Unsere Heilpflanze: Lindenblüten . Flores Tiliaea
Am häufigsten werden die Blüten der Winterlinde verwendet. Sowohl Winter- als auch Sommerlinde gehören zur Familie der Malvengewächse (Malvaceae) und hierin zur Gattung der Linden (Tilia). Der Ausdruck „Tilia“ im botanischen Namen kommt vom griechischen „tilos“ und bedeutet „Faser“. Die Rinde enthält tatsächlich viele Bastfasern. Die Winterlinde ist in der nördlichen, gemäßigten Zone weit verbreitet und kommt v.a. in den Mittelgebirgen vor. Im nördlichen Tiefland trifft man sie seltener an. Sie wächst zerstreut in sommerwarmen Eichen-Hainbuchen-Wäldern auf frischen und meist tiefgründigen Böden. Häufig wird sie als Straßen- und Parkbaum angepflanzt. Die Sommerlinde ist v.a. in Mittel- und Südeuropa heimisch, kommt aber nur selten in ihrer Wildform vor. Aufgrund ihres hohen Austriebvermögens kann sie sich gegenüber anderen Baumarten durchsetzen, insbesondere an schuttreichen Hangstandorten.
Die Sommerlinde war Baum des Jahres 1991. Die Winterlinde war Baum des Jahres 2016.
Woran erkennt man die Winterlinde?
Die sommergrüne Winterlinde kann hunderte Jahre alt werden. Der Laubbaum wächst bis in eine Höhe von 30 m und mehr, dabei wölbt sich die Krone in leicht unregelmäßiger Form hoch auf. In jungen Jahren ist die Rinde des Stammes glatt und grau, verändert sich später jedoch ins Braungrau mit flachen, längsverlaufenden Furchen. Die Rinde der Zweige erscheint bräunlich-rot und ist entweder unbehaart oder fast völlig kahl.
Die glänzenden dunkelgrünen Laubblätter, blaugrün auf der Unterseite, sind gestielt und wechselständig angeordnet. Sie erscheinen herzförmig, manchmal etwas schief, mit einer Länge von 6 cm und einer Breite von 5 cm sowie einem regelmäßig gesägten und nach oben gebogenen Blattrand.
An einem hängenden oder nach jeder Seite abstehenden Blütenstand befinden sich 4-12 Blüten, die im Juni und Juli erscheinen.
Wie wirken Lindenblüten?
Am häufigsten werden Lindenblüten als schweißtreibendes Mittel bei fiebriger Erkältung und erkältungsbedingtem Husten sowie Katarrhen der oberen Luftwege angewandt. Auch bei Unruhezuständen können sie unterstützen. Hinsichtlich der schweißtreibenden Eigenschaften konnte bisher noch kein Inhaltsstoff eindeutig identifiziert werden. Die Linderung von Hustenreiz wird durch den Gehalt an Schleimstoffen erklärt.
Für die leicht sedierende Wirkung macht man den Anteil an ätherischen Ölen verantwortlich.
Wegen der traditionellen Anwendung u.a. bei Erkältungskrankheiten, Grippe und Entzündungen im Mund- und Rachenraum erfolgt der Einsatz oft in Form eines schweißtreibenden und reizlindernden Tees. Lindenblüten sind auch Bestandteil handelsüblicher Erkältungstees, meist zusammen mit Weidenrinde, Holunder, Königskerze, Pfefferminze, Kamille, Löwenzahn, Thymian, Hagebutte, Anis, Melisse und Fenchel.
Lindenblüten werden gerne bei Schlafproblemen, Magenverstimmungen, Nieren- und Blasensteinen sowie gegen Rheuma, Gicht und Hexenschuss eingesetzt. Außerdem wirken sie auch krampflösend und werden bei Entzündungen der weiblichen Geschlechtsorgane verwendet.
Äußerlich kann man Lindenblütentee oder eine verdünnte Tinktur als Umschlag, Badezusatz oder Waschungen anwenden. Dadurch kann z.B. die Abheilung von Wunden gefördert werden. Auch gegen Furunkel und Abszesse kann der Tee eingesetzt werden. Deren Reifung kann mit entsprechenden Umschlägen beschleunigt werden.
Eigenschaften
- beruhigend
- blutreinigend
- entspannend
- entzündungshemmend
- harntreibend
- krampflösend
- schleimlösend
- schweißtreibend
Anwendungsgebiete
- Angstzustände
- Appetitlosigkeit
- Blasenentzündung
- Bluthochdruck
- Darmentzündung
- Erkältung
- Falten
- Furunkel
- Grippaler Infekt
- Hexenschuss
- Husten
- Ischiasbeschwerden
- Kopfschmerz
- Migräne
- Ödeme
- Rheuma
- Schlaflosigkeit
- Schnupfen
- Sodbrennen
- Verstopfung
- Wassersucht
- Wunden
Welche Wirkstoffe sind in den Lindenblüten enthalten?
12% komplex zusammengesetzte Schleimstoffe (Arabinogalaktane). Der Anteil an Flavonoiden beträgt 1%, wobei es sich fast ausschließlich um Glykoside der Flavonole Quercetin und Kämpferol handelt, u.a. Tilirosid. Die enthaltenen Gerbstoffe, ca. 2%, sind vorwiegend vom Catechin-Typ sowie Hydroxycumarine (Scopoletin, Fraxin) und Phenolcarbonsäuren (Zimtsäurederivate). Der Gehalt an ätherischem Öl beträgt bis zu 0,1%. Bestandteile sind v.a. Linalool, Germacren, α-Farnesen, Geraniol, Carvon, Anethol und Eugenol.
Welche Teile der Linde werden medizinisch verwendet?
Es handelt sich um die ganzen, getrockneten Blütenstände verschiedener Tilia-Arten. Der größte Teil der im Handel erhältlichen Ware kommt vom Balkan. Teilweise werden auch geschnittene Blüten angeboten.
Anwendung
Tee
Für die Zubereitung verwendet man 1 TL Lindenblüten, die mit 1 Tasse heißem Wasser
übergossen und dann 5 Minuten stehen gelassen werden. Als tägliche Menge werden 2-4 g der Blüten sowie 2-3 Tassen Tee
empfohlen. Die schweißtreibenden Eigenschaften des Lindenblütentees entfalten sich erst ab dem Nachmittag, weswegen er
nach dem Mittag eingenommen werden sollte.
Tinktur
Wer lieber eine Tinktur verwenden möchte, kann sich diese selbst herstellen: Dazu
übergießt man die Blüten in einem Schraubglas mit Deckel mit Doppelkorn oder Wodka, bis alle Pflanzenteile bedeckt
sind, und lässt diese Mischung gut verschlossen 2-6 Wochen ziehen. Dann wird sie abgeseiht und in eine dunkle Flasche
gegeben. Von der Tinktur nimmt man 1-3 Mal täglich 10-50 Tropfen ein.
Badezusatz
Hierfür übergießt man 100 g Blüten mit 2l kochendem Wasser, seiht nach 10 Minuten ab
und gibt es dem Badewasser zu.
Umschläge
(z.B. gegen müde Haut oder Fältchenbildung) Es werden 3 TL Lindenblüten mit 250 ml
kochendem Wasser übergossen, nach 10 Minuten durch ein Sieb abgeseiht und auf Körpertemperatur abgekühlt. Diese
Umschläge verwendet man meist im Gesichtsbereich.
Wissenswertes
Die Linde wurde bereits in der Antike von den Griechen verehrt, auch bei den Slawen, Kelten und Germanen galt sie als heiliger Baum. Noch heute ist in vielen Dörfern eine alte Linde ein zentraler Treffpunkt. Mit der Lindenblüte beginnt der eigentliche Hochsommer. Ihr süßlicher Duft lockt nicht nur Bienen und Hummeln an, sondern betört auch die Menschen. Der Linde werden seit jeher gute Eigenschaften zugeschrieben, gilt sie doch als Kraftort, Liebes-, Gerichts-, Tanz- und Schutzbaum.
Dr.rer.nat. Frank Herfurth
Heilpraktiker, Lebensmittelchemiker, Dozent an den Paracelsus
Schulen
fh@herfurth.org
Fotos: © silencefoto I adobe.stock.com, © Xavier I adobe.stock.com, © Andrea I adobe.stock.com, © LianeM I adobe.stock.com
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