ENZYME – die Hauptursache von Allergien
Enzyme (altgriechisches Kunstwort énzymon), veraltet Fermente (lateinisch fermentum), sind Proteine (Eiweiße), die eine chemische Reaktion katalysieren können. Natürliche Enzyme haben eine wichtige biologische Bedeutung. Nahezu jede biochemische Reaktion wird von Enzymen bewerkstelligt oder kontrolliert. Enzyme spielen daher eine sehr zentrale Rolle im Stoffwechsel aller lebenden Organismen.
Neueste wissenschaftliche Untersuchungen zeigen aber, dass Enzyme auch bei den meisten Allergien eine sehr große Rolle spielen. Sie sind in der Lage, das natürliche Schutznetz des Körpers zu schädigen und können dadurch den Weg eines Allergie auslösenden Stoffes ins Innere des Körpers bahnen. Dabei können diese Enzyme selbst als Allergie auslösender Stoff wirken. Besonders aggressive Vertreter sind Proteasen (Eiweiß spaltende Enzyme), da sie wichtige körpereigene Strukturen und Funktionen schädigen können. Sehr viele wissenschaftliche Arbeiten zeigen dies anhand der Hausstaubmilbenallergie.
Die Hausstaubmilben-Enzyme als Allergieauslöser Nr. 1
Hausstaubmilben sind kleine Spinnentierchen, die sich mit Vorliebe in unseren Matratzen aufhalten, wo sie sich von Hautschuppen ernähren. Die Ausscheidungen der Milben kommen entweder direkt mit der Haut in Kontakt oder indirekt über das Einatmen an die Schleimhäute. Diese Ausscheidungen enthalten zu einem Großteil Proteasen, die in der Lage sind, unser Schutznetz zu schädigen und allergische Reaktionen auszulösen. Diese Proteasen sind besonders aggressiv, da sie das Immunsystem des Körpers direkt angreifen. Sie sind in der Lage, die IgE- und die IL2-Rezeptoren auf der Hautoberfläche zu spalten, wobei die gespaltenen Bruchstücke eine Allergie auslösen oder begünstigen können (1-9).
Diese Proteasen beeinträchtigen noch weitere Funktionen der Haut. Der Körper verfügt an seiner Hautoberfläche über ein Schleusensystem (sogenannte Tight Junctions) zwischen den Hautzellen, welches es erlaubt, Stoffe mit der Umwelt auszutauschen. Schleusentore (z.B. das Protein Occludin) verhindern eine unkontrollierte Aufnahme von schädlichen Stoffen oder die unbeabsichtigte Abgabe von nützlichen Stoffen. Die oben genannten Proteasen können diese Hautschleusen verletzen (10, 11). Das Schutznetz wird durchlässiger und kann seine Funktion nicht mehr vollumfänglich wahrnehmen. Verschiedenste Allergene können jetzt ungehindert in das Körperinnere gelangen und eine Allergie auslösen.
Viele natürliche Allergene von Pollen (12-14), Tierspeichel, Pilzsporen (15-18), Nahrungsmitteln und Reinigungsmitteln haben eine enzymatische Komponente, der bisher zu wenig Gewicht zugeordnet wurde.
Auch der jahrzehntelange Einsatz von Proteasen und anderen Enzymen in der Industrie sollte mit diesen wissenschaftlichen Hintergründen neu betrachtet werden.
Wie werden Enzyme industriell hergestellt?
Viele Enzyme werden heute mit Hilfe von bio- oder gentechnisch veränderten Mikroorganismen hergestellt. Bei diesem Herstellungsprozess lassen sich einige Verunreinigungen leider nicht vermeiden, dadurch können aus dem biotechnologischen Prozess Pilz- und Bakterienbestandteile in die Konsumgüter gelangen. Dies kann ein Problem für Allergiker darstellen, da solche Enzyme nicht immer deklariert werden müssen (19-21).
Industrieller Enzymeinsatz in der Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie
Das bekannteste Enzym in der Nahrungsmittelindustrie ist die Protease Chymosin aus der Käseherstellung. Chymosin ist für die Milchgerinnung verantwortlich und kommt auf natürliche Weise in Kälbermägen vor. Durch die begrenzte Verfügbarkeit entstand ein hoher Anreiz für die Forschung, nach gentechnologischen Herstellungsmöglichkeiten zu suchen. Heute ist Chymosin als Enzym aus GVO in Lebensmitteln in Deutschland und der Schweiz zugelassen (22, 23).
Bei Mehlmischungen für Backwaren werden Enzyme zugesetzt, damit das Brot industriell gleichmäßig gebacken werden kann (24, 25). Fruchtsalate (26), -säfte und Wein werden mit Pektinasen (Pektin spaltende Enzyme) gewonnen, um eine höhere Saftausbeute zu bekommen. Bieren wird häufig Amylasen (Stärke spaltende Enzyme) und/oder Proteasen zugesetzt, um kostengünstiger zu produzieren.
Industrieller Enzymeinsatz in Wasch- und Reinigungsmitteln
Wasch- und Reinigungsmitteln fügt man Proteasen (Protein spaltende Enzyme), Lipasen (Fett spaltende Enzyme) und Amylasen (Stärke spaltende Enzyme) zur Erhöhung der Reinigungsleistung hinzu, weil diese Enzyme die entsprechenden Flecken zersetzen. Im Weichspüler findet man Cellulasen (Fasern spaltende Enzyme).
Bei normalen Spülbedingungen verbleiben ca. 1 bis 10 ppm (parts per million) Waschmittelenzyme im Gewebe, darunter auch Proteasen. Dieser Wert ist um ein Vielfaches höher, wenn sich Waschmittelnester bilden. Wird das Gewebe während des Tragens feucht, können Enzyme ihre Aktivität auch auf der Haut entwickeln. Insbesondere ENZYME – die Hauptursache von Allergien bei gentechnisch modifizierten Enzymen äußern Kritiker vermehrt die Befürchtung, dass aufgrund der verbesserten Umweltstabilität und der neuen Proteinstruktur zunehmend allergische Hautreizungen und Ekzeme auftreten könnten. Diese Reaktionen können durch weitere Inhaltsstoffe wie Parfüm und Farbstoffe, Bleichmittel und Bakterien- bzw. Pilzbestandteile aus der Enzymproduktion verstärkt werden.
Kosmetika, Wasch- und Reinigungsmittel können wie die Hausstaubmilben Proteasen freisetzen oder enthalten, die bei sensibilisierten Personen zu allergischen Reaktionen führen können (27-34).
Maßnahmen für Allergiker
Da Enzyme eine der Hauptursachen von Allergien sind, basiert ein gutes Präventionskonzept im Wesentlichen auf der Vermeidung von enzymhaltigen Produkten (z.B. Wasch- und Reinigungsmittel) und auf der Verringerung der Allergenbelastung.
Sowohl Allergiker, die an Hausstaub- und/ oder Schimmelpilzallergien leiden, als auch Asthmatiker, Hautallergiker und empfindliche Personen wie z.B. Babys sollten besonders sorgfältig darauf achten, dass sie keiner Enzymbelastung ausgesetzt werden.
Vermeidung von enzymhaltigen Produkten:
- Enzymfreie Flüssigwaschmittel mit hypoallergener Zusammensetzung verwenden.
- Keine Waschmittel in Pulverform verwenden.
- Keinen Weichspüler verwenden (im Wäschetrockner wird die Wäsche von selbst weich).
- Enzymfreie Kosmetika mit hypoallergener Zusammensetzung verwenden.
Verringerung der Allergenbelastung:
- Milbendichte Bett- und Matratzenbezüge im Schlafraum verwenden, damit kein enzymhaltiger Milbenkot in der Luft verteilt werden kann.
- Reinigungsgeräte verwenden, die mehr als 99,9% Staub- und Allergenbindekapazität besitzen.
- Tragen von silberhaltiger Unterwäsche (Silbertextilien binden auf natürliche Weise allergieauslösende Enzyme und machen sie unschädlich für die Haut).
Dr. sc. nat. ETH Thomas
Bohner
Pharmazeut
Literaturhinweise
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2) Recombinant Der p 1 and Der f 1 with in vitro enzymatic activity to cleave human CD23, CD25 and alpha1-antitrypsin, and in vivo IgE-eliciting activity in mice. Takai, T., T. Kato, et al. (2005). Int Arch Allegy Immunol 137(3): 194-200.
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7) Der p I, a major allergen of the house dust mite, proteolytically cleaves the low-affinity receptor for human IgE (CD23). Schulz, O., Laing, P., Sewell, H., and Shakib, F. 1995. Eur. J. Immunol. 25:3191-3194.
8) Proteolytic cleavage of CD25, the subunit of the human T cell interleukin 2 receptor, by Der p 1, a major mite allergen with cysteine protease activity. Schulz, O., Sewell, H., and Shakib, F. 1998. J. Exp. Med. 187:271-275.
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