Von Hunden, Wölfen und Menschen
Welcher Hundebesitzer kennt nicht Martin Rütter? Er hat die Gabe, uns auf eine ganz liebenswerte und humorvolle Art den Spiegel vorzuhalten, sodass wir darüber schmunzeln können, wenn wir uns und unseren Hund darin erkennen. Viele Erklärungen leitet er mit seinem bekannten Satz ein: „Habe ich schon erwähnt, dass der Hund vom Wolf abstammt?“ Wer kennt nicht den Ausspruch von dem Hasen, der um 17 Uhr auf dem Baumstamm Platz nimmt, damit der Wolf pünktlich von erhöhter Futterposition sein Abendmahl einnehmen kann? Und plötzlich verstehen wir, in welchen Bereichen wir die Welt völlig anders beurteilen als unser vierbeiniger Freund. Gerne möchte ich mir diese Ausführung ein wenig ausleihen, um auf ein paar Themen einzugehen, die mir als Tierheilpraktikerin besonders am Herzen liegen.
Ein großes Thema ist natürlich die Fütterung
Und ein großer Markt, auf dem viele Millionen umgesetzt werden, denn schließlich wollen wir nur das Beste für unseren Liebling und die Futtermittelindustrie ist ausgesprochen kreativ, um uns als Kunden zu werben. Wir möchten natürlich alles gerne richtig machen. Fragen wir doch einfach: Was isst denn ein Wolf? Er jagt seine Beute und wird als Erstes den Magen verspeisen. Darin befindet sich – vorverdaut und damit für ihn verwertbar – die pflanzliche Nahrung des Tieres. Dann erst wird er sich über Muskel- und Knorpelfleisch hermachen. Natürlich enthält das Wildtier weder chemische Zusatzstoffe noch Konservierungsstoffe, Lockstoffe etc. Dieses Fleisch ist auch nicht getrocknet oder mit Klebeeiweiß versetzt, damit es als Trockenfutter in appetitlichen Bröckchen aus der Packung fällt. Und auch die tierischen Nebenprodukte wie Krallen, Federn, Schnäbel etc. würde der Wolf in freier Natur eher verweigern. Wie können wir nun unseren Hund gesund und zeitmäßig machbar ernähren? Am gesündesten wäre Blättermagen vom Rind – er ist einfach über das Internet oder im gut sortierten Tierfachhandel gefroren zu beziehen. Man kann seinem Liebling diesen Blättermagen mit etwas Reis, Nudeln, gekochtem Gemüse etc. verfeinern. Und – Sie werden feststellen, Ihr kleiner Hauswolf „hundelt“ nicht mehr und das Fell ist glänzend, ohne schmierig zu sein.
Sollten Sie doch lieber Fertigfutter füttern wollen, achten Sie bitte auf das Kleingedruckte. Futter mit Zusatzstoffen und tierischen Nebenprodukten sollten Sie im Regal lassen. Auch Trockenfutter ist meistens zu stark behandelt, enthält zu viel Getreide als Kleber und ist mit einem feinen Ölfilm überzogen. Dieser soll verhindern, dass das Futter im Schlund schon quillt – doch genau das macht Trockenfutter auch schwer verdaulich. Viele Magendrehungen bei Großhunden können ihre Ursache im Trockenfutter haben. Wer möchte, kann sich unter dem Begriff B.A.R.F. (Biologisch artgerechte Rohfütterung) viele Informationen über die natürliche und gesunde Ernährung von Hunden besorgen. Diese muss nicht aufwendiger – und schon gar nicht teurer – sein als Fertigfutter.
Hunderassen im Sommer – ein heißes Thema
Stellen Sie sich folgende Situation vor: Sie sind ein Inuit, ein Bewohner der Arktis. Sie haben wundervolle, warme und kuschlige Kleidung, die sie vor den Außentemperaturen im Minusbereich 24 Stunden täglich schützt. Schließlich gibt es bei Ihnen keine Zentralheizung, sondern Sie leben im Iglu. Nun verschlägt es Sie im Sommer nach Deutschland und eine Freundin lädt Sie an einem heißen Julitag zu einem Stadtbummel ein. Würden Sie diese in Ihrer arktischen Kleidung antreten, nur weil Sie ein Inuit sind und Sie Ihr Leben lang und Ihr Volk seit Generationen so gekleidet sind? Und wenn Sie die Begleiterin wären und der Inuit stände mit Wollpulli, Anorak und dicker Hose mit Winterstiefeln vor Ihnen – würden Sie ihn so bei 30 Grad Außentemperatur mitnehmen auf Ihrer Stadttour?
Können Sie mit mir den Bogen schlagen zu den Hunderassen mit viel Fell – nicht nur die Huskies, sondern auch Bobtails, Appenzeller, Malamut, der Berner Sennhund, Altdeutscher Schäferhund usw.? Aufgeheizter Asphalt, von dem die Hitze nach oben steigt und ein Tier mit einem Fell für Tiefsttemperaturen, das einen Temperaturausgleich nur über die Pfoten und den Mund erzielen kann? Natürlich haben manche Rassen viel Fell – aber die Gründe, warum das züchterisch einmal so gewollt und sinnvoll war, treffen auf unsere Haushunde nicht mehr zu. So wie der Inuit braucht auch ein Appenzeller im Sommer nicht seine volle „Bekleidung“, sondern leidet sehr darunter. Es tut der Schönheit keinen Abbruch, im Sommer einen Kurzhaarschnitt zu haben – und Sie werden erstaunt sein, wie lebhaft und fröhlich ihr Hund plötzlich wieder ist.
Grundsätzliches zum Sinn und manchmal auch Unsinn von Rassen
Die Vielfalt bietet uns die Möglichkeit, uns unseren passenden Begleiter zu suchen. Viele Rassen geben uns eine Hilfestellung, welcher Hund zu uns passt, da neben den Größen auch Wesenszüge rassebedingt variieren. Trotzdem sollte man auch Rassen kritisch beäugen und durchaus die Sinnhaftigkeit mancher Züchtungen anzweifeln. Nehmen wir den Mops – ein wunderbarer Hund mit einem tollen Wesen. Von der Größe ein idealer Stadthund und von der Figur – wenn nicht überfüttert – ein richtiges Muskelpaket und durchaus bewegungsfreudig ohne Jagdtrieb. Momentan der In-Hund, abgebildet auf Postkarten, publiziert als Promi-Hund und werbetechnisch oft eingesetzt. Er ist hübsch anzusehen, aber leider mit völlig deformierten Atemwegen gezüchtet, damit die Optik ansprechender wirkt. Ein Mops leidet sein Leben lang unter permanenter, massiver Atemnot. Nicht nur die Nase ist extrem verkürzt, auch im inneren Bereich sind die Atemwege geradezu verstümmelt. Das kann man nicht beschönigen. Mittlerweile gibt es Kliniken, in denen man seinen Mops operieren lassen kann, damit er freier atmen kann. Anders gesagt: Man kauft sich einen teuren Rassehund, der erst operiert werden muss, damit er Luft bekommt. Ist das nicht wahnwitzig? Röchelnde Tiere werden als „freiatmend“ bezeichnet.
Ich möchte Ihnen ans Herz legen: Seien Sie kritisch. Aussagen von Futtermittelfirmen sind in erster Linie Werbung und nicht alle Zuchtrichtlinien machen wirklich Sinn. Fragen Sie sich: „Was würde der Wolf tun?“ Oder: „Wie hat es sich die Natur gedacht?“ Dann sind Sie mit Ihrem Hund auf einem guten Weg.
Sylvia Janowski
Tierheilpraktikerin
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