Heilpflanze Stevia
AUCH BEKANNT ALS:
SÜSSKRAUT, HONIGKRAUT, HONIGKRESSE, SÜSSBLATT, KA'A HE'Ē (GUARANÍ), ZUCKERPFLANZE
Die Gattung Stevia aus der Familie der Korbblütler (Asteraceae) umfasst 235 Arten, wobei Stevia rebaudiana Bertoni die bedeutungsvollste ist. Die Pflanze stammt aus Südamerika und wächst in der Sonne auf lockeren, sandigen bis lehmigen Böden. In Japan wird sie seit den 1950er-Jahren kommerziell angesetzt. Auch in Deutschland ist der Anbau möglich; dabei ist zu beachten, dass Stevia nicht frostbeständig ist. Im Haus kann man sie überwintern. Stevia wurde von Mosè Giacomo Bertoni, einem Schweizer Botaniker, (wieder)entdeckt. Der paraguayische Chemiker Ovidio Rebaudi isolierte später ihre Inhaltsstoffe, weshalb der Pflanzenname die Zusätze rebaudiana und Bertoni erhielt.
WORAN ERKENNT MAN STEVIA?
Es handelt sich um eine mehrjährige krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 70-100 cm erreicht. An ihren bis zu 1 m langen Ranken sind tiefgrüne, ovale Blätter kreuzständig am Stängel angeordnet. Die Blattspreite ist einfach, leicht ledrig und im vorderen Teil grob gekerbt. Der Blattstiel ist kurz oder fehlt. Die in den Blattachseln sitzenden Blüten sind klein und weiß bis purpurfarben. Die Pflanze ist steril, sie wird über den Wind bestäubt. Daher können sich nur zwei Pflanzen gegenseitig befruchten. Nur ca. 15% der Samen sind keimfähig, und das nur innerhalb der ersten sechs Monate nach ihrer Reife. Wegen ihrer Speicherwurzel kann Stevia etwa sechs Jahre lang bis zu 5-mal jährlich oberirdisch abgeerntet werden.
WIE WIRKT STEVIA?
Die süß schmeckende Stevia ist „allgemein als sicher anerkannt“ (GRAS, Zulassungsbezeichnung der amerikanischen Food and Drug Administration), unerwünschte Wirkungen sind allerdings nicht auszuschließen. Bis heute ist die Steviapflanze nicht als Lebensmittel zugelassen. Zwar dürfen die Blätter seit 2017 in Tees verwendet werden, jedoch in keiner anderen Zubereitung. Anderes gilt für die Inhaltsstoffe, die für den süßen Geschmack verantwortlich sind: Steviolglykoside wurden 2011 in der EU als Lebensmittelzusatzstoff E 960 zugelassen.
Wissenschaftliche Studien haben nicht nur eine antimikrobielle, sondern auch eine blutdruck- und blutzuckersenkende sowie gefäßerweiternde Wirkung belegt. Steviolglykoside haben keine Kalorien, verhindern Zahnbelag, sind geeignet für Diabetiker und besitzen im Vergleich zu Saccharose eine 300-fach höhere Süßkraft. Bei den getrockneten Blättern ist diese 15- bis 30-mal stärker.
In der südamerikanischen Volksheilkunde setzt man die Pflanze zur Herzstärkung, gegen Übergewicht, Bluthochdruck und Sodbrennen ein. Eine Zubereitung aus fermentierten Blättern zeigt eine stark antioxidative Wirkung, die sogar die von grünem Tee übersteigen soll.
INDIKATIONEN
- Bluthochdruck
- Diabetes
- Gicht
- Hemmung von Bakterien und Pilzen
- Herzschwäche
- Infektionen
- Karies
- Sodbrennen
- Übergewicht
- Zahnbelag
- Zahnfleischbluten
- Zuckerersatz
WELCHE WIRKSTOFFE ENTHÄLT STEVIA?
In den 1930er-Jahren wurden acht bis dahin unbekannte Glykoside gefunden, die für den süßen Geschmack der Pflanze verantwortlich sind. Die wichtigsten sind Steviosid mit dem Aglykon Steviol, Rebaudiosid A, Rebaudiosid C und Dulcosid A. Dabei ist Rebaudiosid A am süßesten und zugleich am wenigsten bitter. Inzwischen wurden mehr als 100 verschiedene Inhaltsstoffe definiert. Dabei handelt es sich v. a. um Terpene und Flavonoide.
Die Stevia-Extrakte sind weißes bis leicht gelbes Pulver, die gut wasserlöslich sind. Sie enthalten v. a. Steviosid und Rebaudiosid A.
Das unbehandelte Kraut liefert Spuren von β-Sitosterol, das seit 50 Jahren zur Behandlung der Hypercholesterinämie eingesetzt wird.
WELCHE STEVIA-TEILE WERDEN VERWENDET?
Als Droge kommen die Blätter (Steviae rebaudianae folium, Steviae folium), jedoch hauptsächlich die daraus extrahierten Inhaltsstoffe zum Einsatz.
ANWENDUNG
Wenn man Stevia oder ihre Extrakte zu hoch dosiert, kann sich der süße Geschmack in einen bitteren verwandeln. Dem versucht man mit enzymatisch modifizierten Steviosiden entgegenzuwirken.
Als kalorienarmes Süßungsmittel ist Stevia in vielen verarbeiteten Lebensmitteln, Süßigkeiten und Getränken enthalten. Wegen seiner Zahnfreundlichkeit wird der Extrakt auch in Zahncremes verwendet. Produkte gibt es zudem als Pulver, Granulat, Tropfen und Tabs.
Da die Extrakte bis 200 °C hitzestabil sind, können sie auch zum Kochen und Backen verwendet werden. Überall, wo ein Zuckerersatzstoff (z. B. Aspartam) angeführt wird, kann ersatzweise Steviolglykosid genutzt werden.


Dr. rer. nat. Frank Herfurth
Heilpraktiker, Lebensmittelchemiker, Dozent der Paracelsus Gesundheitsakademien
fh@herfurth.orgWeitere Artikel aus dieser Ausgabe
- 1Wärme und Kälte als Naturheilverfahren
Traditionelle und neue Behandlungsmethoden für ganzheitliche Gesundheit
Naturheilkunde - 2
- 3
- 4Wohin du auch gehst, gehe mit ganzem Herzen
Ursachen und Behandlung von Depressionen aus Sicht der Chinesischen Medizin
Naturheilkunde - 5
- 6Gut gerüstet für den HausbesuchNaturheilkunde
- 7
- 8Unsere Nahrung sei uns Medizin
Wie wir die Schilddrüse mit der richtigen Ernährung unterstützen können
Naturheilkunde - 9Die häufigsten Parasitosen bei VögelnTierheilkunde
- 11VFP News
Aus dem Abrechnungsforum: Dr. jur. Birgit Schröder beantwortet Fragen unserer Mitglieder
Psychotherapie - 12
- 13Die Paracelsus Gesundheitsakademie Dresden stellt sich vor
Ines Sandig, Studienleiterin und Heilpraktiker für Psychotherapie
- 14
- 15
- 16
- 17
- 18Neue Praxisräume „Ästhetik“
Die Paracelsus Gesundheitsakademien Rostock und München haben im Februar ihre neuen Praxisräume „Ästhetik“ eingeweiht. Wir waren zu Besuch.
Naturheilkunde