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Naturheilkunde
Lesezeit: 11 Minuten

Fallstudien

Fallstudie aus der » naturheilkundlichen Praxis

Post-Pill-Syndrom und Kinderwunsch

Patientin
Die 28-jährige, sportliche Frau mit normalem Körpergewicht stellt sich in meiner Praxis vor. Sie berichtet, dass sie vor 2,5 Jahren, nach über 10 Jahren Einnahme, die Pille abgesetzt habe und seither mit ihrem Lebensgefährten versuche, schwanger zu werden – leider bisher erfolglos.

Anamnese
Nach dem Absetzen der Pille fällt die Menstruation über 1,5 Jahre aus. Haarausfall, unreine Haut, Brustspannen, Müdigkeit und Antriebslosigkeit begleiten diese Zeit. Sie hat zu nichts mehr Lust. Vor 1 Jahr hat zum ersten Mal wieder eine Menstruation stattgefunden. Im weiteren Verlauf kommt es zu unregelmäßigen Zyklen mit schwacher Blutung, teils hat sie Schmierblutungen über längere Zeit. Neu hinzu kommen Beschwerden vor dem Einsetzen der Menstruation (PMS), z.B. Kopfschmerzen, Übelkeit, starkes Ziehen im Unterleib und extreme Stimmungsschwankungen. Seit dem Absetzen der Pille leidet sie unter Schlafstörungen. Verdauungsstörungen treten immer wieder auf. Die halbjährlich angesetzten gynäkologischen Untersuchungen und Abstriche bleiben bisher ohne Befund. Seit 5 Monaten umfasst der Menstruationszyklus der Patientin regelmäßig 28 Tage. Die Blutungen sind unterschiedlich stark, das PMS ist nach wie vor vorhanden.

Diagnose
Ich vermute ein Post-Pill-Syndrom. Dieses tritt häufig nach dem Absetzen der Pille auf. Während der Pilleneinnahme werden die Eierstöcke durch die synthetischen Hormone in eine Schlafphase geschickt, sie produzieren während der Pilleneinnahme fast keine körpereigenen Hormone mehr. Nach dem Absetzen der Pille kann es einige Zeit dauern, bis die körpereigene Hormonproduktion wieder anläuft. Des Weiteren kommt es häufig zu Kommunikationsstörungen mit weiteren hormonbildenden Drüsen sowie der Steuerungszentrale im Gehirn. Folge ist meist eine chaotische Hormonausschüttung.

Ganzheitliche Hormonregulationstherapie
Zuerst erfolgt eine ausführliche Anamnese, in die Vorerkrankungen, chronische Geschehen und Allergien mit einbezogen werden. Die Krankengeschichte liefert mir wichtige Hinweise auf die Konstitution der Patientin.

Wir beginnen die Behandlung mit einer Unterstützung der ausleitenden Organe Leber, Niere und Lymphe über 6 Wochen (Ziel: Verbesserung der Grundregulation). Dem Darm führen wir Milchsäurebakterien zu, da diese häufig nach der Pilleneinnahme vermindert sind.

Ich gebe der Patientin einen Stuhllabortest zur Darmfloraanalyse und einen Hormonspeicheltest für zuhause mit. Die Stuhlprobe kann sie an einem beliebigen Tag durchführen. Für den Hormonspeicheltest muss sie auf ihren Zyklus achten. Dieser wird bei einem 28-tägigen Zyklus am 21. Tag ausgeführt, in der Lutealphase.

Auswertung der Testergebnisse
Sechs Wochen später berichtet die Patientin über eine Verbesserung ihres Schlafes und Allgemeinbefindens. Ihr Stuhlbefund zeigt eine Dysbiose der Darmflora an. Der Hormonspeicheltest spiegelt eine hormonelle Dysbalance. Es liegt ein erheblicher Progesteronmangel vor mit Östradioldominanz. Mit wenig Progesteron ist es fast unmöglich, schwanger zu werden, geschweige denn die Schwangerschaft zu erhalten.

Weitere Schritte
Die Unterstützung zur Verbesserung der Grundregulation ist abgeschlossen. Wir beginnen nun zum einen, die fehlenden Darmbakterien mit prä- und probiotischen Medikamenten zu regulieren. Zum anderen starten wir die ganzheitliche Hormonregulationstherapie. Da bei der Patientin ein Kinderwunsch besteht und Progesteron im unteren Bereich liegt, setzen wir eine Progesteron-Creme in D4-Potenz ein. Zusätzlich werden fehlende Mikronährstoffe zugeführt, wir unterstützen Leber und Hypophyse.

Ausblick
Zwölf Wochen später berichtet die Patientin von einer deutlichen Verbesserung, v.a. die PMS-Symptome seien nur noch schwach vorhanden, ihre Verdauungsstörungen seien rückläufig und sie fühle sich rundum wohler. Ein Hormonspeichelkontrolltest weitere 6 Wochen später bestätigt eine gute hormonelle Balance zwischen Progesteron und Östradiol. Die Therapie wird fortgeführt. Zehn Monate nach dem ersten Termin ist die Freude groß, als sich eine Schwangerschaft bestätigt. Diese verläuft bis dato ohne Beschwerden.

Fazit
Gerät eine der großen Hormondrüsen (Eierstöcke, Schilddrüse, Nebenniere) in Dysbalance, verfallen nach und nach auch die anderen in eine Schieflage. Ebenso beteiligt sind Leber, Darm und Nervensystem. Es lohnt sich immer, auch einen Blick auf den Lebensstil und die Ernährung der Patientinnen zu werfen. Für eine erfolgreiche Behandlung sollten alle Systeme in die Therapie einbezogen werden.

Heike Votteler
Heilpraktikerin und Dozentin an den Paracelsus Schulen, Praxis für Körpertherapie und Frauenheilkunde
info@heilpraxis-heike-votteler.de


Fallstudie aus der » Coaching-Praxis

Patient
Günter, verheiratet mit Sabine, beide berufstätig, 2 gemeinsame schulpflichtige Kinder

Ausgangssituation
Der Patient meldet sich schriftlich bei mir und bittet um einen Termin. Während des anschließenden Telefonats schildert er mir, dass jegliche sexuelle Aktivität von ihm ausgehen müsse und er nie Rückmeldung von seiner Frau erhalte. Diese lehne sich zurück und genieße. Zwar sei er gerne aktiv und spiele den dominanten Part während des Geschlechtsverkehrs, trotzdem fehle ihm etwas in der gemeinsamen Sexualität.

Anamnese
Sabine ist bereit, in die Beratung mitzukommen. In der gemeinsamen ersten Sitzung erzählen beide davon, wie schön ihre Sexualität im Grunde sei. Dennoch macht sich immer wieder eine beidseitige Unzufriedenheit breit. Sie wird bei Günter dadurch geprägt, dass keinerlei Feedback während oder nach dem Verkehr erfolgt. Sabine spürt den Druck und hat deshalb auch oft keine Lust, mit ihrem Mann zu schlafen.

Während der Paaranamnese erkennt sie, dass die traditionelle Rolle als Frau sie belastet. Ihre Mutter war stets dem Vater unterlegen und führte seine Wünsche aus. Ganz anders war die Rollenverteilung bei Günter. Hier hatte die Mutter „die Hosen an“. Günter war es gewohnt, mit seiner Mutter zu kommunizieren, und wusste, welche Erwartungen sie an ihn stellte. Schnell wird klar, wie sehr sich die Handlungen der Eltern im Leben des Paares manifestiert und Unsicherheiten hervorgerufen haben. Rückmeldung zu geben, ist Sabine fremd. Günter war es wiederum gewohnt, im Dialog zu stehen.

Coaching
Wir wenden das Gespräch der gemeinsamen Sexualität zu. Grundsätzlich fühlen sich beide in ihrer Rolle (Nehmen bzw. Genommenwerden) wohl. Trotzdem entsteht durch die unbefriedigende Kommunikation häufig Streit.

Im Rahmen der nächsten Sitzungen lernen die beiden eine gelingende Kommunikation1) kennen, und wir vereinbaren, dass Günter und Sabine ein solches Zwiegespräch wöchentlich zuhause führen. Beide teilen sich auf der Bauchebene ihre Empfindungen und das ausgelöste Gefühl mit. Zunächst mit kleinen Themen beginnend, steigern wir die Intensität immer mehr. Dabei entsteht ein harmonischer, verständnisvoller Dialog. Sexualität wird erst in einer der folgenden Sitzungen angesprochen.

Problemmuster
Jetzt gilt es, das Problemmuster herauszuarbeiten. Ein solches entsteht, wenn sich jeder in seiner Rolle einrichtet und keine Veränderung herbeiführen will. Das Problemmuster des Paares besteht darin, dass Günter während des Liebesspiels dringend Rückmeldung von Sabine braucht, damit er weiß, wie sie sich gerade fühlt. Sabine wiederum genießt still in sich hinein und kann schwer verstehen, warum sie reden soll, wenn doch alles für sie so schön ist. „Ich möchte mir unsere vertraute, einfühlsame Sexualität aber nicht kaputt machen lassen durch Stöhnen oder irgendwelche Aussagen, die ich treffen muss, während mein Mann mit mir schläft“, sagt Sabine. Günter versteht das nicht: „Was ist schon dabei, Rückmeldung beim Sex zu geben?“ Er kenne das aus Pornos und denkt jetzt, dass irgendetwas nicht stimmt in der Beziehung.

Lösungsfindung durch Verlassen der gewohnten Wege
Es ist an der Zeit, ein intensives Aufklärungsgespräch über Mainstream-Pornografie zu führen. Dabei erkläre ich, dass die dort dargestellte Sexualität zusammengeschnitten und häufig auf die männlichen Bedürfnisse ausgerichtet sei. Ein Märchen für Erwachsene sozusagen. Bei dem Gedanken fängt Günter an zu lachen. So hat er die Filme bisher noch nie gesehen.

Den Fokus wieder auf das Problemmuster gerichtet, versuche ich zu vermitteln, dass sich dies in Paarbeziehungen nur auflösen lässt, wenn beide Parteien auf den anderen zugehen.2) Sabine macht dazu einen Vorschlag. „Sprechen während unserer Sexualität will ich nicht. Was hältst du davon, wenn wir unser wöchentliches Zwiegespräch dadurch erweitern, dass ich dir dann erzähle, was besonders schön war und was ich mir mit dir noch vorstellen kann?“ Günter, der anfangs stark auf direkte Rückmeldungen während des Verkehrs gepolt war, kann den Vorschlag seiner Frau annehmen. Er freut sich auf die Rückmeldegespräche mit Sabine und verlässt seine gewohnte Haltung.

Ausblick
Im Laufe der nächsten Wochen und Monate gelingt es Sabine und Günter mithilfe ihrer regelmäßigen Zwiegespräche, ihr neues Sexualverhalten zu festigen. Beide empfinden die nun offenere Kommunikation als sehr entlastend. Ihre Sexualität entwickelt sich zusehends positiv, gewinnt an Freude und Leichtigkeit.

Fazit
Am Anfang jeder Sexualberatung oder -therapie sollte immer der Fokus auf die Kommunikation gelegt werden. Wir sind mit DU-Botschaften aufgewachsen, erleben diese Art des Gesprächs jedoch häufig als belastend und rechtfertigend. Nur mit klaren, wertschätzenden Aussagen, die wir als ICH-Botschaften lernen können, versteht mein Gegenüber, worum es mir geht. Wenn die Kommunikation eines Paares verständnisvoll läuft, gelingt es auch, über Sexualität und gewünschte Veränderungen zu sprechen.

Literatur
1) Moeller, Michael Lukas: Die Wahrheit beginnt zu zweit – Die Liebe ist das Kind der Freiheit. Das Paar im Gespräch. Rowohlt Verlag, 2001

2) Clement, Ulrich: Guter Sex trotz Liebe. Ullstein Verlag, 2006

Peter C. Ecker
Paar- und Sexualberater mit Schwerpunkten Ehevorbereitung und Ehebegleitung, Dozent an den Paracelsus Schulen
ecker@derpaarberater.de


Fallstudie aus der » tierheilkundlichen Praxis

Pododermatitis beim Kaninchen

Patient
Morpheus, Kaninchenbock, 3 Jahre, 5,5 kg schwer

Hintergrund
Morpheus stammt aus einer Zuchtauflösung. Bis zu seiner Übernahme durch seine neue Besitzer-Familie saß er 2,5 Jahre in einer für Züchter typischen kleinen Box mit den Maßen 60x60x40 cm. Freier Auslauf stand dem Tier nicht zur Verfügung. Gefüttert wurden getreidehaltige Pellets und altes Brot.

Nach der Übernahme wurde Morpheus kastriert und erhielt kurze Zeit später durch eine Kombi-Impfung Schutz vor Myxomatose und RHD 1+2. Nach einer 6-wöchigen Kastrationsfrist wurde das Kaninchen erfolgreich in eine größere Kaninchengruppe integriert und ist nun ein festes Familienmitglied.

Beschwerden
Etwa 8 Wochen vor dem ersten Termin in meiner Praxis fällt den Besitzern auf, dass Morpheus seinen rechten Hinterlauf nicht mehr richtig aufsetzen kann. Er hoppelt verhalten wie auf 3 Beinen und wirkt teilnahmslos. Gleichzeitig wird eine reduzierte Nahrungsaufnahme festgestellt.

Anamnese und Befundung
Bereits nach der Betrachtung der hinteren Pfoten wird mir eindeutig klar, dass das Kaninchen unter Pododermatitis (Sohlengeschwüren) leidet. Am rechten Hinterlauf befindet sich an der Ferse eine teils offene Druckstelle von etwa 0,5 cm Durchmesser. Der linke Hinterlauf weist eine kleine verschorfte Stelle im mittleren Bereich auf. Das betroffene Areal am rechten Hinterlauf bereitet dem Kaninchen Schmerzen, weshalb es versucht, sich diesen durch die Fortbewegung auf 3 Beinen zu entziehen.

Die Ursachen für Pododermatitis bei Kaninchen sind vielfältig. Oft spielt der Untergrund, auf dem sich die Tiere bewegen, eine Rolle. Der Boden ist zu hart oder zu rau. Auch Bewegungsmangel, so wie bei unserem Patienten, der über 2 Jahre in einer kleinen Bucht saß, begünstigt Sohlengeschwüre. An dieser Stelle muss eindrücklich darauf hingewiesen werden, dass Kaninchen weder in eine Bucht noch in einen Käfig gehören! Hinzu kommt die Adipositas des Tieres. Weder Getreidepellets noch trockenes Brot zählen zu einer artgerechten Kaninchenernährung. Hier zeigen die neuen Besitzer glücklicherweise bereits Einsatz und achten bei der Ernährung auf gesunde Wiesenfütterung, Bittersalate und Kräuter. Dies führt innerhalb von wenigen Wochen schon zu einem Gewichtsverlust von 200 g.

Therapie
Zuerst werden die Hinterläufe zum Reinigen und Desinfizieren in einer für diese Zwecke geeigneten Schüssel mit handwarmem Wasser und verdünnter Calendula-Tinktur gebadet. Nachdem die Pfoten trocken sind, wird die linke Hinterpfote an der verschorften Stelle mit Hirschtalg eingerieben. Dies soll auch durch die Besitzer bis zur kompletten Ausheilung täglich 3x fortgeführt werden. Das akute Sohlengeschwür bekommt eine Auflage aus Manuka-Honig (MGO 400+). Um die Auflage zu fixieren, wird eine Teat-Bandage (selbsthaftender Verband aus kohäsivem Schaumstoff) angebracht, die zum Schluss mit einem selbstklebenden Verband verstärkt wird. Sowohl der Manuka-Honig als auch die Teat-Bandage wirken desinfizierend und heilungsfördernd. Dieser Verband wird in regelmäßigen Abständen von 2-3 Tagen erneuert. Zur Schmerzlinderung erhält Morpheus über 14 Tage täglich eine Injektion mit Traumeel ad.us.vet. (0,5 ml/kg Körpergewicht).

Es dauert einige Stunden, bis sich Morpheus mit dem Honigverband anfreundet. Er merkt, dass er seinen rechten Hinterlauf durch die Polsterung wieder voll einsetzen kann. Auch der Appetit lässt nicht lange auf sich warten.

Die Besitzer werden angewiesen, das Außengehege ihrer Kaninchen dick mit Stroh einzustreuen, damit Morpheus eine weiche Auflage hat. Zudem rate ich ihnen, auf Sauberkeit zu achten und die bereits eingeleiteten Maßnahmen zur Gewichtreduzierung und gesunden Ernährung fortzuführen.

Ausblick
Nach 4 Wochen ist das verschorfte Sohlengeschwür des linken Hinterlaufes komplett ausgeheilt. Über die betroffene Stelle beginnt neues Fell zu wachsen. Der rechte Hinterlauf mit der akuten Pododermatitis befindet sich ebenfalls so weit in Genesung, dass eine weitere Behandlung mit Hirschtalg bis zur vollständigen Ausheilung als ausreichend erachtet wird.

Fazit
Je besser die Ernährungs- und Haltungsbedingungen der Kaninchen sind, desto geringer ist das Risiko, dass die Tiere an Pododermatitis erkranken. Zu diesem Thema sollten sich besonders unerfahrene Kaninchenhalter schon vor der Anschaffung der Tiere informieren.

Buch-Tipp
Sylvia & Heiko Rech
Seelenkaninchen
Shaker Media Verlag

Sylvia Rech
Tierheilpraktikerin mit Schwerpunkten Tierhaltungsberatung und Tierheilkunde, Buchautorin
info@seelenkaninchen.de

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