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Naturheilkunde
Lesezeit: 4 Minuten

Fallstudie aus der naturheilkundlichen Praxis

Ein 54-jähriger Patient leidet an einem primären Offenwinkelglaukom links mit stark erhöhtem Augeninnendruck. Der Sehnerv ist geschädigt und das Sehfeld eingeschränkt, zudem besteht Kurzsichtigkeit. Der Patient ist selbstständig, arbeitet täglich und weist einen guten Allgemeinzustand auf. Hin und wieder wirkt er müde und angespannt. 

 

 

ANAMNESE UND UNTERSUCHUNG

Das Glaukom wurde vor 10 Jahren diagnostiziert. Operativ wurde eine Kunstlinse eingesetzt, was häufig Entzündungen des Auges nach sich zog. Der erhöhte Augeninnendruck wird medikamentös behandelt, bleibt aber zu hoch. 

 

Manchmal hat der Patient leichte Kopfschmerzen, die sich bis über die Augen erstrecken. Außerdem leidet er an Pollenund Nahrungsmittelallergien. Der Schlaf ist oft unterbrochen, da er aufgrund der Medikamente nachts Wasserlassen muss. Einschlafen wird durch viele Gedanken erschwert. 

 

Bei der körperlichen Untersuchung finde ich starke Verspannungen des Trapezmuskels mit schmerzhaften Triggerpunkten. Der Zungenkörper ist leicht violett und dünn. Der Zungenbelag weist eine weiß-gräuliche Farbe auf. An der Spitze zeigen sich rote Punkte, während die Ränder blass sind. Der Puls ist insgesamt schwächlich, die Pulstaststellen von Leber und Milz sind gespannt. 

 

 

DIAGNOSE

Aus Sicht der Chinesischen Medizin (TCM) gehören die Augen zur Leber. Dabei wird diese weniger als anatomisches Organ, vielmehr als Funktionskonzept betrachtet. Sie versorgt die Augen und ist für den freien Fluss des Qi zuständig. Stress blockiert den Fluss dieser Energie, was sich in Form von verspannter Muskulatur im Nackenbereich, eines gespannten Pulses und erhöhtem Augeninnendruck zeigt. Dieses Muster wird als Leber-Qi-Stagnation bezeichnet. Die mangelnde Versorgung der Augen mit Nährsubstanz zeigt sich v. a. an blassen Zungenrändern. Die Schädigung des Sehnervs kann als Yin-Mangel übersetzt werden. 

 

 

THERAPIE MIT TCM

Ziel ist es, den Augeninnendruck zu senken und die energetische Versorgung der Augen zu verbessern. Dabei arbeite ich nach der von mir entwickelten Augenregulationstherapie. Den Schwerpunkt bildet die Körperakupunktur, v. a. Punkt Le 3. Dieser beseitigt eine Leber-Qi-Stagnation, stärkt das Leber-Blut, reduziert den Augendruck und führt zur besseren Durchblutung. Le 3 fördert die Entgiftung und den Abtransport von Stoffwechselendprodukten aus den Augen. Ich kombiniere Le 3 mit Di 4, dem Meisterpunkt für das frontale Gesicht mit Wirkung auf die Augen. Das Zusammenspiel dieser beiden Akupunkturpunkte, jeweils beidseitig genadelt, wird als die „Vier Öffner“ bezeichnet. Sie öffnen die Sinnesorgane des Menschen. 

 

Um die Versorgung der Augen weiter zu verbessern, werden Punkte auf dem Magen- und Milz-Meridian hinzugenommen (u. a. Ma 36), dazu die Ernährung umgestellt. Milchprodukte und Rohkost sollten stark reduziert werden, da sie die Verdauungsfunktion und Umwandlung von Nährstoffen verringern. Warme Speisen und Getränke werden empfohlen. Begleitend zur Akupunktur werden Hals- und Nackenbereich geschröpft und massiert, um die Muskelverspannungen zu lösen und den Energiefluss in Kopf und Augen zu verbessern. Unterstützend empfehle ich Augen- und Nackenübungen aus dem Yoga, v. a. „Trataka“ (Starren ohne Blinzeln). Damit soll der Geist beruhigt und der Fokus auf die Augen gelenkt werden. Spannungen in den Augen werden gelöst. Die Übungen ergänzen diejenigen, die der Patient bereits durchführt. 

Dieser ist sehr offen für das Therapiekonzept, übt regelmäßig zu Hause und versucht, seine Lebensweise zu verändern. 

 

 

VERLAUF UND AUSBLICK

Nach 10 Sitzungen reduziert sich der erhöhte Augeninnendruck zufriedenstellend. Es werden weitere Termine für Akupunktur und Schröpfen vereinbart, um den Zustand zu stabilisieren. Die Augen- und Nackenübungen sollen beibehalten werden. Der Patient ist zufrieden und arbeitet weiter an der Optimierung seiner Lebensweise. 

 

 

FAZIT

Die Augenregulationstherapie nach Ritz ist ein ganzheitliches Therapiekonzept, welches das Auge im Zusammenhang mit dem ganzen Menschen, seinem Leben und Umfeld sieht. So eröffnen sich nicht nur für austherapierte Patienten neue Perspektiven hinsichtlich ihrer Augengesundheit. Die Chinesische Medizin als Hauptbestandteil der Augenregulationstherapie betrachtet das Auge in seiner energetischen Funktion. Die Akupunktur kann den Energiefluss regulieren, das Auge stärken und die Sehkraft unterstützen. Mithilfe der Augenübungen aus dem Yoga werden die anatomischen Strukturen der Augen gestärkt und energetisch versorgt. Das Therapiekonzept bindet die Patienten in die Behandlung mit ein, erhöht so die Effektivität der Therapie und führt zur besseren Verbindung von Körper, Geist und Seele. 

Seminar-Tipp

Markus Ritz

Heilpraktiker, Dozent an den Paracelsus Schulen, Inhaber einer Akupunktur-Ambulanz mit Schwerpunkten Schmerztherapie und Hauterkrankungen

nfo@padmasana.de

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