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Naturheilkunde
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Große Persönlichkeiten der Naturheilkunde

Sebastian Anton KneippSebastian Anton Kneipp
Begründer der Kneipp-Medizin
* 17. Mai 1821 in Stephansried (heute Ortsteil von Ottobeuren)
✝ 17. Juni 1897 in Wörishofen

Sein Vater war der Weber Xaver Kneipp, seine Mutter Rosina Kneipp. Er hatte zwei Schwestern und zwei Halbschwestern. Da die Familie arm war, musste Sebastian Kneipp schon im Alter von 11 Jahren bei seinem Vater am Webstuhl und im Dorf als Viehhirte arbeiten. Er besuchte jeweils sechs Jahre lang die Dorfschule in Stephansried und die Sonn- und Feiertagsschule in Ottobeuren.

Als sein Elternhaus durch einen Brand zerstört wurde, wodurch er auch seine gesamten Ersparnisse in Höhe von 70 Gulden verlor, verließ er Stephansried und ging nach Grönenbach. Von einem weitläufigen Verwandten, dem Kaplan Matthias Merkle, wurde er dort als Vorbereitung auf den Besuch des Gymnasiums in Latein unterrichtet. Ebenfalls in Grönenbach lernte er den evangelisch-reformierten Pfarrer und Botaniker Christoph Ludwig Köberlin kennen, der ihn in Pflanzenheilkunde unterwies.

Im Jahr 1844 wurde Kneipp in das JohannMichael-Sailer-Gymnasium in Dillingen aufgenommen. Am dortigen Lyzeum begann er 1848 ein Studium der Theologie. Dieses war von 1923 bis 1971 Philosophisch-Theologische Hochschule und wurde nach der Auflösung 1971 als Katholisch-Theologische Fakultät in die (neu gegründete) Universität Augsburg eingegliedert.

Seit 1846 litt Kneipp an einer Lungenkrankheit. Es wird vermutet, dass es sich um Tuberkulose gehandelt hat. Nachdem er 1848 zufällig das Buch „Unterricht von Krafft und Würkung des frischen Wassers in die Leiber der Menschen …“ von Johann Siegmund Hahn entdeckt hatte, begann er mit zwei bis drei kurzen Bädern wöchentlich in der eiskalten Donau. Zusätzlich machte er daheim Halbbäder und Wassergüsse. Letztlich wurde Kneipp gesund.

1850 erhielt Sebastian Kneipp einen Freiplatz am Georgianum, dem zweitältesten katholischen Priesterseminar weltweit. Er setzte dort nicht nur sein Theologiestudium fort, sondern begann auch heimlich mit Wasserbehandlungen an Kommilitonen, die an Tuberkulose erkrankt waren. Seine Priesterweihe erlangte Kneipp 1852 durch Bischof Peter von Richarz im Augsburger Dom.

Zu ersten Widerständen gegen die „Kurpfuscherei“ kam es 1853, als er wegen „Vergehens gegen das Kurierverbot“ angezeigt wurde. Er hatte eine an Cholera erkrankte Magd mit heißen Wickeln behandelt und erhielt eine Geldstrafe von 2 Gulden. Kurioserweise hat er auch dem Richter, der ihn verurteilt hat, eine Kuranweisung gegen Gicht ausgestellt. 1854 klagte ein Apotheker aus Babenhausen wegen „Gewerbebeeinträchtigung und Schädigung“ gegen Kneipp, der daraufhin erklärte, nur Menschen behandelt zu haben, die von Ärzten und Apothekern jahrelang erfolglos behandelt worden waren oder sich aus finanziellen Gründen keinen Arzt leisten konnten. Er musste dann eine Erklärung unterschreiben, „fürder auch solchen Unglücklichen nicht mehr zu helfen, die angeblich keine ärztliche Hilfe mehr fanden“.

Als allerdings im selben Jahr in München eine sich weiter über Oberbayern und Schwaben ausbreitende Cholera-Epidemie ausbrach, im Zuge derer auch sein Vater starb, behandelte Kneipp entgegen dieser Erklärung erkrankte Menschen. Ihm wird die Heilung von 42 Personen zugeschrieben, und in der Bevölkerung erhielt er den Beinamen „Cholera-Kaplan“.

Im Mai 1855 wurde Kneipp Beichtvater im Dominikanerinnen-Kloster Wörishofen. Unter seinem Einfluss wurde dort die Landwirtschaft wiederbelebt, u.a. wurde ein Entwässerungssystem für nasse Wiesen errichtet, und die Schwestern wurden im Veredeln von Bäumen und in der Imkerei unterwiesen.

Die Heilungserfolge von Kneipp hatten sich inzwischen herumgesprochen, sodass immer mehr Hilfesuchende, auch aus wohlhabenden Kreisen, nach Wörishofen kamen. Im Sommer erschienen zunehmend mehr Kurgäste, was zu einer starken Förderung der Gastronomie und dem Entstehen von Gasthäusern führte. Leider brachte der Erfolg auch Neider hervor, insbesondere von Seiten der Schulmedizin, die Kneipp wegen der umstrittenen Methoden mehrfach verklagten.

Ab dem 1. Januar 1873 galt in Bayern die Kurierfreiheit. Ärztevereinigungen und medizinische Kreise der Hochschulen wandten sich vehement gegen dieses neue Gesetz. Trotzdem kamen immer mehr Kurgäste nach Wörishofen.

1883 kam der junge Arzt Bernhuber aus Türkheim nach Wörishofen, blieb aber zunächst skeptisch gegenüber den von Kneipp angewandten Methoden. Als er 1884 wiederkam, bat er um Hospitation. Kneipp bot ihm spontan eine Zusammenarbeit an. Zu dieser Zeit verfasste Kneipp sein Buch „Meine Wasserkur“, das 1886 erschien und ein Standardwerk wurde.

Im August 1889 suchten in Wörishofen bereits 4000 Menschen nach Heilung. Die zahlreichen Gäste mussten teilweise in umliegenden Dörfern untergebracht werden. Im Herbst dieses Jahres ließ sich sogar Prinz Rupprecht von Bayern von Kneipp behandeln, weitere Adelige und hohe Geistliche folgten. Kneipp schrieb ein weiteres Buch mit dem Titel „So sollt ihr leben!“. Ab Sommer 1890, es verweilten mittlerweile ca. 6000 Gäste in Wörishofen, hielt Kneipp täglich öffentliche Gesundheitsvorträge. Dabei sprach er sich gegen die moderne, seiner Meinung nach krankmachende Lebensweise aus.

In den Jahren danach reiste Kneipp in Begleitung von Pfarrer Aloys Stückle durch ganz Europa, wobei er in Ungarn Erzherzog Joseph von Österreich und Ungarn behandelte. Dieser sollte später zu einem seiner Fürsprecher beim Papst in Rom werden.

Erwähnenswert ist noch, dass einige Vertreter der „Barmherzigen Brüder“ aus Neuburg 1892 in Wörishofen eintrafen und fortan bei der Unterstützung von Pfarrer Kneipp eine wachsende Bedeutung haben sollten. Kneipps Sprechstunden wurden im Kurhaus Sebastianum abgehalten, dessen Leiter der Prior Bonifaz Reile von den „Barmherzigen Brüdern“ war. Im Jahr 1893 hatte Wörishofen insgesamt 33130 Kurgäste, hinzu kamen noch etwa 100000 Gäste, die als „sonstige Zuläufer und Passanten“ bezeichnet wurden.

Ende 1893 wurde Kneipp von Papst Leo XIII. zum Päpstlichen Geheimkämmerer ernannt (Anrede Monsignore). 1894 reiste er nach Rom und erhielt eine Audienz. In deren Vorfeld behandelte Kneipp den Papst, der ihm zum Abschied eine goldene Medaille schenkte. Durch den Lateinischen Patriarchen von Jerusalem erfolgte die Ernennung zum Komtur des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem.

Im Sommer 1894 zeigten sich bei Kneipp erste Anzeichen von Schwäche. Zwar erholte er sich wieder und ging im Herbst 1896 auf Vortragsreise; Anfang 1897 hatte sich sein Zustand jedoch so verschlechtert, dass er seine Wassergüsse nicht mehr selbst durchführen konnte. Es wurde ein schnell wachsender Tumor im Unterleib festgestellt. Kneipp verbrachte die meiste Zeit in seinem Zimmer und ließ sich mit Wasseranwendungen behandeln. Die einzige Methode, die ihm hätte helfen können, eine Operation, lehnte er ab. Er starb am 17. Juni 1897 im Alter von 76 Jahren.

Dr. rer. nat. Frank HerfurthDr. rer. nat. Frank Herfurth
Heilpraktiker, Lebensmittelchemiker, Dozent an den Paracelsus Schulen

fh@herfurth.org

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