Positive Selbstprogrammierung
Durch das Autogene Training – Mittelstufe
Unser Leben dauert nur wenige Jahre. Wir sind deshalb gut beraten, wenn wir versuchen, das Beste daraus zu
machen. Zu jammern und zu resignieren ist das Ungeeigneteste, was wir tun können.
Wie sollen wir uns verhalten, was sollen wir also
lernen?
Als immer richtig und wichtig bieten sich folgende Verhaltensweisen
an:
- Jede Situation positiv beeinflussen.
- Sich nützliche Einstellungen aneignen.
- Verantwortung für die eigenen Gedanken übernehmen.
- Sinnvoll arbeiten.
- Sich anderen gegenüber verständlich machen.
- Rasch Lösungen zu den anstehenden Problemen anstreben.
Wir erkennen bald, dass diese grundlegenden Verhaltensweisen zeitlos sind und sich ein ganzes Leben lang bewähren. Ein ganzes Leben lang auch sollten wir uns bewusst sein, dass wir eine Ganzheit sind. Psyche, Geist und Körper stehen in Wechselwirkung zueinander. Das sinnvolle Zusammenspiel von diesen drei Persönlichkeitskomponenten führt zum Wohlbefinden.
Die medizinische Wissenschaft weiß heute, dass die meisten Krankheiten psychosomatisch bedingt sind. Gesund fühlen wir uns nur, wenn wir uns körperlich, psychisch und mental in unserem jeweiligen sozialen Umfeld wohl fühlen.
Unseren geistigen Prozessen, unserer Gedankenqualität und unseren Einstellungen kommt eine gewisse Vorrangstellung zu, da der Angriffspunkt für positive Lebensgestaltung in uns selbst liegt.
Wir erleben was wir denken, und sind damit auch das, was wir denken.
Was ist die häufigste Beschäftigung des Menschen? Zweifelsohne das
Denken.
Auch wenn wir uns nicht für Denker halten: Wir denken fast ununterbrochen. Bemerkt oder
unbemerkt läuft ständig ein innerer Dialog ab, oft auch auf mehreren Ebenen gleichzeitig.
Was aber ist das Denken?
Das menschliche Gehirn hat sich im
Lauf von Jahrtausenden durch Hervorbringung neuer Schichten weiterentwickelt. Im tiefsten Inneren ist es noch das
gleiche Gehirn wie bei einem Reptil. Dieser Kern ist von einer weiterentwickelten Säugetier-Schicht umgeben. Die
äußere, Cortex genannte Schicht hat sich beim Menschen als letzte gebildet – auf ihr beruht die ihm eigene
Überlegenheit über das Tier.
Alle diese Schichten sind gleichzeitig in Funktion, vom Bedürfnis des Reptils nach Sicherheit, Fortpflanzung und Macht über die Fähigkeiten und die Intuition des Säugetiers bis zur induktiven und deduktiven Urteilskraft des Homo sapiens.
In einem Teil unseres Geistes sind alle Informationen, Erinnerungen und Erfahrungen gespeichert. Sie treffen Entscheidungen, reagieren auf Situationen und antworten auf Emotionen auf Grund dieser Sektion unseres Geistes, die übrigens mit all den anderen erwähnten Schichten verbunden ist. Dieser besondere Teil unseres Geistes vermittelt uns auch die Empfindungen bezüglich unseres Selbst.
Was wir im Moment sind – also jemand, der dasitzt und diese Seite liest – sind wir, weil unser Geist das
glaubt.
Was aber denken wir?
Wenn wir genau
hinhören, werden wir feststellen, dass viele, wenn nicht gar die meisten Gedanken mit negativen Inhalten besetzt sind.
Wir beklagen uns, wie schlecht es uns geht, wir beschimpfen unsere Mitmenschen oder das Wetter oder das Leben
überhaupt, wir ärgern uns. Wenn wir gerade nichts Negatives denken, plappern wir ziellos Unsinniges in uns
hinein.
Und so verschwenden wir eine Macht, die uns helfen könnte, glücklicher, gesünder und erfolgreicher
zu sein: die Macht der Gedanken und Worte. Denn: Gedanken (und Vorstellungen) haben die Tendenz, sich zu
realisieren. Und eben mit dieser Tatsache beschäftigt sich die Methode der Selbstbeeinflussung: Die Mittelstufe des
Autogenen Trainings.
Wenn jemand als Kind Milch verschüttet hat und eine Autoritätsperson ihn
“Tolpatsch” genannt hat, kann der Verstand und das Gefühl diese Meinung akzeptiert haben. In diesem Fall verhält er
sich tolpatschig. Oder vielleicht hat ihn seine Mutter, sein Vater oder der große Bruder geärgert und wurde “Trottel”
genannt. Hat sein Gehirn das akzeptiert, so bewirkt dies unter Umständen schlechte Zensuren in der Schule oder
geringes Selbstvertrauen und dadurch geringen Erfolg im Leben.
Unsere Fähigkeit, Erfolg zu haben, ein
Problem zu lösen, eine Aufgabe zu bewältigen, ein Ziel zu erreichen, hängt zum großen Teil von der Meinung unseres
Geistes über die Fähigkeiten ab.
Wenn wir uns auf eine bestimmte Weise verhalten sollen, ruft dieser
Teil des Verstandes alle damit zusammenhängenden Informationen ab, die in sämtlichen Ebenen unseres Geistes
gespeichert sind. Dann wertet er diese Informationen aus und sagt uns, ob wir uns auf diese Weise verhalten können
oder nicht.
Hintergrund zu dieser oben beschriebenen Vorgehensweise ist die jahrzehntelange Erfahrung im Umgang mit
Entspannungsübungen, Autogenem Training, Autosuggestion, Selbsthypnose, positivem Denken usw. Um aber aus diesem
unbewussten Vorgang herauszukommen und diesen ganz bewusst umzuprogrammieren, ist es notwendig die Basis dieser
Arbeitsmethode näher zu beschreiben.
Grundlage des Autogenen Trainings ist die
Autosuggestion.
Diese bewusste Selbstbeeinflussung nach Emile Coue (1857 – 1926) ist eine gedankliche
Selbsthilfemethode, die sich der geistigen Kräfte bedient, die jedem Menschen zur Verfügung stehen.
Entscheidend ist, diese Kräfte der Vorstellung nicht negativ (und somit krankmachend, stressend, belastend,
störend, behindernd) anzuwenden, sondern sie in den Dienst einer positiven Lebensgestaltung zu
stellen.
Unser Denkapparat ist unaufhörlich beschäftigt – mit Gedanken, Selbstgesprächen und
Vorstellungen. Bei den meisten Menschen ist ein überwiegender Teil dieser (teils unbemerkt verlaufenden) Denkabläufe
mit negativen Inhalten besetzt. Wer einmal seinen inneren Dialog aufmerksam verfolgt, wird sehr viel Klagendes,
Wehleidiges, Schimpfendes, Ärgerliches darin finden. Gedanken und Vorstellungen aber haben gewaltige Kraft.
Sie haben die Tendenz, sich zu verwirklichen. Je öfter ich also denke: “Heute fühle ich mich aber besonders
schlecht” oder “Dieses Essen bekommt mir sicher gar nicht”, desto schlechter werde ich mich mit der Zeit auch
fühlen.
Was liegt näher, als die Kraft der Gedanken und Vorstellungen positiv zu nutzen? Und doch kommt
selten jemand auf die Idee, dass man das überhaupt kann. Der französische Apotheker Emile Coue entdeckte, dass man mit
Hilfe positiver, wiederholt Bedachter oder leise gesprochener Sätze seinen inneren Dialog sozusagen umprogrammieren
kann. “Es geht mir von Tag zu Tag – in jeder Hinsicht – immer besser und besser” lautet die wichtigste der von
Coue entwickelten suggestiven Formeln.
Coué empfahl seinen Schülern, diese Zentralformel abends, kurz
vor dem Einschlafen, und morgens, gleich nach dem Aufwachen, 20mal halblaut aufzusagen. Die Augen sollten dabei
geschlossen sein, und die Gedanken sollten sich (ohne Zwang, eher in einer Art kindlichen Glaubens) auf die Kraft der
Worte konzentrieren. Dr. Erich Rauch, einer der bekanntesten Nachfolger Emile Coués, erklärte dazu: “Ständig
wiederholte Gedanken und Worte üben einen fast zwingenden Einfluß auf unser Unterbewusstsein aus. Die
Aufgabe der bewussten Selbstbeeinflussung besteht… nicht darin, den Arzt zu ersetzen, sondern ihn zu ergänzen und die
Wirkung seiner Therapie zu verstärken. Dies gilt besonders für das Heer der vegetativ Labilen und der psychosomatisch
Erkrankten, und dies gilt für die überwiegende Mehrzahl aller von funktionellen Störungen Betroffenen. Bei ihren
Beschwerden spielen körperliche und seelische Faktoren, wie im besonderen auch nervliche, stress- und
belastungsbedingte Ursachen eine große Rolle.” Der Schlüssel zur Bewältigung von Krankheiten und Krisen ist,
den “inneren Arzt”, wie Paracelsus das natürliche Ordnungs- und Heilprinzip nannte, durch die Kraft positiver
Vorstellungen zu beeinflussen.
“Jede Krankheit ist heilbar, aber nicht jeder Kranke.” Das sagte Coué
nach jahrelangen Erfahrungen mit der Autosuggestion. Mit anderen Worten: Wer negativ denkt, wer ständig an Krankheit
statt an Gesundheit denkt, suggeriert sich selbst die Vorstellung von Krankheit und wird sich dementsprechend krank
fühlen. Alle Vorgänge in unserem Körper, die nicht vom bewussten Willen abhängen, werden vom “inneren Arzt”, dem
unbewussten Ich, gesteuert: Dazu gehören die Atmung ebenso wie die Herztätigkeit, um nur zwei der wichtigsten
Funktionen zu nennen. Keine der vom vegetativen Nervensystem gelenkten Organvorgänge lässt sich durch den Willen
beeinflussen, mehr oder besser zu arbeiten. Zu dem unbewussten Ich gehören auch alle uns nicht voll bewussten Vorgänge
im seelisch-geistigen Bereich. Auch sie sind weder durch Befehle noch durch Willensanstrengung zu lenken. Ein
Alltagsbeispiel macht das klar: Wer sich schlaflos im Bett wälzt und sich selbst (besser gesagt, seinem zum
Unbewussten gehörenden Schlafzentrum) den Befehl erteilt, sofort einzuschlafen, wird, je energischer dieser Befehl
ist, nur um so unruhiger und schlafloser werden.
Gedanken, Vorstellungen und wiederholt gesprochene
Worte jedoch vermögen (das trifft auf die Autosuggestion und auf das Autogene Training-Mittelstufe zu) unser
Unterbewusstsein positiv zu beeinflussen. Also Zuversicht, Glaube und Vertrauen anstatt verbissener Befehle
oder ewiger Zweifel. Dazu sagt Dr. Erich Rauch: “Immer kommt es auf den Glauben an. Man kann sich leider
nicht zum Glauben zwingen. Aber: man kann sich dazu erziehen! Erziehen im Sinne Coués bedeutet nicht, um etwas zu
kämpfen. Im Gegenteil, die bewusste Selbstbeeinflußung verträgt sich nicht mit Kämpfen, Anstrengen,
Erzwingenwollen. Sie verträgt sich nur mit sanftem, anstrengungslosen Vorgehen.
Jede bewusste
Autosuggestion, auch das Vorsagen einer Formel, darf nur ganz leichthin, natürlich, höchst einfach und kinderleicht
vor sich gehen. Grundsätzlich soll man alles, was man überhaupt angehen oder erreichen will, von vornherein als
(relativ) leicht betrachten.”
Ein kleiner Blick in psychologische Vorgänge zeigt uns diese Zusammenhänge
deutlich: Psychologie ist die Wissenschaft vom inneren Erleben und äußeren Verhalten des Menschen. Wir leben jeweils
in ganz bestimmten Situationen, die wir individuell wahrnehmen. Wir erleben diese Situationen daher in ganz besonderer
Weise und müssen sie durch unser Verhalten bewältigen. Dazu stehen uns psychische Funktionen (z. B. Wahrnehmen,
Lernen, Sprechen, Denken) und psychische Kräfte (Gefühle, Unterbewusstes, Instinkte, Einstellungen, Gedanken) zur
Verfügung. Wie unser Leben verläuft, hängt von der Dynamik unseres Erlebens und Verhaltens ab. Diese Dynamik
wird entscheidend durch unsere Gedanken und die vorhandenen Einstellungen beeinflußt. Einstellungen sind
von der sozialen Umwelt vermittelte Stellungnahmen zu Personen, Dingen und Sachverhalten. Es liegt daher nahe, dass
wir mit einer ganz bestimmten Art und Weise unseres Denkens, dem Positiven Selbstprogrammieren, ein hervorragendes
Instrument zur Selbststeuerung besitzen. Da wir uns offensichtlich nur in jenen Situationen wohlfühlen, in denen wir
ein gutes Gefühl, eine angenehme Empfindung haben, ist es reizvoll zu wissen, dass wir durchaus in der Lage sind, jede
Situation im positiven Sinne zu beeinflussen. Da wir in jeder Situation mitagieren, können wir dazu beitragen,
dass eine “miese” Situation weniger mies wird und eine ohnedies erfreuliche Situation verstärkt wird.
Ganz einfach gesagt:
Wir müssen uns eine bessere Meinung
über uns selbst zulegen. Wer sich selbst nicht mag, hat Schwierigkeiten, andere zu mögen.
Dies hängt eindeutig mit unseren bewertenden Denkprozessen zusammen. Positive Selbstprogrammierung führt zu einem Rückkopplungsprozess, der sich so darstellt: Wer positiv über sich und andere denkt, festigt auf Dauer seinen positiven Charakter, handelt positiv, erfährt aus seiner Umwelt positive Rückwirkung, fördert damit seine Gesundheit physisch, psychisch, mental und sozial, was wiederum auf Dauer den positiven Charakter festigt.
Was ist positive Selbstprogrammierung?
Klammern wir
philosophische Betrachtungen aus und packen die Sache pragmatisch an: Positive Selbstprogrammierung ist realistisches
Denken, das aus der Fülle der in jeder Situation wahrgenommenen Elemente jene Möglichkeiten erkennt, die sich günstig
auf die menschlichen Grundsehnsüchte aller Menschen auswirken. Die vier Grundsehnsüchte aller Menschen sind:
Gesundheit, Harmonie, Liebe, Erfolg.
Jetzt können wir uns an eine Definition für den Hausgebrauch wagen:
Alles ist positiv, was uns gut tut und
anderen und der Umwelt nicht schadet.
Positive Selbstprogrammierung hat ganz erstaunliche Auswirkungen auf alle Lebensbereiche. Bei allen, die sich ständig
bemühen, positiven Gedanken’ Raum zu geben, stellt sich eine Art inneren Wohlgefühls ein. Mittlerweile ist auch
erwiesen: Wer sich gesund fühlt, lebt länger, weil er gesünder ist! Alles bisher Gesagte macht uns deutlich, dass wir
in unserer Lebensführung von der Qualität unserer Gedanken abhängig sind. Wenn wir uns fragen, wer für die eigenen
Gedanken zuständig ist, müssen wir bekennen, dass wir selbst die Verantwortung für unsere Gedanken übernehmen müssen.
Wir legen durch unsere Gedanken unsere Stimmung fest. Wir haben also die Möglichkeit, mit unseren Gedanken unser
Wohlbefinden zu steuern.
Damit wir uns die meiste Zeit wohl fühlen können, müssen wir unser Gedankenwelt
positiv gestalten, indem wir uns positiv programmieren. Dies geschieht durch vorteilhafte Suggestionen, die wir
immer wieder in unser Unterbewusstsein einfließen lassen. Es geht im entspannten Zustand und mit guter
Vorstellungskraft am leichtesten, zum Beispiel:
- Ich bin in jeder Situation entspannt, ruhig und gelassen.
- Ich beherrsche meine Emotionen.
- Ich bin fähig und tüchtig.
- Ich genieße jeden Augenblick meines Lebens.
Alle Fähigkeiten, Gewohnheiten und persönlichen Eigenheiten können auf gleiche Weise umprogrammiert werden. Die Umprogrammierung ist im Grunde eine Befreiung von begrenzenden Vorstellungen. Sobald diese stattgefunden hat, kann der Geist die schwierigsten Aufgaben bewältigen. Er kann die schädlichsten Gewohnheiten und Verhaltensmuster überwinden. Er kann Schmerzen beseitigen. Er kann unerwünschte oder negative Haltungen ändern. Dies alles und noch viel mehr kann unser Geist, wenn er von negativen Programmierungen befreit und ihm gestattet ist, präzise alle ihm zugänglichen Informationen zu kombinieren und einen Weg zum Erfolg ausfindig zu machen. Dieser Weg wird in Richtungen führen, in die unser Geist noch nie zuvor gegangen ist. Neue Überzeugungen erlauben es dem Geist, sich auf eine Weise zu verhalten, die ihm mit den alten Überzeugungen unmöglich war, und deshalb Erfolge zu bewirken, die vorher undenkbar waren.
Zusammenfassend lässt sich hier sagen, dass diese Betrachtungsweise von einem entspannten Lebensgefühl zeugt und
durch zahlreiche Entspannungstrainings angestrebt wird.
Wer seinen Tag mit z.B. dem Vorsatz beginnt “Es
geht mir mit jedem Tag – in jeder Hinsicht – immer besser und besser” und wer dazu weitere Formeln benutzt wie “Mein
Körper ist stark genug, um mich ganz gesund zu machen” oder “Ich weiß, dass ich es schaffe”, der wird, so Dr. Rauch,
selbst wesentlich zu einem gesunden Leben und zur Bewältigung von Krisen beitragen.
Das Autogene Training in der Mittelstufe – die positive Selbstprogrammierung ist ein kreativer Umgang mit dem Gehirn, den alten Programmen. Damit diese Umorientierung nicht nur das stereotype Wiederholen von Suggestionen oder Formeln ist, ist das Autogene Training in der Mittelstufe – die positive Selbstprogrammierung – die Methode, die durch das individuelle Schaffen von persönlichen und passenden Formulierungen, Formeln, Affirmationen auf die einzelnen Bedürfnisse der Person eingeht.
Die Hintergründe und Vorgehensweisen für professionellen Umgang mit hilfreichen Formeln lernt man am besten in einem praktischen Wochenendseminar. Informationen hierzu erhalten Sie bei der Deutschen Paracelsus Schule, bei der der Verfasser immer wieder Wochenendseminare anbietet.
Jan W. Moestel
Heilpraktiker
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