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Naturheilkunde
Lesezeit: 10 Minuten

Ursachen und homöopathische Behandlung von Schlafstörungen bei Kleinkindern

Fragt man frisch gebackene Eltern, ob ihr Kind Schlafstörungen hat, werden sicher viele dies bejahen. Doch wann handelt es sich um eine richtige Schlafstörung?

Für die gesamte Entwicklung, Speicherungen von Lernprozessen und Informationen im Langzeitgedächtnis, für die Hirnreife und die psychische Gesundheit ist es von großer Bedeutung, dass Kinder in der Lage sind, tief und erholsam zu schlafen. Eine Störung liegt vor, wenn das Kind seine Schlaffähigkeit verliert. Das kann sich in einer auffälligen Verkürzung der Schlafphasen äußern, oder Kinder kommen gar nicht bzw. nur noch sehr schwer zur Ruhe. Das notwendige körperliche Loslassen ist nicht möglich, der Schlaf ist geprägt von starker Unruhe und wird ständig unterbrochen.

Als Richtwert für ein tägliches gesundes Schlafbedürfnis von Säuglingen und Kleinkindern kann man folgende Zahlen zu Hilfe nehmen:

  • < 3. Monat zwischen 14 und 20 Stunden
  • 4.-5. Monat zwischen 12 und 17 Stunden
  • 6.-12. Monat zwischen 11 und 15 Stunden
  • 1.-4. Lebensjahr zwischen 10 und 14 Stunden
  • 5.-6. Lebensjahr zwischen 9,5 und 13,5 Stunden

Dabei ist es in den ersten Lebensmonaten nicht entscheidend, dass die Schlafzeiten am Stück abgehalten werden. Am Ende des Tages kommt es auf die Summe und die Qualität des Schlafes an!

Ursachen von Schlafstörungen

Diese können unterschiedlichen Ursprungs und sehr vielschichtig sein. In unserer heutigen Zeit kommen viele Störquellen infrage, denen wir früher nicht ausgesetzt waren, u.a. Elektrosmog in den Wohnräumen. Nach meiner Beobachtung sind es aber nicht diese Umstände, die zur Schlaflosigkeit führen, sondern bereits Geschehnisse in der Schwangerschaft und während der Geburt, die den Organismus der kleinen Patienten nachhaltig beunruhigen oder beschäftigen.

In der klassischen Homöopathie geht man davon aus, dass das „Gedächtnis“ jeder einzelnen Körperzelle Ereignisse abspeichert. Gemeint sind solche, die den Menschen in irgendeiner Form erschüttert oder tief berührt haben, und ihn, vergleichbar mit einem kleinen Trauma, nicht wieder loslassen oder gar verändern. Klassische Beispiele in Patientenbeschreibungen sind dann: „Seit ich im Urlaub war…“ oder „Seit ich mich getrennt habe…“. Es gibt einen auslösenden Moment. Der Begründer der Homöopathie, Samuel Hahnemann, nannte das in seinem Organon die „Causa“ (lat. = Ursache). Der gesamte Organismus ist in Folge eines solchen Ereignisses in seiner Funktion gestört oder aus dem Rhythmus gebracht. Die Zellen stehen solange unter diesem Einfluss, bis man ihnen einen besseren Weg aufzeigt und sie zur Selbstheilung auffordert.

In der ausführlichen Anamnese konnte ich gehäuft folgende vorausgegangene Begebenheiten bei Kindern mit Schlafstörungen beobachten:

Pränatal

Künstliche Befruchtung – Hormonspiegel – Verstorbener Zwilling
Der Zeugungszeitpunkt und die Umstände können Auskunft über eine mögliche Ursache geben. Nicht selten handelt es sich heute um eine künstliche Befruchtung, die das Risiko einer Mehrlingsschwangerschaft mit sich bringt. Geht eine der befruchteten Eizellen ab (auch unbemerkt), spricht man vom „verstorbenen Zwilling“. Man weiß heute um die Folgen und Tragweite dieses Ereignisses für den erhaltenen Fötus. Eines der ersten Anzeichen für einen verstorbenen Zwilling kann eine Schlafstörung von Geburt an sein.

Emotionale Belastung – Ängste – Unfall – Medikamente
In der Schwangerschaft selbst können die auslösenden Momente für eine Schlafstörung unterschiedlicher Genese sein. Häufig sind es emotional belastende Momente für die Mutter, z.B. Umzug, Trauerfall, Stress in der Familie oder im Job. Auch eine unsichere oder komplizierte Schwangerschaft löst Ängste aus und führt zu Kummer. Auf körperlicher Ebene kann es zu vorzeitigen Wehen kommen. Es ist möglich, dass der Einsatz von Medikamenten (z.B. Antibiotika, Hormone, Wehenhemmer, Magnesium hochdosiert etc.) den Organismus des Fötus bereits im Mutterleib aus dem Gleichgewicht bringt.

Perinatal

Geburt – Sectio – Frühgeburt – Bonding – Wochenbett
Die Geburt ist ein besonders sensibler Moment und wird von jeder Frau anders erlebt. Spontangeburten nehmen tendenziell ab. Kommt ein Kind besonders schnell zur Welt (z.B. durch akut und heftig einsetzende Wehen oder Notsectio), sind Mutter und Kind häufig seelisch überfordert. Der Grundstein für Unruhe und Schlaflosigkeit wurde gelegt. Zu beobachten ist ebenfalls, dass Kaiserschnitt-Kinder eine gewisse Unsicherheit aufweisen und schon die Babys durch den radikalen Eintritt in die Welt zu Unruhe und Schlafstörungen tendieren. Der Einsatz von Schmerzmitteln und Narkotika während der Geburt stellt für das ungeborene Kind durch seine geringe eigene Entgiftungsleistung eine Belastung dar. Der „Medikamenten-Cocktail“ kann Einfluss auf die Reizbarkeit und das Wohlbefinden des Kindes haben.

Direkt im Anschluss an die Geburt findet das Bonding zwischen Eltern und Kind statt. Manche erleben diesen Prozess schon in der Schwangerschaft sehr intensiv, andere erst in den Tagen nach der Geburt. Wird der besondere Moment unterbrochen oder gestört, kann dies Eltern und Säugling in Unruhe und Unsicherheit versetzen.

Ist die Mutter im Wochenbett besonderem Stress oder Termindruck ausgesetzt, schlägt sich das in der Schlaf- und Entspannungsfähigkeit des Kindes nieder. Die in der Schwangerschaft erfahrene enge Symbiose setzt sich nach der Geburt nahtlos fort.

Postnatal

Schreibabys – Stillen – Akute Geschehnisse
Nach der Geburt steht für Eltern und Kind das gegenseitige Kennenlernen im Vordergrund. Wie sind die Schlafgewohnheiten des Kindes? Welche Vorlieben hat das Kind beim Schlafen? Für Kinder, die per Definition als „Schreibabys“ das Licht der Welt erblicken, gilt dieselbe Ursachenforschung wie bei schlaflosen Kindern. Hier ist ebenfalls etwas aus dem Rhythmus geraten. Nur die Anamnese kann verraten, wo der Therapeut homöopathisch ansetzen kann.

Das Stillen in der Nacht kann ebenso zum „Schlaf-Killer“ werden, wenn die Kinder etwas älter sind. Manchmal gelingt die Umstellung auf Beikost nur mühselig, und der „Snack“ in der Nacht wird nur ungern weggelassen. Es lohnt sich, die Stillgewohnheiten zu hinterfragen und zu prüfen, ob es sich um eine notwendige Mahlzeit handelt, um ein absolutes Nähe-Bedürfnis, was nicht anders befriedigt werden kann, oder ob sich eine Angewohnheit eingeschlichen hat. In manchen Fällen ist es möglich, dass eine Unverträglichkeit der Muttermilch vorliegt, oder diese ist aufgrund einer Mangelernährung der Mutter nicht nahrhaft genug, sodass die Stillmahlzeiten in kurzen Abständen erfolgen müssen.

Koliken gehören bei Kleinkindern zu den häufigsten Ursachen für einen fehlenden erholsamen Schlaf. Hier macht es sich bezahlt, neben dem Abfragen der Schwangerschaft, Geburt, Stressfaktoren und Stillgewohnheiten an eine fundierte Symbioselenkung des Darms zu denken.

Der Schlaf kann schließlich von akuten Geschehnissen (z.B. Zahnung, Atemwegsinfekte) unterbrochen werden. Ein Zusammenhang mit Impfungen und veränderten Schlafgewohnheiten ist häufig zu beobachten. Die Menge an injizierten Reizen bei z.B. einer Sechsfach-Impfung bringt den Organismus der Kleinen nachhaltig in Aufruhr. Der Schlafrhythmus kann sich enorm verkürzen, sodass lediglich bis zu 45 Minuten Schlaf am Stück möglich sind. Das Verhalten der Kinder ist geprägt von vielem Schreien. In der Regel bestätigt sich bei Vorlage des Impfpasses der zeitliche Zusammenhang.

Sind die Kinder etwas älter und die Schlaffähigkeit erfährt Einschränkungen, z.B. durch Einnässen, Albträume oder Sorgen, die hinderlich beim Einschlafen sind, kann ein Blick in das Familiensystem Aufschluss geben. Möglicherweise besteht ein Konflikt, der das Kind beschäftigt und es nicht zur Ruhe kommen lässt.

Betonen möchte ich an dieser Stelle, dass diese Beispiele aufzeigen, auf wie vielen verschiedenen Spuren man sich auf der Suche nach der Ursache bewegen kann. Entscheidend ist immer, ob der auslösende Moment Mutter oder Kind verändert hat, und wenn ja, was genau. Nicht jedes der genannten Beispiele führt automatisch zu einer Schlafstörung bei Kindern.

Es ist zu empfehlen, die Themen in der Anamnese genau herauszuarbeiten. Ist es ein früher Verlust? Geht es um Ängste? Kann die Ausleitung von Medikamenten helfen?

Ein Blick in Mutterpass und Impfpass stützt häufig den Verdacht bzw. führt auf den richtigen Weg.

Was kann die Homöopathie tun?

Mit Hilfe der Homöopathie ist es möglich, auf die unterschiedlichen Ereignisse und ihre Folgen einzugehen. Das Zellgedächtnis erhält einen Anreiz zur Selbstregulierung und Regeneration. Ausschlaggebend für die richtige und individuelle Arznei ist die Ursache (Causa). Anhand des Themas (z.B. Verlust, noch nicht angekommen in der Welt, Verletzungen, Ängste etc.) lassen sich in der Materia medica passende Arzneien finden. Insofern sind die genaue Filterung und Benennung des Themas wichtig.

Die homöopathischen Arzneien setzen einen Reiz, und gerade bei Kindern erhalten wir erstaunlich schnell Feedback. Nicht selten schlafen die Kleinen schon nach der ersten Gabe tief und fest ein.

Fallstudie 1

Treppensturz in der 36. Schwangerschaftswoche. Wehen wurden ausgelöst, der Schock/Schreck war größer als die Verletzungen. Das Kind (1,5 Jahre) hat heute einen unruhigen Schlaf, ist infektanfällig und hängt sehr an der Mutter.

Mittel
Einmalgabe Aconitum C200, 2 Globuli

Follow-up nach 4 Wochen
Die Mutter beschreibt die Veränderung, als sei „ein Knoten geplatzt“. Direkt nach der Mittelgabe sei das Kind in einen tiefen vierstündigen Schlaf gefallen. Der nächste Infekt sei schon deutlich weniger dramatisch verlaufen, und der Husten sei schneller locker gewesen. Das Kind habe sich allgemein entspannt!

Erklärung
Aconitum wird bei Schockerlebnissen und großer Angst eingesetzt. Auch bei drohendem Abort hat es sich bewährt, gerade nach Stürzen. Die Angst des Kindes, seine Mutter zu verlieren (wie bei dem Sturz), findet in der Folgebehandlung Berücksichtigung.

Fallstudie 2

In der Schwangerschaft ist die Mutter bis 6 Wochen vor der geplanten Sectio beruflich viel geflogen. Die Anamnese ist von Termindruck und hoher Aktivität geprägt. Das Kind, knapp 1 Jahr alt, wurde planmäßig geimpft. Seit der zweiten Sechsfach-Impfung (Tetanus, Diphtherie, Pertussis, Hib, Polio, Hepatitis B, Pneumokokken) schläft es nicht mehr länger als 30 Minuten am Stück und brüllt viel. Die Situation belastet die junge Familie außerordentlich.

Mittel
Einmalgabe Tuberkulinum C200, 2 Globuli

Follow-up nach 8 Wochen
Das Kind bekommt endlich Zähne. Ein Mittagsschlaf von 2 Stunden ist möglich; nachts wird bis auf zweimal Aufwachen durch Hunger geschlafen, aber noch unruhig.

Erklärung
Tuberkulinum hat sich durch mehrere Symptome bestätigt, ein Thema ist u.a. „viele Ortswechsel“. Die Vermutung der Unverträglichkeit der Impfung wird mit diesem Mittel abgedeckt. Lungenerkrankungen in der erweiterten Familienanamnese unterstreichen die Mittelwahl.

In der weiteren Behandlung wird der Fokus auf die Beratung und Lösung von Stressfaktoren gelegt sowie auf die Entgiftung des kleinen Körpers.

Vorteile einer homöopathischen Behandlung

  • stärkt die individuelle Konstitution
  • fördert die Entwicklung
  • erzielt gute Wirkung bei Kindern (schnelle Verbesserung)
  • zeigt keine Nebenwirkungen oder Abhängigkeiten
  • leichte Handhabung und Verabreichung
  • behandelt die Ursache, nicht die Symptome
  • verzichtet auf chemische Medikamente

Begleitende Maßnahmen bei Schlafstörungen

Ausschalten von Störquellen wie WLAN (Elektrosmog). Handys und Tablet-PCs haben im Schlafzimmer nichts zu suchen. Bei besonders hoher Belastung lohnt es sich, einen Baubiologen einzuschalten. Ob ein Elektrosmog-Hindernis vorliegt, kann anhand einer Speichelprobe und eines Induktionsresonanzgeräts gemessen werden.

Rituale, z.B. Vorlesen am Abend, bringen die nötige Ruhe für die körperliche Entspannung (Loslassen) zur Nacht. Körperliche Nähe und Massagen sind hilfreich.

Stillgewohnheiten sollten überprüft und ggf. angepasst werden.

Am Abend eine ruhige Atmosphäre schaffen. Kein Toben mehr, keine neuen Projekte anfangen. Wiederholte Abläufe am Abend geben Sicherheit und Kontinuität.

Eltern sollen ihre Kinder begleiten, für sie da sein, das Kuscheltuch und den Schnuller reichen.

Bitte die Kinder nicht schreien lassen! Sie können noch nicht anders auf ihre Bedürfnisse aufmerksam machen, und es ist mittlerweile erwiesen, dass der erhöhte Kortisol-Spiegel durch den Stress nachhaltige negative Auswirkungen auf das Kind hat.

Fazit

Wer therapeutisch arbeitet, weiß, dass Schlafstörungen auch bei Erwachsenen nicht ohne Grund auftreten. Wir fragen uns: „Was beschäftigt diese Person so sehr, dass sie nicht vollständig entspannen kann?“. Auch wissen wir, wie wir uns fühlen, wenn wir schlecht oder zu wenig geschlafen haben. Schlafentzug war früher eine Foltermethode.

Insofern sollten auch die Schlafprobleme der Kleinen, v.a. wenn sie so früh auftreten, ernst genommen werden. Mit der klassischen Homöopathie haben wir die Möglichkeit, Eltern einen dankbaren Rahmen für eine ausführliche Schilderung der Problematik zu geben und gleichzeitig Hinweise für die passende Arznei zu erhalten.

Lena Koslowski
Heilpraktikerin für klassische Homöopathie mit Schwerpunkt Kinderheilkunde
praxis@lenakoslowski.de


Foto: © herlanzer I adobe.stock.com

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