 3x täglich). Maiglöckchen gehören zu Birgits Lieblingsblumen, wie sie sagt. Auch so etwas kann Hinweis auf das richtige Heilmittel sein.

Psychische/seelische Ebene
Als wir das ungeborene Kind thematisieren, lösen sich ungeweinte Tränen. Mithilfe der Begleitung kann sich Birgit in Frieden von dem Kind lösen. Nach ihren Angaben blieb nach der Fehlgeburt keine Zeit für Trauer; sie wurde ohnehin gleich wieder schwanger, weshalb sie das Ereignis verdrängte. Doch vergisst die Seele alte und unverarbeitete Themen nicht!

Geistige Ebene
Mit positiven Affirmationen lösen wir alte und überholte Glaubenssätze (z.B. „Ich schaffe das nicht“) auf.

Ergebnis nach 4 Monaten Behandlung

Herzrhythmusstörungen und Asthmaanfälle sind völlig verschwunden. Die Angstzustände nehmen deutlich ab. Bei starken Beschwerden nimmt Birgit Rescue-Tropfen. Hormonell fühlt sie sich noch nicht ganz in Balance und klagt über Nachtschweiß. Zyklus jetzt: 24 Tage.

Weiteres Vorgehen

Nachtestung Steroidhormone und D3 nach 4 Monaten, psychotherapeutische Begleitung nach Bedarf

Insgesamt fühlt sich Birgit viel wohler und sieht auch die Fortschritte, die wir zusammen in dem kurzen Zeitraum erreicht haben.

Claudia RitterClaudia Ritter
Heilpraktikerin

Naturheilraum@web.de


Fallstudie aus der psychotherapeutischen Praxis

Asthenophobie – die Angst, ohnmächtig zu werden

Patientin
Bettina, 23 Jahre

Per Mail erhalte ich eine Anfrage für ein Erstgespräch. Zum Termin erscheint eine intelligente, angespannte junge Frau. Sie habe momentan ein großes Problem. Nachdem sie ihr Studium mit „sehr gut“ abgeschlossen hat, ist ihr nächstes Ziel der Master-Titel. Hierfür wird ein persönliches Gespräch vorausgesetzt, auf dessen Basis über die Zulassung zum Master-Studiengang entschieden wird. Vor dieser Unterhaltung hat sie aktuell so große Angst, dass sie mich um Hilfe bittet. Das Gespräch soll in 2 Wochen stattfinden.

Anamnese
Das Hauptproblem der Klientin ist weder Versagensangst noch die Angst davor, ihr Wissen nicht abrufen zu können. Sie befürchtet, während des Gesprächs ohnmächtig zu werden bzw. dass ihr die „Luft wegbleibt“. Diese Asthenophobie (ICD 10: F40.2) beschreibt die Angst, ohnmächtig zu werden oder einen Schwächeanfall zu bekommen. Dahinter steht die Angst, anderen schutzlos ausgeliefert zu sein. Asthenophobie wird folgend aus dem Altgriechischen übersetzt: a = ohne; sthenos = Stärke; phobos = Angst.

Kurzer biografischer Abriss
Bettina fällt in ihrer Kindheit/Jugend des Öfteren in Ohnmacht. Vermutlicher Auslöser ist eine für sie ausweglose Situation, als sie ein kleines Mädchen war: Bei ihrem ersten Arztbesuch wurde sie aus Angst vor einer Spritze ohnmächtig. Seitdem verliert sie, sobald ihr Stressniveau überschritten wird, häufig das Bewusstsein. Ein organischer Befund liegt nicht vor. Nach einer Operation in der Adoleszenz nehmen die Vorfälle ab. Seit einigen Jahren ist sie symptomfrei. Und doch ist die Angst vor der Ohnmacht geblieben. Sie wird gerade in Situationen massiver, wenn die Patientin sehr angespannt und nervös ist.

Bettina wächst mit ihrem älteren Bruder behütet in einer Kleinstadt auf. Zum Studieren zieht sie nach München und löst sich aus der Herkunftsfamilie. In dieser Zeit erkrankt der Vater an Krebs. Die Sorge um ihn dauert bis heute an und belastet sie. Sie hat einen hohen Anspruch an sich, ist pflichtbewusst und setzt sich unter Druck. Des Weiteren leidet sie vermehrt vor Prüfungssituationen unter Einschlafstörungen, es kommt dann zu Gedankenspiralen.

Therapie
Wir besprechen zunächst die kognitiven Zusammenhänge zwischen Befürchtung und Realität. Überzeugungen und innere Einstellungen werden hinterfragt. Des Weiteren wird psychoedukativ gearbeitet. Erklärungsmodelle wie die Angstspirale und der Umgang mit Erwartungsangst werden beleuchtet. Im Anschluss erhält Bettina einige Notfallhilfen, die sie in der Zeit bis zur nächsten Sitzung direkt anwenden kann, sobald körperliche Symptome der Angst entstehen (tiefe Bauchatmung, Fingerschnippen, Schnäuzen, auf einem Bein stehen).

1. Hypnosesitzung (1 Woche vor der Prüfung)
Bettina erlebt sich selbst seit dem 1. Termin als wesentlich ruhiger. Die erlernten Hilfen kann sie anwenden und deren Wirkung erfahren (Compliance steigernd). Das Erstgespräch hat ihr gutgetan. Sie ist motiviert, etwas zu verändern, und freut sich auf ihre erste Hypnose. In der Sitzung beleuchten wir ihren biografischen Hintergrund. Zudem sucht und besucht Bettina ihren sicheren Ort, nimmt ihn mit allen Sinnen (VAKOG) wahr. Anschließend erarbeite ich interaktiv mit ihr in Trance Ressourcen (bestandene schriftliche Prüfung) und entwerfe eine positive Zukunftsvision. Diese wird mit einem Gefühl der Ruhe und Sicherheit verankert. Wir vereinbaren eine weitere Sitzung unmittelbar vor der angstauslösenden Prüfungssituation.

2. Hypnosesitzung (1 Tag vor der Prüfung)
Bettina hat in der Zwischenzeit den gesetzten Anker fleißig verwendet. Auch die Sorge bezüglich der Ohnmachten hat sich massiv reduziert. Auf die Frage nach emotionalem Stress hinsichtlich des Prüfungsgesprächs auf einer Skala von 1-10 (10 = es geht ihr sehr gut) hat sie zuletzt eine 2 angegeben. Heute ist es bereits eine 7,5. Fokus dieser Sitzung ist die konkrete Prüfungssituation am folgenden Tag. Die Stabilisierungstechniken aus der 1. Stunde geben ihr Sicherheit und Selbstregulation. So kann sie ihr Stressniveau in der Vorstellung (in sensu: Ich bin in der Prüfung) auch 1 Tag vor der Prüfung niedrig halten. Zur Stärkung und Stabilisierung erhält Bettina eine Hypnosesitzung, die mit kurzem Bodyscan induziert wird (zur Beruhigung des vegetativen Nervensystems). Nach der Körperfokussierung soll Bettina ihre innere Aufmerksamkeit auf ihren Wohlfühlort lenken. Darin ruhig, entspannt und sicher eingebettet, erhält sie speziell auf die Situation zugeschnittene Suggestionen. Diese umfassen u.a. stärkende Elemente sowie eine Blockadenlösung. Nach der Sitzung verabschieden wir uns, da mein Auftrag abgeschlossen ist.

Fazit

Einige Tage später bedankt sich Bettina per Mail für die Sitzungen, Zitat: „Meine Aufregung stand mir nicht im Weg und es lief ganz normal und entspannt, wie früher“. Ihre Angst, dass ihr die Luft wegbleiben könnte o.ä., sei weg und die Prüfer waren sogar sehr nett. Mit der Zulassung zum Studium hat Bettina ein weiteres berufliches Ziel erreicht.

Sabine WeckenmannSabine Weckenmann
Heilpraktikerin für Psychotherapie mit Schwerpunkten Systemische Therapie, Hypnosetherapie, Traumatherapie; Leiterin einer Selbsthilfegruppe für Frauen mit Essstörungen sweckenmann@gmx.de


Fallstudie aus der tierheilkundlichen Praxis

Bandscheibenvorfall beim Hund

Patientin
Nalla, 13-jährige Hündin (PointerLabrador-Mix)

Nalla lahmt seit 3 Wochen vorne links. Der Tierarzt hat Schmerzmittel und Entzündungshemmer verordnet. Nach 1 Woche hat sich das Gangbild verändert; die Hündin überkötet die linke Vorderpfote und läuft sehr unsicher. Sie zeigt Koordinationsstörungen, die sie selbst versucht zu korrigieren. Nachmittags geht es ihr schlechter; sie kann nicht mehr ohne Unterstützung aufstehen oder laufen. Nach 2 Wochen erhält die Hündin vom Tierarzt Prednisolon und Komplex B samt sehr vorsichtiger Prognose. Es sei sinnvoll, eine Myelographie zu machen, um den genauen Ort der Kompression in der Wirbelsäule zu finden. Im Hinblick auf ihr Alter sei eine Vollnarkose aber ein großes Risiko. Es wird daher eine konservative Therapie empfohlen.

Anamnese und Diagnose
Unter Berücksichtigung des Alters, des Gangbildes, der physiotherapeutischen Untersuchung und der Beschreibung des Tierarztes komme ich zu der Diagnose eines zervikalen Bandscheibenvorfalls (C5-Th2) aufgrund von Degeneration. Wird das Rückenmark zwischen C5 und Th2 komprimiert, sind die Reflexe und der Muskeltonus an den Vorderläufen vermindert. Im vorliegenden Fall führt dies zur Monoparese links. Eine degenerierte Bandscheibe neigt durch Verlust der Stoßdämpferfunktion schon bei kleinstem Trauma (z.B. Stolpern, Rutschen) zu einer Protrusion (Bandscheibenvorwölbung/ inkompletter Bandscheibenprolaps) des Nucleus pulposus in den Wirbelkanal. Das zeigt sich mit leicht- bis mittelgradiger Parese, Propriozeptionsdefizit und Ataxie. Aufgrund einer Coxarthrose hat die Hündin zusätzlich eine starke Muskelatrophie der Hintergliedmaßen. Organische Untersuchung o.B.

Therapie
Die Therapie erfolgt konservativ mit Physiotherapie und Schmerztherapie.

Ziel: Schmerzkontrolle, Optimierung der Gelenkfunktion, Aufbau und Erhalt der Muskulatur, Verbesserung der funktionellen Fähigkeiten, Verbesserung der Lebensqualität, Förderung von Koordination und Ausdauer.

Während der ersten Wochen fokussiert die Therapie auf „Ruhighalten“ und Schmerzbekämpfung, d.h.:

  • passive Bewegung (Jedes Gelenk einzeln passiv bewegen und Muskulatur dehnen) mit integriertem Flexorreflex
  • Massage (Rücken und alle Gliedmaßen)
  • vorsichtige kurze Spaziergänge an der Leine mit Brustgeschirr
  • TENS (Transkutane Elektrische Nervenstimulation, lindert Schmerzen der Halsmuskulatur)
  • Magnettherapie (beschleunigt die Regeneration, fördert die Durchblutung)

Nach 2-3 Wochen ändere ich das Therapieschema wie folgt:

  • passive Bewegung
  • Massage und Dehnungen
  • Magnettherapie
  • assistierte Aktiv-Bewegung und Gewichtsreduktion: Fahrradbewegungen im Liegen oder Stehen zur Kräftigung der Muskulatur; Lauftraining, Gleichgewichtsübungen (Physioball, Gewichtsverlagerung, Wackelbrett), später 2-3 Bein- Übungen, verschiedene Untergründe, Cavaletti, Slalom
  • Thermotherapie für die Coxarthrose
  • EMS (Elektrische Muskelstimulation, unterstützt den Muskelaufbau der Hintergliedmaßen)
  • Laser & Akupunktur

Die Hündin erhält Ergänzungsfutter und homöopathische Mittel zur Unterstützung der Gelenke, Muskeln, Nerven und Sehnen: Hypericum C30, Rhus toxicodendrum C30, Traumeel, Präparate mit Vitamin-B-Komplex (unterstützt das Nervensystem), Neuseeländischer Grünlippmuschelextrakt (für den Aufbau der Gelenkknorpel, Bänder, Sehnen, Bandscheiben, Synovia), MSM (organischer Schwefel, gut für die Unterstützung des Knorpelbaus), Teufelskralle (Harpagophytum procumbens, wirkt entzündungshemmend, abschwellend und leicht schmerzstillend, sehr gut bei Beschwerden des Bewegungsapparates), Weidenrinde (analgetisch-entzündungshemmend gegen Arthrose und Rückenschmerzen), Omega-3-Fettsäuren (zur Versorgung der Gelenke, vermeidet Entzündungen, unterstützt den Zellstoffwechsel), zusätzlich als 6-wöchige Kur Schüßler-Salze.

Nach 6 Monaten physiotherapeutischer Behandlung ist es mir gelungen, die Mobilität der Hündin erfolgreich wiederherzustellen!

Paula WeinertPaula Weinert
Tierheilpraktikerin, Tierphysiotherapeutin, Akupunkteurin und Tierverhaltenstherapeutin mit Schwerpunkten Physiotherapie für Klein- und Großtiere, Akupunktur, Verhaltenstherapie bei Katzen
thp.weinert@gmail.com

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