Der „unnatürliche“ Gang im Enddarm
Naturheilkundliche Behandlungsmöglichkeiten bei der Analfistel
Bei der Analfistel, eine der häufigsten Erkrankungen im Enddarmbereich, handelt es sich um eine geschwürartige Veränderung im Bereich des Aftereinganges, die einem Längsriss in der Haut ähnelt. Eine eindeutige Entstehungsursache ist nicht bekannt. Die gute Nachricht: In der Regel handelt es sich um eine gutartige Erkrankung, die sich in den meisten Fällen erfolgreich behandeln lässt. Allerdings ist sie recht schmerzhaft. Psychische Belastung und Stress spielen eine wichtige Rolle.
Symptome: Typische Anzeichen
Die Analfistel macht sich durch chronische Eiterabsonderungen und punktuelle Blutungen im Analbereich bemerkbar, welche die Unterwäsche verschmutzen können. Weitere typische Symptome sind:
- Schmerzen beim Stuhlgang, evtl. auch noch Stunden danach
- Juckreiz am After
- Nässen der Wunde am After
- Auflagerungen von frischem, hellem Blut, das auf dem Toilettenpapier sichtbar ist
- Verstopfung, wenn als direkte Folge der Schmerzen der Stuhlgang zurückgehalten wird
- Bei der chronischen Analfistel bildet sich eine auffällige Hautverdickung im betroffenen Bereich, die „Vorpostenfalte“
Diagnose: Abgrenzung ist wichtig
Neben der Anamneseerhebung erfolgt eine Untersuchung des äußeren Analbereiches, wobei der schmerzende Einriss teils schon entdeckt wird. Die meisten Analfisteln verlaufen in Längsrichtung und treten zum Steißbein hinauf. Reicht die äußere Inspektion nicht aus, erfolgt die weitere Untersuchung des Analkanals unter lokaler Betäubung, da die Untersuchung sonst ziemliche Schmerzen bereiten kann. Um die Diagnose Analfistel zu stellen, müssen Abszesse und Fisteln im Bereich des Anus abgegrenzt werden. Dazu gehören die Steißbeinfistel und Fisteln bei Akne inversa. Auch entzündete Talgdrüsen (Atherome) können mit einer Analfistel verwechselt werden.
Ursache: Drei verschiedene Entstehungsarten
Warum es zu Analfisteln kommt, ist noch nicht abschließend erforscht. Es existieren lediglich einige bekannte Umstände, die den Ausbruch von Analfisteln fördern können. Hauptursache für das Auftreten der schmerzhaften Risse in der Afterschleimhaut sind extreme Stuhlformen. Das kann sowohl lang anhaltender Durchfall sein wie auch Verstopfungen, wie sie durch Bewegungsmangel, schlechte/einseitige Ernährung und zu wenig Flüssigkeit verursacht werden. Auch Menschen mit chronischen Darmerkrankungen leiden gehäuft an einer Analfistel.
Unter anderem sollen eine harte Stuhlkonsistenz bei chronischer Verstopfung, ein Hämorrhoidalleiden oder lokale Durchblutungsstörungen die Erkrankung auslösen.
1) Durch eine verstopfte Afterdrüse (Proktodealdrüse) entsteht, ähnlich der Reifung eines „Pickels“ durch eine verstopfte Talgdrüse, ein Abszess. Dieser ist die akute Form, die sich mit Schmerzen im Analbereich, Schwellung und Rötung der Haut, Abgeschlagenheit und Fieber äußern kann. Öffnet sich der Abszess und entleert sich nach außen, entsteht eine Analfistel. Die Symptome sind dann bereits deutlich vermindert. Die Fistel stellt dann die chronische Form der Entzündung dar.
2) Sehr häufig entsteht eine Analfistel als Folge einer chronischen Analfissur (Afterriss). Diese heilt oft nur scheinbar aus, da durch die Bakterien der Darmflora eine schwelende Entzündung entsteht, die sich langsam in die Tiefe vorarbeiten und den Rand des inneren Schließmuskels durchdringen kann. Erreicht die Entzündung die Hautoberfläche, liegt eine komplette Analfistel vor.
3) Bei einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung (v.a. Morbus Crohn), in Folge von Operationen, nach einer schweren Entbindung oder einer Bestrahlung kann es zu einem „Loch“ in der Darmwand kommen, das den Ausgangspunkt einer Analfistel bildet. Diese Form ist im Vergleich zu den anderen sehr selten.
Mitverursacher: Psychische Belastung und Stress
Der Mensch sollte bei der Ursachenfindung in seiner Gesamtheit betrachtet werden. Denn psychische Belastungen und Stress können Mitverursacher einer Analfistel sein. Körperliche Probleme können gleichzeitig auch ganz tief in unserer Seele festsitzen. Unser Gehirn hat einen relativ großen Einfluss auf unser gesamtes Verdauungssystem im Körper. Deshalb können sich auch enormer psychischer Stress oder depressive Gefühle negativ auf unseren Körper auswirken und eine bereits bestehende Krankheit oder eine Analfistel schwieriger abheilen lassen. Psychosomatik-Medizinern zufolge leiden Menschen mit Enddarmproblemen, wie Analfissuren oder Hämorrhoiden, oft auch unter starkem psychischem Druck. Diese sind der Typ, der viele Dinge im täglichen Leben „zu verbissen“ sieht. Das kann dazu führen, dass sich privater oder beruflicher Stress stark auf den Körper auswirkt und z.B. eine Analfistel durch Stress entsteht. Probleme im Bereich des Enddarms können auch Reaktionen des Körpers auf oder Symbole für eine Schwierigkeit im Leben sein.
Häufig ist es so, dass wir in unserem Tagesablauf vergessen, wie es uns eigentlich geht; der innere Instinkt, auf den Körper zu hören, ist oft schon verdrängt. Wie man so schön sagt, sitzt man auf dem Problem, statt es in die Hand zu nehmen und zu lösen. „Nicht alles so verbissen sehen und mal locker lassen“ – so lautet hier die Devise. Denn seelische Anspannungen wirken sich immer wieder auf den „Hinterausgang“ des Körpers aus.
Behandlung: Operation der letzte Schritt
Sollten die konservativen Methoden, wie Sitzbäder und Salben, keine Besserung bringen, so kann der Arzt eine Operation in Erwägung ziehen. Diese ist notwendig, wenn Verhärtungen entstanden oder die Vorpostenfalten stark ausgeprägt sind. Die Analfistel kann selbst nach Abklingen der Entzündung nicht zusammenwachsen, daher muss sie komplett ausgeräumt werden. Eine Operation ist nicht einfach, da die Fistelgänge sehr nah am Schließmuskel liegen. Bei einer Verletzung dieses kann eine Inkontinenz drohen.
In der Regel entfernen proktologische Praxen Analfisteln so schonend wie möglich. Für die sog. Fistulektomie kommen oft moderne Laser zum Einsatz, die eine präzise Operation sowie eine schnelle Heilung mit verminderter Narbenbildung in Aussicht stellen. Im Anschluss an die OP ist es wichtig, dass Patienten weiterhin auf vorbildliche Hygiene im Afterbereich achten.
Balance: Ausgewogene Ernährung und Bewegung
Die Ernährung spielt nicht nur eine wichtige Rolle, wenn es um die eigene Figur oder das Vermeiden von Blähungen geht. Sie ist für die Gesunderhaltung und im Umkehrschluss für eine Menge unterschiedlicher Krankheiten verantwortlich, wie auch für eine Analfistel. Unzureichende Flüssigkeitszufuhr oder fehlende Ballaststoffe führen zu einer unangenehmen Verstopfung, die als Hauptursache für die Erkrankung gilt. Wer Wert auf eine ausgewogene Ernährung legt, kann lästige Verdauungsprobleme gezielt vermeiden. Grundsätzlich ist eine immunstärkende, basenreiche Ernährung ratsam. Häufig müssen Patienten einfach nur zusätzliche Lebensmittel in den Ernährungsplan einbauen oder für eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr sorgen. Pro Tag sollten mindestens 1,5 Liter Wasser getrunken werden, damit der Stuhl weich bleibt. Außerdem regen ballaststoffreiche Lebensmittel die Darmtätigkeit an, sodass eine Verstopfung vermieden wird. Folgende Lebensmittel enthalten sehr viele Ballaststoffe und eignen sich daher besonders gut, um eine Verstopfung zu lösen:
- Leinsamen
- Vollkornbrot
- Chiasamen
- Getrocknete Früchte
- Weizenkleie
Es sind v.a. unbehandelte Lebensmittel, wie Getreide, Obst und Gemüse, die reich an Ballaststoffen sind. Nahrungsmittel aus diesen Gruppen sollen und dürfen reichlich verzehrt werden. Ballaststoffe binden Wasser und sorgen dafür, dass der Stuhl weich bleibt und nicht eindickt. Verarbeitete Lebensmittel, wie Süßigkeiten, Tiefkühlpizza oder Chips, sollten vermieden werden.
Wichtig ist, dass die Mahlzeiten regelmäßig eingenommen werden. Wer keine festen Essenszeiten einhält, sodass lange Pausen entstehen, in denen der Darm nichts zu tun hat, begünstigt die Entstehung von Verstopfungen. Zusätzlich ist es wichtig, den Stuhlgang nach Möglichkeit nicht zu lange zu unterdrücken. Auch durch das Zurückhalten steigt das Risiko einer Verstopfung, die wiederum eine Analfistel verursachen kann.
Schließlich regt Bewegung den Darm an. Diese muss nicht unbedingt in Form von Ausdauer- oder Kraftsport stattfinden. Schon kurze Gehzeiten oder die Entscheidung für die Treppe statt den Fahrstuhl unterstützen die Darmtätigkeit.
Pflege: Richtige Intimhygiene
Schmerzhafte Wunden gerade im Bereich des Enddarms können die Lebensqualität extrem einschränken. Hier dauert die Abheilung länger, da die Wunde sich in einem warmen Gebiet befindet, in das immer wieder Bakterien und Keime gelangen. Auch kann der bestehende Afterriss vom Schließmuskel verdeckt sein, sodass sich Trocknung und Heilung verzögern. Zudem wird der Hautriss bei zu starkem Pressen oder zu hartem Stuhl immer wieder geweitet und die Schmerzen verschlimmern sich.
Abheilung und Schmerzlinderung verlaufen bei jedem Menschen unterschiedlich. Doch es gibt ein paar allgemeine Tipps für die Intimhygiene, um die Wundheilung zu unterstützen und die Selbstheilungskräfte zu aktivieren. Grundsätzlich sollte darauf geachtet werden, dass rund um den After immer alles schön sauber ist, um Keimen keine Chance zu geben, an die Wunde vordringen zu können. Herkömmliches Toilettenpapier eignet sich bei einer solchen Verletzung weniger, da es an der Wunde zu stark reiben könnte. Feuchtes Toilettenpapier ist aufgrund der enthaltenen und reizenden Duftstoffe, Allergene und Konservierungsstoffe ebenfalls nicht zu empfehlen.
Stattdessen ist anzuraten, immer eine kleine Sprühflasche mit destilliertem Wasser dabei zu haben – perfekt für unterwegs. Sie macht aus jedem normalen Toilettenpapier ein feuchtes. Und das ganz ohne Allergene & Co. Danach kann der Analbereich z.B. mit Kokosöl oder Hamamelis gepflegt und Bakterien zuverlässig von der Wunde ferngehalten werden.
Auch zuhause kann etwas getan werden, um eine Fissur vor lästigen Infektionen zu schützen. In Italien ist es selbstverständlich, in Deutschland dagegen eine Seltenheit: das Bidet. Der Spülapparat wird grundsätzlich zur Reinigung des Intimbereichs genutzt, manchmal auch zur Säuberung anderer Körperteile, z.B. der Füße. Obwohl er rein äußerlich sehr einer Toilette ähnelt, ist der Vergleich mit einem Waschbecken angebrachter. Wer kein Bidet im Badezimmer hat, behilft sich mit dem Duschkopf: Es genügt völlig, die Fissur in der Hocksitzhaltung mit einem harten Wasserstrahl abzuduschen. Wenn die Spülung regelmäßig wiederholt wird, ist eine gute Grundlage für weniger Schmerzen und Bakterien geschaffen.
Hausmittel: Kokosöl lindert
Natives Kokosöl sollte bei Enddarmerkrankungen auf jeden Fall in den Ernährungsplan eingebunden werden, denn die enthaltenen mittelkettigen Fettsäuren können den Heilungsprozess mit ihren antibakteriellen und entzündungshemmenden Eigenschaften unterstützen. Kokosöl reguliert den Stoffwechsel und beugt Verstopfungen vor. So sorgt es für weicheren Stuhl und hält gleichzeitig die Darmflora im Gleichgewicht. Innere Fissuren und Entzündungen im Analbereich können bei oraler Aufnahme besser abheilen. Kokosöl lässt sich z.B. gut in Rohkost-Smoothies mischen. Diese sind durch die Blattfasern ballaststoffreich, beugen Verstopfungen vor und begünstigen einen geschmeidigen Stuhlgang.
Außenliegende Afterrisse sollten mehrmals täglich und nach jedem Toilettengang mit Kokosöl behandelt werden. Für ein hygienisches Vorgehen empfehlen sich Latex-Fingerlinge aus der Apotheke. Der Analbereich sollte vor der Behandlung ordentlich gereinigt werden. Dann trägt man ein wenig Öl großzügig mit dem Finger auf den After auf. Kokosöl lindert Juckreiz, Brennen und Schmerzen im Analbereich. Das Öl kann Schwellungen an den Gefäßen verringern, Entzündungen hemmen, die Durchblutung des Gewebes steigern und die Gefäße stärken.
Bei schlimmen Beschwerden kann man aus Kokosöl (60%) und Beinwellkonzentrat (40%) eine Paste zubereiten, die man mehrmals täglich großzügig bis in den Schließmuskel hinein aufträgt.
Hausmittel: Sitzbäder und Salben helfen
Tritt die Analfissur vor Feiertagen oder an Wochenenden auf, und möchte man mit dem Arztbesuch warten, so sollte man Hausmittel nicht unüberlegt einsetzen. Lediglich Sitzbäder mit schwarzem Tee sind zu empfehlen, weil damit das Entzündungsrisiko gesenkt wird. Außerdem sorgt die Wärme des Wassers dafür, dass sich der Schließmuskel entspannt, sodass weiteren Verstopfungen vorgebeugt wird. Auch ein Analdehner kann zu diesem Zweck eingesetzt werden. Dieses Hilfsmittel entspannt den Schließmuskel und führt eine kleine Aufweitung herbei.
Um die Schmerzen zu lindern und den Juckreiz zu stoppen, ist außerdem der Einsatz von anästhesierenden (betäubenden) Salben sinnvoll. Hier ist es jedoch wichtig, die Behandlung mit einem Therapeuten abzusprechen. Zudem müssen Patienten darauf achten, hygienisch zu arbeiten. Im Idealfall reinigt man den Analbereich vorsichtig mit warmem Wasser. Die Salbe wird dann mit desinfizierten Händen aufgetragen, damit Bakterien und andere Keime keine Chance haben, eine Entzündung in der Analfissur zu verursachen.
Auch Entspannungsübungen können helfen, das Wohlbefinden zu bessern. Möglicherweise kann eine seelische Anspannung gelöst werden, sodass die durch Stress verursachten Schmerzen und Beschwerden einer Analfistel gelindert werden.
Häufigkeit von Analfisteln
Analabszesse und Fisteln finden sich überwiegend bei jüngeren Erwachsenen zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr, wobei Männer deutlich häufiger als Frauen betroffen sind.
In einer Veröffentlichung aus dem Jahr 2007 wurde die Häufigkeit in vier europäischen Ländern anhand von Patientendatenbanken untersucht. Die geringste Häufigkeit wurde in Spanien mit 1,04 auf 10000 Einwohner/Jahr, die höchste in Italien mit 2,32 auf 10000 Einwohner/ Jahr ermittelt. Die Häufigkeit in England betrug 1,84 pro 10000 Einwohner/Jahr, in Deutschland 2,02 pro 10000 Einwohner/ Jahr. (Quelle: 088/003 – Patientenleitlinie „Kryptoglanduläre Analfisteln“)
Sonja
Weber
Dipl. Fachjournalistin, PR-Frau, Bloggerin
Foto: © sek1111 / fotolia.com
Abb.: © SonJA Weber
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