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Naturheilkunde
Lesezeit: 7 Minuten

Medizin aus 1001 Nacht

Traditionelle Naturheilmittel aus dem Orient

Vor ca. 3000 Jahren entwickelte sich die orientalische Heilkunst. Zum ersten Mal gab es so etwas wie Apotheken, Ambulanzen und Krankenhäuser. Zahlreiche Wirkungen von Pflanzen oder deren Bestandteilen wurden auf ihre Heilzwecke hin erprobt. Besonders groß geschrieben: Die Verwendung von Gewürzen als Medizin. In den Städten des Orients findet man bis heute traditionelle Gewürzapotheken. Im Folgenden sind ein paar uns bekannte Gewürze beschrieben; einige lassen sich zur Herstellung einer Rezeptur mit Tee oder Milch empfehlen, andere sind als Fertigpräparate erhältlich bzw. können in die tägliche Küche mit eingebaut werden.

Granatapfel

Diese schon seit Jahrtausenden bekannte und medizinisch angewandte Heilfrucht wurde mittlerweile in mehr als 1000 präklinischen und klinischen Studien untersucht: Wirkungen gegen oxidativen Stress, hohen Blutdruck, Herz-Kreislauf- Erkrankungen, Demenz, überschießende Entzündungsreaktionen, Prostatatumore und andere Krebsarten wurden entdeckt. Die Granatapfel-Wirkstoffe (Polyphenole) entfalten ihre antioxidative Wirkung vorwiegend indirekt regulatorisch über die Stärkung der körpereigenen antioxidativen Schutzmechanismen. Daher wirken sie in Krebszellen eher prooxidativ, während sie in gesundem Gewebe antioxidative Effekte entfalten. Vor allem in Bezug auf Prostata- und Brustkrebs sind die Wirkungen des Granatapfels sehr gut belegt.

Eine tägliche Mindestaufnahme von 500mg Polyphenolen sollte eingehalten werden. Die verschiedenen auf dem Markt erhältlichen Granatapfelprodukte bedienen sich unterschiedlicher Technologien und Schwerpunkte. Die Entscheidung für eines davon ist von der individuellen Situation des Patienten und dessen Vorlieben abhängig.

Wem eine hohe Bioverfügbarkeit wichtig ist, der kann auf aromatische Elixiere zurückgreifen, die nach einem patentierten Verfahren der Lebendfermentation hergestellt werden (Fa. Dr. Jacob’s Medical). Gemischt mit Mineralwasser schmecken sie besonders erfrischend. Alternativ stehen Produkte in Kapselform zur Verfügung, die z.B. auf Reisen einfacher zu dosieren sind.

Wer gezielter ansetzen möchte, dem steht ein Aktivkomplex mit Granatapfel zur Verfügung, der schwerpunktmäßig dazu genutzt wird, in der Zelle reduziertes Glutathion entstehen zu lassen (Reduglu, Fa. Jabosan Health Care). Der Komplex fungiert als Radikalfänger sowohl in wässrigem als auch im Lipidimileu. Das Präparat spielt eine wichtige Rolle in Phase II der Entgiftung, was eine bessere Löslichkeit der Giftstoffe bewirkt. Die Kombination reguliert den Lymphozyten-Stoffwechsel und hat direkten Einfluss auf die CD8+-Zellen und die zytotoxische T-Zellaktivität. Weiterhin ist reduziertes Glutathion an der Bildung von Prostaglandinen und Leukotrienen beteiligt, die zahlreiche immunologische Abwehrreaktionen steuern. Reduziertes Glutathion schützt die Struktur von Proteinen, unterstützt die Reparatur schadhafter DNA und reguliert die Zellteilung.

Weihrauch

Das Harz des Weihrauchs (Boswellia) gehört zu den bekanntesten traditionellen Heilmitteln aus dem Orient, wenn es um die Behandlung von Colitis, Rheuma, Gelenkleiden oder entzündlichen Lungenerkrankungen geht. Es kommt auch zur Schmerzstillung und als Desinfektion zum Einsatz.

Traditionell wurde es geräuchert oder gekaut. Tinkturen sind ebenfalls bekannt. Mit Weihrauch von guter Qualität findet man eine solche z.B. in Österreich (Fa. Nuhrovia). Die angebotenen Tinkturen werden aufbauend auf den Richtlinien des österreichischen Mystikers Jakob Lorber hergestellt. Dieser beschrieb im 19. Jahrhundert ein Verfahren, über das er Substanzen mit Sonnenlicht anzureichern gedachte. Dieser Ansatz ist auch im Ayurveda seit Jahrtausenden bekannt.

Daneben gibt es Nahrungsergänzungsmittel, bei dem die traditionell seit alter Zeit beschriebenen entzündungshemmenden Eigenschaften von Weihrauch, Curcumin und Leinöl durch ein patentiertes biophysikalisches Verfahren in der Wirkung verstärkt werden (Bicorsan). Diese natürlichen Stoffe können mit ihrem Synergieeffekt in die Gruppe der TNF-alpha-Hemmer eingeordnet werden.

Kurkuma

Curcuminoide stammen aus der Gelbwurz (Curcuma longa), die in der Küche als Gewürz verwendet wird. Sie sind auch die farbgebende Komponente des Currypulvers. In der abendländischen Medizin wird es als natürliches Heilmittel bei Entzündungen sowie bei Leber- und Magen-Darm-Problemen (auch bei entzündlichen Darmschleimhauterkrankungen) eingesetzt. Aufgrund vielfältiger Mechanismen kann sich Curcumin bei Krebserkrankungen und deren Prävention positiv auswirken. Die antikanzerogene Wirkung ist darauf zurückzuführen, dass es die Proliferation verschiedener Krebszellen verhindert.

Der Nachteil ist die schlechte Bioverfügbarkeit. Deshalb haben sich verschiedene Firmen damit beschäftigt. Inzwischen gibt es Präparate mit optimiertem Curcumin, das eine wesentlich höhere Bioverfügbarkeit als das herkömmliche aufweist (z.B. von Dr. Jacob’s oder Jabosan), und die schon erfolgreich in zahlreichen Studien mit mehreren Tausend Teilnehmern untersucht wurden (Curcumin K2).

Safran

Das „rote Gold“ wird seit Jahrtausenden als wertvolles Gewürz und traditionell auch für die Gesundheit verwendet. Der Blütenkelch mit den drei Safranfäden erscheint nur für ein paar Tage im Herbst. Nach wie vor erfolgt deren Ernte per Hand, weswegen die Fäden einen relativ hohen Preis haben. Glücklicherweise ist Safran schon in geringer Menge sehr ergiebig und umgekehrt in hohen Dosen giftig.

In der abendländischen Heilkunst wird Safran im Zusammenhang mit Husten, Menstruationsbeschwerden, Nieren-, Augen- und Magenproblemen genannt. Man findet ihn ebenso in Rezepturen für die Leber.

Safran von guter Qualität zu einem vernünftigen Preis zu bekommen ist gar nicht so einfach. Für therapeutische Zwecke sollte aber unbedingt darauf geachtet werden. Qualitätskriterien sind u.a. die Bestandteile Crocin (Färbekraft), Safranal (Aroma) und Picrocrocin (Geschmack, Bitterkeit). Hiernach wird der Safran in drei Qualitätskategorien eingeteilt.

Ingwer

In der Erfahrungsheilkunde wird er „Die universelle Medizin“ genannt, da er sich vielseitig einsetzen lässt: als Tee- oder Ölansatz, getrocknet oder frisch und natürlich gemahlen. Da er Knoblauch bekömmlicher macht und auch dessen keimtötende Eigenschaften ergänzt, kann man beide hervorragend kombinieren. Ingwer entfaltet eine starke Wirkung auf die Fließeigenschaften des Blutes. Die Wurzel enthält eine dem Aspirin in seiner chemischen Struktur sehr ähnliche Substanz.

Es waren die Araber, die den Ingwer nach Europa brachten. Verwendung fand er traditionell zur Förderung der Speichel- und Magensaftsekretion. Vor allem lässt sich die Brechneigung vermindern, weswegen er auch bei Reisekrankheit empfohlen wird oder bei Übelkeit in Folge einer Chemotherapie. Für all diejenigen, die auf die chemische Variante verzichten wollen oder den scharfen Geschmack nicht mögen, ist Ingwer auch nach pharmazeutischem Standard in Kapselform erhältlich (Zintona Kapseln, Fa. Grünwalder GmbH).

Tee und andere Rezepturen

Gewürzmischung zur Diätbegleitung
Auch heute noch benutzt man im Orient Gewürzmischungen aus Muskat, Schwarzpfeffer, Koriander, Safran etc. zur Stoffwechseloptimierung, entweder zum Kochen oder in einem Teeaufguss. Eine spezielle Mischung aus Kräutern und Gewürzen, wie z.B. Muskat, Pfeffer, Koriander Beifuß und Safran (Figustan), macht sich diese Erfahrungen zu Nutze. Mit dem Präparat lassen sich Diäten sehr gut unterstützen. Es reduziert Hungergefühle und hilft beim Abbau von überflüssigem Körperfett ohne Jojo-Effekt.

Safranmilch wird im Orient gerne vor der Meditation getrunken und soll zu einer besseren Schlafqualität verhelfen. Hierfür 1 Tasse Milch zum Kochen bringen, 1 Messerspitze Safran hinzufügen, 2 Minuten sanft köcheln lassen. Bei Bedarf mit Honig süßen. 1 Tasse pro Tag warm trinken.

Safrantrank wird als Aphrodisiakum empfohlen. Hierzu werden je 1 Prise Zimt, Kardamom, Nelken, Ingwer, Pfeffer, Muskatnuss und Safranfäden im Mörser zerstoßen und mit 1 EL schwarzem Tee gemischt. Das Ganze mit 500 ml kochendem Wasser überbrühen, 3 Minuten ziehen lassen und mit Honig süßen.

Arabischer Energietee
Zutaten für 2-3 große Tassen: 2-3 kleingeschnittene Datteln, 1 EL
Rosinen, 1 EL Kokoschips, 1 Messerspitze Zimt, 2 Scheiben Ingwer, 1 Prise Kardamom, 500 ml Wasser, 250 ml Milch, Honig nach Geschmack

Alles bis auf die Milch mit dem Wasser aufkochen und 5 Minuten ziehen lassen. Die Milch dazu geben, nochmals kurz aufkochen, abseihen und nach Geschmack süßen. Der Datteltee wird ursprünglich zur Zeit des Ramadan getrunken und ist ein echter Energiespender und Helfer im Rahmen von Fastenkuren.

Gewürzmilch Zutaten für 4 große Tassen: je ¼ TL Zimt und Ingwerpulver, je 1 Prise Nelkenpulver und schwarzer Pfeffer, je 1 Messerspitze Kardamom und Kurkuma, 500 ml Milch, 500 ml Wasser, 1-2 TL Honig

Die Gewürze mit dem Wasser aufkochen, 5 Minuten köcheln lassen. Milch zugeben und nochmals kurz aufkochen. Gut verquirlen und weitere 5 Minuten ziehen lassen. Nach Geschmack mit Honig süßen und 1 Zimtstange zum Umrühren verwenden. Die Gewürzmilch wirkt als Energiespender und bringt das Immunsystem auf Trab.

Zusammenfassung

Das Wissen um die Heilpflanzen des Orients, samt Gewürzen, Ölen und Düften, bietet gerade im Bereich der Prävention eine echte Alternative. Neben den hier aufgeführten Gewürzen spielen viele weitere eine Rolle. Zu nennen wären u.a. Koriander, Kreuzkümmel, Muskat, Zimt, Nanaminze, Lorbeer, Pfeffer und Süßholz. Vor allem für Kochbegeisterte und ernährungsbewusste Menschen sind Kenntnisse über deren Wirksamkeit eine interessante und motivierende Empfehlung für die Gesunderhaltung

Sabine HelbigSabine Helbig

Apothekerin, Tierheilpraktikerin
info@therapiekonzepte.com

Literatur

  • Hobert, Ingfried: Arabische Medizin. Journal für die Apotheke 1-2015
  • Kerckhoff, Anette & Schimpf, Dorothee: Die Heilkraft der Gewürze. KVC Verlag, 2014
  • Schneider, Sylvia: Wonnestunden aus 1001 Nacht. Gesundheit und Wohlbefinden aus dem Orient. Goldmann Verlag, 2006
  • Jacob, Ludwig Manfred: Zellregulatoren gegen Krebs. Deutsche Zeitschrift für Onkologie; 2017; 49:162–173
  • Schneider, Dirk: Die medizinische Wirkung von Safran auf den menschlichen Organismus. Paracelsus Magazin 05/2013

Foto: ©Jérôme Rommé / stock.adobe.co

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