Kinderyoga tut einfach gut!

Optimales Stressmanagement für (hoch-)sensible Kids

In der heutigen Zeit ist es für alle Kinder wertvoll, Möglichkeiten an der Hand zu haben, die helfen, Stress zu reduzieren. Gerade für die (hoch-)sensibleren unter ihnen ist dieses Thema sehr viel wichtiger und notwendiger, weil sie durch ihre Wahrnehmungssensibilität und Reizoffenheit eine höhere Stressanfälligkeit erfahren. Sie nehmen viel mehr auf als andere und erleben in ihrem Alltag oftmals eine Reizüberflutung, die sie körperlich schnell aus der Balance bringt – sie erfahren dann tatsächlich anhaltenden „bösen Stress“, der nicht gut tut und langfristig das Immunsystem schwächt (dies gilt auch für hochsensible Erwachsene).

Den „Kleinen Neandertaler“ besänftigen

Kinder, die in ihrem Alltag sehr viel Stress haben, sich unwohl oder ängstlich fühlen, nehmen unbewusst eine Art „Schutzhaltung“ ein. Ihr innerer „Kleiner Neandertaler“ sorgt reflexartig dafür, dass z.B. die Schultern hochgezogen werden, die Atmung nicht mehr frei fließt und die Muskulatur angespannt wird (Kampf-oder-Flucht-Reaktion). Stress macht etwas mit dem Körper. Und darum ist es wichtig, die Anzeichen frühzeitig zu bemerken und aufzulösen.

Für Feinfühlige eine Extraportion Entspannung

Für die meisten (hoch-)sensiblen Kinder bedeutet jeder Tag eine große Herausforderung, denn die vielen Eindrücke und Reize müssen verarbeitet werden. Zudem nehmen sie sich die Dinge viel mehr zu Herzen als andere und grübeln manchmal tagelang über einem Problem herum. Das „Nachhallen“ kann so weit führen, dass die Kinder nicht mehr gut schlafen. Müdigkeit und Erschöpfung sind die Folge.

Da feinfühlige Kinder viel schneller an ihre Grenzen kommen als andere, brauchen sie mehr Ruhephasen und Möglichkeiten zum Rückzug, damit sie immer wieder neue Kraft schöpfen können. Aus diesem Grund ist besonders für sie – sicher auch für alle anderen – Bewegung in der Natur sehr wichtig, damit Stresshormone aktiv abgebaut werden können. Die positive Wirkung des Vitamin G (G für Grün) ist durch Studien belegt.

Mit Yoga (Ver-)Spannung lösen

Eine gute Ergänzung dazu sind Entspannungsübungen. Kinderyoga ist ein wichtiges Tool, um wieder in einen körperlichen und seelisch entspannten Zustand zu kommen. Die spielerischen Übungen für Kinder fördern nicht nur die Beweglichkeit, sondern auch die Selbstwahrnehmung. Dies hat einen positiven Einfluss auf den Körper und auch auf das seelische Wohlbefinden. Die Energietanks können wieder aufgeladen werden.

Studien bestätigen die förderliche Wirkung von Kinderyoga, besonders bei hohem Stresserleben. Das können sicher alle, die Kinderyoga unterrichten oder mit ihren Kindern zuhause Yoga üben, durch ihre Erfahrungen bekräftigen.

In meiner Arbeit als Kinderyogalehrerin kann ich immer wieder beobachten, wie sehr die Kleinen von den Einheiten profitieren. So stärken spezielle Ausdrucksübungen, wie z.B. „Der Löwe“ oder „Der Holzhacker“ (s. Übung), nicht nur das Selbstbewusstsein, was besonders für schüchterne und introvertierte Kinder vorteilhaft ist, sondern es lassen sich darüber sowohl seelische Anspannung als auch körperliche Verspannungen abbauen.

Kinderyogaübung „Holzhacker“

Im Wald liegen oft abgeknickte Bäume kreuz und quer herum. Natürlich müssen die umgekippten Bäume aus dem Weg geräumt werden. Das macht der Holzhacker mit seiner Axt. Er hat seine liebe Mühe, all die langen und oft sehr dicken Baumstämme klein zu hacken. Dazu braucht er viel Kraft. Und so geht’s:

Stelle dich aufrecht und sicher hin, am besten leicht gegrätscht. Die Füße stehen schulterbreit auseinander. Du spielst jetzt einen Holzhacker.

Verschränke die Finger ineinander, konzentriere dich und sammle deine Kraft.

Richte dich auf, hebe die Arme, und dann geht es mit Schwung rund: Lasse deine erhobenen Arme und den Oberkörper mit voller Energie schwingen und stelle dir vor, du würdest mit einer Axt den Baumstamm mit vollem Körpereinsatz klein hacken.

Das tust du 3x mit voller Wucht – mache dazu ein megalautes Hackgeräusch: Hack, hack, hack!

Jetzt machst du die Hackbewegung und das Hackgeräusch noch 3x, mit voller Power. Hole dir die Kraft aus dem Bauch heraus!

Wirkung

Die Übung trainiert die Rückenmuskulatur und vermittelt einen guten Stand. Stressbedingte An- und Verspannungen werden gelöst, aufgestaute Aggressionen und Wut können losgelassen werden. Yoga-Profis wissen, dass besonders Spannungen aus dem Bauch abgebaut werden – hier befinden sich das Sonnengeflecht (Solarplexus) und das Bauchhirn.

Interessant ist, dass Kinder im Vorfeld der Übungen Ort und Art ihrer körperlichen Anspannung oftmals genau beschreiben können. Ebenso die Qualität des Wohlgefühls und die Körperzonen, die nach der Übungseinheit „fließend“, „warm“, „weich“ und „entstresst“ sind.

Ein gutes Gefühl für den eigenen Körper ist in den meisten Fällen vorhanden. Es zu verfeinern und die Antennen der Kinder für erlebten Stress zu sensibilisieren, damit sie sich vor dem „bösen Stressmonster“ in Acht zu nehmen wissen, ist unsere Aufgabe.

Stressmanagement: Schon für Kinder wichtig!

Ich finde es essenziell, Kindern schon so früh wie möglich die Bedeutung und Auswirkung von „Stress“ altersgerecht zu erklären. Wenn sie über das Thema gut informiert sind, können sie sich leichter in Selbstwahrnehmung üben, um dann schneller zu spüren, wenn sich das „böse Stressmonster“ meldet (wenn es zu viel wird).

Achtsamkeit für die eigenen Gefühle und Empfindungen zu entwickeln schult die Gelassenheit. In Kombination mit Bewegung in der Natur sowie Yoga und anderen Entspannungsübungen wirkt dies dem „bösen Stress“, der nicht gut tut, entgegen. Hiervon profitiert jedes Kind. Besonders (hoch-)sensible Kinder sollten mehr auf ihre Gefühle und Bedürfnisse hören. So können sie lernen, besser für sich zu sorgen, damit sie durch die vielen Reize des täglichen Lebens nicht so leicht aus der Balance gebracht werden.

Sabina Pilguj
Heilpraktikerin für Psychotherapie, Autorin, IBI-ZA-Coach, Yogalehrerin
sabiza@t-online.de

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