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Haltung bewahren!

Wie die Körperhaltung die Persönlichkeit unterstützt

Die Haltung unseres Körpers und unsere innere Einstellung gehen Hand in Hand. Genauso, wie sich unser Befinden auf unsere Haltung auswirkt, können wir unser Befinden durch unsere Haltung beeinflussen – am besten dauerhaft, aber auch kurzfristig und situationsbedingt.

Körpersprache ist Seelensprache

Dass sich die Haltung auf das Empfinden auswirkt, können wir ganz leicht testen. Es ist bekannt, dass durch das Kopieren der Körperhaltung einer Person deren Befinden eindeutig besser nachempfunden werden kann. Probieren Sie einmal aus, was passiert, wenn Sie die in Abb. 1 gezeigten Körperhaltungen einnehmen.

Nehmen wir z.B. einen Rundrücken mit hochgezogenen Schultern und hängendem Kopf ein, begeben wir uns damit in die Position des „geprügelten Hundes“. Automatisch gesellt sich ein Gefühl der demütigen Schuld zu dieser Opferhaltung. Sie zeigt deutliche Unsicherheit und Zweifel an: „Bin ich nicht genug?“, „Bin ich es wert?“, „Liege ich falsch?“.

Oder das allseits bekannte „Easy Standing“: Mit trägem Blick in den Seilen hängend, den Kopf schräg im Nacken abgelegt – eine solche Haltung drückt nicht nur unmissverständliches Desinteresse aus, sie signalisiert zusätzlich das Gefühl flapsiger Überlegenheit. Die unnahbare, aber auch unhöfliche „Mauer“ einer solchen Haltung kann so schnell kein Gegenüber überwinden. Und das ist auch nicht gewünscht.

Wie hingegen drückt sich Glück aus? Wer fröhlich ist, der nutzt seinen Körper, ist weder spannungslos noch eingefahren und versteift. Frohsinn zeigt sich locker und bewegt, hat eine tänzelnde Anmutung. Wie all die anderen großen Gefühle dieser Welt, erkennt man auch dieses sofort an der Haltung des „Trägers“. Dessen Selbstbewusstsein strahlt ebenso hell durch einen lockeren, aber gefestigten Stand, eine aufrechte Wirbelsäule und ein einladendes Einsetzen der Arme.

So könnte es nun Zeile um Zeile weitergehen, jedes Empfinden ließe sich einer bestimmten Körperhaltung zuordnen. Aber das können Sie auch ohne Probleme selbst herausfinden. Probieren Sie einfach ein paar weitere Gefühle aus. Welche kommen Ihnen in den Sinn? Und wie sieht die passende Haltung dazu aus?

Bewusste Korrektur der Haltung

Die nächste Frage lautet: Wie können wir das Wissen um die enge Beziehung zwischen Gefühlen und Körperhaltung nutzen? Wenn wir z.B. immer wieder Situationen erleben, in denen wir uns ausgeliefert, unwohl, unsicher und beengt fühlen, in denen wir nicht so reif reagieren, wie wir uns das währenddessen oder im Nachhinein gewünscht hätten, dann haben wir die Möglichkeit, diese Situationen über unsere Körperhaltung bewusst neu zu bewerten, zu gestalten und damit auch anders zu erleben.

Mit bewusster Anpassung der Körperhaltung können wir lernen, situationsbezogene Hindernisse durch eine neue „Begegnungsweise“ und innere Einstellung auf Dauer zu überwinden und über uns selbst hinaus zu wachsen.

Da die Schwierigkeit oft auch im bewussten Erkennen einer solchen Situation liegt, ist es über den sportlichen Weg meist leichter, eine dauerhafte Festigung unserer Erlebenswelt einzurichten. Wenn wir für ein ausgeglichenes Training unserer Haltemuskulatur sorgen und diese gezielt aufbauen, betrachten wir die Dinge nach und nach grundsätzlich eher aus einem gefestigten Standpunkt heraus. Dieser ergibt sich aus einer trainierten, aufrechten Grundhaltung.

Training unterstützt die Resilienz

Ein gut trainierter Mensch ist nicht einfach bloß aktiver und energiegeladener, weil er durch regelmäßigen Sport seine Ausdauer erhört. Neben all den anderen belebenden Begleiterscheinungen, die ein aktiver Lebensstil mit sich bringt, beeinflusst auch der positive Effekt auf den Halteapparat enorm. Mit einem aus sich selbst heraus tragenden, aufrechten Kreuz ist man standhaft und begegnet dem Leben gleichberechtigter, ist ihm viel eher gewachsen.

Merkmale einer gesunden Körperhaltung

  • hüftbreiter Stand der Füße
  • minimal gebeugte Knie
  • leicht angespannte Bauchmuskeln
  • entspannte Schultern
  • entspannt aufrechter Kopf

Doppelte Veränderung des Mindsets

Der Körper ist in der Lage, mittels Training den positiven Effekt der selbstbewussten Haltung als „unbewusste Begleiterscheinung“ zu generieren. Aber auch unserem Geist ist das möglich. Wir sind aufgefordert, negative Gewohnheiten und Situationen, denen wir uns nicht gewachsen fühlen, zu erkennen, aus ihnen heraus- und in eine bewusst energiespendende Haltung einzutreten – optimaler Weise sowohl geistig als auch körperlich.

Wenn wir uns dessen bewusst sind, dass sich unsere Körperhaltung darauf auswirkt, wie wir nicht nur wortgemäß, sondern auch sinnbildlich durchs Leben gehen, haben wir die Chance, einen aktiven Veränderungsprozess in Richtung körper- und geistesgerechter Haltung in Gang zu setzen.

Wir können starten, indem wir uns unsere aktuelle Position im Leben bewusst machen: Wo stehe ich im Leben? Wo möchte ich stehen? Wie stehe ich im Leben und wie möchte ich stehen? Wie werde ich von anderen wahrgenommen? Wie nehme ich mich selbst wahr? Wie möchte ich wahrgenommen werden, wie mich selbst wahrnehmen? Was könnte meine Haltung, mein Standing, meine Position im Leben festigen und unterstreichen? Und für viele von uns die schwierigste Frage von allen: Wer bin ich? Und werde ich dem gerecht?

Übungen für die Haltemuskulatur

Auf der körperlichen Seite gibt es Aufgaben, die das Mindset ergänzen. Dysbalancen in der Körperhaltung gründen oft auf einer einseitig belasteten Muskulatur. Diese entsteht v.a. durch Bewegungsmangel und übermäßiges, falsches Sitzen – klassischer Weise nach vorne gebeugt, die gekrümmte Wirbelsäule überdehnt, die inneren Organe durch die Rückenmuskulatur bedrängt (Abb. 2). Folglich überstrecken wir oft unseren Hals. Eine regelrechte Tortur für unseren Körper!

Schon mit 1-2 regelmäßig durchgeführten Übungen kann eine gesunde Körperhaltung auf Dauer wiederhergestellt werden. Es ist sinnvoll, Übungen zur Stabilisierung des Halteapparats jeden Tag zu machen. Sie benötigen nicht viel Zeit und lassen sich leicht in den Alltag integrieren.

Für die folgenden Übungen wird nichts weiter als der eigene Körper benötigt:

• Unterarmstütz Die Unterarme liegen bei dieser Übung parallel zueinander schulterbreit auf dem Boden. Der Rest des Körpers ist angespannt und durchgestreckt. Er wird von den Armen über dem Boden gehalten und berührt diesen nicht. Die Füße liegen dicht nebeneinander, die Fersen berühren sich. Halten Sie diese Position zu Beginn für 30 Sekunden und steigern Sie die Anzahl der Sekunden im Laufe der Tage und Wochen schrittweise.

Diese Übung ist optimal zur Stärkung einer aufrechten Haltung und trainiert v.a. Bauch- und Rückenmuskulatur, aber auch andere Muskelgruppen in Armen, Schultern und Gesäß.

Einfache Dehnungen

• Hüftbeuger Mit einem Ausfallschritt begeben Sie sich in die Ausgangsposition. Das ausgestreckte Bein wird mit dem Knie auf dem Boden abgelegt, die Brust möglichst eng an das angewinkelte Bein gezogen. Der Rücken ist gerade, ein Hohlkreuz soll vermieden werden. Gehen Sie in den Dehnungsreiz und halten Sie diese Position für 20 Sekunden. Danach wird die Übung auf der anderen Seite wiederholt.

• Schulter Der linke Arm wird nach oben gestreckt und hinter dem Kopf angewinkelt. Ziehen Sie nun mit der rechten Hand den Ellenbogen langsam in Richtung Kopf, bis sich ein Dehnungsreiz bemerkbar macht. Halten Sie diese Position 20 Sekunden. Wiederholen Sie die Übung mit dem anderen Arm.

• Nacken Bei dieser Übung für den Nacken wird mit der rechten Hand über den Kopf hinweg auf die linke Seite des Schädels gefasst und vorsichtig bis zu einem spürbaren Dehnungsreiz nach rechts in Richtung Schulter gezogen. Der linke Arm ist dabei ausgestreckt. Nach 20 Sekunden wiederholen Sie diese Übung auf der anderen Seite.

Auch im Sitzen die richtige Haltung

In der westlichen Welt verbringen viele von uns ihren Alltag überwiegend im Sitzen. Deshalb ist es wichtig, auch diesen Aspekt zu berücksichtigen. In Deutschland leidet aktuell bereits jeder Dritte an haltungsbedingten Rückenschmerzen! Doch der körperlich präsente Schmerz schafft auch Bewusstsein.

Bewegung bewusst in den Alltag einzubauen, ist daher ein aktiver Akt der Selbstfürsorge und im besten Falle sogar der Prävention. Indem man mindestens stündlich für kurze Zeit aufsteht oder am Arbeitsplatz auf einen ergonomischen Bürostuhl zurückzugreift, der sich an den eigenen Körper und dessen Bewegungen anpasst, wird der Rücken in seiner gesunden Haltung gefördert und die Durchblutung auch im Sitzen unterstützt. Das Wohlgefühl im Sitzen kann so langfristig stabilisiert und dessen Nachteile einigermaßen ausgeglichen werden. Ein zusätzlich höhenverstellbarer Schreibtisch bringt noch mehr Abwechslung in den Arbeitsalltag und regt den Kreislauf an. Wer steht, ist zudem automatisch wacher und geistesgegenwärtiger.

Fazit

Betrachten wir unsere Körperhaltung, ob nun im Sitzen oder Stehen, beleuchten wir immer zwei Seiten, denn diese beeinflusst unsere innere Haltung und umgekehrt. Berücksichtigen wir beide Faktoren gleichermaßen, haben wir die Möglichkeit, beide für unser Leben und Erleben wichtigen Aspekte positiv und nachhaltig zu entwickeln, ja, den persönlichen Standpunkt im Leben sinngemäß wie auch wortwörtlich zu festigen.

Susanne Hollweck
Unternehmerin im Bereich
Ergonomie am Arbeitsplatz,
Astrosophin

Joana Friedrichs
PR-Expertin mit Schwerpunkten
Ergonomie und Holismus
joana.friedrichs@gesundarbeiten.com

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