Das gute Erbe unserer Ahnen

Auflösung uralter Familienprägungen

Unsere Herkunftsfamilie prägt uns tief. Viele Schwierigkeiten in Beziehungen mit anderen sowie unsere Sicht auf uns selbst gehen auf frühe defizitäre Erfahrungen zurück. Hier kann Heilarbeit im Ahnenfeld eine große Bereicherung und Erleichterung sein, sie sollte von Therapeuten immer wieder in Betracht gezogen werden. Besonders in der aktuellen Zeit werden durch die aufflammenden Problemfelder, z.B. Angst, Fremdbestimmung und Existenzverlust, unerlöste Themen im Ahnenfeld aktiviert und drängen nach Erlösung.

Daneben sind die längst erlösten Ahnen, die wir in jeder Sippe finden – auch wenn ihr Leben viele Generationen zurückliegt – eine große Quelle der Kraft, Inspiration und Unterstützung. Dass diese liebenden Verwandten zu uns gehören, ist uns oft überhaupt nicht bewusst. Sie wirken unterstützend bei jeder Art von versöhnender Arbeit mit all den uns nahestehenden Verwandten, die durch ihr schweres Schicksal den Bezug zu sich selbst und anderen verloren haben und ihr Leben nicht mehr aus einem liebenden Herzen herausführen konnten.

Die Sicht auf unsere Ahnen

In alten Zeiten war es natürlich, die Ahnen zu ehren und sie als Quelle des Schutzes und der Kraft zu betrachten. Diese Sichtweise finden wir auch heute noch bei den Naturvölkern und -religionen. Leider ist uns diese Haltung weitestgehend verloren gegangen. Bert Hellinger hat vor vielen Jahren als Missionar in Afrika beobachtet, dass in Familiensystemen Frieden herrscht, wenn jeder seinen guten Platz hat, gesehen und geachtet wird. Und dass in Fällen, wenn jemand verurteilt, vergessen oder ausgeschlossen wurde, ein anderer im System diesen unbewusst vertritt und das Verdrängte ausagiert. Heute erleben wir das oft in Familien nach der Trennung der Eltern, wenn die Kinder aus unbewusster Liebe die verdrängten Gefühle der Eltern ausleben. Sie zeigen damit auf, dass im System dringend Heilung und Versöhnung gebraucht wird.

Mit unserem Ahnenfeld verknüpfte Belastungen

Probleme im System sind uns häufig nicht bewusst, sie dienen aber wie Verstärker jenen Themen, mit denen wir uns auseinandersetzen müssen. Beispiele: Wenn Paare sich Kinder wünschen und es nicht klappt oder immer wieder Fehlgeburten auftreten, gibt es häufig unerlöste, unbetrauerte Kinderschicksale im Ahnenfeld. In manchen Familien finden wir über viele Generationen bestimmende Erkrankungen, z.B. Krebs, Herzbeschwerden oder Rheuma. Auch psychische Muster, die diese Erkrankungen fördern, werden über Generationen weitergegeben. Manch einer kommt finanziell auf keinen grünen Zweig, weil in den Ahnenlinien Vermögensverlust, Konkurs oder sonstige Formen der Verarmung noch nicht mit Mitgefühl gesehen werden. Unerlöstes Grauen, Kriegsgräuel, Gefangenschaft, schweres Schicksal und Schocks führen oft nicht nur bei den Betroffenen, sondern auch in den Folgegenerationen zu Süchten oder psychischen Erkrankungen.

Das Sippengewissen bringt die Themen wieder an die Oberfläche. In diesen Fällen hilft oft eine Familienaufstellung oder Ahnenfeldheilung, um die Lasten zu erlösen. In Familienaufstellungen erlebe ich immer wieder, dass Menschen es vermeiden, sich ihren Ahnen zuzuwenden, weil sie die Lasten fürchten, die im Ahnenfeld vorhanden sind. In unserem Kollektiv finden wir kaum eine Familie, die durch die beiden letzten Weltkriege nicht belastet oder traumatisiert wurde durch gefallene Soldaten, Heimatvertreibung oder sonstigen schweren Verlusten. So tragen wir oft unbewusst Unerlöstes mit, leiden darunter und suchen Hilfe. Viele Menschen sind sogar loyal gegenüber dem Leid ihrer Vorfahren und erlauben sich unbewusst nicht, ein gutes, erfülltes Leben zu führen.

Anerkennen, was wirkt

Erst wenn wir die Muster im System und das tragische Schicksal unserer Vorfahren sehen und achten sowie Liebe und Mitgefühl zu ihnen fließen lassen, finden sie endlich Frieden. So kann es ihnen möglich werden, liebevoll, wohlwollend und segnend über uns Nachkommen zu wachen. Wer diesen Prozess schon einmal im Rahmen einer Systemischen Familientherapie erlebt hat, konnte sicher spüren, wie Lasten von ihm abgefallen sind und das Leben leichter wurde. So sind viele von uns „Lichtbringer“ für das ganze System, weil wir uns dem Schmerz und dem Entsetzen zuwenden und die Lasten für uns und unsere Ahnen endlich erlösen können.

Karmischer Bezug

Wir sind nicht zufällig Teil unserer Herkunftsfamilie. Wir bringen all die Themen mit, die wir in unserer Familie entwickeln, bearbeiten und erlösen können. Oft nehmen wir Lasten auf uns, die beschleunigen, dass wir uns mit bestimmten Themen in unserem Leben auseinandersetzen. Hier zeigt sich immer wieder das kosmische Gesetz: Wie innen so außen. Ich bin jedes Mal aufs Neue fasziniert, wenn ich bei einem Patienten zeitlose Muster sehe, die sich exakt im Familiensystem widerspiegeln. So bringt uns unsere Familie auch auf den Seelenweg. Wenn wir unsere eigenen Themen bearbeiten, kann sich auch ganz viel für unser Ahnenfeld lösen. Oft beenden wir ein destruktives Muster oder heilen eine uralte Wunde, die über Generationen wirkte, sodass Freiheit für uns und unsere Nachkommen entsteht.

Hüter unseres Potenzials und Schläfer

Im Ahnenfeld haben wir immer Vorfahren, die bestimmte Qualitäten, Kenntnisse, Fähigkeiten und Gaben hüten und bewusst leben. Sie geben dieses Potenzial über Generationen weiter. So finden wir Familien, in denen z.B. musikalische Fähigkeiten, tiefe Verbindung zur Natur, Heilwissen oder handwerkliche Begabung immer wieder auftauchen. Neben diesen „Hütern“ des Familienpotenzials gibt es aber auch „Schläfer“, die – meist durch schweres Schicksal – diese Fähigkeiten nicht mehr leben konnten. Obwohl diese verschüttet erscheinen, geben sie diese Anlagen weiter. Ganz besonders durch die letzten Weltkriege gerieten so durch Schock und Trauma viele wundervolle Anlagen in Vergessenheit, die aber trotzdem zu uns gehören. Die belastenden Erfahrungen verhindern, dass wir den Zugang zu unserem Potenzial finden (Epigenetik).

Das Erbe unserer Eltern

Oft identifizieren wir uns über unsere Defizite, wodurch Verknüpfungen und Glaubenssätze entstehen, z.B. „Meine Mutter/Mein Vater hat mich nicht geliebt“. Diese tragen wir dann wie einen Stempel unsichtbar auf der Stirn. Doch Eltern wollen immer nur das Beste für ihre Kinder. Das erkennen wir oft erst, wenn wir selbst Kinder haben. Eltern sind häufig überfordert, verstrickt, manchmal traumatisiert und erstarrt, sodass Liebe nicht mehr fließen kann.

Über den Schmerz vergessen oder verdrängen wir das Gute, was genauso da war, und sehen nur noch die Schattenseiten. Wir haben dann kein Bewusstsein mehr für die Geschenke und Gaben, die wir – neben dem größten Geschenk, unserem Leben – von unseren Eltern bekommen haben.

Das Gute in den Eltern sehen

Hier kann es hilfreich sein, sich zu fragen:

• Was habe ich Schönes mit meinen Eltern erlebt?
• Wobei haben sie mich gefördert und unterstützt?
• Welche guten Eigenschaften habe ich von meiner Mutter und meinem Vater geerbt (vielleicht auch in einer erlösten Form)?
• Was liebe ich an meiner Mutter und meinem Vater?
• Wofür bin ich dankbar?

Wenn wir uns wieder für die positiven Gefühle öffnen, z.B. Wertschätzung, Liebe und Dankbarkeit, eröffnen wir uns dadurch Möglichkeiten, wieder auf gute Anlagen zuzugreifen.

Die lichtvollen Ahnen

Wir alle haben in unseren Ahnenlinien Vorfahren, die längst erlöst sind und liebevoll, gütig und segnend auf ihre Nachkommen schauen. Bei ihnen liegen Schätze verborgen, die nur darauf warten, endlich von uns in Besitz genommen zu werden. Das erlöste Potenzial unserer Ahnen wartet auf uns. Wenn wir uns ihnen zuwenden, finden wir dort all die Liebe, die wir suchen, und unendlich viele Geschenke, die zu uns gehören. Die lichtvollen Ahnen sind Ressourcen für uns, unterstützen uns auf unserem Weg der Heilung und des Erwachens. Und sie helfen uns dabei, ein wirklich erfülltes Leben zu führen, indem wir unser gutes Potenzial leben und feiern.

Besonders, wenn unsere Eltern nicht in der Lage waren, dauerhaft liebevoll auf uns zu schauen, finden wir dort eine Quelle der Zugewandtheit, Güte und bedingungslosen Liebe, die unsere Defizite ausgleichen und unsere Sehnsucht erfüllen kann.

Meditation zu den lichtvollen Ahnen

Mach es dir ganz bequem. Nimm ein paar tiefe Atemzüge und atme alles aus, was dich gerade noch beschäftigt hat. Schließe deine Augen. Verbinde dich mit dem Ausatmen über Lichtwurzeln mit der Erde und atme ihre Kraft und das Ja des Lebens in dich ein. Verbinde dich dann mit dem Ausatmen nach oben mit dem Göttlichen und atme die bedingungslose Liebe in dich ein.

Fühle dich gehalten von der Liebe von Himmel und Erde. Spüre dein Herz, die Quelle deiner Liebe, und lasse dein Herz ganz weit werden. Rufe jetzt deine lichtvollen Ahnen zu dir und spüre ihre liebende Präsenz. Lass sie dich berühren und halten, ganz so, wie du es brauchst. Schaue in ihre Augen und atme ihre bedingungslose Liebe in dich ein. Fühle, wie es ist, endlich vollkommen gesehen und angenommen zu sein.

Erlebe jetzt, wie einer der lichtvollen Ahnen vortritt und dir ein Geschenk überreicht, das zu deinem ererbten höchsten Potenzial gehört. Schau dir an, was das ist, und höre, wie dir die Bedeutung davon erläutert wird. Nimm dieses Geschenk in dein Herz. Atme sanft und tief, und nimm wahr, wie es sich mit deinem System verbindet. Was verändert sich in deinem Körpergefühl, wenn du dein gutes Erbe wieder zu dir nimmst? Erlebe, wie die lichtvollen Ahnen dich jetzt segnen und dich erinnern, dass du sie immer um Unterstützung bitten kannst, wenn du sie brauchst. Nimm dir noch etwas Zeit, dem nachzuspüren.

Die spirituellen Ahnen

Schließlich haben wir neben unseren genetischen Ahnen noch unsere spirituellen Ahnen. Dies ist ein Ansatz, den wir besonders in der Huna-Philosophie der Hawaiianer und in anderen Naturreligionen finden. Zu ihnen gehören Kulturen und Lehrer aus unterschiedlichen – oft vergangenen – Zeiten, zu denen wir uns magisch hingezogen fühlen, z.B. Ägypten, keltische Traditionen, Mysterienschulen, Priesterschaften, Inka-Reich, Meister, Yogis und Erleuchtete. Ebenso gehört die geistige Welt dazu, natürlich auch die Natur mit ihren Elementen, den Pflanzen, Steinen und Krafttieren.

Fragen Sie sich und erfühlen Sie die spontane Antwort Ihres Systems: In welchem dieser Reiche fühle ich mich zuhause? Dies kann helfen, zu spüren, welche Ressourcen dieser Ebenen zu Ihnen gehören und Ihnen helfen. Die spirituellen Ahnen wirken von einer anderen Ebene und unterstützen uns so, dass Heilung in allen Belangen geschehen kann, damit wir unser höchstes Potenzial entfalten können.

Fazit

Gerade in der heutigen Zeit ist es essenziell, sich immer wieder mit seinen Ressourcen zu verbinden. Die liebevolle Ebene der lichtvollen Ahnen ist eine große Quelle der Kraft, von der wir Liebe, Unterstützung und unendlich viele Geschenke bekommen können, die unser Leben reicher machen.

Buch-Tipp
Jeanne Ruland & Shantidevi Felgenhauer
Ahnenheilung
Auflösung von uralten Familienprägungen
Schirner Verlag

Shantidevi Felgenhauer
Heilpraktikerin mit Schwerpunkten Traumatherapie, Systemische Familienaufstellungen, Reinkarnationstherapie und Ahnenarbeit, Autorin
info@shantidevi.de

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