Rückenleiden ganzheitlich betrachtet
„Wenn die Seele weint und der Mund schweigt, dann spricht der Körper.“ Dieser Satz lässt erahnen, welche Grundhaltung einer ganzheitlichen Therapie zugrunde liegt: Das Symptom ist lediglich ein Hinweis darauf, dass im Gesamtsystem des Menschen etwas aus dem Gleichgewicht geraten ist. Es sagt jedoch nichts darüber aus, wo die Ursache für diese Dysbalance liegt. In diesem Artikel erhalten Sie spannende Einblicke, wie Rückenbeschwerden – die deutsche Volkskrankheit Nr. 1 – aus Sicht der Psychosomatik verstanden und positiv beeinflusst werden können.
Beginnen wir zunächst mit der Definition von Gesundheit gemäß WHO: „Gesundheit ist der Zustand vollkommenen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht allein das Fehlen von Krankheit und Gebrechen.“ Die WHO definierte damit bereits 1948 ein ungemein hohes Ideal: Sie wollte den Menschen mit einem Rundumblick betrachten. In unserer Naturheilpraxis arbeiten wir jeden Tag daran, den Auftrag der WHO mit Leben zu erfüllen. Dazu haben wir ein Modell und einen Ansatz entwickelt, die es erlauben, mit Struktur und nachhaltigen Ergebnissen den Menschen in seinen 5 Dimensionen zu erfassen und erfolgreich zu therapieren.
Das Modell der 5 Dimensionen
Die obige Grafik zeigt die Vernetzung der 5 Ebenen, auf denen der Mensch sich manifestiert. In diesen Bereichen entstehen Belastungen und können sich Symptome bilden. Wer einen ganzheitlichen Weg der Gesundheit gehen will, ist gut beraten, ein Symptom immer in allen 5 Dimensionen zu beleuchten und zu verstehen, wie die Ebenen miteinander interagieren, sich gegenseitig stützen oder gemeinsam in die Dysfunktion geraten.
Die Einheit der 5 Dimensionen
Keiner dieser Bereiche kann losgelöst von den anderen betrachtet werden. Sie beeinflussen sich gegenseitig und stehen auch mit dem Umfeld des Menschen in einer wechselseitigen Beziehung, sind gemeinsam mehr als die Summe ihrer Einzelteile. In diesem Modell ist der Mensch gesund, wenn es ihm in jeder der dargestellten Ebenen gut geht, die 5 Dimensionen ausgewogen miteinander interagieren und er in Harmonie mit seiner Umgebung lebt. Ist dies nicht der Fall, erlebt der Mensch Beschwerden. Sie können sich direkt auf der Ebene ausdrücken, auf der die Dysbalance entstanden ist, aber auch auf einer oder mehreren der anderen Dimensionen. Außerdem zeigen sie sich oft zeitversetzt, manchmal erst Jahre nach einer belastenden Erfahrung.
Die wesentliche Aufgabe einer ganzheitlichen Diagnostik besteht darin, die Zusammenhänge zu erkennen und herauszufinden, auf welchen Ebenen das Problem liegt.
Der Körper spricht
Für Diagnostik und Therapie kann die Symbolik des Symptoms wertvolle Hinweise geben. Was sagt der Volksmund zu Rücken- und Nackenbeschwerden?
- Sie hat Nackenschläge einstecken müssen.
- Ihm sitzt die Angst im Nacken.
- Ich trage die Last der Welt auf meinen Schultern.
- Das Leben hat dich gebeugt.
Das macht deutlich: Kaum eine Erkrankung ist so sinnbildlich zu verstehen wie Rückenschmerzen. In den allermeisten Fällen sind sie tatsächlich Ausdruck einer Last, die dem Menschen zu groß geworden ist. Die Ursachen sind selten monokausal, sondern in verschiedenen Lebensbereichen zu finden. Sei es die Bürde der Familienverantwortung, hohe berufliche Belastung, die Folgen einer selbst erfahrenen oder transgenerativ weitergegebenen Traumatisierung. Der Mensch hat zu lange zu viel zu schwer getragen.
Eine Fallstudie aus unserer Naturheilpraxis soll dies verdeutlichen.
Fallstudie Der genervte Handwerksmeister
Roland (49) ist seit 25 Jahren verheiratet und hat 2 Kinder, die beide studieren und nicht mehr zuhause wohnen. Seine Ehefrau Petra kümmert sich um den Haushalt, erledigt die Büroarbeit in Rolands Handwerksbetrieb mit sieben Beschäftigten und versorgt seinen pflegebedürftigen Vater. Seit die Kinder aus dem Haus sind, beklagt Petra sich oft darüber, dass Roland nichts mit ihr unternimmt und sie nur noch aneinander vorbeileben.
Seit 2 Jahren wird Roland regelmäßig von Rückenschmerzen geplagt, je nach Tagesform mal im Nacken, mal im Kreuz. Alle 2-3 Monate gönnt er sich eine Wellnessmassage, die die Schmerzen für ein paar Tage lindert.
Tagsüber steht Roland ständig unter Strom. Schon um 6 Uhr morgens ist er im Betrieb und versucht, so gut es geht, die vielen Aufgaben zu bewältigen. Pausen sind für ihn ein Fremdwort. Auf dem Weg zu Kundenterminen hält er kurz an einer Imbissbude, um sich Pommes, einen Döner oder eine Bratwurst zu kaufen, die er auf die Schnelle im Auto herunterschlingt. Auf diese Weise hat er in den letzten Jahren fast 20 kg Gewicht zugelegt.
Nach einem langen Arbeitstag, der selten vor 20 Uhr endet, trinkt Roland sein Feierabendbier und schläft dann vor dem Fernseher ein. Meistens wacht er gegen 3 Uhr nachts auf und schleppt sich vom Sofa ins Bett, wo er sich dann stundenlang von einer Seite auf die andere wälzt. Dabei gehen ihm Unmengen an Gedanken durch den Kopf, z.B. dass seine Kinder den Betrieb nicht übernehmen wollen. In solchen Momenten fragt er sich, wozu er sich überhaupt noch so reinkniet.
Manchmal versucht er sich vorzustellen, wie sein Leben sein könnte, wenn er nicht klaglos in die Fußstapfen seines Vaters getreten wäre. Morgens fühlt er sich müde und zerschlagen und braucht erst einmal eine große Tasse starken Kaffee.
Schon seit Längerem findet Roland selbst am Wochenende keine Erholung mehr. Irgendwas gibt es in Haus und Garten ja immer zu tun. Und dann ist da noch der Schützenverein, in dem Roland als langjähriges Mitglied stellvertretender Vorstand ist. Deshalb geht er stets mit gutem Beispiel voran, verpasst kein Training und kein Turnier. Bei Festen und Veranstaltungen ist er immer der Erste beim Auf- und der Letzte beim Abbau. Im Verein ist er sehr beliebt, er gilt als hilfsbereit, freundlich und leutselig. Zu Hause und im Betrieb gibt er sich eher mürrisch und wortkarg. Als Chef wird Roland zunehmend als genervt wahrgenommen. Besonders montags. Er selbst sagt von sich: „Na ja, ich bin halt strikt. Wenn einer Bockmist baut, dann kann ich schon mal ausrasten.“
Eines Morgens, nach einer besonders unruhigen Nacht, fährt Roland beim Aufstehen ein derart heftiger Schmerz in den Rücken, dass er sich kaum noch bewegen kann. Im Krankenhaus wird ein Bandscheibenvorfall diagnostiziert. Die Ärztin rät Roland zu einer Operation. Er lehnt ab und will die Sache mit einem Wärmepflaster und Schmerztabletten lösen. Seine Frau legt ein Veto ein und stellt ihn schließlich vor die Wahl: Trennung oder ganzheitliche Therapie. So hat er seinen Weg zu uns gefunden. Zunächst allein, später auch gemeinsam mit Petra zu paartherapeutischen Sitzungen.
Der 5-dimensionale Blick
Rolands Geschichte zeigt die Notwendigkeit, ein gesundheitliches Problem ganzheitlich zu analysieren. Das Symptom zeigt sich auf den ersten Blick klar auf der körperlichen Ebene: ein Bandscheibenvorfall. Ihnen ist aber sicher auch aufgefallen, dass sich der Klient chronisch schlapp fühlt (energetische Ebene), ihm der Sinn seines Schaffens fehlt (spirituelle Ebene), er wahlweise aggressiv, mürrisch oder zurückgezogen ist (emotionale Ebene) und nachts oft wachliegt und grübelt (mentale Ebene).
Die therapeutische Aufgabe besteht darin, bei Roland das Bewusstsein für seine Belastungen in den unterschiedlichen Lebensbereichen zu wecken und für Erleichterung auf allen Ebenen zu sorgen.
Und … Action!
In seiner Therapie realisiert Roland, dass ihm als Erstgeborenem von Klein auf die Verantwortung für seine jüngeren Geschwister übertragen wurde. Außerdem hat sein Vater ihm stets aufs Neue schwierige Extra-Aufgaben zugewiesen, um ihn, wie er sagte, für das Leben zu ertüchtigen. Wurden diese nicht zur 100%igen Zufriedenheit des Vaters erledigt, hagelte es vernichtende Kritik.
Roland kann sich eingestehen, dass er als Erwachsener immer noch auf das Lob seines Vaters wartet. Obwohl er den Betrieb erheblich erweitert und modernisiert hat, erntet er von seinem Vater stets nur abwertende Kommentare, z.B.: „Bei dem Handwerkermangel heutzutage kann ja jeder Depp einen Betrieb führen.“ Das spornt ihn erst recht an, noch mehr zu leisten, um noch größere Erfolge zu erzielen. Im Rahmen der Therapie löst er zunehmend die Angst vor seinem omnipräsenten Vater auf und lernt, sich von ihm abzugrenzen.
Roland erkennt, dass ihm der Sinn im Leben fehlt und entwickelt nach und nach eine Vision für sein weiteres (Berufs-)Leben. Er lernt, im Betrieb mehr zu delegieren, Aufträge nur dann anzunehmen, wenn genügend Kapazität vorhanden ist, seine Arbeitszeit zu reduzieren und regelmäßig Pausen einzulegen.
Auch die Ernährung wird umgestellt. Mittags isst er jetzt zuhause. Petra, die die gemeinsame Zeit mit ihrem Mann sehr genießt, sorgt für gesunde Mittagessen.
In der Paartherapie nähern sich die Eheleute wieder an. Sie lernen, sich nicht nur über Sach- und Organisationsfragen zu unterhalten, sondern auch, sich emotional auszutauschen. Das versetzt sie in die Lage, Pläne für die vor ihnen liegende Phase als Paar ohne Kinder zu schmieden. Ein gemeinsamer Tanzkurs bringt nicht nur frischen Schwung in die Ehe, sondern auch Spaß an der Bewegung. Den nutzt Roland für eine wöchentliche Bewegungstherapie und häufige Spaziergänge mit seiner Frau.
Rolands Rückenbeschwerden haben sich heute erheblich reduziert, über lange Strecken ist er komplett schmerzfrei. Wenn es im Rücken zwickt, dann weiß er jetzt, dass er sich wieder einmal zu viel aufgebürdet hat und wie er sofort gegensteuern kann.
Das Symptom als Schlüssel zur Heilung
Keine Krankheit hat nur eine Ursache, daher ist ein monokausal ausgerichteter Therapieansatz in aller Regel nicht von Erfolg gekrönt. Rolands Geschichte zeigt eindrucksvoll auf: Wer sich dem Symptom zuwendet, es in den 5 Dimensionen entschlüsselt und Heilimpulse auf jeder dieser Ebenen setzt, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit Gesundheit (zurück) erlangen. In unserer Praxis dürfen wir das jedenfalls Tag für Tag erleben.
MENTAL:
GEDANKEN
Auf der mentalen Ebene, dem Verstand, findet die geistige Aktivität des Menschen statt.
Sie umfasst neben der Fähigkeit, Sinneseindrücke wahrzunehmen, zu bewerten und zu verarbeiten, auch verschiedene
kognitive Prozesse wie logisches Denken, Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Lernen, Sprache, Entscheidungsfähigkeit,
Problemlösekompetenz und Kreativität.
EMOTIONAL:
GEFÜHLE
Emotionen, Gefühle, Stimmungen und Affekte sind Ausdruck unserer Befindlichkeit. Es existiert
keine einheitliche Definition, sondern es gibt verschiedenste Versuche, diese Dimension zu erfassen. Ältere Theorien
vertreten die Auffassung, es gäbe 4 Hauptemotionen: Angst, Ärger/Wut, Freude, Trauer/Verzweiflung. Die Traditionelle
Chinesische Medizin kennt Freude, Ärger, Besorgnis, Grübeln, Trauer, Angst und Schrecken.
Der amerikanische
Psychologieprofessor Paul Ekman hat in ethnologischen Studien 7 universelle Grundgefühle nachgewiesen: Freude, Wut,
Ekel, Furcht, Verachtung, Traurigkeit und Überraschung. Sein Kollege Carroll E. Izard beschrieb, dass in jeder Kultur
10 Formen von Emotionen existieren: Interesse, Leid, Widerwillen, Freude, Zorn, Überraschung, Schamgefühl, Furcht,
Schuldgefühl und Verachtung. Die meisten psychologischen Werke gehen heutzutage davon aus, dass es die folgenden 7
Primärgefühle gibt, von denen sich alle anderen ableiten lassen: Angst, Ekel, Freude, Liebe/sexuelle Anziehung,
Trauer, Neugier und Wut.
ENERGETISCH:
FEINSTOFFLICHE EBENE
„Alles ist Energie, und dazu ist
nicht mehr zu sagen. Wenn du dich einschwingst in die Frequenz der Wirklichkeit, die du anstrebst, dann kannst du
nicht verhindern, dass sich diese manifestiert. Es kann nicht anders sein. Das ist nicht Philosophie. Das ist
Physik.“. Mit dieser Feststellung brachte Albert Einstein auf den Punkt, was die Medizinsysteme Indiens und Chinas
seit Jahrtausenden praktizieren. In diesem Sinne verstehen wir unter dem Begriff Energiesystem eines Menschen die
Gesamtheit der
Meridiane (TCM) oder Nadi (Ayurveda):
Energiebahnen, die durch den Körper
fließen und ihn mit der universellen Lebensenergie Qi (TCM) oder Prana (Ayurveda) versorgen;
Chakren: Energiezentren, in denen sich die Meridiane/Nadi treffen und die die energetische Dimension
mit dem physischen Körper verbinden;
Aura: Energiefeld, das den Körper umgibt.
PHYSISCH:
KÖRPER
Darunter wird einerseits die Gesamtheit dessen zusammengefasst, was man, in Computersprache
ausgedrückt, als „Hardware“ des Menschen bezeichnen würde: Herz-Kreislauf-System, Bewegungsapparat, Nervensystem,
Verdauungstrakt, Endokrinum, Atemtrakt, Geschlechts- und Fortpflanzungssystem, Lymphe, Immunsystem, Haut etc.
Andererseits fällt darunter auch die Funktionalität des Körpers, also primär die neuronalen und biochemischen
Prozesse.
SPIRITUELL:
GLAUBE
Unter Spiritualität verstehen wir die mehr oder weniger bewusste Suche des Menschen nach einem
tieferen Sinn der Welt im Allgemeinen und des eigenen Daseins im Besonderen, die Beschäftigung mit Religion und
Mystik, das Streben nach Selbstverwirklichung und Transformation. Daraus entstehen Überzeugungen, Werte, Einstellungen
und komplexe Glaubenssysteme, die das Verhalten des Menschen stark beeinflussen.
Buch-Tipp
Bärbel & Sebastian Rockstroh
Horch, da klopft die Seele an
Der
ganzheitliche Weg zur Gesundheit
tredition Verlag
Bärbel &
Sebastian Rockstroh
Heilpraktiker/in für Psychotherapie, Hypnosetherapeut/in, Kinesiologe/in und
Körpertherapeut/in in eigener Naturheilpraxis für 360°-Coaching und ganzheitliche Therapie. Schwerpunkte: Supervision
für Kollegen/innen, Psychosomatik und Traumatherapie
info@vitarium-rockstroh.de
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