Unsere Heilpflanze: Fenchel – Foeniculum vulgare
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Fenchel (Foeniculum vulgare) ist die einzige Pflanzenart der Gattung Foeniculum innerhalb der Familie der Doldenblütler (Apiaceae).
Er ist weltweit als Gemüse-, Gewürz- und Heilpflanze verbreitet. In vielen asiatischen Ländern werden Fenchel und Anis übrigens nicht unterschieden.
Ursprünglich kommt der Fenchel aus dem Mittelmeerraum. Im Norden wurde er während des Mittelalters bekannt, da er in Klostergärten angebaut wurde.
Der Name Foeniculum (lateinische Verkleinerungsform zu foenum = „Heu“) bezieht sich auf das Aroma von Fenchel oder deutet auf die beim Welken und Trocknen schmalen, heuartig aussehenden Blattzipfel hin.
Im Jahr 2009 war Fenchel die Arzneipflanze des Jahres.
Woran erkennt man den Fenchel?
Der Fenchel ist eine zwei- oder mehrjährig krautige Pflanze, erreicht Wuchshöhen von 40 bis 200 cm und riecht würzig (anisähnlich). Er hat einen stielrunden, kahlen und bläulich bereiften Stängel. Mit seinen Speicherblättern bildet er knollenähnliche „Zwiebeln“. Die zweibis dreifach gefiederten Laubblätter sind haarförmig geschlitzt. Die Blattstiele besitzen 2 bis 2,5 cm lange, kapuzenförmig geformte Blattscheiden. Die Blattstiele der unteren Blätter sind 5 bis 15 cm lang.
Die Blütenstände sind doppeldoldig und haben einen Durchmesser von 5 bis 9 cm. Sie enthalten an 2 bis 25 cm langen Stängeln sechs bis 29 (manchmal sogar bis zu 40) Döldchen. Diese enthalten 14 bis 39 kleine Blüten ohne Hüllen. Die verkehrt-eiförmigen Kronblätter sind gelb. Es gibt nur einen Kreis mit fünf freien, fertilen Staubblättern.
Die kleinen Früchte (oft fälschlich als Samen bezeichnet) sind mehr oder weniger zylindrisch mit fünf charakteristischen, breiten, stumpfen Rippen.
Wo findet man den Fenchel?
Fenchel wird heute noch in Gärten gezogen, wildert aber gelegentlich auch aus.
Vom Echten Fenchel oder Gartenfenchel gibt es drei Arten:
- Gemüsefenchel (Knollen- oder Zwiebelfenchel [Foeniculum vulgare var. azoricum])
- Gewürzfenchel oder Süßfenchel (Foeniculum vulgare var. dulce)
- Wilder Fenchel oder Bitterfenchel (Foeniculum vulgare var. vulgare).
Die Arten unterscheiden sich sowohl in ihrer Verwendung wie auch im Wuchs.
Wie wirkt der Fenchel?
Seit der Antike wird Fenchel bei Menstruations- und Verdauungsstörungen, Blähungen und Husten eingesetzt. Weiterhin benutzt man ihn, um Koliken bei Abführmittelgebrauch (oder -missbrauch) zu lindern. Bei Erwachsenen und Kindern verwendet man Fenchelsirup (aus den Früchten) oder Presssaft (aus dem frischen Kraut) gegen chronischen Husten und Atemwegskatarrh.
Beruhigungstee (gegen Blähungen) für Säuglinge enthält traditionell Fenchelfrüchte. Äußerlich wirkt Fenchel bei Hautproblemen, ferner bei Bindehaut- und Augenlidrandentzündung. Das nach Anis riechende und schmeckende Fenchelöl wird wie die Früchte eingesetzt.
Das Anis-Fenchel-Öl eignet sich für Bauchmassagen gegen Blähungen. Mit warmen Händen wird das Anis-Fenchel-Öl auf den Bauch, und zwar im Uhrzeigersinn, eingerieben. Die Richtung ist wichtig, denn auch der Dickdarm verläuft im Uhrzeigersinn. Durch die Massage kann man die störende Luft dem Ausgang zuführen. Außerdem entspannt sich der Bauchbereich. Diese Methode bewährt sich auch schon bei ganz kleinen Säuglingen. Fenchel wird auch zur Förderung des Milchflusses bei Stillenden eingesetzt (Frauenfenchel!).
Anwendungsgebiete für den Fenchel
- Bindehaut- und Lidrandentzündungen
- Blähungen
- Bronchitis
- Husten
- Magenschmerzen
- Verdauungsbeschwerden
- unterstützt Magen und Darm
- Koliken
- Muskel- und Rheumaschmerzen
- fördert den Milchfluss
Welche Wirkstoffe enthält der Fenchel?
Fenchel enthält ätherisches Öl in den Früchten, im Kraut und in der als Gemüse verwendeten Wurzel.
In der Frucht enthält dies Anethol (siehe Formel), Fenchon, a-Pinen, Camphen, Myrcen, a- und b-Phellandren, Limonen, a-Terpinen, Terpinolen, Bergapten, p-Cymol, Bor, Kampfer, Carvon, Chamazulen, Citral, Citronella, Cumarine, Eugenol, Flavonoide, Fumarsäure, Kaffeesäure, Linalool, Linolsäure, Myristicin, Psoralen, Salicylate, Thymol, Tocopherol, Trigonellin, Umbelliferon, Xanthotoxin und Vitamin C.
Warnhinweise
Reines Fenchelöl soll nicht in der Schwangerschaft eingenommen werden.
Es besteht eine Verwechslungsgefahr mit anderen Doldengewächsen. Wenn Sie Fenchel selbst sammeln, sollten Sie ihn also eindeutig kennen.
Fenchelzubereitungen sollten ohne Rücksprache mit dem Arzt, Heilpraktiker oder Apotheker nicht über längere Zeiträume (mehrere Wochen) eingenommen werden.
Es kann in Einzelfällen zu allergischen Reaktionen der Haut und der Atemwege kommen.
Welche Teile der Pflanze werden verwendet?
Die getrockneten Früchte (Foeniculi fructus) und das ätherische Öl (Foeniculi aetheroleum).
Die übliche Art und Weise der Anwendung ist die Zubereitung von Fencheltee.
Dazu übergießt man 1 Esslöffel gemörserte (zerstoßene) Fenchelfrüchte mit 1/4 Liter siedendem Wasser, lässt diesen Aufguss einige Minuten ziehen und süßt mit Honig.
Eine bekannte Art der Anwendung ist Fenchelhonig, eine Mischung aus Fenchelsirup und Honig, u.U. mit Zusatz von Fenchelöl. Er dient als traditionelles Hausmittel bei Erkältungshusten zur Unterstützung der Schleimlösung.
Insbesondere in der Kinderheilkunde wird Fenchelhonig als Naturmedizin zur Behandlung von Störungen des Magen-Darm-Traktes und bei Nierenproblemen eingesetzt, da der Fenchel auf Kinder eine beruhigende Wirkung hat.
Fenchel ist Bestandteil der Carminativum- Tinktur, die Blähungen lindert.
In der Homöopathie verwendet man die getrockneten, reifen Früchte. Anwendungsgebiet ist die anthroposophische Therapie.
Verwendung außerhalb der Medizin (in der Küche)
Anwendung finden einerseits die Knollen (vor allem in Salaten, Gemüsegerichten und als Beilage zu gedünsteten Fischgerichten), andererseits die Früchte, die mit dem Anis vergleichbar sind.
Die Früchte werden z.B. als Gewürz in Schwarzbrot mitgebacken.
Fenchel gehört traditionsgemäß zu Fisch. Gegrillter Seebarsch und Rote Seebarbe werden bsw. auf getrocknetem Fenchel flambiert.
Er wird auch Saucen und Hackfleisch zugefügt. Fein gehackte Fenchelblätter (ähnlich wie Dillspitzen) nimmt man in geringer Menge zum Würzen von Suppen, Salaten, Mayonnaisen und für die „Sauce Vinaigrette“.
Dr. rer. nat.
Frank Herfurth
Heilpraktiker, Dozent, Lebensmittelchemiker
fh@herfurth.org
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