Paracelsus Magazin Ausgabe 6/2024

Aktuelles aus dem VFP e.V.

Statista gegen Homöopathie

Die Statista GmbH, europaweit einer der größten Anbieter statistischer Auswertungen von Umfragen, erhebt für sich selbst den Anspruch: „Wir sind davon überzeugt, dass eine vermehrte Nutzung objektiver Daten als Grundlage für Entscheidungen unserer Gesellschaft zugutekommt“. Dem widersprechend ist die Veröffentlichung rund um die Befragung „Ziehen Sie alternative Heilmethoden der konventionellen Medizin vor?“ in Teilen tendenziös und sachlich unzutreffend (1). Dort heißt es: „In Deutschland hat etwa jeder sechste Umfrageteilnehmer bestätigt, den alternativen Heilmethoden mehr zu vertrauen als z. B. Arzneimitteln aus der Apotheke“. Dies erweckt den Eindruck, es gäbe einen pauschalen Unterschied zwischen „alternativen Heilmethoden“ und „Arzneimitteln aus der Apotheke“. Tatsache ist: Es gibt in Deutschland durchaus anerkannte komplementäre Arzneimittel in Form von Globuli, die als Medikamente in der Apotheke vorgehalten werden. 

Generell gilt: Zugelassene homöopathische Arzneimittel tragen eine Indikation (Grundlage ist die Richtlinie 2001/83/EG). Das Anwendungsgebiet ist vom Hersteller im Zulassungsverfahren beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) mit klinischen Studien oder anderen „wissenschaftlichen Erkenntnismaterial“ klar zu belegen. Dieses prüft wie bei jedem anderen Arzneimittel, ob ordnungsgemäße Qualität, Wirksamkeit und Unbedenklichkeit des homöopathischen Arzneimittels nach dem gesicherten Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse zurei- chend begründet ist (§ 25 Abs. 2 S. 1 Nr. 4 AMG). Danach sind in Deutschland derzeit rund 1250 Homöopathika zugelassen und apothekenpflichtig. „Alternative Heilmittel“ und „Arzneimittel aus der Apotheke“ gegen- überzustellen ist irreführend, genauso wie der Satz: „Besonders verbreitet ist hierzulande der Glaube an pseudowissenschaftliche homöo- pathische Behandlungsmethoden wie etwa die Einnahme von Globuli“; eine unzulässige Wertung, die einem der wissenschaftlichen Korrektheit verpflichteten Statistik-Institut nicht gut zu Gesicht steht. Allenfalls zulässig ist aus unserer Sicht die Aussage, dass die Wirkmechanismen homöopathischer Arznei- mittel bislang wissenschaftlich noch nicht ausreichend erforscht sind. Gleichzeitig gibt es international zahlreiche wissenschaftliche (auch doppelblind und randomisiert durch- geführte) Studien und Metastudien, welche die Wirksamkeit dieser Arzneimittel über eine reine Placebowirkung hinaus belegen (2). Da- her ist es sachlich falsch, die „Einnahme von Globuli“ beispielhaft „pseudowissenschaft- lichen“ Methoden zuzurechnen. Wir haben Statista zu einer öffentlichen Richtigstellung aufgefordert. 

Psychische Störungen

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes war 2022 fast jeder fünfte Krankenhausaufenthalt junger Menschen (10-17 Jahre) auf eine psychische Erkrankung zurückzuführen. Damit sind bei dieser Altersgruppe psychische Störungen nach Vergiftungen und Verletzungen der dritthäufigste Anlass für einen stationäre Behandlung. Mädchen sind deutlich häufiger betroffen. Der Klinikaufenthalt war bei mehr als 22600 der 10- bis 17-Jährigen wegen depressiver Episoden notwendig. Das entspricht einem Anteil von mehr als einem Viertel (28 %) der Jugendlichen, die wegen psychischer Erkrankungen und Verhaltensstörungen stationär aufgenommen wurden. Nicht zu unterschätzen sind die alkoholbedingten psychischen Erkrankungen, akuten Belastungsreaktionen und die posttraumatischen Belastungsstörungen, welche immerhin 10 % der jungen Patienten zu schaffen machten. 

Werner Weishaupt

Heilpraktiker für Psychotherapie, Dozent für Kinesiologie und Psychotherapie, Präsident des Verbandes Freier Psychotherapeuten, Heilpraktiker für Psychotherapie und Psychologischer Berater e.V. (VFP), Autor

dr.weishaupt@vfp.de