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Naturheilkunde
Lesezeit: 8 Minuten

Osteoperose vorbeugen und behandeln mit Vitalstoffen

Derzeit leiden in Deutschland knapp 5,5 Millionen Frauen und 1,5 Millionen Männer ab dem 50. Lebensjahr an Osteoporose. Die Dunkelziffer ist hoch, da viele Betroffene erst spät Symptome entwickeln und nicht jeder frühzeitig zur DXA-Messung (T-Score-Wert) geht. Das bedeutet, dass mindestens jede 4. Frau und jeder 17. Mann über 50 Jahren von Osteoporose betroffen ist. Jährlich erkranken bundesweit ungefähr 1 Million Menschen an Knochenbrüchigkeit. Natürlich ist auch die begleitende Behandlung einer Osteoporose mit Vitalstoffen wirksam, die Domäne der Vitalstofftherapie ist aber die Vorbeugung.

Ungleichgewicht im Knochenstoffwechsel

Bei Osteoporose liegt ein Ungleichgewicht zwischen Knochenabbau und -aufbau vor. Dabei wird mehr Knochensubstanz ab- als aufgebaut. Folglich wird der Knochen entmineralisiert und brüchig. Frauen sind aufgrund der Hormonumstellung in den Wechseljahren deutlich häufiger betroffen als Männer (primäre Osteoporose). Aber auch sekundäre Faktoren, z.B. Medikamente (v.a. Kortison), ungesunder Lebensstil (v.a. Nikotin, Alkohol), Übergewicht oder Bewegungsmangel, fördern eine Osteoporose.

Für die Stabilität der Knochen sind die Mineralstoffe Kalzium, Magnesium und Phosphor verantwortlich. Kommt es zu einem Ungleichgewicht durch Interaktionen mit anderen Mikronährstoffen, die diese beeinflussen, wird eine Knochenbrüchigkeit begünstigt.

Von der Vorstufe, Osteopenie, spricht man ab einem T-Score von -1,0. Eine Osteoporose beginnt bei T-Score-Werten ab -2,5. Es empfiehlt sich, eine Messung nach dem DXA-Verfahren spätestens ab dem 50. Lebensjahr durchzuführen, um rechtzeitig Maßnahmen zur Knochenstabilisierung mittels Vitalstoffen einzuleiten.

Folgende Vitalstoffe dienen der Knochenstabilität und beugen der Entstehung einer Osteoporose vor bzw. unterstützen eine notwendige medikamentöse Behandlung:

Vitamin D

Eine gute Versorgung mit Vitamin D (mindestens 30 ng/ml, besser > 40 ng/ml) ist Voraussetzung für die Aufnahme von Kalzium, Phosphor und Magnesium aus der Nahrung im Darmtrakt. Alle drei Mineralstoffe sorgen für die Stabilität des Knochens und müssen im Gleichgewicht sein. Daher ist eine Nahrungsergänzung mit Vitamin D zur Vorbeugung einer Osteoporose unerlässlich. Messungen in unserer Praxis bestätigen, dass etwa 80% der Deutschen – zumindest in den sonnenarmen Wintermonaten – einen Vitamin-D-Mangel haben.

Nur mit täglicher Vitamin-D-Supplementation ist sichergestellt, dass alle Wirkungen bedient werden können, die wiederum über 2000 Gene beeinflussen. Ist das Supplement gut bioverfügbar, reichen zur Vorbeugung und Behandlung einer Osteoporose ca. 3000 IE am Tag. Um einen neu entdeckten Mangel auszugleichen, empfiehlt es sich, die notwendige Dosierung auf zwei Einzeldosen am Tag zu verteilen, um dem Organismus zweimal die Möglichkeit der Resorption zu bieten und das Defizit rascher zu korrigieren. Am effektivsten hat sich eine tägliche Gabe von Vitamin D in ölhaltigen Gelkapseln erwiesen. Flüssige Supplemente in Tropfenform werden teilweise schlecht resorbiert.

Im Knochenstoffwechsel fördert Vitamin D die Knochenmineralisation und stärkt die Muskulatur, was Knochenbrüche vermeidet. Mit zunehmendem Alter ist dies sehr wichtig, da die Muskelmasse ab dem 40. Lebensjahr beständig abnimmt. Vitamin D kann diesen Prozess verlangsamen, die Heilung nach Knochenbrüchen fördern und den Gelenkknorpel stärken.

Kalzium, Parathormon, Phosphat

Kalzium ist der entscheidende Mineralstoff zur Vorbeugung einer Osteoporose. 99% des körpereigenen Kalziums sind im Knochen lokalisiert. Allerdings wäre es zu einfach, die Vorbeugung einer Osteoporose auf die Gabe von Kalzium zu reduzieren, denn der Knochenaufbau hängt neben Kalzium auch von Phosphor bzw. Phosphat ab.

Der Kalziumhaushalt unterliegt einem bestimmten Regelkreis. Zwischen im Knochen eingelagertem und gelöstem Kalzium findet ein ständiger Austausch statt, der durch das Parathormon der Nebenschilddrüse reguliert wird. Eine Erhöhung des Parathormon-Spiegels führt zur Aktivierung der Osteoklasten, somit zur Freisetzung des Kalziums und Phosphats aus dem Knochengewebe mit Anstieg des Kalziumspiegels im Blutserum, der dann einen Abfall des Parathormons und eine vermehrte Einlagerung von Kalzium in den Knochen bewirkt. Aufgrund dieses Rückkopplungsmechanismus bleibt der Serumspiegel des Mineralstoffs recht konstant. Es gilt die Regel: „Parathormon macht Kalzium parat“.

Phosphat unterstützt den Knochenaufbau und ist für die Festigkeit des Knochens verantwortlich. Ideal wäre ein Verhältnis von Phosphat zu Kalzium in der Nahrung von 1:1. In der Realität beträgt das Verhältnis oft 20 Teile Phosphat zu 1 Teil Kalzium. Hohe Mengen an Phosphat hemmen aber die Vitamin-D-Bildung, was die Kalzium-Aufnahme erschwert.

Magnesium ist ein wichtiger Partner für Kalzium zum Erhalt der Knochengesundheit, seine Bedeutung in diesem Zusammenhang ist in der Bevölkerung weitgehend unbekannt. Das ist schlecht, denn Magnesium-Mangel ist weit verbreitet: In Deutschland leiden etwa 33% der Bevölkerung an einer Unterversorgung (Schimatschek & Rempis, 2001). In dieser Untersuchung wurden alle Altersgruppen erfasst, und die Vermutung liegt nahe, dass ältere Menschen noch häufiger von einem Mangel betroffen sind.

Magnesium unterstützt Kalzium bei der Stabilisierung des Knochengerüstes, etwa 60-70% des Körperbestandes finden sich in den Knochen. Ohne Magnesium kann Vitamin D nicht in die aktiven Formen umgewandelt werden, da die Umwandlungsenzyme von diesem Mineralstoff abhängig sind. Auch die Vitamin D-Transportmoleküle benötigen Magnesium, sodass es bei einem Mangel zu Regulationsstörungen im Vitamin-D-Stoffwechsel kommt. Das Parathormon der Nebenschilddrüse wird ebenfalls stark von Magnesium beeinflusst. Bei sehr hohen oder sehr niedrigen Magnesium-Spiegeln wird kein Parathormon mehr ausgeschüttet (Vetter & Lohse, 2002; Brown & Chen, 1989).

Vitamin K Die Zufuhr von Vitamin K2 in ausreichenden Mengen ist notwendig für die Kalziumverwertung. Es unterstützt die Aktivierung von Osteocalcin, das wesentlich für die Knochenmineralisation ist, optimiert den Knochenaufbau, hilft bei Prophylaxe und Therapie der Osteoporose. Fest steht, dass das Knochenprotein Osteocalcin für die Knochenmineralisation Vitamin K2 benötigt, damit es in die funktionell wirksame Form überführt werden kann. Diese gamma-carboxylierten Glutamatbausteine können Kalzium binden, was eine wichtige Voraussetzung für einen normalen Knochenstoffwechsel, somit für eine ausreichende Dichte und Belastbarkeit des Knochens ist. Insbesondere Frauen nach der Menopause droht durch die verminderte Bildung des carboxylierten, kalziumbindenden Osteocalcins die Entstehung einer Osteoporose.

Auf dem Markt befinden sich hierfür Vitamin-K2-Monopräparate sowie Vitamin K2 in Kombination mit Vitamin D3 und Kalzium. Die vorhandenen Nahrungsergänzungen sind in ihrer Bioverfügbarkeit und Qualität sehr unterschiedlich. Empfehlenswert ist es, die Präparate einzeln zuzuführen, also Vitamin D3 und Vitamin K2 als Monopräparat. Bei K2 sind v.a. MK7-Produkte mit all trans 100% vorzuziehen. Kalzium-Präparate sind nur bei kalziumarmer Ernährung angebracht, da sie auch Schaden anrichten können und bei guter Vitamin-D-Versorgung normalerweise genügend Kalzium aus der Nahrung aufgenommen wird.

Coenzym Q10 Der Knochenaufbau ist ein sehr energieaufwändiger Prozess. Die dafür benötigte Energie wird von den Mitochondrien bereitgestellt, von denen jede Zelle je nach Produktionsbedarf Tausende besitzt. Damit die Zellen genügend Energie produzieren können, ist das Vitaminoid Coenzym Q10 unerlässlich und durch nichts austauschbar.

Mit der Nahrung können wir maximal 20 mg Coenzym Q10 am Tag zuführen, tatsächlich sollten wir aber täglich 100 mg zur Verfügung haben. Bis zum 40. Lebensjahr kann es der Organismus ausreichend selber bilden, danach nimmt die Q10-Produktion immer mehr ab und reicht speziell im höheren Alter nicht aus, um genügend Energie bereitzustellen. Der zunehmende Energiemangel im Zusammenhang mit dem höheren Alter begünstigt die Entstehung einer Osteoporose. Deswegen sollten Menschen ab dem 40. Lebensjahr Coenzym Q10 in einer Dosierung von 100 mg am Tag zur Vorbeugung ergänzen. Am besten bewährt hat sich die Supplementation von oxidiertem Coenzym Q10 in einer Gelkapsel (z.B. in Q10 Bio-Qinon Gold 100 mg).

Fallstudie In unserer Praxis stellt sich eine 81-jährige Frau zur Knochendichte-Messung vor. Sie beklagt seit vielen Jahren eine fortschreitende Osteoporose (genetische Disposition) trotz Therapie mit Bisphosphonaten und hochdosiertem Vitamin D einmal pro Woche. Die Messung der Knochendichte mit dem DXA-Verfahren ergibt im Bereich der Lendenwirbelsäule einen T-Score-Wert von -3,5, im Bereich der linken Hüfte -2,8. Gemäß Definition liegt eine manifeste Osteoporose vor. Die Patientin hinterfragt ihre schlechten Werte trotz langjähriger Therapie.

Therapieansätze

Zunächst bestimmen wir den Vitamin-D-Spiegel. Es zeigt sich mit einem Wert von 11,1 ng/ml ein ausgeprägter Mangel, trotz jahrelanger Therapie. Wie bereits beschrieben, ist die Kalzium-Resorption vermindert. Die negativen Auswirkungen auf die Knochendichte sind eklatant und machen die oft mit Nebenwirkungen behaftete Therapie mit Bisphosphonaten unwirksam. Dass der Vitamin-D-Wert trotz Gabe von 20 000 IE Vitamin D einmal pro Woche so niedrig ist, liegt meist an dem in diesem Alter nicht seltenen Magnesium-Mangel. Nach ausführlicher Befundbesprechung mit der Patientin legen wir folgendes Therapieschema fest:

  • Bisphosphonate alle 3 Monate als Kurzinfusion
  • Vitamin D3 morgens und abends zu je 1500 IE
  • Vitamin K2 MK7 all-trans morgens und abends je 75 µg
  • Magnesium abends (wird um diese Zeit besser resorbiert) 200 mg
  • Kalzium 1000 mg täglich mit der Nahrung (grünes Gemüse, Hülsenfrüchte, Vollkorn etc.)
  • Coenzym Q10 morgens 100 mg täglich

Verlauf und Ausblick

Mit der Patientin wird eine DXA-Kontrolle nach 6 Monaten vereinbart. Schon nach dieser relativ kurzen Zeit haben sich die Werte erheblich gebessert. An der Lendenwirbelsäule messen wir einen T-Wert von -2,8, an der linken Hüfte -2,2. Da die Patientin beschwerdefrei ist, führen wir die nächste Messung erst 1 Jahr später durch. Zu diesem Zeitpunkt findet sich an der LWS ein T-Wert von -1,9, an der linken Hüfte -1,2.

Dieser höchst erfreuliche Verlauf zeigt, dass Vitalstoffe bei Osteoporose nicht nur wirksam vorbeugend eingesetzt werden können, sondern auch eine bereits manifeste Osteoporose gut begleitend behandelt werden kann. Menschen, die noch keine Osteoporose entwickelt haben, aber deren T-Score-Wert zwischen -1,1 und -2,4 liegt, können mit dem obigen Schema, unter Weglassung der Bisphosphonate, einer Osteoporose vorbeugen und ihre Werte sogar verbessern.

Fazit

Die Ursachen der Osteoporose sind multifaktoriell. Allein deshalb sollte die Therapie umfassend sein. Neben den medizinischen Therapieoptionen sollten diverse Vitalstoffe, die die Therapie beschleunigen und die Wirkung wesentlich verbessern, nicht fehlen. Leider wird dies bisher viel zu wenig beachtet.

Dr. med. Edmund Schmidt
Facharzt für Allgemeinmedizin,
Chirotherapie, Ernährungsmedizin
und Schmerztherapie
information@praxis-schmidt-ottobrunn.de

Nathalie Schmidt
Vitalstoff-Expertin,
Coachin für ganzheitliche Lebensführung,
Autorin
information@energie-lebensberatung.de

Fotos: © Lifeking, © freshidea / adobe.stock.com

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