Fallstudie aus der tierheilkundlichen Praxis
Eine 7-jährige Schäferhündin kommt mit diversen gesundheitlichen Beschwerden zur Beratung, u. a. Sodbrennen und Übergewicht. Hauptproblem ist ein massiver Juckreiz, der mit starken Hautveränderungen im Bauchbereich einhergeht.
ANAMNESE
Von tiermedizinischer Seite wurden Ultraschall- und Laboruntersuchungen (Blut und Kot) durchgeführt. Mehrere Ausschlussdiäten mit diversen Fütterungsformen haben keinen Erfolg gebracht. Final steht die Diagnose IBD (Inflammatory Bowel Disease) im Raum. Ansonsten leidet die Schäferhündin an Epilepsie, sie ist aber stabil anfallsfrei.
BEFUND
Der Kot ist unauffällig, obwohl die Hündin exzessiv Gras frisst. Im Blutbild zeigen sich auffällige Schilddrüsenwerte. Ich rate zur Konsultation eines Spezialisten, da eine Hypothyreose zu Verdauungsproblemen, Trägheit, Gewichtszunahme, Haut-/Fellproblemen und Verhaltensauffälligkeiten führen kann.
MASSNAHMEN
Ich plane eine Ausschlussdiät mit supplementiertem Reinfleisch und eine längerfristige Darmsanierung. Symptombezogen soll der Juckreiz gelindert werden. Im Rahmen der vorangegangenen Ausschlussdiäten wurden fast alle gängigen Proteinquellen verwendet. Ich entscheide mich für Büffel-Reinfleisch mit Innereien-Anteil sowie Pastinaken und Haferschleim als pflanzliche Komponenten. Zusätzlich kommen ein Vitamin-B-Komplex, Vitamin-D- und Jod-Tropfen, verschiedene Spurenelemente, Calciumcitrat und eine Mischung aus Krill- und Hanföl zum Einsatz (alle Fa. Pahema). Da ich jede Komponente austeste, muss der Ablauf der Ausschlussdiät genau durchgeplant werden.
» DARMAUFBAU
Vor der Ausschlussdiät starte ich mit dem Darmaufbau. Erst wenn dieser läuft, teste ich die Zusätze auf Verträglichkeit. In Phase 1 (3 Wochen) geht es um Reinigung und Milieu- Beeinflussung. Je nach Befund arbeite ich mit:
- Flohsamenschalen
- Huminsäuren (z. B. Sobamin, Naturmoor)
- Bentonit oder Zeolith (z. B. Fa. Pahema)
- Heilerde (z. B. Fa. Luvos)
- Schleimhauttherapeutika (z. B. Colibiogen Kinder)
Mit diesen Mitteln können Gallensäuren, Giftstoffe, abgestorbene Schleimhautzellen und ungünstige Bakterien aus dem Darm transportiert und der pH-Wert beeinflusst werden. In Phase 2 (8-10 Wochen) ergänze ich hochkonzentrierte Synbiotika. Hier bevorzuge ich Produkte mit breitem Spektrum an Bakterienstämmen (z. B. Sivomixx, Omni Biotic 10). In Phase 3 des Darmaufbaus lässt man die Hilfsstoffe schrittweise weg und beobachtet, ob der Kot stabil bleibt. Wenn das so ist, gibt man nur noch die Probiotika (8 Wochen).
» FUTTERUMSTELLUNG
Nachdem Phase 1 gut angelaufen ist, stellen wir das Basis-Futter wie o.g. um. Nach 2 Wochen zeigt sich, dass die Bestandteile verträglich sind. Wir starten nun mit der Ausschlussdiät (12 Wochen). Die Ergänzungsmittel werden nacheinander beigemischt, die Dosis langsam gesteigert, um zu erkennen, ob und wann es zu Reaktionen kommt. Die Futtermenge wird so berechnet, dass die Hündin langsam abnehmen kann, ohne in eine Nährstoff-unterversorgung zu geraten.
» WEITERE SCHRITTE
Zur Linderung des Juckreizes empfehle ich Kolloidales Silber und verdünnten Apfelessig, um die betroffenen Hautstellen zu pflegen. Die Halterin soll den Hund nach dem Spaziergang feucht abwischen, da oft nicht klar ist, wo genau der Auslöser für Beschwerden liegt.
VERLAUF UND STATUS QUO
Die Hündin spricht sehr gut auf die Darmsanierung und Futterumstellung an, sodass keine Rückschläge zu verzeichnen sind. Während der Ausschlussdiät behandelt eine Spezialistin die Schilddrüse und stellt die Hündin erfolgreich auf Forthyron ein. Ab diesem Moment verläuft die Gewichtsabnahme schneller, innerhalb von 4 Monaten ist das Idealgewicht erreicht. Die Hautstellen am Bauch heilen ab, und durch kleine Anpassungen im Futtermanagement (Veränderung der Fütterungszeiten und -häufigkeit) wird das Sodbrennen besser.
Obwohl die Beschwerden bereits über lange Zeit bestanden und seitens der Halterin schon viel probiert wurde, können wir mit dieser Strategie schnell Ruhe ins System bringen. Mittlerweile zeigt die Hündin kaum noch Auffälligkeiten.
FAZIT
Futterkomponenten sind nur eine von vielen möglichen Ursachen für Juckreiz. Neben umfassender Diagnose und gut geplanter Methodik sind Geduld und Durchhaltevermögen unumgänglich. Eine mehrgleisige Vorgehensweise ist ratsam. Schließlich braucht es immer die Mitarbeit des Halters. Durch eine längerfristige Zusammenarbeit ist es möglich, die Strategie bei Bedarf anzupassen. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, dass man nach Linderung/Abklingen der Symptome davon absehen sollte, zu experimentieren. Dafür kann es noch zu früh sein und man riskiert Rückschläge.

Vanessa Rössler
Abschluss in Biochemie/Molekularbiologie, seit 25 Jahren Tätigkeit in der Krebsforschung, Ernährungsberatung für Hunde und Katzen mit Schwerpunkten Phyto- und Mykotherapie, Autorin
info@barf-beratung.atWeitere Artikel aus dieser Ausgabe
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