Orale Rehydration
Nach der Lungenentzündung ist die Durchfallerkrankung die zweithäufigste Todesursache bei Kindern. Auch im Jahr 2000 werden nach Schätzung der WHO weltweit, vor allem in Entwicklungsländern, 3 Millionen Kinder, davon 80 Prozent unter 2 Jahre alt, an dem durch eine Diarrhöe verursachten Flüssigkeitsverlust sterben. 57.000 Kinder pro Woche, 8.000 pro Tag, ein Kind alle 10 Sekunden. Auch in den Industrieländern sterben Kinder noch an Durchfallerkrankungen, in den USA etwa 300 Kinder unter 5 Jahren pro Jahr.
Wodurch wird eine Diarrhöe verursacht?
Die Ursachen für eine Diarrhöe sind vielfältig. Meist wird sie durch einen viralen Magen-Darm-Infekt verursacht. Dies gilt vor allem in den beiden ersten Lebensjahren. Eine Diarrhöe kann aber auch durch eine bakterielle Nahrungsmittelverunreinigung (z.B. Typhus, Campylobacter), Parasiten (z.B. Lamblien) und Antibiotika verursacht werden. Einige weitere Erkrankungen führen ebenfalls zu Durchfall wie die Coeliakie, der Morbus Crohn und weitere mit Resorptionsstörungen einhergehende Darmerkrankungen.
Wann wird die Diarrhöe gefährlich?
Die akute Durchfallerkrankung, oft in Verbindung mit Erbrechen, kann zu einem schnellen und großen Verlust von Wasser und Salzen führen. Diese müssen ersetzt werden, um ein Austrocknen des Körpers, eine Dehydration zu verhindern. Kinder nehmen im Verhältnis zum Körpergewicht mehr Wasser auf und scheiden auch mehr Wasser aus als Erwachsene. Sie sind deshalb gegen einen akuten Flüssigkeitsverlust besonders anfällig. Bei einem Wasserverlust von 3-5% spricht man von einer geringen, bei einem Wasserverlust zwischen 6-9% von einer mäßigen Dehydration. Bei über 10% liegt eine schwere, lebensgefährliche Austrocknung vor, die eine sofortige klinische Behandlung erfordert.
Orale Rehydrationslösungen ersetzen Wasser und Elektrolyte
Bei der ORT wird den Patienten eine Salzlösung (z.B. Oralpädon 240, bei älteren Patienten Elotrans) oral verabreicht, um bei einer akuten Durchfallerkrankung gleich welcher Ursache eine Dehydration des Körpers entweder zu verhindern oder auszugleichen. Die Verordnung oraler Rehydrationslösungen gilt heute als Standard-Therapie bei Patienten mit Durchfallerkrankung und erhöhtem Flüssigkeitsverlust.
Durchfall ist für Kinder gefährlich. Sie verlieren Flüssigkeit, Salze, Zucker. Abhilfe schaffen Fertiglösungen aus der Apotheke. Die gibt es auch in Erdbeergeschmack. Von Salzstangen mit Cola ist dringend abzuraten.
Wissenschaftliche Voraussetzung für diese Therapie waren Untersuchungen zum Natrium- und Glucose-Transport an der Zellmembran der Darmschleimhaut. Es konnte gezeigt werden, dass beide nur gemeinsam im konstanten molekularen Verhältnis von eins zu eins wirksam resorbiert werden können.
Diese Erkenntnisse dienten vor allem Forschern in Calcutta als Grundlage zur Entwicklung einer oralen Rehydrationslösung, bei der Wasser, Salze und Glucose in einem definierten Verhältnis zusammengesetzt sind. Selbst bei schweren Durchfallerkrankungen wird diese Lösung noch von der Darmschleimhaut aufgenommen und verhindert die Austrocknung. Eine Vielzahl von Studien konnte zeigen, dass mit der ORT zwischen 90% bis 95% der ausgetrockneten Kinder in Entwicklungsländern sicher und erfolgreich behandelt werden können. Aber auch in den Industrieländern, die diese einfache Technologie übernahmen, wird den meisten Kindern damit eine Infusionstherapie und häufig ein damit verbundener Krankenhausaufenthalt erspart. Die Entwicklung der oralen Rehydrationslösung ist einer der wenigen Fälle eines umgekehrten Technologie-Transfers von Entwicklungsländern in Industrieländern.
Warum wird die orale Rehydration noch immer unzureichend akzeptiert?
Die orale Rehydrationstherapie, obwohl einfach und wirksam, hat es immer noch schwer sich durchzusetzen. Ihre Bedeutung für Morbidität und Mortalität der Durchfallerkrankungen ist noch nicht in das allgemeine Bewusstsein eingedrungen. Manche Ärzte empfehlen andere Therapien, deren Wert nicht dokumentiert ist und die auch kein Ersatz für eine ORT sind, worauf meist der beigefügte Beipackzettel hinweist.
Mütter geben ihren Kindern statt einer oralen Rehydrationslösung Cola- und Saftgetränke mit zu hoher Osmolarität und unangemessener Elektrolytkonzentration. Diese Maßnahmen verhindern eher eine schnelle Rehydration.
Häufig lehnen die Kinder den leicht salzigen Geschmack der Lösung ab, so dass die Mütter die Therapie zu früh abbrechen oder erst gar nicht beginnen. Moderne Elektrolytlösungen wie Oralpädon 240 wurden deshalb geschmacklich verbessert, um die Akzeptanz zu steigern. Manche Kinder nehmen die Lösung gekühlt oder als Wassereis zu sich.
Besonders die für Flüssigkeitsverluste anfälligen Säuglinge und Kleinkinder sollten rechtzeitig bei Erbrechen und Durchfall mit oralen Rehydrationslösungen behandelt werden. Studien haben gezeigt, dass der frühe Beginn einer ORT die Häufigkeit der nachfolgenden Arztbesuche reduziert.
Bei Durchfall: Hände weg von Cola und Salzstangen. Es kann eher schaden als nutzen, weil das Mischungsverhältnis nicht stimmt. Wichtigste Maßnahme bei Durchfall ist der Ersatz von Flüssigkeit und Salzen in einer genau auf den Körper abgestimmten Mischung durch Orale Rehydrationslösungen (ORL). Sie entsprechen den Anforderungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO).
Leitlinien
- Die orale Rehydration ist eine kosteneffektive Therapie zur Behandlung akuter Durchfallerkrankungen, unabhängig von ihrer Ursache bei geringem (3-5%) bis mäßigem (6-9%) Wasserverlust.
- Erbrechen ist keine Kontraindikation.
- Mit der Rehydration sollte zu Beginn der Erkrankung begonnen werden.
- Mit der Wiederaufnahme einer angemessenen Ernährung sollte nach Beendigung der Rehydration sofort angefangen werden.
Therapie mit Antibiotika und Antidiarrhöika?
Antibiotika haben bei der Behandlung akuter Durchfallerkrankungen nur einen begrenzten Wert, da die meisten Erkrankungen durch Viren ausgelöst werden. Antibiotika nützen bei Nachweis eines bakteriellen Erregers mit der damit verbundenen Möglichkeit der gezielten Behandlung.
Antidiarrhöika werden immer noch an Stelle von Elektrolytlösungen verschrieben und empfohlen. Für sie konnte bisher kein Nutzen bei der akuten Diarrhöe nachgewiesen werden. Einige von ihnen sind sogar gefährlich (WHO).
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