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Naturheilkunde
Lesezeit: 9 Minuten

Fallstudien – Aus der Praxis für die Praxis

Fallstudie aus der naturheilkundlichen Praxis

Hautirritationen nach einer Tätowierung

Patient
Arthur, 31 Jahre Arthur ließ eine alte Tätowierung mit einem neuen Motiv überstechen. Das führte zu einer chronischen Urtikaria (Nesselsucht), weswegen er mich in meiner Praxis aufsucht.

Anamnese & Diagnose
Obwohl Arthur seit seinem 15. Lebensjahr unter Psoriasis vulgaris leidet, lässt er sich vor 10 Jahren ein Tattoo auf den Rücken stechen, dessen Motiv ihm später nicht mehr gefällt und er es überarbeiten lässt.

Damit beginnen die Probleme: Jeden Abend leidet Arthur an juckenden Füßen und Fingern. Außerdem treten sporadisch nachts handflächengroße juckende Herde mit unzähligen kleinen roten Pocken im Bereich der Tätowierung und an den inneren Oberschenkeln auf. Die Haut weist an den Füßen zum Zeitpunkt der Erstkonsultation rote bis lila Verfärbungen auf, was auf ständiges heftiges Kratzen durch spontan auftretende Quaddeln zurückzuführen ist.

Sein Hautarzt habe zwischenzeitlich eine Urtikaria diagnostiziert, berichtet Arthur. Daraufhin habe er ein rezeptfreies Antihistaminikum bekommen, das kurzfristig sämtliche Hautbeschwerden (Quaddeln, Jucken etc.) unterdrückt, ihm jedoch nicht weitergeholfen habe.

Therapie
Um die Beschwerden zu lindern, entscheidet sich Arthur für eine von mir vorgeschlagene systemische Therapie, die mit einer Darmsanierung beginnt.

Präparat
Darmflora plus select, Fa. Dr. Wolz

Dosierung
4 Kapseln pro Tag zu den Mahlzeiten über einen Zeitraum von 30 Tagen

Parallel dazu verordne ich das „Phönix Ausleitungskonzept“, das 4 verschiedene registrierte homöopathische Medikamente der Fa. Phönix miteinander kombiniert.

Silybum spag., Solidago spag. und Urtica-Arsenicum spag. werden im dreitägigen Wechsel eingenommen, Thuja Lachesis spag. durchgehend. Der neuntägige Zyklus wird 5x wiederholt. Die Entgiftungstherapie dauert 45 Tage.

Dosierung
Phönix Silybum spag.: 180 Tropfen
Phönix Solidago spag.: 180 Tropfen
Phönix Urtica-Arsenicum spag.: 30 Tropfen
Phönix Thuja Lachesis spag.: 60 Tropfen

Die Tagesdosis der jeweiligen Arzneimittel wird morgens in 1,5 Liter stilles Wasser geträufelt und über den Tag verteilt getrunken. Begleitend empfehle ich eine Flüssigkeitszufuhr von mindestens 3 Litern pro Tag.

Nach Abschluss der Ausleitung erfolgt die Einnahme der 3 Komplexhomöopathika Sulfur Phcp, Sulfur jodatum Phcp und Calcium sulfuricum Phcp (miteinander kombiniert auch bekannt als „Phönix Basiskonzept Haut“).

Dosierung
3x täglich je 5 Globuli im dreitägigen Wechsel

Zur äußeren Behandlung der Tätowierung kommt über den gesamten Behandlungszeitraum die „Ferrum phosphoricum Phcp Salbe“ (Fa. Phönix) zum Einsatz, die sich sehr gut mit dem „Basiskonzept Haut“ kombinieren lässt. Die Salbe enthält Acidum silicicum Trit. D3, Ferrum phosphoricum Trit. D3 und Kalium chloratum Dil. D3.

Dosierung
1-2x täglich auf die betroffenen Stellen auftragen.

Verlauf
Nahezu alle Symptome klingen mit der Zeit ab, sodass sich Arthur sehr zufrieden zeigt und in seinem Bekanntenkreis für die naturheilkundliche Therapie wirbt.

Rund ein halbes Jahr später sucht Arthur mich wieder auf. Mit Ausnahme einzelner Quaddeln an den Füßen hat er keine Beschwerden mehr. Diese behandelt er bei Bedarf mit „Azaron“, einem Fettstift zur Linderung der Wirkung von Mückenstichen. Aber natürlich wäre es ihm lieber, wenn gar keine Quaddeln mehr aufträten.

Zu deren Behandlung sowie zur allgemeinen Regeneration empfehle ich Arthur das „Phönix-Aufbaukonzept“, das den Einsatz von 3 komplexhomöopathischen Medikamenten vorsieht, die über einen Zeitraum von 3 Monaten im wechselnden Rhythmus eingenommen werden. Es handelt sich im Einzelnen um Mercurius solibilis Phcp, Dulcamara S Phcp und Acidum nitricum S Phcp.

Dosierung
3x täglich je 10 Globuli im dreitägigen Wechsel

Jeder Zyklus dauert 9 Tage. Am 10. Tag wird von vorne begonnen, wobei das Präparat weiter alle 3 Tage gewechselt wird, bis sämtliche Medikamente aufgebraucht sind.

Fazit
Auch wenn die Therapie Zeit in Anspruch nahm, konnten alle Symptome erfolgreich behandelt werden. Der Patient kann seine Tätowierung behalten.

Johannes W. Steinbach
Heilpraktiker, Medizinjournalist, Lebensmitteltechniker

naturheilpraxis-steinbach@gmx.de


Fallstudie aus der psychotherapeutischen Praxis

Stillberatung

Patientin
Johanna, 29 Jahre

Johanna meldet sich telefonisch bei mir, weil ihr 4 Wochen altes Baby, ihr erstes Kind, unzureichend zunimmt. Im Gespräch schildert sie mir den Druck, den sie empfindet. Sie wolle so gerne stillen und nicht zufüttern. Zwar würde ihr Wunsch vom Vater des Kindes unterstützt, aber seitens ihrer Eltern und Schwiegereltern gebe es wenig Rückhalt. Daher erlebe sie sich als Egoistin, die ihr eigenes Wohl mehr als das ihres Kindes im Blick habe. Außerdem sei sie sehr antriebsschwach und müde, was sie gar nicht von sich kenne.

Anamnese
Nach einer unkomplizierten Schwangerschaft bringt Johanna ihr Baby auf natürlichem Weg zur Welt. Noch im Kreißsaal trinkt es an der Brust. Nach wenigen Tagen werden beide entlassen. Johanna stillt, so oft ihr Kind möchte. Es entwickelt sich eine Dynamik, die sie sich nicht erklären kann, denn das Kind trinkt nur kurz und nicht intensiv, schläft vielmehr schnell an der Brust ein. Ihre Hebamme unterstützt sie und gibt Tipps, um das Baby zum Stillen zu animieren. Dennoch nimmt es an Gewicht ab. Die Frage, ob zugefüttert werden sollte, steht im Raum. Dies stürzt Johanna, die den unbedingten Wunsch zu stillen hat, in eine Krise. Sie zweifelt an ihren Fähigkeiten als Frau und Mutter, da sie ihr Kind nicht durch das Stillen ernähren kann. Ihre Krise wird durch das familiäre Umfeld verschärft. Es kommt zu Konfliktsituationen, die Johanna verunsichern und ängstigen.

Beratung
Im Hausbesuch beobachte ich Mutter und Kind beim Stillen. Tatsächlich schläft das Kleine nach kurzer Zeit an der Brust ein. Johanna erzählt, dass sie unterstützend Milch abpumpe, aber ohne großes Ergebnis. Deshalb vermute sie, dass es bei ihr zu keinem Milcheinschuss (Laktogenese II) gekommen sei. Im Moment fühle sie sich als Versagerin und schlechte Mutter.

Wir sprechen über ihre Vorstellungen, die sie von einer Mutterschaft und der Zeit mit einem Baby hat. In der geschützten und wertschätzenden Umgebung darf sie ihre Gefühle frei äußern. Sie berichtet von ihrer Frustration über das Misslingen des Stillens, ihrem schlechten Schlaf und dass ihr ein planbarer Alltag fehlt.

In der Psychoedukation erkläre ich ihr, dass ich aufgrund der Symptome eine Schilddrüsenunterfunktion vermute. Dies ist von ärztlicher Seite unbedingt abzuklären. Die unzureichende Milchproduktion, die trotz vieler Maßnahmen nicht zunehmen will, sind wichtige Hinweise, ebenso ihre Müdigkeit und die depressiven Verstimmungen. Ich stelle in Aussicht, dass eine solche Erkrankung sehr gut therapierbar sei und sämtliche Symptome vollständig abklingen könnten. Es ließe sich dann durchaus eine gut funktionierende und langfristige Stillbeziehung erreichen.

Diagnose
„Hypothyreose in der Stillzeit“

Schwangerschaft, Geburt und Stillzeit gehen mit einer Reihe von physiologischen Veränderungen einher, die sich u.a. auf die Schilddrüse auswirken. Eine gesunde Schilddrüse passt sich an diese Veränderungen problemlos an. Wenn es nicht ausreichend gelingt, auf die veränderten Bedingungen zu reagieren, oder wenn bereits vor Eintreten der Schwangerschaft eine Schilddrüsenerkrankung vorliegt, sind eine genaue Diagnostik und eine gute therapeutische Einstellung der entsprechenden Parameter wichtig.

Eine Anamnese bezüglich einer Schilddrüsenerkrankung sowie die Kontrolle der Schilddrüsenwerte wären bei Johanna zu Beginn der Schwangerschaft wünschenswert gewesen. Dies wird leider immer noch nicht obligatorisch durchgeführt.

Einen besonderen Stellenwert hat die Postpartum-Thyreoiditis (PPT), die eine postpartale thyreoidale Dysfunktion im Rahmen einer Autoimmunstörung darstellt, ähnlich der Hashimoto-Thyreoiditis. Es wird davon ausgegangen, dass auch generell hormonelle Umwälzungen, wie z.B. die Menopause, eine Schilddrüsenerkrankung auslösen können. Es wird geschätzt, dass es bei etwa 7% der Schwangerschaften zu einer PPT kommen kann. Bei bekanntem Typ-1-Diabetes mellitus ist die Prävalenz sogar um das Zwei- bis Dreifache höher.

Bei allen genannten Dysfunktionen treten Symptome wie Müdigkeit, Antriebsschwäche und depressive Verstimmungen auf.

Ergebnis
In einem folgenden Telefonat berichtet Johanna, dass der Arzt die vermutete Hypothyreose bestätigt und die Behandlung mit entsprechenden Medikamenten begonnen hat. Auch die Maßnahmen zur Anregung der Milchproduktion greifen, da sich der Hormonhaushalt stabilisiert hat. Binnen 2 weiteren Wochen ist Johanna in der Lage, ihr Baby voll zu stillen. Die depressiven Verstimmungen und die Antriebsschwäche sind verschwunden.

Anna Hofer
Heilpraktikerin für Psychotherapie mit Schwerpunkten Müttercoaching, Still- und Familienberatung
anna.o.hofer@gmail.com

© golubovy I adobe.stock.com


Fallstudie aus der tierheilkundlichen Praxis

Warzenbehandlung mit Thuja

Patient
Isländer, Wallach, 12 Jahre

Ich werde gerufen, um mir ein Bild von einem erkrankten Isländer-Wallach zu machen. Das Tier hat seit einigen Tagen warzenähnliche Gebilde an Nase, Maul und Nüstern. Diese sind zuvor noch nie aufgetreten, und die Besitzerin möchte wissen, was die Ursache dafür ist. Sie macht sich große Sorgen.

Anamnese
Es wird mir berichtet, dass der Wallach seit vielen Jahren unter einem Sommerekzem leidet. Alle Versuche, seine Beschwerden in den Griff zu bekommen, sind bisher gescheitert. Als letzte medizinische Maßnahme habe das Pferd zu Beginn des Frühjahrs eine Pilzimpfung bekommen. Weitere Impfungen und chemische Wurmkuren erfolgen mehrfach im Jahr. Der halbjährliche Fellwechsel mache große Probleme, erzählt die Besitzerin. Ihr Schützling habe daran schwer zu schaffen, sei während dieser Zeit schlapp und nehme auch ab.

Befund
Bei der Allgemeinuntersuchung zeigt sich das Pferd mir gegenüber kooperativ. Die Warzen sind weich, flach und bluten nicht. Sie befinden sich am Rand der Nüstern sowie an der Nase und entsprechen farblich der Haut.

Mittelfindung
Zwischen der verabreichten Pilzimpfung und dem erstmaligen Auftreten der Warzen liegt ein Zeitraum von ca. 6 Wochen. Natürlich denke ich sofort an Thuja. Doch auf die mahnende Stimme meines Homöopathie-Lehrers hörend, werde ich erst einmal die Gesamtheit aller Symptome betrachten und sie gewichten, bevor ich eine homöopathische Arznei auswähle.

Tatsächlich gibt es auch andere Mittel, die sich bei der Behandlung von Warzen als nützlich erwiesen haben. Diese stehen ebenso in der engeren Auswahl. Der Abgleich der gefundenen Symptome mit allen infrage kommenden Arzneimittelbildern ist der nächste Schritt. So gehe ich diese nacheinander durch, um das Ähnlichste zu finden.

Basierend auf Lokalisation, Form und Farbe der Warzen, hauptsächlich aufgrund der vorangegangenen Pilzimpfung, entscheide ich mich letztendlich doch für Thuja. Auch die anderen Symptome, die der Wallach zeigt, passen sehr gut zum Arzneimittelbild.

Therapie
Ich verordne Thuja D30 ad us. vet. (DHU). Hiervon soll die Besitzerin dem Wallach jeweils 10 ml oral an 2 aufeinanderfolgenden Tagen verabreichen. Danach ist ein Tag Pause einzulegen, bevor nochmals an einem Tag 10 ml oral gegeben werden.

Ich verordne anschließend an die Thuja-Gaben Engystol ad. us. vet. (Heel), um den Organismus zu stärken. Hiervon soll der Wallach an 5 aufeinanderfolgenden Tagen 60 Tropfen bekommen. Auch in dieser Behandlungssequenz wird eine Pause eingelegt, diesmal 5 Tage, bevor das Tier wieder 5 Tage hintereinander 60 Tropfen erhält. Ich wähle ein Stärkungsmittel ohne Echinacea, um keine Überreaktion des Immunsystems zu provozieren.

Verlauf
10 Tage nach Beginn der Therapie erhalte ich eine erste Rückmeldung. Die Besitzerin berichtet, dass die Warzen sich verfärbten und dunkler würden. 5 Tage später sind die Warzen schon wesentlich kleiner geworden.

Nach guten 3 Wochen fällt die erste Warze ab und hinterlässt eine kleine wunde Stelle auf der Haut. 2 Monate nach Beginn der Therapie sind alle Warzen abgefallen, die Haut ist an den entsprechenden Stellen wieder verheilt.

Fazit
Aufgrund des offensichtlichen zeitlichen Zusammenhangs zwischen der Pilzimpfung und dem Auftreten der Warzen war in diesem Fall Thuja das Mittel der Wahl. Es hat sich im Verlauf als sehr hilfreich erwiesen. Die zusätzliche Gabe des Stärkungsmittels unterstützte den Organismus in seinem Heilbestreben.

Die Warzen sind bisher nicht wieder aufgetreten. Ich habe der Besitzerin geraten, für die Behandlung des Sommerekzems im kommenden Winter eine Therapie-Alternative zur Pilzimpfung zu finden.

Stephanie Wulf
Dipl.-Betriebswirtin (VWA), Tierheilpraktikerin mit Schwerpunkten Homöopathie, Akupunktur und Bach-Blütentherapie
wulf@tierheilpraktikerinaachen.de

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